2020 Bericht Thüringen

In Corona-Zeiten muss man umdenken 😕

 12.08.2020

Die letzten Wochen waren…wie soll man das beschreiben… corona-mäßig? Wir hatten zwar einige Tagestouren an den Wochenenden gemacht, dennoch ist es irgendwie anders gewesen – und ich hab es mal wieder geschafft, die Prinzessin schlafen zu legen *hmmmpft* war ganz sanft… Aber es hat trotzdem Spaß gemacht. Wir haben hier in BW ja das Glück, uns einigermaßen frei bewegen zu können. Aber die ganze Situation ist halt einfach anders- weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll, daher lass ich es einfach…

Ja, jetzt ist der Sommer schon fast vorbei, eine richtige Moped-Tour konnten wir ja nicht wirklich machen – ABER: morgen geht es los Richtung Thüringer Wald !!! Mit den Mopeds !!!

Warum Thüringer Wald? Tja, leider besteht für ganz viele Länder eine Reisewarnung – das wär ja vielleicht nicht ganz so schlimm… Das größere Problem besteht eher darin, dass der Arbeitgeber sagt: „Wenn Du aus einem Risiko-Gebiet wieder zurückkommst, musst Du Dich für 14 Tage in Quarantäne begeben (und dabei unbezahlten Urlaub nehmen)“. Klar könnten wir auch nach Kroatien oder Italien (die sind NOCH nicht auf der Liste), aber die Lage ändert sich ja ständig – je nach Infektionsgeschehen. So könnte es also passieren, dass unser Wahlland dann bei der Anreise noch nicht auf der Liste der Risiko-Gebiete steht, aber wenn wir dann mitten in der Pampa sind, könnte jemand entscheiden, dass es dann doch zum Risiko-Gebiet erklärt wird und dann hätten wir die A…-Karte. Wir sind ja schon weng abenteuerlustig, aber DAS ist selbst uns viel zu riskant.

Und Thüringen hat sich eben so ergeben: Schwager und Schwägerin haben dort eine Eigentumswohnung, die derzeit nicht vermietet ist – daher haben sie diese kurzerhand für dieses Jahr für die Familie hergerichtet, damit alle irgendwie trotz der ganzen widrigen Umstände vielleicht doch einen angenehmen Urlaub machen können. Ist das nicht nett? Das ist nicht nur nett, sondern eine total geile Idee, denn die Gegend dort soll wirklich schön sein und zum Moped fahren außerordentlich geeignet 😉 .

Meine Prinzessin hat anscheinend Probleme mit dem Lenkkopf-Lager. Hat sich wohl so eingeschlichen. Und ich dachte immer, das liegt an den Reifen, dass die beim Abbiegen manchmal in die Kurve „fällt“. Sollte aber keine Probleme bereiten (hoffe ich), fahre ja schon die ganze Zeit so, hab mich schon daran gewöhnt. Wird schon!

  Heute dann also Packen, Aufsatteln und morgen geht´s dann los. Wir haben von unserer Tochter den Auftrag erhalten, den Blog während der Tour up-to-date zu halten. Werde mich bemühen – versprochen 🙂 .

Donnerstag, 13.08.2000

Wir Biker reden immer vom Wetter – das verstehen Nicht-Moped-Fahrer gar nicht. Aber wenn man morgens aufwacht und eine Tour vor sich hat, dann schaut man als allererstes raus – regnet´s oder ist es nur bewölkt, oder scheint sogar die Sonne, ist es kalt oder warm? So ging es auch mir heute morgen – leider sah es nicht gerade gut aus. Bewölkt und grau 🙁 .


Aber nutzt ja alles nix. Wir wollen los!  Wie es draußen auch aussehen mag.

Nach einem kleinen Frühstück fing es schon an zu tröpfeln. Da hatte ich schon den Gedanken, den Regenkombi bereits anzuziehen. Apropos Regenkombi – hatte Rocco meinen eigentlich auch eingepackt? Neee- hat er natürlich nicht, warum denn auch, schließlich packt ja jeder seine eigenen Sachen! Wie guuuuut, dass es schon getröpfelt hat, sonst hätt ich das Riesenkondom glatt zu Hause gelassen. Also gleich vom Speicher geholt und „untenrum“ angezogen, aber als wir dann los wollten, hab ich´s wieder AUSgezogen, weil es echt seeehr warm war…. wird schon gut gehn, wenn es dann in Strömen regnet, kann ich´s ja immer noch anziehen.

Ja, in Strömen hat es dann schon nach 10 km geregnet und als wir durch Rottweil gefahren sind, waren wir schon ziemlich nass… Es hat dann aber relativ schnell wieder aufgehört und so konnten wir uns die nächsten 150 km wieder trocken föhnen (bis auf die Feuchtigkeit im Schritt, die dauert irgendwie immer etwas länger 😉 ).  Bei schwülwarmen 23-25°C ging es dann erstmal über (oder durch?) die Zollern-Alb, dann durch den Rems-Murr-Kreis. Schöne Strecken, einfach laufen lassen – vorausgesetzt, es sind grad keine Blitzer da (die gefühlt alle 2-3 km irgendwo aufgestellt waren).  Nach einem Abstecher in eine Bäckerei und Bank machten wir dann auf einem Parkplatz Mittagspause – und immer wieder ein banger Blick in den Himmel, denn es hat unterwegs immer mal wieder getröpfelt. Als wir dann weiterfuhren, sah Rocco in der Ferne einen Blitz und leider sah es voraus nicht gerade gut aus – grau und verhangen und der Blitz hat sicherlich nichts Gutes im Gepäck. Also doch anhalten, Kombi überstülpen (natürlich nur ich – Rocco hält das ja aus!). Das war an einem


Wohnhaus irgendwo im Nirgendwo und dann kam da auch tatsächlich ein Mann raus, der mich hinters Haus gewunken hat, weil dort eine Bank ist und ich dort mein Kombi bequemer überstülpen kann. Sehr nett – aber da war ich dann schon drin.

