2022 Bericht Balkan-Tour Vol. 3

 

Balkan-Tour Vol.3
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22. März 2022

Dieser Bericht ist ja schon lange überfällig – da wir uns jetzt gerade in Quarantäne befinden (ja, nach zwei Jahren hat es uns nun trotz Booster & Co auch erwischt) , bietet sich nun die Gelegenheit und Zeit und Muße, auch ein bisschen was zu schreiben…

Das letzte Jahr war ja geprägt von Corona-Beschränkungen. Wir hätten wollen aber eher nicht können / dürfen – wobei jetzt im Nachhinein betrachtet wir hätten können, wenn wir uns wie viele andere auch über gewisse Dinge hinweggesetzt hätten – was wir aber nicht haben – klar, oder?

Um es kurz zu machen – wir haben uns nicht wirklich getraut, Deutschland zu verlassen. Das ganze HickHack mit Testen, Quarantäne ja oder nein, Einreisen aus dem Ausland möglich oder nicht, Übernachtung nur mit 3G, 2G oder was jetzt – das hat uns alles ein bisschen ausgebremst.

Dennoch haben wir letztes Jahr zwei Touren gemacht – einmal in den Bayrischen Wald im Juni und dann haben wir uns im September noch eine Wälder-Tour gegönnt (Schwarzwald, Odenwald, Pfälzer Wald, Hunsrück, Spessart, Rhön, Taunus). War ja ganz nett, um mal raus zu kommen, aber es war halt einfach nicht das Wahre. Und außerdem haben wir festgestellt, dass unser Schwarzwald immer noch am schönsten ist von all den Wäldern und wir gar keine anderen Wälder brauchen, um glücklich zu sein. Aber bei unserer Wälder-Tour hatten wir tatsächlich zum allerersten Mal Straßen befahren, auf denen die viel diskutierte Geschwindigkeitsbegrenzung für Motorrad-Fahrer gegolten hat…

Dieses Jahr 2022 – ja, das wird wohl ein „Befreiungsschlag“ werden – wir machen endlich unsere ersehnte Balkan-Tour nach Bosnien! Und die steht fest – ok, eigentlich stand sie 2020 und 2021 auch schon fest, aber da hatten wir uns ja wie gesagt nicht so recht getraut. Jetzt aber – dieses Jahr – da fahren wir auf JEDEN FALL!!!

So richtig „infiziert“ wurden wir mit dem Balkan-Virus wieder, als wir uns ein paar YouTube Videos angesehen hatten. Und da kam auch das „Drohnen-Virus“ noch dazu… Jetzt wurde noch diverses technisches Equipment dazugekauft, um noch schönere Bilder und Videos machen zu können 😉

Und ich habe mich dazu entschlossen, wasserdichte Kleidung zu kaufen – mir ist das einfach zu anstrengend, bei jedem kleinen Tropfen das Riesen-Kondom anzuziehen, nur damit 5 km weiter die Sonne schon rauskommt und ich in dem Kombi fast eingehe, hahaha. Ich hoffe, dass es sich so bewährt, wie ich mir das vorstelle. Nur an den Handschuhen hapert es noch – ich hab halt keine „genormten“ Hände, also gestaltet sich das alles weng schwierig – ich bin da echt eigen…

Ach ja, das allerwichtigste hätte ich ja fast vergessen:  letzten Herbst hab ich meiner Prinzessin endlich das lang ersehnte neue Kleid gegönnt!!! Sooooo schön !!!

Und unsere Reifen haben wir am 31.12. und 01.01. endgültig blank gefahren. Das war soooo eine coole (im wahrsten Sinne des Wortes) Aktion!!! An Silvester sind wir auf den Kandel gefahren und an Neujahr dann Schauinsland, Belchen und Feldberg. Und nun müssen erstmal die Reifen gewechselt werden, damit wir überhaupt irgendwohin fahren können, denn bei meinem Vorderrad sieht man schon das Gewebe…. nur gut, dass an den beiden Tagen keiner auf die Idee gekommen ist, Moped-Fahrer zu kontrollieren !

So, Stand jetzt sind es noch 64Tage / 15 Std. / 27 Minuten bis zur Abfahrt – ja, wir haben tatsächlich einen Countdown bis zur Abfahrt im Esszimmer installiert, hahaha

22. Mai 2022

Uiuiui, laut Countdown sind es jetzt nur noch 3 Tage / 21 Std. / 30 Minuten – so langsam wird es wirklich wahr! Selbstverständlich sind die Tour-Shirts auch schon designed, bestellt, angekommen, gewaschen und gerichtet *griiiins*

Die letzten Wochen haben wir (außer den ganz normalen Dingen wie Arbeiten, Haushalt und so) damit verbracht, uns weitere Videos anzuschauen und ab und zu mal zu fahren – vor allem, um meine neuen wasserfesten Klamotten „einzufahren“. Ich habe nun auch tatsächlich noch Handschuhe gefunden, die mir passen. Es ist schon erstaunlich, wie „fremd“ es sich anfühlt, andere Kleidung und Schuhe auf dem Motorrad zu tragen. Bei den bisherigen Sachen war irgendwie alles an seinem Platz, man wusste genau, wie man was anzuziehen hat und an welchen Stellen es noch zur Not zurecht gezupft werden muss… Jetzt bin ich zeitweise gefahren und dachte „oh, die Schuhe / Handschuhe / Jacke sind nicht kompatibel mit dem Moped“. Beim Kuppeln hatte ich teilweise das Gefühl, dass mein Fuß gar nicht mir gehört und nicht das tut, was ich ihm sage. Die Stiefel sind halt noch nicht mit dem Fuß vertraut (oder umgekehrt?) und wissen noch nicht, wie genau sie sich verhalten sollen (oder sollte mein Hirn sich einfach auf die Stiefel umstellen?) Ja, ok, in der Beziehung bin ich wirklich etwas eigen, aber ich kann es nicht leiden, wenn während der Fahrt irgendwo was drückt oder piekst oder rein bläst, wo es nicht soll!

Desweiteren haben wir ja auf beiden Mopeds jetzt Reifen mit mehr Profil – also auch geeignet für gelegentliches Off-Road-Fahren – was während der Tour wohl ab und zu mal vorkommt – nein, ich hyperventiliere jetzt nicht wie sonst immer, hahaha – im Gegenteil, ich hab so richtig Lust darauf! Wir haben die Reifen mal kurz auf einer längeren Schotterpiste durch den Wald nach Vöhrenbach getestet und es macht richtig Spaß! Ich freu mich richtig drauf, „unbefestigte“ Straßen zu fahren ohne Angst zu haben, dass die Reifen abrutschen und ich das Moped hinlege. Was für ein Unterschied zu 2017 als ich vor einem kleinen Feldweg kapituliert und fast geheult hab! Wie heißt es so schön: “ Der Mensch reift an seinen Aufgaben“. Und natürlich macht es auch die Erfahrung der letzten großen Touren (siehe Magarac-Tour 2018 und Balkan-Tour 2019). Das sind die besten Schuhe, die die Prinzessin je hatte. Bisher war es ein bisschen wie Schuhe zum Ausgehen – jetzt hat sie endlich outdoor-fähiges Schuhwerk – im Ernst, ich fühle mich so sicher wie noch nie vorher, egal ob kurvig oder unbefestigt – passt alles richtig gut!

Apropos Hinlegen – neulich hab ich das Moped (nach einer kleinen Tour) direkt vor der Garage hingelegt – so total bescheuert! Als die Prinzessin gekippt ist, wollte ich noch abspringen, bin dabei jedoch gestolpert und voll auf das Handgelenk und den Ellenbogen gefallen. Außerdem muss ich mich wohl über die Schulter abgerollt haben (sagt Rocco) und bin mit dem Kopf leicht aufgestoßen. Das Visier hat jetzt eine kleine Schramme – der Bremshebel war verbogen und ist schon ausgetauscht und ich hab ab und zu immer noch Schmerzen in der rechten Schulter (über die ich mich lt. Rocco wohl abgerollt hatte – was ich gar nicht gemerkt hatte – die Schmerzen kamen auch erst am nächsten Tag…). Ansonsten ist alles gut soweit, Fahren geht ohne Schmerzen, aber ruckartige Bewegungen mit der Schulter sind suboptimal. Aber hey, das hält mich in keinster Weise von irgendetwas ab!

Hier im Büro herrscht das totale Chaos: Taschen, Koffer, Tankrucksäge, Helme, Innentaschen, Tüten und sonstiges Kleinkram liegen überall rum und warten darauf, ein- und verpackt zu werden.

Seit gestern nun stehen der Magarac und die Prinzessin in der Garage beim Haus (und nicht in einer von den mittlerweile anderen drei Garagen, hihi) und warten ganz ungeduldig darauf, gesattelt zu werden.

Was ist dieses Mal anders? Mal überlegen:

  • Wir haben zum Festzurren des Gepäcks „ROK-Straps“ gekauft – sind zwar teurer, aber ich glaube, es lohnt sich. Sonst hatten wir ja immer die normalen Zurrgurte dabei – aber das war extrem nervig, die Taschen täglich morgens festzuzurren und abends wieder abzuzurren. Außerdem haben die sich manchmal auch gelockert und man musste zwischendrin wieder festzurren. Mit den neuen Gurten sollte das wesentlich einfacher sein, da es mit Klick-Verschluss funktioniert – einmal dran gemacht und gut ist. Wir werden berichten.
  • Wir nehmen unsere eigenen Kissen mit – ja, das benötigt mehr Platz, aber das ist es uns wert. Wie oft hatten wir auf unseren Touren schon das Problem, dass wir aufgrund der unterschiedlichen fremden Kissen schlecht geschlafen hatten und das ist mal so richtig ermüdend (im wahrsten Sinne des Wortes!). Auf unserer Berlin-Reise im März hatten wir sie auch schon dabei und hey, was soll ich sagen, wenn es möglich ist, nie wieder anders. Bin überzeugt, dass wir auch darüber berichten werden 😉
  • Wir nehmen unsere Sommerjacken mit – ja, auch das benötigt mehr Platz, aber nachdem wir 2019 in unseren Klamotten fast eingegangen sind, versuchen wir es dieses Mal so – die geben ausreichend Schutz, sind aber luftig. Aber wahrscheinlich wird es darauf hinauslaufen, dass wir sie gar nicht benötigen werden, wenn wir sie dabei haben. Denn als wir sie nicht dabei hatten, haben wir uns danach gesehnt…
  • Wir nehmen mehr technisches Equipment mit – wie schon erwähnt, hat Rocco eine Drohne und eine GoPro angeschafft, um Filme und Bilder aus anderen Perspektiven machen zu können. Denn inspiriert durch die Videos, die wir in den letzten Monaten sahen, wird es zu dieser Tour wohl ein eigenes Video geben – das Intro ist schon fertig 😉
  • Und ja, da das Equipment ebenfalls mehr Platz benötigt, musste Rocco ein „BeautyCase“ an seinem Moped befestigen, wo all das Platz finden soll und unterwegs schnell zugänglich ist.

Rocco sagte mir soeben, dass er alles gepackt hat und es von ihm aus losgehen kann – ähm, leider ist es bei mir noch nicht so – wie immer werde ich wohl im letzen Augenblick alles final packen, weil mir immer noch irgendwas einfällt, was unbedingt mit muss. 90 % sind schon gerichtet und bereit, aber bis das in die Tasche wandert dauert es noch ein kleines bisschen – nein, ich fühle mich jetzt so gar nicht gestresst, kein bisschen, nein, wirklich, überhaupt nicht, alles easy, im Ernst, passt schon) – aaaarrrrrgggghhhhh hahaha

25.05.2022

Jetzt sind es nur noch 12 Std / 30 Min. – uaaaaahhh – (An)Spannung steigt!

Heute Morgen natürlich noch die Überlegung „Hab ich alles eingepackt?“ – „Sind auch genügend warme Sachen dabei?“ (bekanntlich friere ich ja nicht so gern auf dem Moped) – „Muss ich doch noch eine Jeanshose einpacken?“ (bekanntlich friere ich nicht so gern) – „Doch noch eine richtige Jacke einpacken?“ (hatte ich schon erwähnt, dass ich nicht so gern friere?). Letztendlich habe ich beschlossen, noch zwei Langarm-Shirts einzupacken und alles andere so zu lassen, wie es ist – so! Zu viel Nachdenken macht einen total gaga – und wenn ich wirklich frieren sollte, dann kann ich ja unterwegs auch noch was kaufen zur Not. Wir sind ja in der zivilisierten Welt unterwegs und nicht irgendwo in der Pampa, wo es nix gibt…also das hoff ich doch…wobei bei Rocco´s Routenplanung kann man nie wissen…

Apropos Routenplanung: Auf unserem Plan stand ja auch wieder einmal der Mangart. Wir haben schon drei Mal versucht, bis zum Pass zu fahren und sind beim letzten Mal (Balkan-Tour 2019) kurz vor dem Pass (!) an einem Schneefeld gescheitert. Rocco hat gestern ein Bild im Forum von einem Mopedfahrer gesehen, der am Montag versucht hat, den Mangart bis nach oben zu fahren – leider ist er nur bis zu dem Tunnel gekommen, an dem wir auch schon standen. Bei uns war damals NACH dem Tunnel ein unpassierbares Schneefeld (Das Lohri-Tour 2017) – der Mopedfahrer ist VOR dem Tunnel auf ein Schneefeld gestoßen und nicht mehr weiter gekommen. Es sah jetzt auf dem Bild nicht danach aus, dass bis Samstag alles frei sein wird…. Daher: Mangart, das war´s – Du willst uns nicht – also kriegst Du uns auch nicht! Wage es nicht, uns wieder in Versuchung zu bringen! Lass uns in Ruhe! Du hattest Deine Chance! …… Das bedeutet aber auch, dass Rocco die Route schon ändern musste, bevor wir überhaupt losgefahren sind – arrrggghhhh !!! Naja, nutzt nix, isch halt so (Achselzuckender Emoji – hahaha)

Der Passat steht in der Tiefgarage in der Stadt, die beiden Roller und der Citigo in der Garage ums Eck und die Garage am Haus ist voll mit gesatteltem Maragac und der nicht ganz so voll gesattelten Prinzessin. Der Esel macht seinem Namen alle Ehre – soooo voll gepackt, dass man Rocco fast gar nicht mehr darauf sieht, hahaha.

Vollgepackter Esel 🙂

Aber Rocco meint, das passt alles so, gut ausbalanciert, fährt sich gut (er hat heute Morgen mal getestet) – ich hoffe nur, dass das für unterwegs dann auch so bleibt. Naja, wenn´s Moped dann umfallen sollte, fällt es wenigstens nicht ganz so tief und es gibt keine Kratzer – aber zum wieder aufstellen werden wir dann alles abnehmen müssen… Ok, ok, ich hör ja schon damit auf – nicht den Teufel an die Wand malen – nicht das Schicksal herausfordern, – nicht schwarz malen, jaja, ist ja gut, hab´s verstanden, wuuussssaaaaa, alles wird gut 😉

Von den ROK-Straps bin ich jetzt schon total begeistert! So schnell hab ich die Packtasche noch nie festgezurrt – was für eine Wohltat!

ROK Straps

Ich bin sicher, dass sich das jeden Tag aufs Neue bewähren wird, da wir ja jeden Tag ab- und am nächsten Tag wieder drauf zurren müssen. Freue mich wirklich drauf diesmal – das wird easy!

So, jetzt hoffe ich, bald einschlafen zu können (eh nicht…) damit ich morgen frisch und ausgeruht fahren kann! Übrigens: am allerwenigsten Sorgen mache ich mir dieses Mal um das Wetter – was mich die letzten Jahr immer so beschäftigt hat, geht mir am … vorbei. Es kommt, wie es kommt – ändern kann ich´s nicht, sondern mich nur darauf einstellen. Alle Eventualitäten sind abgedeckt mit diversen Klamotten und Hilfsmitteln, mehr kann ich nicht tun. Das ist echt entspannend, ehrlich! Überhaupt ist alles so entspannt bei mir – liegt das am Alter? – hmmmm, nicht drüber nachdenken sondern einfach darüber freuen und es genießen *seufz*

26.06.2022

Anreise bis Österreich

Als wir heute Morgen den Countdown runtergezählt haben, war das schon was besonderes!