Also weiter. Doch es fielen nur vereinzelte Tropfen und ich war schon schweißgebadet unter dem Teil. Ich dachte schon, ich hätte es umsonst angezogen und wünschte mir, dass wir wenigstens kurz mal in einen Schauer kommen, damit sich die Mühe und der Schweiß wenigstens gelohnt haben. Kennt jemand den Spruch „Pass auf, was Du Dir wünschst – es könnte wahr werden“ (sinngemäß). Ja, was soll ich sagen, die letzten hundert Kilometer und zweieinhalb Stunden sind wir tatsächlich im strömenden Regen gefahren – wir hatten uns fast schon wie in Albanien gefühlt… Tatsächlich sind wir aber an der Kocher entlang und über die Ostalb gefahren. Sooo eine schöne Gegend (was man erkennen konnte im Regen und teilweise Nebel) und soooo schöne Strecken – die wären wir wirklich gern  im Trockenen gefahren – aber die sind ja immer noch da, kann man auch ein anderes Mal wiederholen, oder?

Hat sich der Kombi also gelohnt? Ähm ja, bedingt – nass waren wir trotzdem und sind so auch in Wachstein angekommen – wo genau das ist, kann ich wirklich nicht sagen, wir sind jedenfalls durch Oettingen gefahren (ja, an der Oettinger Brauerei vorbei). Wir sind hier mitten in Nirgendwo in einem kleinen Nest im Hotel Sonne untergebracht.


Als wir angefahren kamen und eben vor dem Hotel parken wollten, kam die Wirtin raus und fragte, ob wir die Mopeds unterstellen wollen – klar, wollen wir. Also einmal um´s Eck und dann ging ein Tor auf – über dem Tor war „Spielscheune“ angeschrieben. Ok, dachten wir, das war halt früher wohl mal so und jetzt isses ´ne Garage.


Weit gefehlt, es war immer noch eine Spielscheune, darin hatten auch gerade Kinder mit ihren Eltern gespielt und es wurde dann mal kurz ein Tisch und ein paar Stühle zur Seite geschoben und wir konnten die Mopeds reinstellen! Ich hoffe doch, die Kinder dort drin benutzen die Mopeds nicht als neue Klettergeräte *griiins*. Aber wir wurden von denen nett begrüßt mit „Haaallloooo Motooooraaadfaaaahreeeerrrrr“ – im Chor, hahaha.


Die Klamotten durften wir auf einem Wäscheständer in einer Kammer aufhängen – als wir vorhin mal reinschaut hatten, waren unter den Klamotten schon ein paar Pfützen…. hoffentlich sind die bis morgen trocken. Wenn nicht, ist es eigentlich auch egal, denn voraussichtlich werden wir sowieso wieder nass – so ist das halt, wenn man eine Reise mit dem Moped tut, da muss man auf alles gefasst (und vorbereitet) sein – aber genau das ist ja auch der Reiz daran, sonst wär´s ja langweilig – bei schönem Wetter und mit dem Auto kann ja jeder – pffft.

Nun freuen wir uns auf ein Abendessen.

Freitag, 14.08.2020

Die Nacht war ziemlich schweißtreibend – nein, nicht was man jetzt vielleicht denken könnte – wir hatten wirklich geschwitzt, denn im Sommer bei geschlossenem Fenster in einem relativ kleinen Zimmer unterm Dach und mit einer dicken Bettdecke war das unabdingbar. Heute morgen waren wir dann nicht wirklich ausgeruht und das Wetter war tatsächlich nicht gerade vielversprechend. Und auch die Klamotten waren noch immer klamm (naja, Rocco´s Schuhe waren immer noch NASS), aber wir hatten dann trotzdem wie immer die Mopeds gesattelt und waren nach dem Frühstück wieder auf der Straße. Übrigens liegt Wachstein bei den „Fränkischen Seen“ – ja, hab mich schlau gemacht *griiins*.

Und ich hatte wie immer diesselben Sorgen – was soll ich anziehen? Weiber sind da echt kompliziert 😉 – nur ging es dabei nicht um Ausgehklamotten sondern um die Frage, wie oder was ziehe ich am besten an, falls wir unterwegs in den Regen kommen. Ich hatte mich dann für die Sommerjacke entschieden und den Kombi parat gehalten, falls es anfängt zu regnen. Dachte mir, wenn ich dann den Kombi bei dem schwülen Wetter drüberziehen muss, ist es mit der Sommerjacke nicht ganz so schlimm. Nur hatte ich leider nicht bedacht, dass die Sommerjacke wirklich seeeehr luftig ist und es wurde zwischendurch ein bisschen frisch….. aber geeeht alles (wenn man will).

An der Tankstelle kam dann


von Rocco „Oh, oh, gaaaar nicht gut“ – ok, shit, was ist denn nun los? Navi geht nicht mehr – hatte gestern schon weng gemuckt… Zum Glück hat er dann festgestellt, dass es am Ladeport lag und nicht am Navi selbst. Nur gut, dass man ja am Moped nicht nur eins davon, sondern zwei hat (zumindest ist das bei Continos so…). Also ins andere Port reingesteckt und weiter ging es.

Die erste Hälfte der Fahrt war nicht besonders, aber dafür trocken. Nach einem kleinen Zwischenstopp zum Espresso und kleinem Mittagessen an einer Bäckerei kurz vor Bamberg fiel Rocco dann ein, dass wir ja gar nichts mitgenommen hatten, um die Mopeds abzudecken. Wenn wir sonst unterwegs sind, stehen die ja in den meisten Unterkünften unterm Dach oder in einer Garage (oder eben in einer Spielscheune * griiins* ) aber an der Wohnung in Kaulsdorf sind die ja mitten auf einem Parkplatz… ganz ungeschützt! Das ist ja so, wie wenn ein Esel bei Regen mitten auf dem Feld steht – das mag der auch nicht und sucht sich einen Unterstand…. Also schnell gegoogelt, ob es irgendwo in Erfurt oder Weimar oder so einen Polo oder Louis-Shop gibt. Und ja, gibt es, aber gleich 10 km weiter in Bamberg, also haben wir schnell mal die Route geändert und ´nen Abstecher zum Louis gemacht, damit der Magarac einen Unterschlupf bekommt (ja, ok, die Prinzessin ist sicherlich auch nicht böse drum).


Bei der Gelegenheit hatte ich dann auch wieder mein Kombi übergestülpt – schweißtreibende Arbeit – aber es hat sich gelohnt, denn keine 2 Minuten später fing es an zu regnen. So ziemlich zur selben Uhrzeit wie gestern auch schon. Und dabei waren wir gerade auf einer wirklich schönen Strecke unterwegs – es war wie verhext! Teilweise kamen wir uns wirklich vor, als ob wir durch einen Zauberwald fahren würden – weit und breit kein Mensch, die Straße nass und kurvig, leicht neblig. Das ging so lange, bis uns ein Tanklaster entgegenkam, dann war die Illusion vom Zauberwald wieder dahin. Die Gegend ist wirklich schön, die Dörfer haben alle ganz merkwürdige Namen, kann also nicht wirklich sagen, wo wir gefahren sind, aber auch hier ging es uns wie gestern auch schon – wäre die Straße trocken gewesen, hätten wir es so richtig genießen können. Aber es ist halt wie es ist.