Staaaart

Es wurde dennoch erst richtig real, als wir die Mopeds aus der Garage geschoben und gestartet hatten, als wir dann losfuhren und auf dem Weg waren. Ja, wir sind jetzt unterwegs auf den Balkan – wirklich und wahrhaftig *FREU* !!!

und Los gehts

Wenn ich dies alles hier bereits um 14:00 Uhr geschrieben hätte, würde jetzt an dieser Stelle kommen: Keine Besonderen Vorkommnisse, schneller Weg über die B14 Richtung Memmingen und dann auf die Autobahn Richtung Salzburg. Kurz vor der Grenze zu Österreich Hotel gefunden, geduscht, lecker Abend gegessen und freuen uns auf morgen. ABER statt dessen, jetzt um 21:00 Uhr:

Erst ging eigentlich alles prima, bis kurz vor dem Ammersee, da standen wir dann im Stau – naja, eigentlich war es Stop and Go aber das war schon anstrengend und nervig genug. Wohin wollen die denn alle? Müssen die unbedingt auf UNSERER Route fahren? So ging es eigentlich mit gelegentlichen schnellen Fahrten bis kurz vor dem Chiemsee. Da hatten wir dann die Schnauze voll und sind von der Autobahn runter ins Chiemgau. Leider war auch die Route teilweise gesperrt, mit Umleitungen und Stau behaftet, so dass wir nicht wirklich vorwärts gekommen sind. Um 15:30 Uhr haben wir dann kurzerhand entschieden, dass wir nicht nur bis zur Grenze fahren, sondern schon nach Österreich rein und dann mal sehn, wo wir landen. Da hatten wir schon knapp 400 km auf der Uhr…

Zwischendurch hatte Rocco mal nach Unterkünften geschaut – so viel war lt. Booking.com gar nicht mehr verfügbar und wenn, dann zu Preisen ab 150€ – das ist ganz schön happig. Ob wir also in Deutschland übernachten oder in Österreich, spielt diesbezüglich überhaupt keine Rolle. Auf einem Parkplatz (noch in B-W) haben wir uns mit einem Biker aus Bremen unterhalten – der wollte eigentlich nach Südtirol, aber sämtliche Unterkünfte in Bozen sind ausgebucht und die Brenner Autobahn war auch schon blockiert – der hat sich dann kurzfristig entschieden, doch nicht dort hin zu fahren, sondern an den Bodensee….

Als wir dann also so gegen 16:30 nach Österreich reinfuhren, habe ich erstmal realisiert, dass es heute das erste Mal seit 2019 ist, dass wir Deutschland verlassen haben. Ist das nicht verrückt? Und das erste, das uns aufgefallen ist, waren die Sprit-Preise – €0,30 weniger als bei uns ist schon eine Ansage, oder?

Dieses Mal war es gar nicht so einfach, eine vernünftige, bezahlbare Unterkunft zu ergattern. Gegen 18:00 Uhr hatten wir es zunächst in Flachauwinkel probiert, aber die wollten für eine Übernachtung €70 pro Person… und so viel Auswahl gab es auch nicht.

Hier bleiben wir nicht, zu teuer !

Also wieder ein paar Kilometer zurück bis Flachau. Dort im Ort nochmal angehalten, um die Lage zu peilen. Dabei ist mir der Helm vom Sitz gefallen und über den halben Parkplatz gekullert – dementsprechend sieht er jetzt auch aus – nur gut, dass mein Kopf nicht drin war…. Und Rocco musste ihn dann auch noch reparieren, weil auf einer Seite beim Schließmechanismus für das Visier was abgebrochen ist… hmmm, ja, öfters sollte ich das nicht tun, glaub ich… Auf jeden Fall hat Rocco ein schönes Landhaus gefunden, zu dem wir dann fuhren und direkt vor Ort ein Doppelzimmer angefragt haben. Eine ganz nette Frau (Brigitte? So heißt das Landhaus nämlich) hat uns herzlich willkommen geheißen und wir durften unsere Motorräder sogar in die einzige Garage stellen – bei der man das Tor zwar zumachen, aber nicht abschließen kann „Mein Mann stellt dann sein Auto davor, da kann dann nichts passieren“ 😉 Perfekt, was will man mehr. Und nach 500 km und 8 Stunden im Sattel sind wir nun in einem sehr schönen, großen Zimmer mit Balkon gelandet für €40 Euro pro Nase incl. Frühstück und Taxe – sehr schön!

Unser erstes Hotel

Abendessen gab es im Ort – ein sehr schönes Restaurant „Glückskind“ – sehr lecker gegessen, in einem sehr schönen Ambiente mit einer sehr sympathischen Bedienung. Dort haben wir dann den Abend ausklingen lassen und sind rundum zufrieden.

WIR SIND „ON THE ROAD“ – und zwar so, wie wir es uns gewünscht haben.

Ach ja, eins noch. Einen Plan im Leben zu haben, ist gut und sinnvoll – aber die Freiheit und den Mut zu haben, diese Pläne situationsbedingt über den Haufen zu werfen und die Würfel einfach neu zu mischen – DAS ist LEBEN !

27.05.2022

Österreich nach Tolmin (SLO)

Was für ein Tag !!! Nach einem reichhaltigen Frühstück und leckerem Kaffee bei Brigitte (ja, so heißt die nette Dame, die uns gestern empfangen hat, tatsächlich ;-)) ging es heute auf der Tauernautobahn Richtung Villach. Bei Villach fuhren wir dann von der Autobahn runter und nach Slowenien rein.

Erst einmal über den Wurzenpass und dann den Vrsic – was für ein geiler Pass zum Fahren!

der Vrsic-Pass (SLO)

24 Kehren hinauf – aber nicht einfache Kehren, wie man sie kennt – nein, jede Kehre war mit Kopfsteinpflaster versehen – die möchte ich nicht wirklich bei Regen fahren. Vor uns eine GS-Fahrerin, hinter ihr die männliche Begleitung. Die Fahrerin ist recht zügig unterwegs gewesen, der Typ hintendrauf hat einen auf „Mimimi“ gemacht. Also echt, das hätte ich dann doch nicht erwartet. Der war so nervig, dass wir ihn noch kurz vor dem Pass überholen mussten.

Über diesen sind wir dann einfach drübergerauscht,

 

um auf der anderen Seite die sau-engen 26 Kehren wieder hinunter zu fahren. Das war richtig geil. Eng, kurvig, teilweise von einer zur anderen Kehre grad mal 20-30 Meter!

Unten angekommen haben wir einen kurzen Stop gemacht, um durchzuschnaufen und eine Kleinigkeit zu Vespern – neben uns der Fluss Soca.

Rocco hat dabei die Gelegenheit genutzt, die Drohne auszuprobieren. Bin mal gespannt, wie die Aufnahmen geworden sind.

…wie funktioniert das nochmal…?

Weiter ging es Richtung Bovec. Dort hatten wir auf unserer Tour 2017 schon einmal übernachtet – dieses Mal lag es einfach nur auf dem Weg. Bovec liegt direkt unterhalb des Mangart (das ist der Berg, der uns nicht haben will – pppfffffttttt). Also einfach dran vorbei Richtung Tolmin – das dachten wir zumindest…. Kurz nach Bovec plötzlich: Straße gesperrt – wegen der Giro d´Italia.

Hier geht´s nicht weiter – arrrgggghhhh

Man erinnere sich an unsere Balkan-Tour 2019. Da sind wir auf der Rennstrecke gefahren. Und das war auch an dem Brückentag nach Christi-Himmelfahrt. Dieses Mal jedoch haben uns die Slowenen nicht auf die Strecke gelassen – und viele, viele andere Auto- und Moped-Fahrer auch nicht. Also entweder bis 17:00 Uhr warten (und da war es gerade 13:30 Uhr) oder aber eine andere Strecke bis Tolmin suchen. Ist ja wohl keine Frage, wofür wir uns entschieden haben, auch wenn das bedeutet, ein gutes Stück zurück zu fahren und einen Umweg von 70-80 km in Kauf zu nehmen. Aber haja, war ja noch früh am Tag.

also neue Route planen

Also zurück, am Mangart vorbei (pffffttt) und über den Predel-Pass. Eine sehr schöne Strecke, die viel Spaß gemacht hat.

Ja und dann, ganz plötzlich, waren wir in Italien. Also das war ja mal so überhaupt nicht geplant – aber man erinnere sich an die Sache mit den schönen Plänen und der Realität. Wir haben es genossen, obwohl uns zu dem Zeitpunkt der Sabber in jede Ritze lief und wir die 30°C Marke da schon geknackt hatten. Egal, der Weg ist das Ziel, wie man so schön sagt und in Villanova (nicht Villabacho!) konnten wir auch einen original italienischen Espresso am Straßenrand genießen, so wie es sich gehört.

(nicht Villabacho)
Espresso Italiano

Also weiter geht´s wieder Richtung Tolmin/Slowenien.

Kurz vor der Grenze in Cividale del Friuli freuten wir uns dann über das Schild „SLO“ (um 16:30 Uhr) – doch bei unserer Ausfahrt standen da schon wieder die Ordnungshüter und die Straße war gesperrt – nun rate mal warum? Richtig, wegen der Giro d´Italia – *aaarrrrgggghhh* – echt jetzt? Wir wollen aber doch nur nach Slowenien! Was haben denn die verrückten Radfahrer in Slowenien zu suchen??? Naja, nutzt nix. Erneut nach einem anderen Weg gesucht – gefunden – gefahren.

Kurz vor Tolmin jedoch erneut eine Straßensperre – wollen die uns verarschen? Das kann doch echt nicht sein! Also wenden und den ganzen Autos hinterher – die werden schon wissen, was sie tun – dachten wir… Kreuz und quer über den Berg, alle Autos fahren auf der Hauptstraße weiter, einer davon, dem wir schon die ganze Zeit gefolgt sind, biegt ab – wir also dem einen hinterher, um dann festzustellen, dass es da gar nicht weitergeht – fu…. Also alles wieder zurück, wieder auf die Hauptstraße, wo der Verkehr immer mehr zunahm. Immer mal wieder kam uns dann erst Polizei entgegen, dann Krankenwagen, dann Feuerwehr – das scheint also jetzt nicht unbedingt was mit dem Radrennen zu tun zu haben, da wird wohl was Schlimmeres auf der Straße passiert sein. Dann endlich: Umleitung zu Ende und wieder auf der Route. Was für ein Sch…….!

Nach 18:00 Uhr sind wir dann endlich in Tolmin gelandet – wo wir anfingen, eine Unterkunft zu suchen. Rocco hatte Probleme mit dem Netz, über Booking ging leider nichts, aber irgendwie haben wir uns daran erinnert, dass 5 km vorher ein paar Gästezimmer und ein Hotel ausgeschrieben waren. Also zurück und direkt vor Ort fragen. Das eine Gästehaus war bereits ausgebucht, das Hotel nebenan hatte nur noch 1 Einzelzimmer und das andere Gästehaus wollte €100,–/Nacht. Spinnen die? Für ein Zimmer in einer Klitsche? Sah von außen ehrlich nicht vertrauenswürdig aus… Also wieder zurück nach Tolmin ins erstbeste Hotel im Zentrum, auch wenn es 150€ kosten sollte – egal, es war schon 19:00 Uhr, wir waren wirklich erschöpft und genervt. Doch Überraschung – auf Anfrage direkt vor Ort haben wir das letzte Doppelzimmer für 107€ incl. Frühstück ergattert. Also nichts wie auf´s Zimmer, raus aus den Klamotten (die echt schon klatschnass vor Schweiß waren) und ab unter die Dusche. Danach Abendessen (incl. Fremdschämen für Landsleute) bei einer leckeren Platte für zwei mit ortsüblichen Spezialitäten und der Tag ist rum!

Spezialitäten-Platte – mjamm

Da wir von anderen Gästen im Hotel erfuhren, dass zum Beispiel in Italien alle Unterkünfte voll waren und wir ja in Slowenien noch einmal übernachten müssen, haben wir dann während des Essens in Logatec gleich ein Zimmer gebucht – nicht dass wir wieder dieselben Probleme bekommen wie heute. Und wo wir schon dabei waren, in Kroatien auch gleich ein Zimmer klar gemacht – sicher ist sicher. Jetzt sind wir zwar nimmer ganz so frei in unserer Route, aber besser als unter der Brücke zu übernachten ist das allemal ;-).

Es ist jetzt 22:10 Uhr – und der Tag war echt vollgepackt. Geplant waren ca 250 km, geworden sind es dann aber knapp über 400 km. Der Hintern ist wund, die Knie tun weh, von der linken Hand ganz zu schweigen – ABER dieser Tag hatte auch eine sehr, sehr schöne Überraschung für uns gut:

Bei unserer ersten „Umleitung“ haben wir einen überraschend tollen Platz ausgesucht für eine kurze Pause – ursprünglich wollten wir die Drohne entlang des Flusses noch einmal steigen lassen und sind am Straßenrand auf einen klitzekleinen geschotterten Platz gefahren. Dort war ein Hinweisschild: „Rio di Repepeit – cascata e ponte“

 

Aha, ok, die Cascata hab ich gleich gesehen, aber nichts Besonderes – dachte ich, und eine Ponte sehe ich auch nicht…

Beim Rauchen hab ich mich mal weng genauer umgeschaut und gehorcht und habe dabei eine ganz andere Cascata gefunden und auch die Ponte. Wir sind dann einem winzig kleinen, unscheinbaren Weg nach unten Richtung Fluss gefolgt, immer dem Rauschen nach

und standen dann auf einer kleinen, wahrhaft märchenhaften Steinbrücke und hatten einen wunderschönen Blick auf einen kleinen Wasserfall.

Der Anblick an sich war schon toll – doch weiter den Weg entlang, hat sich rechter Hand eine kleine Schlucht eröffnet –

das war soooo schön, dass ich es hier gar nicht in Worte fassen kann! Wir haben beide das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen!!!

Das war ein „Secret Place“, den wir niemals gefunden hätten, wenn wir danach gesucht hätten – daher hatte diese „Umleitung“ heute über 150 km dann doch noch ein paar positive Seiten – Bella Italia, Cascata e ponte, Espresso Italiano – und das alles völlig ungeplant! GEIL

28.05.2022 (3. Tag / Samstag)

Tolmin nach Logatec (SLO)

Ich muss jetzt mal die Tage dazuschreiben, sonst komm ich völlig draus. Zwischendurch hat man teilweise gar keinen Plan mehr, welcher Tag überhaupt ist. Bei uns in D weiß man immer gleich, wann Sonntag ist: wenn die Läden geschlossen sind und die Leute in die Kirche gehen. Hier kommt das mit dem Kirchgang zwar hin, aber nicht unbedingt mit den Läden…

Der Tag hat feucht begonnen – über Nacht hatte es gewittert und es war alles ziemlich feucht. Kein Regen, aber bewölkt, also alles gut – bis nach dem Frühstück, da hat es dann ganz schön angefangen zu stürmen, donnern und heftig zu regnen. Haja, ein Gewitter halt, geht vorbei. Was heute Nacht noch nicht nass geworden ist, hat jetzt auch seinen Teil abbekommen, hahaha.

Der nächste Morgen, Regen

Rocco hat kurzzeitig mal überlegt, die Route abzukürzen wegen des Regens, weil da auch Schotter dabei sein soll und das bei Regen wohl nicht so angenehm sein soll – ich war unentschlossen, konnte mich nur auf sein Urteil verlassen, würde die Strecke aber ganz gern fahren. Komm, wir probieren das, wenn es nichts wird, können wir immer noch ändern. Also gut, nach einer Stunde war alles soweit ok, dass wir losfahren konnten. Kurz noch Tanken und dann „auf auf und davon!“

Nach wenigen Kilometern waren wir dann auch schon irgendwo im Nirgendwo. Laut Rocco fuhren wir auf der Grenzkammstraße (Slowenien/Italien) aber auf der slowenischen Seite.

Und nach kurzer Fahrt durch einen Wald plötzlich direkt vor uns ein greller BLITZ und gleich darauf ein DONNER! Wir sind beide zusammengezuckt, das Adrenalin ist in die Höhe geschossen und wenn wir bis dahin noch nicht wach waren, dann ab dem Zeitpunkt mit Sicherheit. Leider folgte auf Blitz und Donner fast unmittelbar ein heftiger Regenguss.

Nun konnten sich die neuen Regenklamotten beweisen! Kurzzeitig haben wir unter den Bäumen ausgeharrt, bis das Schlimmste vorbei war und es ging auch wirklich nicht lange – dennoch waren die Handschuhe schon durchgeweicht (natürlich hatte ich meine neuen wasserfesten Handschuhe NICHT an!) und ich hatte das Gefühl, dass die Klamotten auch nicht wirklich dicht waren. Aber was soll ich sagen – beim nächsten Pipi-Stopp durfte ich feststellen, dass alles noch trocken war, was trocken sein muss – CHACKA!

Die Straße und auch das Wetter waren jedoch so anspruchsvoll, dass wir in einer Stunde gerade mal 30 Kilometer geschafft hatten! Aber gut, kann ja nur noch besser werden. Und dann kam er auch schon – mein erster Schotterweg! Hab ich geheult? Wollte ich nimmer weiter? Mimimi? Von wegen, da bin ich doch souverän drüber wie über Asphalt.

Ok, ganz so einfach war es nicht, aber es ging sehr gut und hat auch Spass gemacht. Auf dem ersten Kilometer war die Anspannung noch da, aber dann hab ich locker gelassen (auch das Hirn) und bin einfach gefahren – easy peasy!

Also weiter auf der Grenzkammstraße mit immer heftigeren Windböen, die uns teilweise fast umgeschmissen hätten. Die Bäume am Straßenrand haben sich gebogen und geschüttelt, immer mal wieder fielen Äste auf den Weg, man musste aufpassen, dass man entweder den größeren dickeren Ästen ausweicht oder über die kleinen dünnen so drüber fährt, dass sie sich nicht irgendwo verhaken und als blinde Passagiere mitfahren oder schlimmstenfalls irgendwas blockieren. Auch auf größere Steine musste man aufpassen, die alle paar hundert Meter auf der Strecke lagen. Ich hab eigentlich nur darauf gewartet, dass wir irgendwann nicht mehr weiterkommen, weil ein Baum quer über dem Weg liegt und wir nicht daran vorbeikommen… Dennoch ein toller Weg!

Auf einer Anhöhe haben wir dann eine kurze Rast gemacht – Wind ohne Ende aber trocken und nicht gar so kalt. Da waren wir schon zwei Stunden unterwegs und hatten vielleicht 60 km geschafft? Irgendwie war das mit dem Zeitplan heute merkwürdig… Zwischenzeitlich bin ich dann auch vorn gefahren und Rocco hat mich navigiert. Das war für uns beide neu, aber hat eigentlich recht gut funktioniert. Und dann kam wieder Schotter – haja, kein Problem – dachte ich.

wieder ein wenig Schottern – kein Problem

Bis ich 10 Meter reingefahren bin. Also DAS war dann mal eine ganz andere Geschichte, als noch vor 1 Stunde! Der erste Weg war kleinschottrig, also gar kein Thema.

Dieser hier war grobschottrig und rutschig, unter dem Schotter dicke Steine. Locker Tanja, bleib ruhig, auch wenn Dir jetzt plötzlich heiß ist und Dein Adrenalin so langsam in die Höhe schießt – mein Mantra hat geholfen, ich war relativ ruhig, auch wenn mir das Hinterrad immer mal wieder weggerutscht ist und das Vorderrad auch nicht immer gleich Grip hatte. Nichts desto Trotz war die Anspannung doch da, hochkonzentriert bin ich diesen Weg gefahren – inklusive Kehren und Steigungen,

Kurven und breiten Regenrinnen quer über dem Weg (von Straße kann da überhaupt keine Rede sein!).

im Stehen über die tiefen Rinnen

Bis auf eine Stelle: irgendwie war ich da total irritiert, hab die Kehre falsch angefahren, habe dann gestoppt und kam nimmer weiter…

Sch… so nicht !!!

…da musste Rocco dann leider absteigen, irgendwie mein Moped übernehmen,

denn einfach abstellen ging an der Stelle überhaupt nicht und mein Moped um die Kehre fahren, damit es weiterging.

FRUST !!!

Das war so ziemlich am Anfang. Den Rest hab ich bis zum Schluss durchgehalten.

Boah, ich war soooo stolz auf mich selbst !

… Schotterweg mit Hindernissen…
Ja, Mann, hab´s gewuppt !!!

Bis vor 3 Jahren wäre das undenkbar gewesen! Und dann hab ich das Ding mal geschwind gewuppt. Bin nur froh, dass es nicht bergab ging, sondern in die Höhe. Obwohl, keine Ahnung was bergab gegangen wäre und was nicht. Aber das werden wir sicherlich im Laufe der Tour auch noch feststellen. Was mich auch beruhigt ist, dass Rocco diese Strecke nicht mal kurz auf der linken Arschbacke gefahren ist, sondern dass selbst er dieselben Schwierigkeiten hatte wie ich. Ja Mann! Aber die Anstrengung hab ich gemerkt! Mir tat danach bei einer Verschnaufpause kurz mal ALLES weh! Und Rocco auch, hihi.

Dieser (übrigens ungeplante) Schotterweg war also geschafft – was konnte uns jetzt noch passieren? Außer dass wir unserem Zeitplan ein bisschen hinterher hinken? Also weiter geht´s – hoch und runter, kreuz und quer

und der Wind lies die ganze Zeit über nicht nach. Und dann kam es, wie es kommen musste:

ein Baum quer über der Straße – so ein Sch…. kein Vorbeikommen möglich, also wenden und Route checken.

Während Rocco mit Doris (dem Navi ;-)) beschäftigt war, hörte ich plötzlich Stimmen im Wald – und dann kamen auch schon fünf Jungs von der anderen Seite angerannt und haben den Baum bestaunt so nach dem Motto „Boah ey, guck mal, wie krass, den hat´s grad mit der Wurzel rausgehaun“. Ich war neugierig, bin zu den Jungs hin und hab mal angefragt, ob die wissen, wir lange der schon liegt – die Antwort war „das ist vor 5 Minuten passiert!“ – ist doch wohl nicht wahr, oder? Naja nutzt ja nüscht, kein Durchkommen und mal geschwind wegschieben ist nicht drin. Ich war schon auf dem Weg zum Moped zurück, als ich dann aus dem Augenwinkel einen Toyota Pickup sah, der genau vor dem Baum hielt. Die Jungs haben sich gefreut, der Hund auf der Ladefläche auch und als ich den jungen Mann sah, der ausstieg, dachte ich erst, der will auch nur gucken. Aber nein, der hat eine Motorsäge von der Ladefläche geholt und da hab ICH mich dann gefreut!

Ich frag noch „machst Du das gleich? Können wir noch warten?“ – „Ja klar“ – Dann hat der Kerle doch mal kurz die Äste abgesägt, den Baumstamm geteilt (der war das glaub gewohnt…) und gemeinsam mit den Jungs haben wir die Teile auf die Seite geschafft und schwupp-di-wupp war die Straße wieder passierbar!

Ist das nicht verrückt? So konnten wir auf unserer Route bleiben und haben uns riesig gefreut. Und ungläubig den Kopf geschüttelt ob so viel Glück!

Ich muss wohl nicht erwähnen, dass es da bereits 13:30 Uhr war, wir von den geplanten 210 km gerade mal 125 oder so geschafft hatten…. Aber egal, weiter ging es unbeirrt auf mittlerweile bekannten Wald-Erlebnis-Pfaden wieder vom Berg herunter nach Most na Soci, wo wir in einer ebenfalls bekannten Eisdiele erstmal einen Espresso mit diversen süßen Teilen (Krem-Schnitte, Baklava, Krofna) genossen, bevor wir den Endspurt nach Logatec angingen.

Dieser führte uns über den „Oblakov Vrh“ – Wolkenspitze direkt übersetzt. Es wurde immer ungemütlicher, immer kälter und ich dachte, jetzt sollten wir wirklich mal irgendwie ankommen, bevor uns ein weiteres Unwetter erwischt.

Mittlerweile waren die Klamotten wieder trocken geföhnt und es war „nur“ windig und nicht nass. Aber irgendwie wurde es langsam echt ungemütlich. Aber die Wege waren alle richtig klasse – zumal wir auch noch einen dritten Schotterweg „gefunden“ hatten (war auch nicht geplant) aber den fuhren wir dann mittlerweile wirklich „auf der linken Arschbacke“ *griiins*

Nun sind wir in Logatec. Da wir das Zimmer bereits im voraus gebucht hatten, war alles total unkompliziert, die Gastgeberin spricht deutsch, ist sehr gesprächig aber auf eine nette Arte und Weise. Rocco hat in mir eine gute Lehrerin und ist mittlerweile auf unseren Reisen sehr kommunikativ geworden, damit man einfach leichter ins Gespräch kommt mit den Einheimischen (sofern sie denn seine Sprache sprechen) – ja, Rocco meine ich – ja, den ein- oder bestenfalls zweisilbigen Rocco – ja, ich weiß, aber er ist es wirklich!

schnell noch ein paar Cevape, dann ins Hotel.

Ein leckerer Fast-Food Laden steht direkt nebenan, der ist uns sofort aufgefallen – vor allem, als Rocco „Pljeskavica“ gelesen hat, wussten wir sofort, wohin wir Essen gehen. Und wie soll es auch anders sein, der Laden hatte neben Kebap, Hamburger, Chicken-Nuggets und Pljeskavica auch Cevapcici – ich muss jetzt wohl nicht erwähnen, wofür Rocco sich entschieden hat, oder?

Der Tag war wieder einmal so voll gepackt mit Eindrücken und Erlebnissen! Es ist nur gut, dass ich diesen Blog hier schreibe, sonst wüsste ich übermorgen nicht mehr, was ich gestern gemacht hab. Ich hab mir auch eine App mit einem Notizbuch mit Sprachfunktion runtergeladen. Ähnlich wie ein Diktiergerät. So kann ich auch unterwegs kurz ein paar Notizen „diktieren“, denn abends bekommt man selbst die Eindrücke von demselben Tag kaum noch auf die Kette – nein, das hat nix mit dem alten Hirn zu tun, sondern mit der Fülle an Eindrücken. Wir haben in drei Tagen schon so viel erlebt, dass es für eine ganze Woche reicht. Und wenn man all das so erzählt, ist es auch teilweise echt unglaublich. Leider gibt es die Bilder erst, wenn wir zu Hause sind – sorry

Heute Abend gehe ich hochzufrieden ins Bett! Die Regenklamotten halten, was sie versprechen, (bei den Handschuhen muss ich dann noch berichten), ebenso die neuen Reifen. Aber vor allem habe ICH heute erstaunliches vollbracht, bin über mich hinaus gewachsen und bin mega stolz auf mich (Rocco auch 🙂 )

29.05.2022 (Sonntag / 4. Fahrtag)

Logatec (SLO) nach Starigrad (HR)

Kein Tag ist wie der andere und kein Tag endet, wie er angefangen hat…

Leider musste Rocco gestern Abend noch feststellen, dass die Steuerung der Drohne nicht richtig funktioniert – HEUL. Mal sehn, ob wir das Teil überhaupt noch irgendwie nutzen können. Hmmmmm

Heute morgen haben wir das Frühstück auf´s Zimmer bekommen – nicht etwa, weil die einen Zimmerservice hatten in der Unterkunft, sondern weil da gerade umgebaut wird und die Wirtin nur so Frühstück anbieten kann. Gestern Abend noch ausgesucht und heute morgen bekommen – nicht genau das, was wir bestellt hatten, und vor allem nicht die € 7,00 Euro wert, die wir dafür bezahlt haben – aber ok.

Zimmerservice

Gegessen wurde an der Kommode (kein Tisch im Zimmer), ein Stuhl wurde aus dem Flur noch hineingebracht (nur einer vorhanden) – es ist nur gut, dass die Betten getrennt längs an der Wand standen (ja, wir haben heute Nacht in getrennten Betten geschlafen, Fuß an Fuß, und das war gar nicht mal so schlecht 😉 ) – so hatten wir wenigstens ausreichend Platz und konnten alles vollkrümeln mit dem aufgebackenen alten Brötchen…

Nach dem recht übersichtlichen Frühstück dann also erstmal Mopeds satteln – da hat es schon ein bisschen gespritzelt. Bis ich dann mit allem fertig war (eine rauchen, nochmal ins Zimmer das letzte Wasser ablassen und so), fing es dann schon richtig an zu regnen. Ähm, Rocco, wie war das nochmal mit dem Regenschutz? Ach was, Regenschutz erst, wenn wir albanische Verhältnisse haben (siehe Balkon-Tour 2019). Also gut, dafür habe ich ja wasserdichte Kleidung gekauft. Und dieses Mal auch an die Handschuhe gedacht (Daumen hoch).

Nachdem die Mopeds noch kurz gefüttert wurden, ging es dann auf die Strecke. Erstmal hinein in die Berge und den Wald – ist doch klar. Wäre bestimmt eine schöne Strecke gewesen, wenn es nicht geregnet hätte – wir haben es erstmal langsam angehen lassen.

…nass…

Und so ging es auch bis ca 11:00 Uhr weiter – mal mehr mal weniger Regen, aber dafür beständig. Ca 11:30 Uhr haben wir dann bei Rupa die Grenze zu Kroatien passiert. Kurz vorher war eine Baustelle mit Ampel, die nur auf einer Seite passierbar war. Entsprechend hat sich der Verkehr auf der Gegenfahrbahn kilometerlang gestaut, sowohl nach als auch vor der Grenze. Bei der Ausreise aus Slowenien wollte keiner was von uns haben, bei der Einreise nach Kroatien dann eine Ausweiskontrolle. Blöderweise hatte ich meinen nicht gleich parat, so dass ich erstmal meinen Geldbeutel rausfummeln musste. Rocco war schon durch und ich hab den Geldbeutel dann in den Mund genommen, um an den Schalter fahren zu können. Und was macht die Dame am Schalter? Schaut mich nur komisch an und winkt mich dann durch – oh Mann, die ganzen Umstände umsonst. Ich bin mir jetzt nur nicht sicher, ob sie mich bemitleidet hat und nur helfen wollte oder aus hygienischen Gründen die Unterlagen aus meinem Mund nicht haben wollte….

Wie auch immer, weiter ging es nach Rijeka – der Regen wurde immer stärker und der Wind hat um ein vielfaches zugenommen. Entlang der Küstenstraße ist mir dann eingefallen, dass hier ja diese typischen Winde an der Küste herrschen – genannt Bura. So eine hat uns voll erwischt. Es hat geschüttet wie aus Kübeln und die Bura wollte uns unbedingt von der Straße fegen. Wir wussten nicht was besser ist – langsam zu fahren oder schneller? Nachdem uns dann einige Motorräder mit einem Affenzahn überholt hatten, haben wir ebenfalls beschlossen, ganz normal zu fahren und das war auch gut so. Ja, das Moped hat immer mal wieder einen Schlenker gemacht, wenn uns eine Böe voll erwischt hat und man musste gegenlenken, aber es war deutlich besser, als langsam zu fahren. Rocco und ich waren beide dermaßen angespannt, dass uns später der Nacken und die Arme elendig wehgetan haben. Der Wind war so heftig, dass der Regen gar keine Chance hatte, irgendwas zu durchnässen – außer der Vorderseite der Klamotten war eigentlich alles relativ trocken – echt merkwürdig, aber wir hätten gern auf diese Erfahrung verzichtet, denn das war sehr grenzwertig und heftig. Normalerweise genießen wir die Fahrt auf der Küstenstraße immer, denn die Straße ist toll zu fahren und man hat immer einen wunderschönen und abwechslungsreichen Blick auf das Meer mit den vielen Inseln davor. Aber dieses Mal haben wir es kaum gewagt, die Augen von der Straße zu nehmen und wenn wir uns dann doch getraut hatten, sah man nur graues und aufgewühltes Wasser.

Kurz vor Karlobag hat es dann ganz plötzlich aufgehört – wie abgeschnitten. Wir mussten dann erstmal anhalten. Da hab ich dann gemerkt, dass die Klamotten, die Schuhe und auch die Handschuhe das Geld wert waren – außer im Schritt, da war es recht feucht, aber wenn man zwei Stunden in einer Pfütze sitzt, dann wundert einen das auch nicht. Kein Regen mehr, kein Sturm und die Sonne hat sich auch ab und zu herausgewagt. Später erfuhren wir dann, dass es zwischen Karlobag und Starigrad meistens keine größeren Probleme mit der Bura gibt, da diese durch den Canyon, der dort in der Gegend im Velebit-Gebirge ist, grad durchfegt. Und nun konnten wir den Rest der Küstenstraße bis nach Starigrad, wo wir ja bereits ein Hotelzimmer gebucht hatten, auch genießen – ich liebe diese Straße! Die wedelt so an der Küste entlang und es macht einen riesen Spaß, sie zu fahren. Vor allem, wenn wenig Verkehr herrscht, so wie heute. Aber die Einheimischen waren ja auch so vernünftig, bei dem krassen Wetter nicht auf der Straße unterwegs zu sein wie die blöden Touris…

20 km vor dem Ziel, kurz vor 14:00 Uhr, hielten wir dann an einem Restaurant an – seit dem Frühstück hatten wir ja nichts mehr gegessen und der Ritt war echt heftig, entsprechend hungrig waren wir dann auch. Von dort aus hab ich dann die Pager Brücke gesehen und vorgeschlagen, dass wir noch einen Abstecher auf einen Kaffee dorthin machen. Direkt nach der Brücke gibt es nämlich einen kleinen Kiosk, der auch den typischen Pager Käse, Honig und Salz verkauft. Dort hatten wir bei unserer letzten Tour 2019 schon eine kurze Rast gemacht. Die 100 km hin und wieder zurück (ja, man muss ja um die ganze Bucht entlang fahren, um dorthin zu kommen!) haben wir dann in Kauf genommen, war ja noch früh am Tag. Und der Kiosk stand auch noch dort und Kaffee gab es auch *FREU*. Schnell noch ein gleiches Foto wie 2019 machen und dann ging es wieder zurück nach Starigrad.

Am Hotel angekommen sah ich dann ein Schild „Motorradfahrer Willkommen, überdachter Parkplatz“ – wie geil ist das denn? Das hatte ich bei der Buchung gar nicht registriert. Wir fuhren dann also zu dem überdachten Parkplatz

und da kam uns auch schon der Chef entgegen, hat uns herzlich willkommen geheißen und uns gleich erzählt hat, er sei früher auch Motorrad gefahren und wüsste, was Biker so wünschen – und er spricht deutsch. Coole Sache! Er hat uns dann mit dem Gepäck geholfen und vor dem Einchecken mussten wir erstmal was mit ihm trinken. Zuerst selbstgebrannten Honigschnaps, dann selbstgebrannten Kirschlikör, dann selbstgebrannten Sljivovic. Bei der Gelegenheit hat er uns dann gleich erzählt, wie aktiv er bei den Karl-May-Festspielen ist und uns ein Video gezeigt, das er mit seiner Crew aufgenommen hat, dass er ein Eco-Hotel ist und Wert auf regionale und saisonale Kost legt, dass wir nächstes Mal direkt buchen sollen, denn Motorrad-Fahrer bekommen 10% Rabatt. Außerdem noch seine halbe Lebens- und Familiengeschichte, die allerdings sehr interessant ist, die ich hier aber nicht im Detail ausführen möchte…. und sowieso hatten wir zu dem Zeitpunkt auch schon fast einen Zacken in der Krone und sind die Treppen zum Zimmer fast gar nicht mehr hoch gekommen. Nur gut, dass wir noch zu Mittag gegessen haben, sonst wäre ich noch vor dem Check-in umgekippt, hahaha.