Nach Thüringen sind wir dann am südlichsten Zipfel reingefahren – kurz vorher am Straßenrand ein „lost place“ – ein alter Bahnhof, der eigentlich als Museum dient und wo auch noch eine alte Bahn verkehrt – doch aufgrund von Corona ist der Betrieb derzeit eingestellt – schade eigentlich, sah wirklich interessant aus. Und dann waren wir auch schon im „Naturpark Thüringer Schiefergebirge“ – und die Häuser waren auch alle mit Schiefer gedeckt – klar, liegt ja nahe. Kurz vor Kaulsdorf hatten wir dann nochmal Kaffee-Gelüste und fuhren an einen Bäcker bei einem Netto ran. Den Kaffee und den Pfannkuchen (bei uns würde man Berliner dazu sagen – und wir fragten uns, wie die Leute hier dann die Pfannkuchen nennen???) genossen wir dann neben dem Eingang auf dem Randstein. Ob wir wohl aufgefallen sind?  Neeeiiin, kein bisschen, hahaha.

Kurz danach kam auch schon Kaulsdorf und damit das Ende unserer Anreise. Die Wohnung ist wirklich sehr schön, man hat von der Terrasse aus eine schöne Aussicht. Hier sitze ich auch nun,


nachdem wir einkaufen waren und uns eine TK-Pizza zum Abendessen aufgebacken und „genossen“ haben und beschreibe unseren Tag.

Die Pläne für morgen? Da das Wetter immer noch muckt, werden wir mit dem Zug nach Erfurt fahren – ab Sonntag können wir dann hoffentlich wieder ein paar Touren machen. Wie immer ist es spannend, was und wie es kommt 😉 .

Samstag, 15.08.2020

Das Wetter hatte gehalten, was es versprochen hatte – Regen. Heute morgen war es zunächst nur nass, aber drumherum neblig und trüb – also war unser Plan für heute ganz gut gefasst. Doch erstmal musste ein Kaffee her – wie zum Oma´s Zeiten: Wasser heiß machen, Kaffee in einen Handfilter geben und aufgießen – funktioniert 😉 . Dann hieß es Frühstücken – dafür hatten wir ja gestern Aufback-Brötchen gekauft. Also Backofen vorheizen und – zack, Haupt-Sicherung rausgesprungen – okeeeee, das ist jetzt aber schon suboptimal…. Zum Glück gab es in der Wohnung einen Toaster, also Brötchen in toast-dicke Scheiben schneiden und toasten – funktioniert auch *griiins*.


Nachdem auch diese Hürde genommen war, liefen wir zum Kaulsdorfer Bahnhof. Abfahrt nach Erfurt von Gleis zwei, ein Ticket kann man dann am Bahnhof ziehen. Ok, Gleis Zwo haben wir gleich gefunden, aber keinen Automaten. Also auf zum Bahnhofsgebäude, das jedoch auf der anderen Seite der Gleise war – und der Weg dorthin nicht etwa irgendwie direkt über die Schienen oder so – nein, wir mussten einen gefühlten halben Kilometer zurücklaufen, den Bahnübergang nehmen, und den halben Kilometer Richtung Gebäude laufen. Dort angekommen – ja ähm, ich glaube, der Eingang wurde zuletzt kurz vor der Wende benutzt – alles total zugewachsen, überwuchert und baufällig. Nun ja, Züge fahren jedoch eindeutig hier ab, dann müssen wir das Ticket halt in der Bahn ziehen, was sollen wir tun? Also wieder zum Gleis 2 (einen halben Kilometer zurück, über den Bahnübergang und einen halben Kilometer in Richtung Gleis 2) und plötzlich stand da doch tatsächlich ein Ticket-Automat – ich schwöre,


der war vorhin noch nicht da!!! Kann gar nicht sein, wir sind zwei Mal an der Stelle vorbeigelaufen, also muss der sich irgendwie in der Zwischenzeit dort materialisiert haben! Und der hat auch tatsächlich funktioniert, hahaha.

Auf der Fahrt hatte es dann in Strömen geregnet – was waren wir froh, dass wir den Plan mit Erfurt gestern schon gefasst hatten! Was wir von der Gegend gesehen haben (im Regen und Nebel) hat uns ein bisschen an den Schwarzwald erinnert, nur eher „sanfter“, also nicht so hoch. Sah aber recht vielversprechend aus. Die Saale, an der wir entlanggefahren sind, führte allerdings ziemlich viel Wasser… In Jena-Göschwitz mussten wir dann umsteigen nach Erfurt –  in Begleitung einer Hundertschaft Polizisten – ja, kein Scherz. Aber die waren da ganz friedlich bei ihren Fahrzeugen gestanden, dennoch waren alle Fahrgäste ganz brav und still…


Um die Mittagszeit kamen wir dann in Erfurt an, da hatte es dann zum Glück aufgehört zu regnen – hatte mich schon einen Schirm kaufen sehen, aber das blieb uns dann erspart – also auf in die Altstadt. Doof nur, dass wir mit der Kirche um´s Dorf mussten, weil die halbe Fußgängerzone eine Baustelle war – egal, wir hatten sowieso keine Ahnung, wohin wir sollen/müssen/wollen, wir sind einfach mal irgendwie in Richtung des Doms gelaufen. Und dann, ganz plötzlich, war da so ein Brunnen und direkt


dahinter ein bekannter Schriftzug „BLOCK HOUSE“ – so ein Zufall, dass doch gerade Mittagszeit war und wir dann ganz plötzlich einen enormen Hunger verspürten. Wir waren uns einig, allein dafür hatte sich die Fahrt nach Erfurt gelohnt *griiiins*.

Gut gesättigt und träge machten wir uns dennoch auf den Weg zum Dom – wenn uns jemand fragt, was wir in Erfurt alles gesehen haben, ist es doof zu antworten: „Carpaccio, Steak, Salat“ – nein, das geht nun wirklich nicht, also auf zum „Alibi“. Und da waren sie, die ganzen Touristen – vorher hatten wir uns schon gewundert, dass es so leer ist in der Innenstadt. Aber wir waren einfach nicht an den richtigen Stellen (oder vielleicht doch…?). Ja, der Dom ist schon groß und natürlich wir waren auch drin. Die Architektur ist schon faszinierend, wie immer bei solchen Monumental-Bauten, aber ich muss mich da jetzt nicht lange aufhalten…sorry an alle, die sowas mögen.