Also erstmal kurz ausnüchtern, Duschen und dann Essen gehen, denn es war mittlerweile auch schon wieder 18:00 Uhr. Selbstverständlich sind wir seiner Empfehlung eines Restaurants direkt am Wasser (geführt von seiner Cousine) gefolgt. Der Weg dorthin: „Geht einfach über die Straße durch den Garten des Hotels, das gehört meiner Schwester“ – ja family-business vom feinsten – aber gar nicht schlimm, das Essen war super lecker und wir haben den Abend mit Cedevita ausklingen lassen – dachten wir zumindest.

so sieht man nach ein paar Schnäpschen aus 🙂

Aber erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Zurück am Hotel wollten wir nur noch auf´s Zimmer und Schlafen. Doch gerade als wir hoch wollten, kam der Chef ebenfalls wieder zurück (der war nämlich auch bei der Cousine unten am Strand) und wollte mit uns noch einen Absacker trinken. Und so saßen wir noch bei angenehmen Temperaturen bis gerade eben auf der Terasse, haben uns über den Krieg und das Leben unterhalten (bzw. er hat uns unterhalten) und nebenher sind noch ein paar Gläser Kruskovac geflossen, nachdem wir einen selbstgemachten Irgendwas probiert hatten.

Es ist jetzt 22:30 Uhr, Rocco schläft schon, nachdem wir uns beide noch sicherheitshalber eine Paracetamol eingeworfen haben, um die Kopfschmerzen morgen früh erträglich zu machen. Den heutigen Ritt hätte Rocco nicht gebraucht…. Aber wir sind gespannt, was uns morgen so erwartet. Über alle anderen Tage machen wir uns dann Gedanken, wenn es soweit ist. Man sieht ja nach 4 Tagen schon, dass nichts wirklich planbar ist. Aber das ist genau das, was diese Reise ja ausmacht.

Hier haben wir schon in 2019 eine kleine Pause gemacht

30.05.2022 (Montag / 5. Fahrtag)

Starigrad (HR) nach Kupres (BiH)

Heute Morgen hatte ich ein leckeres Jugo-Frühstück: Burek, Speck, Tomaten und Gurken. Das war richtig lecker! Überhaupt war das Frühstücksbuffet sehr reichhaltig, So machten wir uns nach einem kurzen Plausch (ohne Schnaps) mit Vicko (dem Chef) und einer herzlichen Verabschiedung wieder auf den Weg Richtung Bosnien.

Das Wetter war uns hold, es waren angenehme 20 °C und die Laune war bestens – ok, Rocco hatte ein bisschen Kopfschmerzen von dem Schnäpseln gestern, hahaha.

Zunächst ging es eine schöne, breite Straße hoch in Richtung Velebit-Gebirge. Diese Straße kannten wir schon von unseren letzten Touren – und gerade als ich so schön im Flow war, bog Rocco ab auf ein winzig kleines Sträßelchen, auf dem es dann wieder bergab ins Tal ging. Die Vegetation in der Gegend ist ja geprägt von Steinen und Büschen – so auch dieser Weg. Links und rechts nur die für diese Gegend typischen hüfthohen Steinmauern, man hat lediglich den Weg gesehen, der selten über ein längeres Stück geradeaus ging und konnte nur hoffen, dass einem niemand entgegenkommt.

Zum Glück ist dieses Gebiet recht dünn besiedelt und auf dem ganzen Weg kamen uns ein oder zwei Fahrzeuge entgegen. Unten im Tal angekommen sind wir durch eine sehr schöne Klosteranlage gefahren. Ich hatte das Schild zwar gesehen, mir aber nichts dabei gedacht. Wenn man nicht weiß, dass da unten was ist, dann findet man das nie und nimmer! Also wieder aus dem Tal heraus und ein paar Meter auf eine etwas größere Straße (die war dann immerhin drei Meter breit und nicht wie bisher 2 Meter…), um gleich darauf wieder irgendwo abzubiegen – einfach kann ja jeder. Schließlich sind wir mit „Contino-Tours“ unterwegs.

Ab und zu sah man eine Ansiedlung und wenn gerade Menschen draußen waren, haben die uns immer überrascht angeschaut – die haben wohl gedacht „die spinnen, die Touris“. Aber nein, das war unsere Route. Manches Mal jedoch mussten wir schon an Doris (die Navi) zweifeln, wohin sie uns denn da führt. So auch in einer Ansiedlung mit 5 Häusern, wo plötzlich der (ohnehin schon spärliche) Asphalt aufgehört hat und allem Anschein nach nur noch Büsche vor uns waren.

Rocco war verwirrt und meinte „Doris sagt, das ist ein Weg“… Nur gut, dass in dem Moment ein altes Männle aus seinem Garten kam. Ich hab gefragt, ob es denn da weiter geht. Er meinte dann nur: „haja, da geht es schon weiter, aber der Weg ist ziemlich hässlich (wortwörtlich). Es sei denn, ihr wollt mit Euren Motorrädern unbedingt da durch – aber es sind tiefe Rinnen und Löcher und große Steine, das wird sehr hässlich (wortwörtlich)“ – Ich habe ihm versichert, dass wir uns auf seine Einschätzung verlassen wollen und da meinte er „haja, warum soll ich Euch anlügen, da hab ich ja nix davon“ 🙂

Also schön wenden und seiner Wegbeschreibung auf den Hauptweg folgen und schon waren wir wieder auf unserer Route. So hat uns Doris tatsächlich das ein oder andere Mal an diesem Tag in eine Sackgasse geführt und die Wendemanöver waren auch leider nicht immer so einfach.

Dennoch sind wir um die Mittagszeit in Knin (die Königsstadt) eingefahren, haben ein Cafe gefunden, wo wir erstmal genüsslich leckeren Kaffee getrunken haben (das können die Jugos hier- hab bisher noch kein Plörre getrunken, hatte ich aber glaub schon mal erwähnt…!). Nebenan befand sich ein Bäcker, bei dem wir noch ein paar Teilchen zum Vespern kauften und dann sollte es weiter gehen.

Als ich mein Moped auf dem Schotterparkplatz umdrehen wollte (schieben), da ist dann das Unvermeidliche passiert – schwupp lag die Prinzessin wieder mal auf der Seite. Ok, SO war das nicht geplant. Vor allem war nicht geplant, dass auch der Helm wieder runter fällt.

Nach dem kleinen Missgeschick

Dieses Mal hat es das Intercom erwischt – grad weggefallen. Also DAS ist sehr ungeschickt. Naja, erstmal raus aus Knin, dachten wir – doch ein paar Meter weiter war eine Drogerie und ein Lidl und Rocco meinte, für könnten ja dort Sekundenkleber kaufen, um das Intercom wieder an den Helm zu kleben. Tatsächlich was gefunden, gekauft und dann auf dem Lidl-Parkplatz irgendwie versucht, das Ding wieder dran zukleben. Hat aber nicht funktioniert – zumindest nicht mit dem Sekundenkleber.

Zum Glück ist Rocco eingefallen, dass er noch Spiegelkleber in der Werkzeugtasche hat und damit hat es dann geklappt. Nach einer halben Stunden Rumgefummele und nochmaligem Check, ob sonst mit meinem Moped alles ok ist (Lenker weng verbogen aber sonst alles gut), konnten wir dann endlich weiter.

Natürlich haben wir unser Vesper nicht etwa irgendwo an einer Hauptstraße auf einem Rastplatz verzehrt – nein, wir fuhren natürlich kurz hinter Knin wieder in die Pampa rein.

Zwischendurch ein paar Schotterpassagen und dann ein kurzer Stopp zum Essen. Und erstaunlicherweise sind 5 Minuten später mitten in diesem Nirgendwo zwei Motorradfahrer an uns vorbeigefahren – wir haben alle vier gegrinst, bis über beide Ohren. Sind also noch mehr verrückte Menschen wie wir auf diesen Straßen unterwegs.

Kurz nach unserer Pause dann wieder einmal eine Ansage von Doris „Jetzt rechts abbiegen“ – WAAAAS?

Da ist kein Weg! Das ist bestenfalls ein Forstweg oder so! Aber doch, das war unsere Piste – nicht einfach nur Schotter – nein, dieses Mal eine richtige Off-Road-Piste mit allen Schikanen: Schlamm, grober und feiner Schotter, große Steine, Wasserpfützen – also volles Programm.

Jahaaaa, das macht Spass !!!
ein bisschen Off-Road-Strecke

Und was soll ich sagen – anfangs war es schwierig doch dann ging es immer besser. Ich habe aber die Erfahrung machen müssen, dass man nicht MITTEN in einer knöcheltiefen Pfütze stehen bleiben sollte – wirklich keine gute Idee! Also Gas geben und hoffen, dass alles gut geht. Ging gut, hat tierisch Spass gemacht und nach ca 12 Minuten waren wir durch. Dementsprechend sahen die Mopeds danach aber auch aus – wie Enduros eben aussehen müssen, hahaha.

Rocco meinte dann nur, dass die Schotterpisten eigentlich erst in Bosnien geplant waren und nicht schon in Kroatien. Also ich bin gespannt, was noch so kommt…das wird kein Spaziergang.

Kurz danach waren wir auch schon bei unserem zweiten Highlight der Reise angekommen – dem Ursprung des Flusses Cetina, auch „Blue Eye“ genannt. So ein Wunderwerk der Natur, man konnte sich gar nicht satt sehen, auch wenn es recht überschaubar war. Dieses Blue Eye ist 125 Meter tief, das Wasser ist glasklar und wenn sich die Wasseroberfläche durch die Regentropfen nicht gekräuselt hätte, hätte man noch viel tiefer in die Quelle schauen können.

Blue Eye

Als wir weiter fuhren, hat uns dann eiskalt ein heftiger Regenguss erwischt. Der ging aber nur ein paar Minuten und so wurden die Mopeds auch ein bisschen durch die Waschanlage gejagt – hat nicht alles weggespült, aber doch das Gröbste *griiins*. Entlang des Sees „Perucko Jezero“, der sich durch die Cetina speist, ging es dann weiter Richtung Bosnien. „Ich bin mir nicht sicher, ob wir die Grenze auf legalem Weg überqueren werden“ meine Rocco zwischendurch so beifällig – bitte was? Ok, nicht drüber nachdenken. Doris wollte uns wieder durch unmögliche Sträßelchen jagen, aber irgendwie war das nicht möglich – entweder wir standen mitten in einem Hof und konnten nicht weiter oder wir standen vor Geröll und Steinen, wo angeblich ein Weg sein soll. Die Vernunft hat letztendlich gesiegt und wir haben uns auf einer sehr gut ausgebauten Straße zum Grenzübergang Vaganj gemacht. Keine Ahnung, wie der Berg heißt, er liegt auf jeden Fall zwischen dem Dinara-Gebirge und dem Gebirge Kamesnica. Toller Weg bis kurz vor dem Gipfel – Grenze Kroatien: Ausweiskontrolle und Kennzeichen-Ermittlung. Danach erstmal Niemandsland bis zum Gipfel, auf der rechten (unseren) Spur kurz vor dem Schlagbaum zwei Pferde auf der Fahrbahn – ähm, ok, schön langsam dran vorbei und bis vor fahren. Passkontrolle, Stempel rein und dann waren wir in Bosnien. Juhuuuuuu!!!! „Sie haben Ihr Ziel erreicht“ – ok, ein paar Kilometer hatten wir noch vor uns.

Als wir den Berg dann auf einer schön gewundenen, perfekt ausgebauten und ASPHALTIERTEN Straße runter fuhren, hat sich ein wunderschöner Ausblick aufgetan: vor uns lag in der Sonne ein sattgrünes und weites Tal, dahinter wolkenverhangenes Gebirge und so sind wir in Richtung Livno bis nach Kupres gefahren, unserem heutigen Tagesziel.

Unterwegs bei einer kurzen Rast mussten wir feststellen, dass das Datenroaming uns pro Tag €7,99 kosten würde – ey, das ist echt schon Wucher !!! Jetzt haben wir auch verstanden, warum alle Bosnien-Reisende immer eine SIM-Karte kaufen. Bisher hatten wir das belächelt, weil auch keiner wirklich erklärt hat, warum die das machen. Wir dachten halt in unserer Überheblichkeit, dass die Leute an so Kleinigkeiten sparen. Aber nun lernten wir Demut und haben an der ersten Tankstelle in Kupres zwei SIM-Ḱarten (eine für mein Handy, die zweite für das Tablet) mit jeweils 20GB für € 20 (für beide!) gekauft und können diese zwei Wochen nutzen, anstatt 80-100€ Roaming Gebühren zu zahlen… Bargeld haben wir an dem einzigen Bankomat im Ort (auch für eine horrende Bearbeitungsgebühr!) geholt, aber das werden wir in den nächsten Tagen wirklich benötigen . Ein Hotel war auch schnell gefunden – manchmal genügt es, einfach dem ein oder anderen Hinweis-Schild zu folgen, vor allem, wenn es nicht gerade eine Touristenstadt ist und auch keine Großstadt. „Hotel Kupres“ klang für uns ganz gut und ein Zimmer haben wir auch bekommen – wobei ich noch nicht sicher weiß, was es kostet.

Der junge Mann hat uns bei Anreise gesagt, 110,–KM (entspricht ca €55), beim Abendessen meinte er jedoch, dass er sich nicht sicher ist mit dem Preis, das würde dann seine Kollegin morgen früh mit uns machen… also, mal sehn.

Was ich jedoch ganz sicher weiß ist, dass wir uns hier echt durchfuttern können für ´nen Appel und ´nen Ei – die Preise für Essen (zumindest im Restaurant, alles andere wissen wir ja noch gar nicht) sind echt der Witz. Ein Hauptgericht mit Fleisch und Beilagen kostet 10-15 KM (ca halbiert ergibt den Euro-Preis – merken für die weiteren Berichte!). Rocco freut sich, dass er so viel Essen darf für das Geld – er ist hier in seinem kulinarischen Himmel *griiins*

Leeecker 🙂

Und wieder einmal ist es 22:24 Uhr, aber wenn ich einmal nachlasse, gleich abends den Blog zu schreiben, dann reißt das ein und dann wird das nix. Eventuell kann Rocco morgen ein paar Bilder/Videos online stellen – mal sehn. Morgen geht es Richtung Mostar, wo Rocco schon ein Hotel gebucht hat, da wir dort wohl etwas später ankommen werden

31.05.2022 (Dienstag / 6. Fahrtag)

Kupres nach Mostar (BiH)

Als ich gestern Abend noch einmal draußen war, um eine zu Rauchen, hatte ich keine Zweifel mehr, in Bosnien zu sein: ich hörte um 22:30 Uhr den Ruf des Muezzin von der nahe gelegenen Moschee. Das war so orientalisch, wie man es sich nur vorstellen kann. Klasse!

Heute Nacht hat es heftig gewittert – Blitz und Donner vom feinsten. Als ich kurz wach geworden bin, dachte ich nur: besser jetzt als morgen, wenn wir losfahren. Als ich dann um 6:00 Uhr morgens von einem weiteren heftigen Gewitter mit Blitz, Donner und Hagel wach wurde, ist es mir schon Angst und Bange vor unserer heutigen Fahrt geworden. Doch zum Glück hat sich dieses heftige Unwetter wieder verzogen, um „normalen“ Regenschauern Platz zu machen – hey, was will man mehr? 

Zumindest haben wir uns nach unserem Off-Road-Abenteuer die Wasch-Anlage gespart – die Mopeds waren einigermaßen sauber geregnet *griiiins* Nach einem sehr deftigen Omelette mit Schinken und Käse (das ich leider nicht geschafft hab…) und dem Bezahlen der Rechnung ging es dann auch schon wieder los. Albanische Verhältnisse? Ach was, alles gut, gibt ja bekanntlich kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung – DIESES Thema ist ja jetzt auch durch (sooo entspannt!). Übrigens hat in dem Hotel niemand einen Ausweis sehen wollen, noch mussten wir irgendwas ausfüllen. Die Nacht mit Frühstück und üppigem Abendessen hat uns insgesamt umgerechnet ca €80 gekostet…

Ein paar Regentropfen haben wir noch auf den Weg mitbekommen, doch dann hat uns die Sonne ab und zu wieder geküsst und wir wurden auf den nächsten 50 Kilometern durch eine tolle Gegend mit karstigem Gebirge und entsprechender Vegetation trocken geföhnt. Am Fluss Pliva entlang hat uns Doris (Navi) dann „völlig überraschend“ mal wieder von einer sehr gut ausgebauten, asphaltierten (!) Straße auf einen klitzekleinen Off-Road-Weg gelotst. Da es die Nacht zuvor wie gesagt heftig geregnet hatte, waren die beiden Fahr-Spuren mit etlichen Pfützen versehen.

Ups, Off-Road-Weg

Auf der Grasnabe in der Mitte konnte man auch nicht fahren, also immer mal wieder eintauchen ins Nasse was mich aber nach den letzten Tagen nicht wirklich geschockt hat… Nach kaum 500 Metern dann plötzlich von Rocco „OH-OH“ – ich dachte nur „ich will´s nicht wissen…“ doch ich konnte meine Augen leider nicht verschließen und mich 10 Minuten in der Zeit vorwärts bewegen… Wir wurden mal kurz vor die Wahl gestellt durch einen kleinen Fluss zu fahren oder über eine Brücke. Nur blöderweise bestand die Brücke aus lediglich zwei eisernen Rampen mit einer Breite von vielleicht 40 cm  (und dazwischen NICHTS) bei einer Länge von ca 5 Metern und das Flüssle war bestimmt einen halben Meter tief, dafür aber „nur“  3 Meter breit!

Wir hatten also die Wahl zwischen Pest und Cholera, denn wenden war nicht drin, dafür war der Weg viel zu schmal. Rocco hat sich dann für die Pest entschieden und ist gerade mal so über die eine Planke gefahren. Fast wäre er kurz vor dem Ende abgerutscht, aber er ist heil und mit klopfendem Herzen auf der anderen Seite angekommen.

Und nun war ich dran – beherzt wollte ich Anlauf nehmen, aber kurz bevor ich auf die Rampe drauf fahren konnte, bin ich an einem Stein abgerutscht, konnte das Moped gerade so noch halten, ohne umzufallen. Zitternd stand ich also vor dieser blöden Rampe und konnte mich nicht mehr bewegen – totale Blockade!

Ich konnte noch nicht mal das Moped richtig abstellen, bis Rocco zu mir herüber kam und übernommen hat. Mein Adrenalin-Spiegel war dermaßen hoch, mein Körper hat über meinen Geist gesiegt – ich hab gezittert wie Espenlaub – das war echt krass. Mit Ach und Krach bin ich über die Rampe GELAUFEN,

damit Rocco mit meinem Moped DRÜBERFAHREN kann. Als das dann endlich geschafft war, bin ich gleich wieder aufs Moped drauf und es ging weiter – hätte ich noch gewartet, wäre es schlimmer geworden. So aber musste ich mich auf den Weg konzentrieren und das war dann auch wieder einigermaßen gut zu schaffen für mich. Der weitere Weg war dann nur noch durch eine Schafherde, durch Kühe und durch Ziegen versperrt – nichts Dramatisches also, hahaha.

Wenn wir an Menschen vorbeigefahren sind, haben die aber immer recht komisch geschaut – aber den Gesichtsausdruck kennen wir ja mittlerweile schon und winken und grüßen dann immer ganz freundlich.

So sind wir also nach einer gefühlten halben Stunde wieder auf einer asphaltierten Straße rausgekommen und konnten unseren Weg „normal“ Richtung Jajce fortsetzen.

Am Plivsko Jezero haben wir dann die Mühlen besichtigt (Plivska Jezera Mlinćići) – sooo schön. Lauter kleine Mühlen, die durch einen Kanal vom See aus mit Wasser gespeist wurden. Von vorn sah das aus wie lauter kleine Wasserfälle die unter lauter kleinen Häuschen geflossen sind.

Wunderschön und auf jeden Fall einen Abstecher wert. Zum Glück waren kaum Menschen dort, so dass wir alles in Ruhe und ohne viel Trubel anschauen konnten.

Dasselbe galt dann für den Wasserfall von Jajce – freier Blick auf den Wasserfall.

Unsere Mopeds haben natürlich für Aufsehen gesorgt, vor allem Rocco sein voll bepackter Esel :-). Eine Frau wollte wissen, wie man solch ein vollgepacktes Motorrad halten kann  Rocco meinte dann nur, dass er es ja nicht so oft halten muss und fahren geht ohne Probleme 😉

Weiter ging es durch das Gebirge über einen 1.123 Meter hohen Pass zum Ramsko Jezero. Ein wunderschöner See, in den eine Halbinsel führt, die man auch befahren kann – leider konnten wir mit dem Moped keinen geeigneten Platz finden, von dem aus man alles sehen konnte, daher haben wir kurzerhand die Drohne steigen lassen (die wieder funktioniert – Selbstheilung…) in der Hoffnung, ein paar schöne Bilder zu bekommen.

Der Weg zu dem See war übrigens mal wieder typisch contino-like – kleinste Gässchen und Sträßelchen – konnte ja nicht auf der normalen Hauptstraße sein – nein, das hat Doris (Navi) nicht zugelassen. Die superschöne, ausgebaute, perfekt asphaltierte Straße war ihr viel zu pille-palle, hahaha.

Vom See aus ging es am Jablanicko Jezero entlang durch Jablanica (da wo das Mineralwasser herkommt) und anschließend weiter immer an der Neretva entlang Richtung Mostar.

Unterwegs kauften wir in einem Supermarkt noch Brot, Kalbsleberwurst und Tomaten für ein Vesper, denn Mittag war schon lang vorbei und bis Mostar waren es noch 100 Kilometer.

Im Laufe des Nachmittags ist es dann immer wärmer geworden und wir sind bei 32°C in Mostar angekommen. In der Villa Hana direkt in der Altstadt hatten wir ja schon gestern ein Zimmer gebucht und waren froh, endlich anzukommen und zu duschen. Danach sind wir gleich in die Altstadt mit der berühmten Brücke „Stari Most“, die ja im Balkan-Krieg zerstört und danach mit internationaler Hilfe wieder aufgebaut wurde. Die Altstadt ist wirklich sehr, sehr schön und verwinkelt, aber sehr touristen-lastig. Überall Stände, Restaurants, Bars.

Zum Glück ist keine Hochsaison, so dass wir wenigstens schön und entspannt über das sehr rutschige Pflaster flanieren konnten. Durch eine Empfehlung der Gastgeberin haben wir in einem Restaurant an der „Kriva ćuprija“ (eine der Steinbrücken) lecker einheimisch gegessen

bevor wir dann nochmal an den Fluss gelaufen sind, um einen besseren Blick auf den „Stari Most“ zu bekommen. Sehr geschichtsträchtig dieser Ort und man kommt beim Anblick der Brücke schon ins Grübeln, wenn man sich in Erinnerung ruft, was da alles während des Balkan-Krieges passiert ist. 

Diesen Blog schreibe ich gerade im Hof der Villa Hana – sitze hier mit Rocco (der schläft fast schon in seinem Korbsessel) bei sommerlichen Temperaturen und genieße den Abend! Im Zimmer läuft die Klima-Anlage und ich freue mich auf morgen, wenn es Richtung Kotor geht. Der heutige Tag war geprägt von Adrenalin am Vormittag und sehr schönen Orten mittags und nachmittags, die wir auf unserem Weg besucht haben.

01.06.2022 (Mittwoch / 7. Fahrtag)

Mostar (BiH) nach Lepetane – Bucht von Kotor (MNE)

Gestern Abend lag ich noch im Bett und konnte nicht einschlafen – immer wieder gingen mir die Bilder von der „Brücke“ durch den Kopf und wie ich es hätte anders machen können / sollen. Totaler Quatsch, dennoch hat es mich beschäftigt. Aber ansonsten haben wir wirklich sehr gut geschlafen – Klima-Anlage lief die ganze Nacht und das war gut so. Bei der Abfahrt morgens um kurz nach 9:00 Uhr hatten wir schon wieder knapp 25 Grad Außentemperatur. Da kam gleich die Überlegung auf, ob wir die Sommerjacken anziehen sollen – aber nein, erstmal nicht, wer weiß, was noch kommt.

Nachdem wir dann eine „Ehrenrunde“ durch Mostar gedreht haben, weil das Navi uns ständig wieder falsch gelotst hat, konnten wir die Stadt endlich verlassen. Dieses falsche Lotsen war übrigens darauf hinauszuführen, dass Rocco versehentlich noch den „Stari Most“ als Zwischenpunkt gesetzt hatte und Doris (Navi) uns immer wieder dorthin lotsen wollte – hahaha. Also menschliches Versagen sozusagen. Jedenfalls sind wir nach ca. 20 Kilometern am Sufi-Kloster „Blagaj Tekija“ angekommen. Ein sehr schöner Ort (drumherum zumindest – im Kloster waren wir nicht). Dort entspringt in einer Höhle die Quelle der Buna (Fluss) und ein paar Meter weiter ergießt sich der kleine See davor in einem Wasserfall und nimmt seinen Lauf.

Leider war auch dieser Ort, wie so viele touristische Orte, bereits am Eingang mit so vielen Souvenir-Läden zugepflastert, dass es schon nicht mehr schön war. Zum Glück waren wir relativ früh dort – als wir schon auf dem Rückweg waren, müssen wohl gerade mehrere Busse eingetroffen sein, jedenfalls waren plötzlich eine Menge Menschen dort – keine Ahnung, wo die alle hinpassen sollen, denn so viel Platz ist bei dem Aussichtspunkt zur Höhle überhaupt nicht.

Aber gut, jeder so wie er es mag – wir mögen es überhaupt nicht. Allerdings war es da mittlerweile schon dermaßen heiß und wir standen schon im vollen Schweiß (ups, das reimt sich ja), dass wir beschlossen, doch unsere Sommerjacken heraus zu kramen. Das war vielleicht eine Wohltat bei der Weiterfahrt! Was muss es auch schon knapp 30°C morgens um 10:30 Uhr haben???

Zügig (und klimatisiert sozusagen) ging es auf der Hauptstraße dann auch weiter. Dieses Mal den ganzen Vormittag ohne nennenswerte Abstecher zu irgendwelchen geheimen Wegen oder Orten.

Es war wenig Verkehr auf der (mal mehr, mal weniger) gut ausgebauten Straße und wir konnten es richtig schön „wedeln“ lassen. Im Ort Bileća hat uns dann der mittägliche Hunger gepackt. Also nächsten Laden suchen und Vesper kaufen. Der nette Verkäufer fragte, was wir suchen und ich meinte, etwas zu Essen, wir hätten da ein Hüngerchen. Da hat er uns angeboten, dass er uns ein Sandwich machen kann – aber gern doch. Er nahm ein ganzes Brot, hat es halbiert, Kulen und Käse drauf gemacht und wir hatten ein üppiges und leckeres Mittagessen *griins*. Dieses auf dem Gehweg zwischen den Mopeds sitzend erstmal verputzt, bevor es direkt ins Cafe nebenan auf einen doppelten Espresso ging.

Dermaßen gestärkt haben wir unseren Weg am See Bilećko Jezero entlang fortgesetzt. Irgendwo auf dem Weg wollte Rocco unbedingt auf eine Brücke fahren – diese Brücke ist aber eigentlich nicht für den Verkehr frei gegeben… Das ist auch so ein „Lost Place“ (was die Biker-Community so alles an Informationen hat…tststs)  – Wir haben dann auch ein bisschen länger gebraucht, bis wir den richtigen Weg gefunden hatten (natürlich über und durch Stock und Stein… dem Weg ein paar Kilometer gefolgt, um dann ein paar Kilometer wieder zurück zu fahren, falsche Abzweigung genommen und an den unmöglichsten Stellen gewendet – usw. usw. kennen wir ja alles schon ). Die Brücke selbst war dann eigentlich nicht das Problem, sondern eher, dass man entweder auf der Brücke wenden muss, um wieder zurückzufahren (was schon eine enorme Herausforderung wäre) oder aber versucht, durch den Tunnel am anderen Ende zu fahren, immer in der Hoffnung, dass der auch durchfahrbar ist…

Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Rocco fuhr in den Tunnel rein und meinte, er würde vorne Licht sehen – irgendwie hab ich ihm das nicht gleich auf Anhieb geglaubt (warum nur?), aber es war tatsächlich so. Also rein in die Dunkelheit und hoffen, dass sich keine unerwarteten Hindernisse auftun und wieder einmal auf einen (natürlich) nicht asphaltierten Weg, doch das lässt mich mittlerweile wirklich kalt *pfffft*.

Dann kurz wieder auf die Hauptstraße, um eine Nebenstraße Richtung Grenze zu Montenegro zu fahren. Doch diese Nebenstraße endete an einem Schlagbaum – daneben ein Häuschen, aus dem ein Polizist kam und schon von weitem abgewunken hat. Ich bin abgestiegen, hab den Helm abgenommen und ihn höflich (auf Landessprache) gefragt, warum wir denn nicht durchfahren könnten. Er wurde dann ganz freundlich und meinte, dass uns das Navi wohl hierher gelotst hat (klar, wer sonst, Rocco war es sicher nicht…) – dieser Übergang jedoch nur für die Einheimischen sei und wir hier leider nicht rüberfahren könnten. Wir sollten doch wieder auf die Hauptstraße zurück und der Straße bis zum „offiziellen“ Grenzübergang folgen. Während Rocco also die Mopeds auf dem engen Weg gewendet hat, hab ich von dem Polizist erfahren, dass er auch Motorrad fährt, seins aber verkauft hat und derzeit Scooter fährt, sich jedoch wieder eins zulegen möchte, aber noch nicht weiß, welches genau. Aber mit BMW liebäugelt er auch, tolle Reisemotorräder und wo wir denn herkämen und dass er uns beneiden würde, dass wir solch eine Reise machen und so. War echt ein nettes Gespräch.

Also wieder zurück auf die Hauptstraße (eine sehr schöne, breite, gut ausgebaute, asphaltierte Straße übrigens!), die sich dann in Serpentinen den Berg hoch geschlängelt hat bis zum Grenzübergang „Ilino Brdo“ – auf der bosnischen Seite Fahrzeugpapiere und Pass vorgezeigt, dasselbe Prozedere auf der montenegrinischen Seite. Bei der Abfertigung an der Grenze hat mich eine Frau angesprochen – wer denn das da vorn sei (Rocco), „mein Mann“ erwiderte ich. Sie fragte mich dann, warum ich als Frau denn nicht vorne fahre, ich solle meinem Mann zeigen, was wir Frauen können und ihn rechtzeitig „erziehen“…. und wo wir denn unterwegs anhalten zum Übernachten – „in Hotels“ meinte ich – sie dann so „wie in Hotels, nicht im Zelt? (sinngemäß) – das ist aber enttäuschend“ – muss wohl eine Vollgas-Emanze gewesen sein. Wenn ich das richtig interpretiert habe, war sie mit einem großen LKW an der Grenze…..Naja. Übrigens hatten wir zwischendurch, im Niemandsland, noch einmal einen grandiosen Blick ins Tal hinab.

Also „Welcome to Montenegro“! Erstmal ein paar Kilometer auf der (wunderschönen, asphaltierten) Hauptstraße abgespult, bevor es wieder einmal rechts abging und hieß „herzlich Willkommen bei Contino-Tours“. Doris (Navi) war der Meinung, dass wir für die nächsten 30 km ca 1 Stunde benötigen werden. Also konnte man sich ja vorstellen, wie der Weg werden wird. Sie hat nicht zu viel versprochen – er hat sich in engen Wegelchen und Kehrchen durch den Wald geschlängelt – kreuz und quer ohne eine menschliche Ansiedlung zu passieren. Aber es war herrlich!

Kurz vor der Bucht von Kotor hatten wir einen tollen Blick von oben, wo Rocco die Drohne wieder aktiviert hat. Bin sehr gespannt auf die Aufnahmen, denn es war richtig klasse dort oben.

Weiter ging es also hinab nach Risan (immer noch mit Contino-Tours unterwegs), um dort auf die Küstenstraße zu gelangen, die uns dann bis Kamenari geführt hat, wo wir 2019 im Cafe am Fähranleger den Schauspieler aus Vukovar kennenlernten.

Ehrensache, dass wir dort erstmal einen Kaffee trinken, bevor wir mit der Fähre nach Lepetane übersetzen. Leider stellte sich jedoch heraus, dass er nicht da war – die Dame, die wir gefragt hatten, kennt ihn gar nicht… merkwürdigerweise gehört das Cafe ihrem Onkel, der es schon seit Jahrzehnten führt…aber unseren Schauspieler hat sie noch nie gesehen…hmmm, das war echt crazy. Aber gut, was soll´s.

Wir haben dann also mit der Fähre übergesetzt (und uns so einige Kilometer Wegstrecke gespart) und haben auf der anderen Seite unsere Unterkunft bezogen.

Ein Apartement direkt am Meer (in der Bucht). Eine etwas ältere und leicht tattrige aber sehr nette Dame hat uns in die Garage gewiesen (wo schon ein Auto stand und wir uns mit Ach und Krach daneben / dahinter quetschten).

Unsere Unterkunft in der Bucht

Schweißgebadet haben wir dann abgeladen, geduscht und mussten mit der Fähre zum Essen wieder auf die andere Seite der Bucht nach Kamenari, da das einzige Restaurant in Fußnähe erst in 7 Tagen öffnet… Da die Fähre aber für Fußgänger nichts kostet und alle paar Minuten ablegt, ist das kein Problem. Nach dem Essen noch kurz eine Kleinigkeit für das Frühstück und ausreichend Wasser für unterwegs gekauft und so sitze ich jetzt um 22:35 Uhr bei immer noch 25°C auf dem Balkon mit Blick auf die (mittlerweile in Dunkelheit getauchte) Bucht und lasse den Tag Revue passieren. Rocco liegt schon im Bett und schläft – ich schreibe den Blog meistens immer so spät, dass er es erst am nächsten Morgen lesen kann. Da wir jetzt in Montenegro sind, gilt unsere in Bosnien gekaufte SIM-Karte natürlich grad nicht mehr. Daher beißen wir für diesen einen (und vielleicht in ein paar Tagen noch einen weiteren Tag) in den sauren Apfel und zahlen die €7,99 Roaming-Gebühren für mein Handy in Montenegro, damit wir „online“ sind – zum einen für den Blog (mit Hotspot) und zum anderen, um unterwegs Unterkünfte suchen und buchen zu können – Rocco hat merkwürdigerweise immer noch kein Netz….