Schwupps war es auch schon wieder Zeit, zurück zum Bahnhof zu laufen. Meistens abseits der üblichen Touri-Wege, da sieht man dann auch mal verwunschene Gässchen und von Efeu überwucherte Fassaden. Das Wetter hat auch mitgemacht, die Sonne hat sich gezeigt und es war (schwül-)warm aber Hauptsache kein Regen. Am


Hauptbahnhof gönnten wir uns dann noch einen Kaffee und beobachteten die Leute auf dem Bahnhofsvorplatz – ist oftmals viel interessanter und unterhaltsamer, als alte Gebäude anzuschauen. Auch wenn der Kaffee und der Bäcker nicht gerade so toll waren, aber das nimmt man dann in Kauf – kann nicht immer Kaviar sein, gell.


Beim Umsteigen in Jena-Göschwitz standen die Polizeibeamten, die wir vormittags schon bemerkt hatten,  nun auf dem gesamten Platz verteilt – uiuiui, das war schon spannend! Was ist da los? Da wir ein bisschen Zeit hatten, konnten wir bei einem leckeren Magnum-Eis (natürlich Mandel, was sonst) spekulieren, was die Polizei den ganzen Tag schon hier macht. Heimlich musste das Aufgebot dann natürlich mit dem Handy fotografiert werden. Nachdem unser Zug und noch ein anderer dann wieder abgefahren waren, zogen sich die Beamten auch wieder zurück. Und neugierig, wie ich bin, musste ich natürlich die Beamten ganz freundlich fragen, was das ganze denn soll? Die Jungs hatten mir dann auch ganz freundlich geantwortet, dass irgendwo ein Fußball-Spiel war und die sozusagen präventiv präsent wären, damit da unter den Fans (bzw. Hooligans) auch nix passiert. War aber wohl alles ruhig. Und wie ich mich so mit den Beamten unterhalte, kommt doch so eine Type und mischt sich völlig sinnfrei ein, warum die Polizisten denn keine Masken tragen würden, er sei zwar Maskengegner, aber es würde ihn schon interessieren, wieso die Beamten das nicht machen und die halten ja auch nicht den Abstand untereinander ein und überhaupt und sowieso – ey Mann, hast mich grad unterbrochen im Gespräch Du Depp!!! Der Typ stand schon die ganze Zeit am Rand rum und hat die Beamten beobachtet und auch fotografiert, sich aber nicht getraut, irgendwas zu sagen/fragen. Und erst als ich mich mit den Jungs unterhielt, wurde er mutig – Idiot! Nur gut, dass wir zu unserem Gleis mussten, um den Anschluss-Zug zu erreichen – pfffft. Übrigens ist die Pflicht, Maske im Zug zu tragen, absolut erträglich!

Es war heute ein schöner Tag, auch wenn wir keine Tour machten konnten – im Zug hatten wir nach einem Telefonat mit Damian auch minutenlang Tränen gelacht. Aber das ist eine andere Geschichte und gehört nicht hierher 😉 . Nun hoffen wir, die nächsten Tage ein paar schöne Touren machen zu können. Die Gegend sieht schon recht vielversprechend aus!

Sonntag, 16.08.2020

Nachdem wir gestern aufgrund des Wetters ja nicht fahren konnten, freuten wir uns auf die heutige Tour – nachts hatte es nochmal geregnet, aber die Vorhersage für heute war gut. So waren wir nach dem Frühstück endlich wieder auf den Mopeds unterwegs. An der Saale entlang sind wir durch Wälder gefahren und die Atmosphäre war schon fast mystisch – rechts schlängelt sich die Saale mitten durch Wald und Wiesen, leichter Nebel über dem Wasser. Links der Wald, wo Nebelschwaden durchwabbern und wo die Sonne durchkam, schien sie in Bündeln von Licht herab – Grinsen im Gesicht war vorprogrammiert.


Zunächst ging es wieder durch den Naturpark Thüringer Schiefergebirge – Obere Saale und wie bereits vermutet, ist es hier so ähnlich wie bei uns im Schwarzwald. Schöne kurvige kleine Straßen und nach 20 Minuten dann eine Durchsage über Kopfhörer : „Herzlich Willkommen bei Contino Tours – wir freuen uns, dass Sie wieder einmal mit uns reisen und wünschen Ihnen eine angenehme Fahrt“ – Rocco hat wieder einmal die kleinsten Straßen und Wege gefunden, er ist halt einfach der Beste, ehrlich! So ging es kreuz und quer durch Wald und Feld, kurz durch den Thüringer Wald und dann waren wir plötzlich wieder in Bayern und fuhren durch den Frankenwald. Dort fuhren wir immer wieder auf der Frankenwaldhochstraße – doch trotzdem war nicht allzu viel Verkehr, obwohl Sonntag war – überhaupt hat Rocco die Motorradfahrer vermisst. Ja, ab und zu kamen uns ein paar Gruppen und auch vereinzelte Fahrer entgegen, aber alles in allem hätten wir schon mehr erwartet. Könnte es vielleicht sein, dass die sich nicht bei den Contino-Tours angemeldet hatten und daher ganz andere Straßen gefahren sind als wir? Hmmm, nicht ganz so abwegig. Irgendwo fanden wir


dann sogar eine Moto-Cross-Strecke – das Schild hatten wir im Ort vorher schon gesehen, aber uns nichts dabei gedacht. Anhalten wollten wir trotzdem und dann haben wir eine Zeit lang die Jungs beim Spass haben beobachtet.


Unterwegs fuhren wir an einem Turm vorbei – der sah aus, als ob man ihn besteigen könnte. Und tatsächlich, es war ein Wasserturm, den man gleichzeitig als Aussichtsturm nutzt (Wasser- und Aussichtsturm Birnbaum). Ein klassischer Beton-Turm, um den man hölzerne Stufen und Geländer, sowie ein Dach oben drauf gebaut hat. Den mussten wir natürlich erklimmen! Über 119 Stufen kommt man bis nach oben und dort hatte man einen tollen Rundumblick auf 638 m ü.NN (süß oder?)-  teilweise bis ins Erzgebirge und die Fränkische Schweiz (zumindest laut den Schilder, die dort angebracht waren – im Dunst konnten wir nicht wirklich so weit sehen *grins*).