Schön war es heute – nicht so ereignisreich wie die letzten Tage schon gehabt, aber mit schönen Strecken und der ein oder anderen netten Begegnung. Und was mir und auch Rocco immer wieder auffällt: die Leute sind wie umgewandelt, wenn man sie in der Landesprache anspricht. Sie werden zuvorkommend und fragen immer gleich, woher ich komme und wieso ich die Sprache so gut spreche. Meistens werden wir auf Englisch angesprochen, wenn wir irgendwo etwas bestellen möchten oder eine Karte kaufen oder Parkgebühren entrichten müssen. Wenn ich als Zahlmeister dann immer vortrete und die Leute anspreche, ändern sie ihr Verhalten von fordernd (und manchmal genervt) auf freundlich und gesprächig. Schön!

Niemandsland
zwischen Bosnien und Montenegro

02.06.2022 (Donnerstag / 8. Fahrtag)

Lepetane – Bucht von Kotor (MNE) nach Tjentiste (BiH)

Die Nacht war echt besch….. Die Klima-Anlage hat mich angebrüllt und Rocco hat im Bett nebenan (ja, wir haben wieder in getrennten Betten geschlafen…) halb Montenegro abgeholzt. Als ich die Klima ausgeschalten hatte und mir Klopapier in die Ohren gestopft hab, ging es einigermaßen – mehrmals in der Nacht bin ich wach geworden , habe laut „Rocco“ gerufen, damit eine Weile Ruhe herrscht – entsprechend gerädert bin ich heute morgen aufgewacht – Rocco hingegen hat sehr gut geschlafen *hmhm*. Leider war auch das, was wir zum Frühstück gekauft hatten nicht besonders gut, so dass wir mit leerem Magen losfuhren – einen Bäcker haben wir auch nicht gefunden, aber an der Tankstelle gab es Sandwiches, die waren ganz ok (nur halt nicht besonders sättigend…) Naja, nicht alle Tage können eitel Sonnenschein beginnen, manchmal muss es auch „bad days“ geben, sonst weiß man ja nicht, wie sich ein guter Start in den Tag anfühlt *grins*.

An der Bucht entlang ging es bei Kotor dann auch schon hoch ins Gebirge – dieselbe Straße, die wir letztes Mal runter gefahren sind, als mein Moped ständig ausging – nur hatten wir die ganz anders in Erinnerung! Viel breiter! Hat trotzdem Spaß gemacht, die 26 engen Kehren hochzufahren, auch wenn die Temperaturen schon ins hochsommerliche gestiegen sind (zumindest für unsere Verhältnisse – unsere Gastgeberin hat heute morgen bei unserer Abfahrt gefroren – da hatten wir schon über 24°C!)

Oben angekommen ging es noch ein Stück weiter Richtung Lovcen zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man die komplette Bucht von Kotor bis zum Meer überblicken konnte – was für ein phänomenaler Ausblick!

Rocco wollte eigentlich die Drohne noch steigen lassen, doch leider war es dort oben nicht erlaubt – wird wohl an dem Flughafen bei Kotor gelegen haben? Dennoch hat er versucht, ein paar schöne Bilder mit der Drohne zu machen – schau mer mal…

Ein Stück wieder die Straße hinunter (die Straßen sind übrigens richtig klasse dort – zumindest die neu ausgebauten!) haben wir dann tatsächlich den Weg zu unserer „Schmugglerstraße“ gefunden. Diese sind wir vor 3 Jahren ja schon einmal gefahren, nur von der entgegengesetzten Richtung aus.

Doch ganz plötzlich wurde aus dieser kleinen Schmugglerstraße eine Baustelle mit Schotterweg, überall Baustellen-Fahrzeuge aber keine Arbeiter und unser Navi wusste plötzlich nicht mehr, wo wir sind.

 

Wir also dem Weg gefolgt, um auf einer frisch asphaltierten Straße zu fahren, die laut Doris (Navi) mitten durchs Nirgendwo führt – die gibt es offiziell wohl noch gar nicht….

Kein einziges Fahrzeug kam uns entgegen und wir hatten schon befürchtet, dass wir irgendwo vor einer Sperre stehen bleiben müssen, um zu wenden. Doch irgendwann war auch der ausgebaute Teil fertig und es ging wieder auf dem „Schmugglerweg“ weiter – nur blöd, dass der gar nicht auf unserer Route war. Irgendwie sind wir auf einem ganz anderen Weg gelandet, der so gar nicht geplant war. Der hat sich wirklich ewig hingezogen und war nach 1 Stunde kreuz und quer durch die Vegetation irgendwann einfach nur noch anstrengend. Die Temperaturen sind auch immer weiter gestiegen… doch nach einer gefühlten Ewigkeit sind wir dann wieder auf einer Hauptstraße gelandet. Dieser Weg hat uns glatt komplett aus unserer Route rausgeschmissen – eigentlich war noch das Kloster Ostrog geplant, doch das mussten wir dann sausen lassen – schade. Aber das steht sicherlich noch ein paar Jahre dort und wartet auf uns *grins*.

Einen kurzen Weg die Hauptstraße entlang Richtung Niksić ging es dann schon wieder auf eine Nebenstraße – Rocco meinte noch „hmm, für 90 km 2,5 Stunden“. „Wenn ich mir den Weg anschaue, dann wundert mich das gar nicht, Rocco“ meinte ich nur. Auch wieder eine Schmugglerstraße, die gespickt war mit Rissen, Löchern, aber dafür kaum Splitt. Jedoch jede Menge Kuhfladen. Und wie ich so denke „Wo Kuhfladen sind, da müssten auch Kühe sein“, war vor uns eine Herde mit 10-15 Viechern mitten auf der Straße – und weit und breit kein Hirte… die sind da so ganz allein auf der Straße unterwegs, als ob sie genau wüssten, wohin sie müssten… Da wird einem ganz schön mulmig, wenn die sich dann umdrehen und einen direkt anstarren und unruhig werden und man nicht weiß, ob sie gleich auf einen zugallopiert (sagt man das so?) kommen. Aber die hatten wohl mehr Angst vor uns, als wir (bzw. ich) vor ihnen. Zu dem Zeitpunkt waren wir schon ziemlich erschöpft von den letzten Stunden und suchten uns ein Schattenplätzchen, um eine kurze Rast zu machen. Die Kühe werden uns ja wohl nicht einholen in der Zeit…

Wie wir also den Rest unserer Sandwiches essen und vor allem ausreichend trinken, äußere ich Rocco gegenüber meine Bedenken, ob wir nicht wieder an dem Grenzübergang abgewiesen werden, weil das ja kein offizieller Übergang zu Bosnien ist- Rocco meinte nur „ach was, das wird schon funktionieren“ – ok, Babe, Dein Wort in Gottes (oder Allahs oder Buddhas) Ohr. Ein paar Minuten später kam dann ein VW Golf angefahren (übrigens wie 50% aller Fahrzeuge hier in der Gegend!) und zwei Männer saßen darin. Der Fahrer hat uns schon ganz komisch angeschaut, mit erhobenem Zeigefinger abgewunken, kopfschüttelnd und bestimmend gesagt „no granica“ (keine Grenze) und ist schimpfend weitergefahren – wir kommen da wohl als Touristen wieder mal nicht rüber… als ob ich es gewusst hätte. Oder hab ich mit meinen Bedenken den Teufel an die Wand gemalt? Der Typ war aber so streng, dass wir einsichtig waren und gewendet haben. Beim Wendemanöver kamen uns auch schon die Kühe entgegen, hahaha.

Das war schon das zweite Mal innerhalb von 10 Minuten, dass meine Bedenken richtig waren – unheimlich! Also nutzt nix, den ganzen Weg (bestimmt eine halbe Stunde lang) also wieder zurück auf die Hauptstraße. Mittlerweile hat uns schon alles weh getan, denn der Weg hatte es trotz Asphalt ganz schön in sich – und nahm überhaupt kein Ende mehr.

Bei Niksic sind wir dann wieder auf die Hauptstraße gekommen. Über denselben Damm wie schon 2019 *grins*.

Dort sind ja zwei Seen und in einen von diesen Seen führt eine Landzunge hinein. Der Plan war, einen Abstecher dorthin zu machen. Doch irgendwie war es heute wie verhext – auch dieser Weg endete in einer Baustelle, an der es jedoch keinen Weg vorbei gab.

Wir haben nicht lange rumgemacht, Wendemanöver eingeleitet, wieder auf die Hauptstraße zurück und an Niksić vorbei gefahren. Auf der Panoramastraße No.1 sind wir dann Richtung Grenze zu Bosnien gefahren (ganz legal) und hatten unterwegs in Spitze 32°C – ein Hoch auf die Sommer-Jacken!!!

Kurz vor dem Piva Canyon mussten wir eine Kaffeepause machen – wir waren richtig erschöpft, Rocco wäre am liebsten sitzen geblieben… Aber nix gibt´s, weiter gehts.

Die Straße durch den Canyon ist wirklich gigantisch. Unzählige Tunnels, in die man blind hinein fährt und hofft, dass da nicht gleich eine Kurve kommt, bevor sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Erst rechts der Stausee, der sich ein gutes Stück den Canyon entlang zieht, über eine Brücke, dann links der See, über die Staumauer und dann rechts der Abgrund, wo die Piva sich dann hindurch schlängelt. Nur gut, dass auf der ganzen Strecke fast kein Verkehr war, so konnten wir es einfach nur (trotz Müdigkeit) genießen.

 

Nicht weit weg war dann auch schon der Grenzübergang Hum – ganz legal und volles Prozedere wie schon gehabt – Reisepass, Fahrzeugpapiere und durch. Ein paar Meter weiter dann der Übergang nach Bosnien – davor eine Brücke mit hölzernen Längsplanken – die schon teilweise verwittert waren und nicht sehr vertrauenerweckend ausgesehen haben… Aber was nutzt alles Jammern, da müssen wir rüber. Am Schlagbaum wieder Pass, Fahrzeugpapiere, Stempel rein und „Herzlich Willkommen in Bosnien“ – again . Was wir auch gleich an der Straße gemerkt haben…. Teilweise einseitig gar nicht mehr oder nur verwittert vorhanden, mit Bodenwellen oder wahlweise mit Schotter und Geröll. Kaum eine längere Gerade und wenn man nicht aufpasst, fährt man voll in ein Schlagloch rein. So ging es eine ganze Weile am Flüsschen Tara entlang. Bis dahin wusste ich gar nicht, dass der Fluss auch durch Bosnien fließt. Im Laufe des Abends hab ich mich dann mal kurz schlau gemacht: die beiden Flüsse Piva und Tara fließen ineinander und bilden dann den Fluss Drina – so, wieder was dazu gelernt. Also hatten wir dann irgendwann die Drina links von uns, bis wir über eine Brücke gefahren sind und dann links abbiegen mussten Richtung Sutjeska Nationalpark. Da sind wir dann denselben Weg quasi wieder zurückgefahren, nur auf der anderen Flusseite, hahaha.

Nach einer halben Stunde waren wir dann am Kriegerdenkmal Tjentiste („Dolina heroja“ – Tal der Helden), unserem heutigen Endziel. Zum Denkmal selbst ging es 290 Stufen hinauf – die wir uns dann auch noch angetan haben.

Das Denkmal ist den 3301 Kriegern gewidmet, die bei der Schlacht an der Sutjeska ums Leben kamen (1943) und ist echt gigantisch.

Wenn man da drunter steht, (oder mitten drin, da es aus zwei Teilen besteht), fühlt man sich winzig klein. Bis ganz hinauf sind es 325 Stufen (die ich ohne Rocco hochgelaufen bin).

Zu dem Zeitpunkt waren wir dermaßen überhitzt und erschöpft, dass wir es gerade so bis zum Hotel, das 500 m neben dem Denkmal gelegen ist, geschafft haben, ohne von den Mopeds zu kippen. Und das ist jetzt kein Scherz! Wir sind im Hotelzimmer angekommen und haben beide gezittert wie Espenlaub. Wir mussten uns erstmal 5 Minuten hinsetzen, zu Atem kommen und ein Stück Traubenzucker essen, damit wir die restlichen Sachen von den Mopeds holen konnten. Danach Duschen und endlich was essen! Wir hatten ja den ganzen Tag kaum was gegessen, kein Wunder also, dass wir dermaßen geschwächelt haben nach der heutigen Anstrengung und Hitze! Nur gut, dass das Hotel über ein Restaurant verfügt, wo wir lecker und günstig, wie immer in Bosnien, zu Abend gegessen haben (Rocco hatte – einen Tusch bitte -Ćevapćići!).

Während des Essens haben wir dann gleich für die nächsten beiden Nächte ein Motel unweit der Tara-Schlucht gebucht. Der Witz an der ganzen Sache heute ist ja der, dass wir denselben Weg morgen wieder zurückfahren werden – also derselbe Grenzübergang, den Piva-Canyon und noch ein Stück weiter, da wir den Durmitor Nationalpark ansteuern werden. Erst die eine, dann die andere Seite des Parks, daher zwei Nächte. Der heutige Tag war ja von der Route her komplett anders geplant gewesen. Wir hätten ja aus einer anderen Richtung nach Bosnien einreisen und den Piva-Canyon erst morgen fahren sollen. Da wir die geplante Route jedoch nicht machen konnten („no granica“), war der heutige Plan also grad für die Tonne – und mega anstrengend noch dazu! Trotzdem war auch Fahrspaß dabei – auch wenn sich das alles jetzt nicht so anhört. Die Natur und die Gegend hier sind einfach schön – wenn man nicht gerade ständig auf den Straßenverlauf achten muss, kann man auch die Ausblicke genießen. Ich für meinen Teil tue das jeden Tag aufs Neue und bin immer gespannt auf den nächsten Tag. Da wir hier mitten im Nationalpark Sutjeska am Waldrand und etwas höher gelegen übernachten, hoffe ich nun auf eine gute und kühle Nacht :-).

Einfach mal über die Welt nachdenken

03.06.2022 (Freitag / 9. Fahrtag)

Tjentiste (BiH) nach Mojkovac – Tara-Canyon (MNE)

Wie erwartet, war es eine sehr erholsame Nacht – Rocco hat kaum geschnarcht und die Temperaturen waren sehr angenehm. Nach einem kleinen Frühstück ging es dann wie erwähnt den ganzen Weg wieder zurück bis zum Piva Stausee. Natürlich den abenteuerlichen Weg bis zur Grenze und natürlich wieder mit vollem Programm – Reisepass, Fahrzeugpapiere und das ganze Prozedere zwei mal kurz hintereinander. Mich wundert es, dass die Grenzbeamten uns nicht nach Schmuggelware gefragt haben, so oft wie wir die Grenzen in den letzten Tagen überquert hatten…

Nach einem kurzen Foto-Stopp auf einer großen Brücke am Piva-Stausee bogen wir dann in einen ganz kleinen Weg in Richtung Durmitor Nationalpark ab.

Der hat sich sehr spannend nach oben gezogen, immer am Berg entlang.

Muss bei Motorradfahrern ein sehr bekannter Weg sein, denn es kamen uns einige davon entgegen und bei einem weiteren Aussichtspunkt sind auch einige an uns vorbei gefahren.

Weiter, wir sind nicht zum Spaß hier 🙂

Oben im Nationalpark angekommen hatten wir dann die typische Gebirgsvegetation. Im ersten Moment denkt man, es ist alles grau und grün, aber wenn man genau hinschaut, ist es sehr bunt. Viele verschieden Blumen in allen nur erdenklichen Farben. Ein wahrer Augenschmaus die Farbkleckse überall!

Auf dem Plateau angekommen steuerten wir direkt auf ein kleines Gasthaus zu – im typischen Stil der Berge.

Kleine Kaffeepause gefällig? Aber gern. Dazu gab es noch einen total leckeren, frisch gemachten Kuchen „Trileće“ heißt der wohl und ist ein typischer albanischer Kuchen – mjamm, der ist so richtig auf der Zunge zergangen.

Wie wir so dasitzen holt der Wirt ein Streichinstument raus (keine Ahnung, wie das heißt – auf jeden Fall typisch für die Folklore dort oben) und hat für die Gäste ein paar Volkslieder zum Besten gegeben. Das war so überraschend und schön – die anderen Gäste haben mit eingestimmt und wir waren mitten drin im Durmitor und seinen Bräuchen. So hätten wir noch eine Weile verbringen können, aber wir hatten ja noch ein bisschen Wegstrecke vor uns. Also wieder rauf auf die Mopeds und weiter geht´s.

Der Weg schlängelte sich über das Plateau in sanften Kurven, hinter jedem Hügel gab es was anderes zu sehen.

Einzelne Schneefelder säumten den Weg und dann waren wir plötzlich umgeben von dem grandiosen Gebirge.

Einzigartig aufgefaltete Berge, jeder ganz speziell.

Wir waren völlig überwältigt ob dieser Schönheit. Selbstredend, dass wir auch die Drohne steigen lassen mussten, um das alles für zu Hause einzufangen.

Vorbei an Schneefeldern, kleinen blau-grünen Tümpeln und Seen führte uns der Weg weiter.

Wie gut, dass so gut wie kein Verkehr herrschte dort oben, so konnten wir es richtig gemütlich angehen, ich voraus. Und jeder, der sich dort oben aufgehalten / gefahren ist, war so entspannt! Wer diesen Weg schneller als 30-40 km/h fährt, ist einfach nur dumm und gefühllos und vor allem entgeht ihm die ganze Schönheit dieser überwältigenden Natur.

Ich für meinen Teil war einfach nur sprachlos und so richtig im Reinen mit mir selbst!

Als wir dann wieder draußen waren, in der Zivilisation, wollte ich einfach wieder zurück. Sollten wir jemals nach Montenegro auswandern, wird es ein kleines Häuschen im Durmitor Nationalpark sein. Ich war bei unserer letzten Tour schon so begeistert, doch da hat das Wetter nicht so mitgespielt. Dieses Mal hatten wir Glück und uns hat sich die ganze gewaltige Schönheit offenbart! *SEUFZ*

Unser weiterer Weg zog sich den Nachmittag über auf kleinen Wegen, so wie wir sie von hier kennen. Nicht ganz die Schmugglerwege, aber doch so ähnlich. Die Temperaturen stiegen wieder bis auf 30°C und wir vermissten schon bald die gemäßigten Temperaturen im Gebirge.

Auch die Straße war teilweise sehr abenteuerlich – zunächst kleine Steine, dann immer größere Brocken auf der Straße, man musste äußerst vorsichtig fahren. An manchen Stellen war eine Seite der Straße sogar von ganzen Felsbrocken blockiert. Blockiert wurde die Straße auch von diversen Tieren – Schlangen, Hühnern, Hunden, vor allem Kühen 🙂 . So etwas wäre bei uns undenkbar, hier ist das völlig normal und findet sich alle paar Kilometer. Ich möchte auch nicht wissen, wie hoch unsere Schuld am Tod von unzähligen Schmetterlingen ist, von Eidechsen, die versuchen über die Straße zu huschen ganz zu schweigen. Unsere Knochen wurden so richtig durchgeschüttelt ob der ganzen Bodenwellen – wenn man da nicht aufmerksam und langsam fährt, hebt man glatt ab. Was uns ebenfalls aufgefallen ist, ist die trockene Vegetation – sehr viele Baumgerippe und vertrocknete Büsche. Da genügt ein kleiner Funke und alles würde lichterloh brennen. Kein Wunder dass die Waldbrandgefahr hier so hoch ist…

Unterwegs versuchten wir noch, irgendwo was zum Essen zu ergattern, aber Rocco sucht ja immer so dünn besiedelte Regionen aus, dass es unmöglich war, etwas zu finden. So kamen wir dann also wieder auf die Hauptstraße, unsere nächste Übernachtungsmöglichkeit war ja auch nicht mehr weit.

Ein wenig Verlust ist immer

Ca. 20 km vor unserem Ziel schlängelte sich diese Straße sogar dreispurig nach oben (übrigens wieder die Panoramic Road No. 1). Bei einem Überholmanöver kurz vor einer Rechtskurve (WIR hatten zwei Spuren) kam uns plötzlich ein dunkles, etwas größeres Auto auf UNSERER Spur entgegen. Ich dachte noch, der spinnt doch, konnte gerade noch vor einem Golf einscheren als ich Rocco fluchen hörte und da war es auch schon passiert. Der Typ hat Roccos linke Seitentasche erwischt. Nur gut, dass Rocco sich halten konnte und so hieß es erstmal Warnblinker an, anhalten, schauen was passiert ist. Ich hatte schon das schlimmste befürchtet, dass die Tasche komplett abgerissen ist und die Sachen darin über die Fahrbahn verstreut wurden, doch sie war noch dran – zwar offen klaffend, aber die Sachen alle noch drin.

Rocco wollte dann erstmal nach dem Typ schauen, aber es war weit und breit nichts zu sehen, kein Auto, das angehalten hätte oder sonst irgendein Anzeichen eines Unfalls. Der ist einfach weiter gefahren! Oh Mann, sein Schaden am Auto ist sicherlich größer als unserer, denn die Packtasche hatte einen stabilen Kunststoff-Rahmen. Der Golf, den ich überholt hatte, ist langsam mit Warnblinker an uns vorbeigefahren, hat geschaut, ob alles soweit ok ist und ist dann weitergefahren.

Nun gut, also erstmal die Tasche irgendwie sichern, damit wir weiter fahren konnten. Gut, dass ich zwei ROK-Straps als Ersatz dabei hatte, so konnten wir alles soweit fixieren, dass wir die letzten paar Kilometer weiter fahren konnten. DAS war vielleicht ein Adrenalin-Schub! Rocco meinte nur „Jetzt weiß ich wenigstens, wie es sich anfühlt, abgeschossen zu werden – echt beschissen!“

Jetzt sind wir also heil und ohne größere Blessuren in unserem Motel an der Tara kurz vor Mojkovac zwischen dem Nationalpark Biogradska Gora und dem Durmitor Nationalpark angekommen. Alles „sehr einfach“ gehalten, das Essen nicht wirklich gut, aber hey, es ist erst 19:40 und ich habe diesen Blog für heute schon fertig! Zum Glück allerdings hat Rocco die Tour gestern nochmal umgeplant und wir „müssen“ nur eine Nacht hier bleiben… Die Packtaschen wurden jetzt getauscht, damit der Fahrtwind nicht IN die beschädigte Tasche rauscht und diese somit aufbläht. Außerdem wurde sie so befüllt, damit man sie nicht ständig wieder auf und zu machen muss. Die ist definitiv hinüber, aber Hauptsache, Rocco ist, außer einem kurzen Schreck, nichts weiter passiert. Alles andere ist ersetzbar – ER jedoch nicht! Und gut, dass es kein richtiger Koffer war, denn der hätte wohl eher nicht nachgegeben und sich womöglich noch im Fahrzeug verhakt… Aber lieber nicht darüber nachdenken, was PASSIEREN HÄTTE KÖNNEN sondern lieber froh sein, was NICHT PASSIERT IST !

04.06.2022 (Samstag / 10. Fahrtag / „Bergfest“)

Mojkovac – Tara-Canyon (MNE) nach Sarajevo (BiH)

Wider erwarten hatten wir eine sehr ruhige Nacht. Als wir gestern (relativ früh) ins Bett gegangen sind, war das nicht so klar. Unser Zimmer lag direkt über der Kneipe des Motels und es ging da ziemlich laut zu…doch Schlag 22:00 Uhr ist Ruhe eingekehrt und ich bin tatsächlich erst um 4:00 Uhr morgens das erste Mal aufgewacht. Doch um kurz nach 6:00 Uhr war die Nacht dann wirklich vorbei. Packen, Satteln, schneller Kaffee und um 7:30 Uhr erstmal den nächsten Bäcker für das Frühstück ansteuern – im Motel wollten wir uns das Frühstück dann doch nicht antun…dafür war der Kaffee aber sehr gut.

Rocco meinte noch, wir müssten unsere Ansprüche zurückschrauben – ähm, nö, fällt aus. Das wäre, als wenn ich Rocco sagen würde, er müsste während der Tour ein durchgeschwitztes T-Shirt nochmal anzieh´n – fällt schließlich auch aus, hahaha.

Nach einem reichhaltigen Frühstück (ganz frischer und heißer Burek * mjammm*), ging es dann bereits um 8:00 Uhr Richtung Tara-Schlucht. Diese hat uns ja das letzte Mal schon total begeistert und sie hat uns auch dieses Mal nicht enttäuscht – weder die Straße noch die Umgebung. Immer mal wieder hat sich die Tara der Straße offenbart, so dass man aufpassen musste, wohin man fährt, wenn man wieder einen Blick auf sie erhaschen wollte.

Wir mussten mehrmals anhalten, um sowohl Bilder zu machen als auch an besonders schönen Stellen die Drohne steigen zu lassen.

Viel zu schnell waren wir dann schon an der Tara-Brücke, die zwischen 1938-41 gebaut wurde. Ein gigantisches Bauwerk! Und dieses Mal so ganz ohne Chinesen! Überhaupt vermissen wir dieses Volk hier gar nicht, im Gegenteil ist es ohne sie richtig schön ruhig 🙂 .

Da die Fahrt durch die Schlucht an der Brücke leider endet, fuhren wir dann ins Gebirge hoch – was nicht minder schön war, nur eben ohne Wasser. Dafür jedoch mit einem Schotterweg, der ein bisschen anstrengender war, aber gut zu bewältigen. Ich sag noch zu Rocco „wart nur, gleich müssen wir wieder durch einen Fluss oder über eine Brücke“ – kaum ausgesprochen, wurde der Weg durch genau sowas unterbrochen – ich konnte es nicht fassen! Mein Herz ist erstmal in die Hose gerutscht, Rocco ist fast vom Moped gefallen vor lauter Lachen und beim genaueren Hinsehen durfte ich glücklicherweise feststellen, das dieses Brückchen aus Beton und somit problemlos befahrbar war. Wieder auf einer schönen Hauptstraße und kurz darauf ein „ungeplanter“ Schotterweg.

Haja, machen wir (bzw. ich) doch mittlerweile blind, hahaha. Und kaum wieder auf der Hauptstraße, wieder rechts ab auf eine Nebenstraße, die jedoch bis zur Grenze führen soll. Diese wurde aber bald darauf zu einer neu errichteten Straße. Neben dieser hat man immer mal wieder die alte Straße gesehen und konnte deren ursprünglichen Verlauf genau verfolgen. Man fragt sich dann schon, wieso diese so viel kurvenreicher war als die neue jetzt. Wahrscheinlich soll die Neue dann einfach mehr frequentiert werden zukünftig und dafür hat man sie auch gleich breiter gebaut. Und die paar Hindernisse, um die sich die alte Straße gewunden hat, hat man einfach mal kurz aus dem Weg geräumt, gesprengt oder was auch immer. Wie und warum auch immer – für uns war es jedenfalls Fahrspaß – und als der Teer dann endete und kilometerweit nur noch eine provisorische Schotterstraße vorhanden war, hat das nicht minder Spaß gemacht, auch wenn wir teilweise an riesigen Schlaglöchern vorbei- und durch tiefe Rinnen mit grobem Schotter hindurch manövrieren mussten.

Nun war schon fast die Grenze zu Bosnien wieder in Reichweite – die Straße dorthin jedoch eine Katastrophe. Mittlerweile hat uns schon wieder alles weh getan und es wurde auch wieder immer wärmer! Schlaglöcher, Bodenwellen, weggebrochene Straßenseite – es war einfach alles dabei (außer Hühner, Kühe, Ziegen, Schafe). Am Grenzübergang Metaljka wollten die Monteneger (sorry) wieder volles Programm haben. Aber sie waren sehr freundlich und sagten uns, dass in 7-8 km dann nochmal Kontrolle ist. Hä? So weit weg?

Nun gut, die wissen schon, was sie tun. Auch die Straße im Niemandsland war nicht besser als vorher. Nur kamen hier zu den ohnehin schon widrigen Straßenverhältnissen umgestürzte Bäume, Äste, Splitt, Schotter und dunkelhäutige Menschen hinzu. Ja, wirklich, plötzlich stand/saß neben der Straße eine Gruppe Männer – Flüchtlinge?

Also wie Ukrainer sahen die nicht aus, Bosnier waren es aber auch nicht. Nun gut, zum Glück nicht mein Problem…An der bosnischen Grenze dann – nix! Die haben uns doch glatt einfach durchgewunken! Man hatte den Eindruck, dass die einfach keine Lust hatten, sich mit so Pille-Palle wie uns zu beschäftigen – oder wir haben die grad in der Mittagspause gestört… Jedenfalls also einfach durch und danach erstmal kurzes Päuschen – hatte ich schon erwähnt, dass uns so langsam alles weh getan hat? Und es immer wärmer wurde? Es hieß also wieder einmal „Willkommen in Bosnien“ – und so soll es (planmäßig) für die nächsten paar Tage erstmal bleiben. Die letzten Tage waren schon verwirrend – welches Geld brauch ich jetzt? Muss ich die bosnische SIM-Karte jetzt de- oder reaktivieren? Wie ist der Umrechnungskurs nochmal? Jetzt wird also die nächsten Tage nur noch in KM gerechnet (kompatible Mark und übrigens „Pfennig“ 😉 oder mit Roccos Worten „komische Mark“).

Und wie auch schon die letzten Male: die (meisten) Straßen in Bosnien sind einfach übel! Kein Wunder, dass auf diesen Wegen, die wir bisher gefahren sind, fast nur uralte und schrottreife Autos unterwegs sind. Alle anderen wären nämlich schon bald schrottreif (zumindest für deutsche Verhältnisse – hier juckt das eher niemanden, Hauptsache die Dinger fahren – irgendwie). Und man sollte sich unbedingt merken: wenn ein Schild mit Ausrufezeichen kommt und dann nur noch 20 oder 30 km/h erlaubt sind, dann sollte man sich unbedingt daran halten – meistens ist dann die halbe Straße weggebrochen oder es kommen dermaßen große Bodenwellen oder riesige Schlaglöcher, dass man da nicht mit überhöhter Geschwindigkeit rein rauschen sollte…

In Goraźde haben wir dann die Drina überquert, um nicht etwa nach rechts Richtung Sarajevo (unserem Ziel), sondern nach LINKS zu fahren – wieso hat mich das jetzt so gar nicht überrascht, dass wir NICHT den direkten Weg nehmen? Aber vorher erst nochmal einen Kaffee und Fanta zur Stärkung, denn die Temperaturen haben die 30°C Marke schon längst überschritten und wir waren (wieder einmal) klatschnass geschwitzt. Danach ging es weiter an der Drina entlang – aber nicht für lange Zeit, denn schon bald ging es wieder rechts in eine Nebenstraße, die uns in Serpentinen, engen Kehren und einer (eigentlich) sehr schönen Strecke wieder ins Gebirge geführt hat – dort war es wenigstens ein bisschen kühler, doch auch hier konnte man die Aussichten nicht wirklich genießen, da man extrem auf die Straße aufpassen musste. Oben am Pass (Grebak auf 1.276 m Höhe) mussten wir dann noch einmal ein Päuschen einlegen. Dort tummelten sich neben einem Auto, mit welchem ein Mann seiner Frau oder Tochter das Fahren im Kreis (oder etwa Abbiegen?) beigebracht hat auch sehr viele frei laufende (wilde?) Hunde. Ich hab 7 Stück zählen können, möchte aber nicht wissen, wie viele sich da noch irgendwo im Schatten oder Wald aufgehalten hatten…. Also wieder runter vom Berg und die letzten Kilometer bis Sarajevo – und Wunder über Wunder, diese Straße war fast schon perfekt (meistens), es hat richtig Spaß gemacht, sie runter zu fahren! Im Nachhinein sind wir froh, nicht die Hauptstraße genommen zu haben – ok, das ist eigentlich in den meisten Fällen, in denen wir die Nebenstraßen benutzen, der Fall – sehr wenig Verkehr und sicherlich mehr Freude am Fahren – zumindest für uns und mit unseren Mopeds. Andere können sowas ja gar nicht brauchen – wir ticken das halt anders, auch wenn uns bei Ankunft abends (wo und wann auch immer) meistens erstmal alles weh tut :-).

Wir haben uns für die nächsten 2 Nächte in einem Hotel kurz vor Sarajevo eingebucht. Im krassen Gegensatz zu gestern ist es eine Suite – nur leider funktioniert die Klima-Anlage nicht richtig (oder wir checken es einfach nicht). Dafür ist das Essen lecker (Rocco ist in diesem Land ohnehin im kulinarischen Himmel) und das Personal sehr freundlich. Für morgen stehen ein paar Ziele um Sarajevo drumherum auf dem Plan (unter anderem Bjelaśnica und Igman, wo auch die olympischen Winterspiele 1984 stattfanden) sowie ein paar „lost places“ und abends der große Basar Baśćarśija in der Altstadt von Sarajevo. Wird wohl entspannt werden (sagt Rocco… ich glaub ihm irgendwie nicht wirklich…).

Nun hoffe ich auf eine gute Nacht, denn es ist zwar relativ ruhig (vom Straßenlärm mal abgesehen) aber sehr sehr warm (kurz vor unserer Ankunft hatten wir in Spitze 33,5°C!). Ich hoffe, dass es heute Nacht etwas abkühlt…

05.06.2022 (Sonntag / 11. Fahrtag)

Sarajevo (BiH)

Die Nacht war gut! Und um 7:00 Uhr standen wir schon im Frühstücksraum :-). Wir wollten nämlich früh los, um heute Nachmittag eher da zu sein, da wir ja noch in die Stadt wollen.

Erst einmal haben wir ein „lost place“ aufgesucht – Hotel Igman auf dem Berg Igman. Die Fahrt ins Gebirge war schon sehr schön, doch als wir dann diesen verlassenen Ort von der Straße aus erblickt hatten, war das schon so „BOAH“ – das war so krass!

Für die olympischen Spiele 1984 erbaut und jetzt verlassen.

So einen krassen Ort hab ich noch nie gesehen – das war so cool, dort drin rumzulaufen und zu spekulieren, was das für Räumlichkeiten waren, wie sie genutzt wurden und das nebenher zu filmen.

Ich war drin, Rocco hat hauptsächlich mit der Drohne von außen aufgenommen. Das gibt Material für einen ganz eigenen Film!