Weiter ging es durch Wald und Feld – teilweise musste Rocco die Route anpassen, da viele Baustellen die Durchfahrt auf der geplanten Route verhinderten, aber dennoch hatten wir einige schöne Strecken,  sogar ein paar Kehren – meist an Stellen, an denen man es so gar nicht erwartet hätte… Um die Mittagszeit waren wir dann auch wieder kurz vor dem Thüringer Schiefergebirge. Am Mauthaus (so heißt die Ansiedlung) war eine Wirtschaft und da uns das Hüngerchen packte, hielten wir kurzerhand auf ein leckeres mit Spargel und Käse überbackenes paniertes Schnitzel – mjammm, riesige Portion und echt lecker.

Wieder in Thüringen ging es dann entlang des Stausees Hohenwarte bis zur Staumauer – ein kurzer Halt auf einen Kaffee (nicht wirklich gut) und Kuchen (auch nicht besser) und das ganze mit zwei Mineralwasser für 19€ – die spinnen doch!!! Naja, ans Wasser konnte man nicht wirklich, also der obligatorische Gang und das obligatorische Foto auf der Staumauer und dann waren wir auch schon wieder auf den Mopeds und fünf Minuten später wieder in Kaulsdorf.


Schön war´s – das Wetter hat mitgespielt, zum Schluss war es allerdings sehr warm und schwül, so dass wir froh waren, wieder aus den verschwitzten Klamotten zu kommen. Nach der Dusche dann die Planung für morgen: das Wetter sagt ab mittags Gewitter voraus – also morgens gleich um 8:00 Uhr losfahren und nachmittags mit dem Zug nach Saalfeld fahren und die Altstadt erkunden – guter Plan !!!


Montag, 17.08.2020

Wie geplant sind wir heute morgen um kurz nach 6:00 Uhr aufgestanden – war aber auch kein Problem, denn das Fernsehprogramm gestern war nix und so lagen wir schon um halb neun im Bett. Erstaunlicherweise sind wir problemlos eingeschlafen, war wohl doch anstrengender als gedacht gestern…

Ich hatte ja den defekten Backofen erwähnt – ja, das Thema hatte sich dann auch erledigt, der ging wundersamerweise wieder und so konnten wir die Brötchen für´s Frühstück heute morgen „am Stück“ im Ofen aufbacken , hahaha. Um 8:00 Uhr waren wir dann auch schon unterwegs. Die Fahrt ging heute kreuz und quer durch den Saale-Orla-Kreis (Orla ist auch ein Fluss hab ich dann gelernt) und durch den Saale-Holzland-Kreis (nein, Holzland ist KEIN Fluss). Wieder die kleinsten

Straßen und Sträßelchen, also eine echte Contino-Tour. Hoch auf die Berge (oder besser Hügel?) durch abgeerntete Getreide-  und Maisfelder und wieder eintauchen in Wälder und Täler.

Während das Wetter in Kaulsdorf sehr freundlich war, konnte man in der Ferne aus der Höhe eine schwarze Wand sehen – und darauf sind wir genau zugefahren – so war es nicht abwegig, dass wir ein paar Tropfen abbekamen – aber kurz bevor wir in diese Regen-Front kommen konnten, führte uns die Route zum Glück haarscharf daran vorbei und so blieben wir bis mittags tatsächlich trocken.

Ich hatte ja immer davon geschwärmt, dass man beim Moped-Fahren die natur unmittelbar spürt und riecht – nun musste ich wieder einmal feststellen, dass die Natur nicht immer GUT riecht! Abgeerntete Felder riechen nicht wirklich gut nach einem Regen – eher modrig/muffig und wenn kurz vorher dann auch noch der Gülle-Wagen drüber gefahren ist, riecht das mitunter recht streng. Überhaupt wäre das Landleben nun wirklich nix für mich – naja, vielleicht gewöhnt man sich daran mit der Zeit. Aber Landluft riecht echt nicht immer gut! Schon gar nicht, wenn auch Viehwirtschaft betrieben wird. Hier in der Gegend gibt es davon reichlichst, die kleinsten Ansiedlungen haben meist am strengsten gerochen. Aber wir mussten ja einfach nur durchfahren und das war gut so. Allerdings versetzte uns das ein oder andere Dorf optisch schon fast nach Italien – kleine, enge Gassen, die dann die Hauptstraße darstellten. Schön! Pünktlich zum Mittag waren wir dann wieder in Kaulsdorf – wir sind heute also in einem Radius von gerade Mal 30 km 4 Stunden lang fast am Stück gefahren! Und da das Frühstück schon länger her war, gönnten wir uns einen Döner an der Bude hier unten beim Penny – sehr empfehlenswert und lecker!


Der Plan sah vor, um 14:00 Uhr mit dem Zug nach Saalfeld zu fahren – also noch genügend Zeit, vor der Dusche noch einen Kaffee zu trinken. Währenddessen war schon der erste Donner in der Ferne zu hören, kurz danach auch Blitze zu sehen- aber das war zu erwarten, damit hatten wir ja gerechnet, kein Problem – bis wir los müssen, ist das auch vorbei. Doch was dann kam, damit hatten wir nun gar nicht gerechnet! Es hat aus allen Kübeln gegossen, so dass wir den Wald auf der anderen Seite des Tals gar nicht mehr gesehen hatten!  Da kam ganz schön was runter. Haja, kein Problem, es hat sich auch wieder beruhigt und gerade als wir dachten, jetzt könnten wir loslaufen (mittlerweile hatten wir auch schon Regenschirme in der Wohnung gefunden), ging es wieder los. Und dann hat es sich eingeregnet, den ganzen Nachmittag ging das so. Somit war unser schöner Plan auch dahin. Nun ja, was soll´s – Pläne zu ändern kennen wir ja von unseren Touren zu Genüge, haha.

Abendessen? Hmmm, zwar hatte es in der Zwischenzeit wieder aufgehört zu regnen, doch montags hat hier so ziemlich jede Wirtschaft zu – also ab zum Penny, einkaufen und selbst kochen (was wir eigentlich vermeiden wollten 🙁 ). Hackfleisch-Nudel-Pfanne mit Fertigsoße von Barilla (in Ermangelung passender Gewürze) – nun ja, wir hatten schon schlechter gegessen und es hat satt gemacht 🙂 .

Morgen soll das Wetter nahezu wie heute werden. Also derselbe Plan (aber andere Strecke) – mal sehn, ob es morgen klappt.


Dienstag, 18.08.2020

Die Matratze ist super, das Kissen auch – dennoch war die Nacht ziermlich unruhig – wieso kann man in manchen Nächten besser schlafen als in anderen, obwohl alle Umstände diesselben sind? Rätselhaft. Der Wecker heute morgen um 6:00 Uhr kam dann so gar nicht gut bei mir an – aber wir hatten ja einen Plan und der Plan war, dass der Plan heute aufgehen soll. Also raus aus den Federn und auf in den Tag. Und es hat sich wirklich gelohnt!

Ein frischer Start zunächst an der Saale entlang bis Bad Blankenburg und dort tauchten wir dann ins Schwarzatal ab – was für eine tolle Strecke! Immer am Fluss Schwarza entlang, kurvig, gut ausgebaut, wenig Verkehr, da passte einfach alles! . Danach durch

das Werratal über den Rennsteig, die Neustädter Höhe, durch das Biosphärenreservat Vessertal / Thüringer Wald, teilweise haarscharf an der Grenze zu Bayern und zeitweise auf 900 m ü.NN. Klasse! Und heute roch die Natur auch gut *griiins* – klar, wir fuhren  ja auch hauptsächlich durch den Wald. Das war eine richtige Genuss-Strecke heute, so ganz anders als gestern. Viel mehr wie im Schwarzwald – gestern war mehr wie auf dem Heuberg oder im Allgäu. Auch schön, aber eben anderst. Heute konnte man es richtig laufen lassen und teilweise waren ganz schön enge Kehren dabei, bei denen wir uns das ein oder andere Mal fast weng verschätzt hätten…Es waren auch nicht so viele Ortschaften wie gestern, durch die wir fahren mussten, wobei die gestern schon witzige Namen hatten wie „Kuhfraß“, „Gumperda“, „Quaschwitz“, „Moxa“ usw. – irgendwie eher wie aus einem Fantasy-Roman, hahaha.

In den Ortschaften fielen uns schon in den letzten Tagen die vielen Fachwerkhäuser auf – hier in der  Gegend anscheinend völlig normal. Auffällig war auch, dass es überall Schrebergarten-Anlagen gibt. Egal ob am Wald, an einem Fluss, an Bahnschienen und teilweise fast mitten im Ort – überall Kleingarten-Anlagen. Manchmal chaotisch und manchmal gut organisiert, so wie man es kennt. Auch das ist hier in der Gegend wohl normal. Und wenn man sich mal richtig umschaut, sieht man sehr viele „lost places“ – so nenne ich die verlassenen Fabriken, Häuser, Anlagen usw. die hier überall sind. Oft muss man zweimal hinschauen, manchmal erkennt man nicht sofort, ob da noch „Leben“ drin ist. Teilweise sind sie von der Natur schon wieder zurück erobert, oft aber auch schon total baufällig oder sogar eingestürzt. Sind das noch alte Relikte aus DDR-Zeiten? Hmmmm.


Um die Mittagszeit waren wir dann in der Goethe- und Universitätsstadt Ilmenau – Zeit für Mittagessen. Und wie so oft haben wir sehr lecker gegessen, wo wir es gar nicht erwartet hatten. In der Fußgängerzone hat uns das normale Gaststätten-Angebot (Lamm, Sonne, und wie sie alle heißen) nicht so wirklich angemacht. Ich bereute schon, dass ich die von Rocco vorgeschlagene Imbiss-Bude mit der Thüringer Rostbratwurst am Ortseingang verschmäht hatte. Doch dann sahen wir einen unscheinbaren Imbiss, der Burger im Angebot hatte – was soll ich sagen außer LECKER.

So gestärkt (oder in Rocco´s Fall schon fast übervoll)  konnten wir dann wieder auf´s Moped steigen – wieder hinab ins Schwarzatal. Nach einem kurzen Stopp


in Schwarzburg zog sich dann  jedoch der Himmel zu und es donnerte über uns. Daher beschloss Rocco, die Tour abzukürzen und nach Kaulsdorf zurückzufahren – erfreulicherweise wieder über dieselbe Strecke wie morgens – einfach genial.

Trocken angekommen (bis auf ein paar Tropfen), wollte ich unbedingt noch nach Saalfeld. Also duschen, richten und ab zum Bahnhof. Den Ticket-Automaten fanden wir dann auch wieder (der stand tatsächlich an derselben Stelle wie letztes Mal!) und so ging es hochmotiviert nach Saalfeld rein. Eigentlich wollte ich so einen Touri-Rundgang machen, aber nach der dritten Sehenswürdigkeit beschloss Rocco, dass es Zeit für einen Espresso wird – Recht hat er, man muss Prioritäten setzen. In einer Espresso-Bar am Marktplatz tranken wir dann unseren ersten richtigen Espresso seit einer Woche – und der war so gut, dass wir uns gleich zwei Doppelte genehmigten. Nun war jedoch die Luft irgendwie raus, keine Lust mehr auf Rundgang, also noch weng durch Saalfeld spazieren, Eis essen (Rocco, wer sonst) und zum Bahnhof laufen. Nur dumm, dass es dann angefangen hatte zu regnen und der Bahnhof nicht gerade direkt neben den Altstadt ist. Etwas feucht nahmen wir den nächsten Zug zurück nach Kaulsdorf, nur um dort angekommen bis zur Wohnung so richtig nass zu werden. Da hatten wir uns so sehr bemüht, auf der Tour heute nicht in den Regen zu kommen und dann passiert uns das beim LAUFEN! Selbst schuld – wir hätten ja auch die Regenschirme mitnehmen können, die wir gestern gefunden hatten! Es war ja Regen angekündigt, kam ja nicht überraschend… Doch wir hatten tatsächlich noch Glück – gerade als wir unter dem Dach der Eingangstüre ankamen, da hat es dann nochmal heftig geschüttet – wären wir  zehn Sekunden später angekommen, wären wir bis auf die Unterwäsche durchnässt gewesen – tja, so hat es sein sollen.

Rocco ist jetzt gerade dabei, ein Hotel für die Rückreise zu suchen für Donnerstag – wir wollen ja nochmal eine bestimmte Strecke fahren, die sich aber für eine Rundtour von hier aus nicht eignet. Daher gibt es von Donnerstag auf Freitag nochmal eine Zwischen-Übernachtung, bevor wir den Heimweg antreten. Aber morgen ist ja erst Mittwoch, daher bin ich gespannt, wohin uns der Weg (bzw. das Navi) morgen hinführt.

Mittwoch, 19.08.2020

Heute war unser letzter Tag in Kaulsdorf und heute war auch der erste Tag, an dem wir uns über das Wetter überhaupt keine Sorgen machen mussten. Das war zur Abwechslung der letzten Tage mal echt entspannt. So fuhren wir heute morgen auch relativ früh los.


Die Tour war ähnlich wie die gestrige, teilweise sind wir auch auf denselben Strecken gefahren, aber Rocco fand dann doch immer wieder Straßen, die wahrscheinlich nur auf SEINEM Navi zu finden sind und sonst nirgends 😉 . Klein, eng, kurvig, rauf und runter, um dann wieder einen Abstecher auf die eigentliche Hauptstraße zu machen.

Teilweise waren die Straßen so eng, dass sie sogar durch Ampeln geregelt werden mussten – Gegenverkehr unmöglich! Teilweise waren wir aber auch auf Straßen unterwegs, die einen regelrechten Bandscheibenvorfall hervorrufen könnten – reine Buckelpisten ähnlich den Teststrecken für die Federungen für Autos, hahaha. Mit einem „normalen“ Motorrad kaum zu befahren, aber mit den GS und im Stehen ging es dann einigermaßen – vorausgesetzt, es wurde nicht zu kurvig und es war keine Kehre in Sicht (was da tatsächlich nicht selten der Fall war).

Während einer unserer Pausen stellte Rocco jedoch fest, dass sein Hinterreifen ziemlich abgefahren ist. Als wir zu Hause losfuhren, hat er das Profil noch gemessen und da waren es noch 2,5 mm – also alles im Rahmen. Nun jedoch kann man das Profil gerade noch so sehen… Kurz vor Ilmenau machten wir nochmal eine Pause an einem Parkplatz – da stand ein Kastenwagen der Polizeit und zwei Beamte, die einen jungen Mann auf einer Simson (die es hier übrigens wie Sand am Meer gibt!) kontrollierten. Als sie mit ihm fertig waren, kam einer der Polizisten auf uns zu und hat sich die Mopeds angeschaut – der wollte aber nur spielen, hahaha. Quatsch, er wollte weng fachsimpeln mit Rocco, da er selbst auch eine BMW fährt. Währenddessen schwitzten wir beide ganz schön und hofften, dass er an der Seite stehen bleibt und das Moped nicht von hinten anschaut, sonst wäre der Hinterreifen nicht zu übersehen gewesen…

So aber ging alles gut und da wir ja sowieso schon in Ilmenau waren, war dann klar, wohin wir zum Mittagessen gehen- nein, keinen Burger, dieses Mal den von mir verschmähten Imbiss mit der Thüringer Rostbratwurst. War nicht schlecht und der Imbiss scheint irgendwie ein Geheimtipp in der Gegend zu sein, denn während wir da saßen und aßen kamen immer mehr Autos und LKW´s angefahren, um dort zu Mittag zu Essen oder sich was einpacken zu lassen. Angefangen vom Handwerker über Geschäftsleute, Familien mit Kindern und älteren Paaren. Echt interessant, obwohl optisch nur eine Bretterbude mit Kiosk. Aber da sieht man mal wieder, dass es nicht immer nur auf das Äußere ankommt.


Nachmittags hat uns dann der Koffein-Entzug eiskalt erwischt – und da unterwegs nichts zu finden war (wie auch, mitten im Wald oder etwa in den Mini-Dörfern?) und wir sowieso durch Saalfeld fahren mussten, fuhren wir dieses Mal mit den Mopeds direkt vor die Espresso-Bar von gestern, um uns den Kick zu geben. Lecker!

Schon auf unserer gestrigen Tour durch den Naturpark Thüringer Wald  fiel mir auf, dass die Gegend hier touristisch eigentlich gut aufgestellt ist – viele Wanderwege, Sehenswürdigkeiten, ganz viele Burgen und Schlösser, Museen jeglicher Art, sogar Ski-Gebiete mit Lift und allem drum und dran und das alles gut ausgeschildert – aber von Touristen weit und breit nichts zu sehen…. Erst dachte ich, dass liegt daran, dass wir eher abseits der „normalen“ Wege fahren, aber auch von den Autokennzeichen her waren es fast ausschließlich Einheimische. Warum eigentlich? Liegt das nur an Corona? Dass jetzt gerade keine ausländischen Touristen da sind, kann ich ja noch verstehen. Aber wo sind denn all die deutschen Urlauber? Die können doch nicht alle auf Malle sein oder an der Nord-/Ost-See! Unser eigenes Land hat so viel zu bieten! Ich finde das wirklich schade, denn die Gegend hier braucht sich nicht zu verstecken. Ich meine, für uns ist das natürlich schon gut, denn wir mögen den Trubel nicht unbedingt und hatten die Straßen fast für uns allein 🙂  –  trotzdem ist es bedauerlich.

Morgen verlassen wir also Kaulsdorf, machen noch eine letzte schöne Tagestour mit Übernachtung irgendwo in Thüringen, bevor wir uns dann am Freitag über die Autobahn auf den Heimweg machen.



Donnerstag, 20.08.2020

Nachdem alles gepackt war, die Klamotten auf den Mopeds verzurrt waren und auch alles in der Wohnung „besenrein“ hinterlassen war, machten wir uns auf den 2-tägigen Heimweg. Die Wetterprognose war sehr gut, also was konnte noch schief gehen? Rocco war ein bisschen mulmig wegen seines Hinterreifens zumute, aber nutzt ja alles nix, langsam machen, dann geht das schon, oder?

Der Weg führte uns direkt nach Bad Blankenburg,


wo die schöne Strecke durch das Schwarztal anfängt – erneut mit sehr wenig Verkehr, so dass wir die Strecke ein drittes Mal so richtig genießen konnten – leider nicht so ausgiebig, aber dafür kreuz und quer durch den Thüringer Wald. Manche Orte und Strecken waren von den letzten Tagen bekannt, aber nach 2-3 Stunden kamen wir tatsächlich in Gebiete, die wir noch nicht gefahren waren. Ich bin sowieso davon überzeugt, dass man im Thüringer Wald ähnlich wie im Schwarzwald endlos lange fahren könnte, bis man alle (mit dem Moped befahrbaren) Wege abgefahren ist 🙂 .

Unsere Tour führte unter anderem durch Eisenach – das ist die Stadt, mit der berühmten Wartburg. Und da waren sie dann: all die Touristen, die ich die letzten Tage vermisst hatte (naja, nicht wirklich vermisst…). Nur gut, dass wir die Burg schon einmal gesehen hatten (auch in Moped-Klamotten und daher ersparen wir uns das normalerweise), so dass wir einfach dran vorbeigefahren konnten. Ein paar Kilometer weiter war wieder so ein „Hotspot“ – ein Freizeitpark mit Rodelbahn usw. „Inselpark“ bei Botterode. Also merke: der gemeinse deutsch Tourist will keine Natur , der ist so viel frische Luft nicht gwohnt, der will bespaßt werden,  hahaha.

Unterwegs hatten wir dann auch viel mehr Verkehr als bisher. Leider hatten auch die vielen Baustellen dazu geführt, dass wir oftmals wieder umkehren mussten, weil es nicht weiter ging. Das kostete Rocco schon ziemlich viel Nerven, aber was kann man tun? Nicht immer geht es durch die Baustelle durch oder an ihr vorbei, auch nicht mit den Mopeds. Der Tag wurde auch immer wärmer und so waren wir dann doch recht froh, als wir gegen 16:30 Uhr am Hotel angekommen waren – Hotel zur Hallenburg in Steinbach-Hallenberg. Von


außen ein schönes Fachwerkhaus, aber innen hatte man stellenweise das Gefühl, man wäre in einem kleinen Schloss – überall so prunkvolle Sessel und Spiegel. Das Zimmer unterm Dach (d.h. Gebäck drei Stockwerke über knarrende Treppen hoch schleppen, bäh…), aber sauber und ordentlich. Uns fiel auch in den letzten Tagen auf, dass es


in der Gegend sehr viele Fachwerkhäuser gibt. Manche wunderschön in Schuss, andere aber auch recht runtergekommen. Dennoch prägten die Häuser eigentlich jeden Ort, durch den wir fuhren.

Unterwegs zum Hotel hatten wir schon eine Pizzeria in Laufnähe ausgemacht, wo wir essen gehen könnten und das war auch gut so, denn das Restaurant im Hotel hatte donnerstags Ruhetag, tataaaaa. Vorsorglich rief ich dort an, um einen Tisch zu reservieren – man weiß ja nie, ob man Platz bekommt. Und auch das war vernünftig, denn es war wirklich gut besucht. Und lecker war´s.

Ach ja, übrigens, einige Gebiete in Kroatien stehen seit heute auf der Liste der Risiko-Gebiete….


Freitag, 21.08.2020

Abreise – nach dem Frühstück (fast) direkt auf die Autobahn und los ging´s. In Thüringen keine Menschenseele auf der Autobahn und ab Bayern dann der ganz normale Verkehr mit Baustellen, Schnarchnasen, Raser, usw. – so wie man ihn kennt. Aber das war schon erstaunlich – Rocco hatte mir das ja schon erzählt, dass nix los ist auf Thüringen´s Autobahnen, aber so richtig geglaubt hatte ich ihm das nicht.

Der Hinterreifen von Rocco´s Moped war mittlerweile nur noch ein „Slick“ – das Profil konnte man gerademal so erahnen – also wenn uns jemand erwischt hätte, dann hätte Rocco das Moped sicher stehen lassen müssen…. Nach einer Baustelle stand auf der Standspur der Autobahn ein Polizei-Wagen. Als wir schon fast daran vorbei fuhren, fuhr der Wagen los und ich dachte „Oh nein, jetzt sind wir fällig“. Er reihte sich in den Verkehr ein, überholte uns und noch einen Transporter vor uns und dann ging auch schon das Licht auf dem Dach an „Bitte folgen“. Uns ist beiden mal kurz das Herz in die Hose gerutscht, aber die Aufforderung hatte nicht Rocco, sondern dem Transporter vor uns gegolten – puuuuh, Glück gehabt! Bei einem Zwischenstopp an einer Raststätte hing ich dann meine Jacke über Rocco´s Nummerschild , die dann auch den Reifen verdeckt hat – sicher ist sicher, hahaha.

So eine Fahrt mit dem Moped über die Autobahn (knapp 400 km waren es) ist ja eigentlich nicht so toll, aber bei Temperaturen über 30°C kann es ganz angenehm sein, da hat man dann wenigstens den Fahrtwind. Trotz der Sommerjacke, die ich vorsorglich angezogen hatte, waren mir dann aber kurz vor Stuttgart die 35°C doch zu viel! Jetzt bitte keine Baustelle, wo man langsamer wird oder gar ein Stau, wo man ganz anhalten muss – Ströme von Schweiß vorprogrammiert!

Kurz nach 13:00 Uhr waren wir dann wieder in den heimatlichen Gefilden. Nachdem wir den Schlüssel der Wohnung


direkt beim Schwager abgeliefert, das Gepäck zu Hause abgesattelt, die Mopeds direkt gewaschen, die Packtaschen ausgepackt, geduscht und die erste Waschmaschinen-Ladung laufen gelassen hatten,  gingen wir zu unserem Lieblings-Griechen essen. Irgendwie wie immer nach unseren Touren *griiiins*. Aber dafür war´s dann ein schöner Abschluss.

Thüringen ist schön – wir würden nicht unbedingt dort wohnen wollen, aber ab und zu mal hinfahren ist echt nett. Es war auch einfach mal was anderes, wir konnten ein paar Tage dem Alltag entfliehen und nicht unsere Zeit/Urlaub einfach sinnlos verstreichen lassen. Wer weiß schon, wie die Reisen nächstes Jahr ausfallen werden? Werden wir eine Balkan-Tour machen können? Werden wir überhaupt z.B. nach Italien oder Kroatien ohne Beschränkungen fahren können? Ich bin sicher, Deutschland hat noch viel mehr zu bieten – man muss nur genau hinsehen und sich von dem üblichen „Urlaub im Ausland“ verabschieden. Vielleicht doch eine „Umrundung“ – so an den deutschen Grenzen entlang? Sind auch ein paar Kilometer, die gefahren werden wollen :-).

Erstmal braucht der Magarac neue Hufe und die Prinzessin ein neues Lenkkopf-Lager.  Alles andere wird die Zeit dann zeigen…

Alle Bilder unserer Tour

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