Ich kann das grad gar nicht so richtig beschreiben – muss ich auch nicht. Die zwei Stunden, die wir dort verbrachten, vergingen wie im Flug und wir hätten weitere zwei Stunden dort verbringen können, wenn wir nicht noch andere Pläne für den Tag gehabt hätten!

Vom Berg wieder herunter fuhren wir unterwegs noch an der Sprungschanze Igman (Igman Olympic Jumps oder auch „Malo Polje“ genannt) – diese wurden ebenfalls für die Olympischen Winterspiele erbaut, wurden aber teilweise im Bosnien-Krieg zerstört (wie so vieles hier…) und sind bis jetzt nicht in Betrieb. So wie wir das im Vorbeifahren gesehen hatten, war da aber noch ein Skilift und eine Talstation – vermutlich ist dies für die Wanderer / Ausflügler, um auf den Berg zu kommen. Als wir wieder runter vom Berg waren, war unser nächstes Ziel durch halb Sarajevo durch der Natur-Park „Vrelo Bosne“. Dort entspringt die Bosna und somit auch das Trinkwasser für die Stadt Sarajevo. Leider hatten wir nicht bedacht, dass Sonntag ist und gefühlt tausende Einheimische diesen Platz für den sonntäglichen Ausflug gewählt haben. Das wiederum wollten wir uns nun wirklich nicht antun, zumal die Hitze mit jeder Minute zunahm.

Also Planänderung, hoch auf den Berg Trebevic, wo ein weiterer „lost place“ auf uns wartete – das Observatorium „Bistrik kula“ – bis zum Krieg eine Touristenattraktion – jetzt eine Ruine. Außerdem ist dort oben auch die Bob-Bahn, heute ebenfalls ein „lost place“. Aber auch hier – Sonntagsausflügler! Wir waren schon auf dem halben Weg nach oben, als uns ein paar Motorradfahrer entgegenkamen und das Zeichen zur Umkehr gaben – da wussten wir schon, dass wird nix. Wir haben auf die Kollegen gehört, mittlerweile schon etwas enttäuscht – was wollen die alle da oben? Ok, Sonntag war wirklich ein schlechter Tag, um solche Orte aufzusuchen. Am Igman waren wir ganz allein auf weiter Flur – dort oben jedoch gefühlt hunderte von Menschen. Also erstmal ein Päuschen in einem Kaffee, mit Ausblick auf (fast) ganz Sarajevo – von oben betrachtet richtig hässlich mit den ganzen Plattenbauten mitten in der Stadt…

Nächster Punkt: Der Sarajevo-Tunnel – der Fluchttunnel während der Belagerung von Sarajevo im Bosnienkrieg von Dobrinja nach Butmir, direkt beim Flughafen – auch bekannt als „Tunnel of Hope“. Und DAS war Geschichte, die mich zutiefst berührt hat! Und die auch gar nicht so lange her ist – und die nach wie vor in diesem Land präsent ist. Immer wieder. Die Geschichte muss man einfach nachlesen, die kann und möchte ich hier jetzt gar nicht widergeben – nur so viel: Der Tunnel war eine Verbindung zwischen Dobrinja (innerhalb der belagerten Stadt Sarajevo) und Butmir (außerhalb der Stadt) und wurde unter dem Flughafen als Versorgungsweg gebaut. Krass! Hat uns beide sehr nachdenklich und dankbar gestimmt!

Eingang zum Tunnel

Jetzt sind wieder zurück im Hotel und warten, dass sich das angekündigte Gewitter entlädt – aber irgendwie wird das glaub nix mehr. Weng Gegrummel und Wolken, aber passieren tut nix, außer dass es brutal heiß ist. Wir wollen nachher noch in die Stadt. Der Tag heute war tatsächlich sehr schön, auch wenn wir nicht alles machen konnten, was geplant war. So aber haben wir zwei einzigartige Plätze gesehen, die uns sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben werden.

Nachtrag: Wie geplant sind wir abends mit dem Taxi in die Altstadt von Sarajevo zum Basar „Baśćarśija“ gefahren. Im ersten Moment waren wir total überwältigt von der Fülle an Restaurants. Rocco meinte nur „da müssen wir hin, das ist die Fressgasse“ – doch eigentlich waren bis auf wenige Ausnahmen alle Gassen „Fressgassen“.

Wenn man sich jedoch ein bisschen orientiert, stellt man fest, dass das alles gar nicht so groß ist – ich hatte mir die Dimensionen ehrlich gesagt etwas größer vorgestellt. Doch nichts desto trotz war es schon beeindruckend und eigentlich wirklich ein Muss bei einem Besuch von Sarajevo.

Zunächst einmal musste ich mir in einem Laden drei kleine Stücke Baklava gönnen, die ich dann beim Schlendern verputzt habe – sooo lecker! Ich liebe Baklava und ich hab zum ersten Mal die mit Pistazien probiert, bisher kannte ich ja nur die mit Walnüssen- mjammm.

Das war jedoch nur eine kleine Vorspeise, denn eigentlich hatten wir richtig Hunger – die Auswahl fiel dann doch schwer – lieber hier in diese Ćevapćinica oder lieber in die von vorhin? Oder besser in die Burekdźija – aber nein, Rocco will ja Ćevape essen und kein Burek. Letztendlich dachten wir, dass es ja eigentlich egal ist, in welche wir gehen. Und so steuerten wir die nächstbeste Ćevapćinica an. Die junge Dame begrüßte mich wieder einmal auf Englisch, ich antwortete auf Jugo – sie freut sich und fragt, wie es uns geht. Ich erwidere mit einem Lächeln „Gut! Und wie geht es Ihnen?“ Da hat sie erstmal die Augen aufgerissen und meinte „jetzt bin ich überrascht, bisher hat noch keiner gefragt, wie es MIR geht. Das freut mich sehr, dass Sie jetzt danach fragen!“ Und so werden Brücken geschlagen – mit ein paar kleinen Worten und Gesten. Während des Essens hat sich mal kurz ein Gewitter entladen, so richtig mit Blitz und Donner, aber nach einem kurzen Regenguss war auch schon alles wieder vorbei.

So schlenderten wir also noch eine Weile über den Basar. Erfreulicherweise war verhältnismäßig wenig los – wie auch in Mostar möchte ich aber nicht zur Hauptsaison hier sein. Die Gassen sind so eng und voll mit Tischen/Stühlen/Buden, dass ich mir nicht vorstellen kann, sowas im Hochsommer bei noch mehr Hitze als ohnehin schon zu erleben. So konnte man wenigstens wirklich was sehen außer nur Menschleibern, die sich irgendwie durch das Gedränge schieben. Natürlich durfte auch ein obligatorischer Mokka nach dem Essen nicht fehlen.

Und auch dort wieder „Hello, welcome“ – „Dobar dan“ – und erstaunte und erfreute Reaktionen. Wir verließen den Basar und liefen noch ein bisschen durch die Fußgängerzone – auch dort kaum Leute, außer den Einheimischen, die sich noch einen schönen Sonntagabend gönnten (oder vielleicht auch ihrem ganz normalen Alltag nachgingen?).

Und dann hat uns nochmal kurz die Geschichte eingeholt – etwas Spezielles hat mich in dem „Tunnel of hope“ sehr beeindruckt. Ein Bild mit der Überschrift „Sarajevska Ruza“ (Rose von Sarajevo)

Eine Rose von Sarajevo markiert den Ort, an dem ein Mensch durch eine Granate starb. Der Krater wurde von den Bewohnern/Angehörigen mit rotem Harz ausgekleidet und erinnerte dabei an eine Rose. Solche Rosen sind in ganz Sarajevo auf den Straßen zu finden in Gedenken an die Zivilisten, die bei diesen Granatbeschüssen ums Leben kamen und als Mahnmal. Und über ebensolch eine Rose sind wir tatsächlich „gestolpert“ – mitten auf der Flaniermeile

und dann war er wieder da – der Gänsehaut-Effekt. Was vorher fiktiv erklärt wurde, haben wir jetzt wirklich gesehen und es war einfach überwältigend. Hat mich alles wirklich sehr beeindruckt und nachdenklich gemacht.

06.06.2022 (Pfingst-Montag / 12. Fahrtag)

Sarajevo nach Doboj (BiH)

Heute Morgen haben wir ein Pärchen kennengelernt, das mit einer BMW 1250 GS auf dem Weg nach Montenegro war. Spontan haben wir gemeinsam gefrühstückt und uns ein bisschen ausgetauscht über Erfahrungen, Wege und sonstiges Biker-Geschichten, bevor es für beide Paare in entgegengesetzter Richtung weiter ging.

Von Sarajevo aus ging es in Richtung Doboj – selbstredend, dass wir NICHT den direkten und einfach Weg genommen hatten, hahaha. Sollte ich jetzt aber nachvollziehen müssen, wo genau wir gefahren sind, müsste ich passen – wenn Rocco beschlossen hätte, mich auszusetzen in der Wildnis, hätte ich nie wieder herausgefunden… Irgendwo auf irgendwelchen Nebenstraßen durch den Wald, immer an einem Bach / Fluss entlang – doch der Weg war wirklich klasse.

Die Straße nicht immer so, aber das sind wir ja mittlerweile schon gewohnt und es fällt uns kaum noch auf. Ok, wenn man versehentlich eine Bodenwelle übersieht, dann merkt man es jedoch sofort, denn dann sind alle Knochen wieder dort, wo sie hingehören – bestenfalls. Da wir aber (meistens) in gemäßigtem Tempo unterwegs sind, stellt auch das kaum ein Problem dar.

Irgendwann hatte Rocco die Idee, dass wir noch etwas zum Vespern holen für unterwegs – falls uns mitten in der Wildnis der Hunger überfällt – hmmm, muss mir das jetzt über den Zustand des Weges zu denken geben? HmHm. Gut ausgerüstet ging es also wieder in die Wildnis.

Der Weg so eng, dass nur mit Mühe und Not zwei Autos aneinander vorbeikommen – jedoch nur dann, wenn der Straßenrand auch entsprechend befestigt ist. Und so viele Kurven und Kehr(ch)en, dass einem fast schon schwindelig wird.

Dafür jedoch bei richtig angenehmen Temperaturen, so dass ein paar Kilometer Schotter zwischendrin gar kein Problem darstellen. Auf der Straße öfter Kuhfladen- ich sag noch zu Rocco „Du weißt ja, was das zu bedeuten hat, oder?“. Kaum ausgesprochen, stand auch nach der nächsten Kurve schon eine Kuh mitten auf der Straße! Tanja, hör auf, ständig Prophezeiungen auszusprechen, hahaha! Außer den Kühen waren auch immer wieder Pferde auf der Straße. Ich staune jedes Mal wieder darüber und denke daran, wie normal das im Gegensatz zu unserem Ländle ist…

 Und immer wieder mussten wir riesige Holzlaster (mit Anhänger) überholen – diese sind dann entweder etwas weiter links oder rechts gefahren und wir konnten dran vorbeikommen.

Ich dachte mir nur: wo so ein riesiger Laster fahren kann, da haben auch wir sicherlich keinerlei Probleme. Das galt bis zu dem Zeitpunkt, als wir einem Laster in einen weiteren kleinen Weg folgten – dumm nur, dass der Laster nur einen knappen Kilometer weit gefahren ist, bevor er in den Hof eines Holz-Betriebes fuhr – dann hat auch die gut geteerte Straße aufgehört und es wurde erst nur ein bisschen schottrig, dann etwas mehr schottrig, dann stieg der Schotterweg an, rechts ging die Felswand blank nach oben und über uns drüber und auch der Weg wurde felsiger und ungemütlicher.

Der grobe Schotter wurde teilweise zu felsigem Untergrund mit tiefen, unregelmäßigen Rinnen und dann ist es passiert – an einem Stück bin ich falsch an eine felsige Mulde rangefahren, bin abgerutscht und konnte die Prinzessin nicht mehr halten. Da lag sie dann und da lag dann auch mein Mut!

Mit Mühe und Not stellten wir sie wieder auf und Rocco meinte: „Weiter oder umdrehen? DU entscheidest!“. Nachdem ich den Weg ein Stück weit hoch gelaufen und gesehn hab, was mich noch erwarten würde, habe ich kapituliert.

Es würde immer felsiger werden und eine steile Rechtskurve war 20 Meter weiter. Der Weg hat gewonnen und mich besiegt 🙁 . Also hat Rocco beide Mopeds gewendet (mit viel Schweiß und Anstrengung) und wir sind wieder zurück gefahren. Vielleicht wäre der Weg nach ein paar Metern wieder „normal“ geworden – vielleicht aber auch nicht… Bei der Abzweigung zur (Haupt-)Straße hat Rocco eine neue Route eingegeben und die hat uns dann sogar noch 40 km gespart *grins*

Doch auch der neue Weg war wirklich schön zu fahren. Die ganze Zeit hat uns (irgend-)ein Fluss begleitet, kaum eine längere Gerade und sehr wenig Verkehr. Unterwegs immer mal wieder interessante Brücken, die wir „just for fun“ überquerten, weil sie so abenteuerlich aussahen, wendeten und wieder auf die Hauptstraße fuhren.

In einem weiteren Ort dann wieder eine Abzweigung in die Wildnis. Der Weg dorthin jedoch extrem Steil und kurvig. Und wenn ich steil sage, dann meine ich nicht wie der Weg zum Panorama in Villingen hoch, sondern noch steiler!

Und wenn solch ein Weg dann auch noch eine Kehre macht, dann ist der Krampf in den Fingern und Händen, der versteifte Nacken, die Schweißausbrüche und Adrenalin-Ausstöße vorprogrammiert, hahaha. Aber hey, normal kann jeder!

Gegen 16:30 Uhr sind wir dann in Doboj in der Unterkunft angekommen. Eigentlich hatten wir ein Appartement gebucht, doch das hatte „technische Probleme“… – gestern hätte es wohl gewittert und in dem Appartement funktioniert irgendwas nicht richtig… Der Chef hat uns dann stattdessen zwei Zimmer nebeneinander gegeben – zum gleichen Preis. Haja, kann man machen. Die Mopeds konnten wir in einen Carport stellen – perfekt.

„kleines“Abendessen

Und nachdem wir uns nach einigem Hin und Her entschieden haben, welches Bett / Zimmer zum Schlafen am besten ist (da, wo es nicht so unangenehm riecht und die Matratze nicht aus Holz besteht!), konnten wir uns mit dem ganzen Zeug dann auch einrichten. Die Zimmer sind so klein, dass eines tatsächlich viel zu eng gewesen wäre. Und nach einem super leckeren Abendessen im hauseigenen Restaurant auf der Terrasse hat Rocco Zweifel angemeldet, ob es tatsächlich so eine gute Idee wäre, den Ruhestand hier zu verbringen – er befürchtet, dass er sich nach kurzer Zeit wegen des leckeren Essen kaum noch bewegen könnte…

Etwas Verwirrung herrschte dann auch noch wegen der SIM-Karte für Bosnien. Der wöchentliche Tarif läuft nämlich heute aus und wir wussten nicht genau, wie man das jetzt handhabt – Karte neu kaufen? Aufladen? Wenn aufladen, dann wie und wo? Ein freundlicher Herr an der Tankstelle hat es uns dann erklärt und es ist total einfach: Anhand der Telefon-Nummer der Karte konnten wir das gewünschte Guthaben ganz einfach bei ihm direkt an der Kasse aufladen – total easy. Geht wohl an (fast) jeder Tankstelle oder in (fast) jedem Supermarkt. Also auch geklärt und wieder was dazu gelernt. Wie jeden Tag!

07.06.2002 (Dienstag / 13. Fahrtag)

Doboj nach Lukavac (BiH)

Guten Morgen und herzlich Willkommen bei Contino-Tours. Heute fahren wir von Doboj nach Lukavac am Modrac See. Direkter Weg dorthin beträgt 54 Kilometer. Da Sie jedoch mit Contino-Tours gebucht haben, meiden wir selbstverständlich den direkten Weg und haben somit 262 (!) Kilometer geplante Strecke vor uns. Sollten Sie nun irgendwelche Zweifel an unserer Tour haben, so bietet sich jetzt die letztmalige Gelegenheit, diese Tour zu stornieren. Wenn nicht, dann wünschen wir Ihnen nun viel Spaß, schöne Wege, gute Aussichten und angenehme Reisetemperaturen.“ 🙂 🙂 🙂

Frühstück für 2 Personen

Der Chef unserer Unterkunft hat uns gestern (nach einem selbstgebrannten Apfelschnaps, der uns kurzzeitig komplett den Stecker gezogen hat, selbstgemachtem Käse und einem leckeren Abendessen) versprochen, dass das Frühstück erstklassig sein wird. Was dann kam, war wirklich gut und vor allem viel! Omelette, reichlich selbstgemachtes und noch heißes Gebäck, eine Platte mit Aufschnitt, eine Schüssel voll Zwetschgenmarmelade und noch ein Schüssel voll körnigem Frischkäse. Allein der Anblick der Masse an Essen hat uns schon satt gemacht! Natürlich haben wir nicht alles geschafft, aber den Rest des Gebäcks haben wir uns einpacken lassen für unterwegs (auf eigenen Vorschlag der Bedienung übrigens, die sowas wohl gewohnt ist). Und dann ging es auch schon wieder auf die Mopeds.

Nach 30 km auf der Hauptstraße Richtung Tuzla und zähem Verkehr sind wir Richtung Srebrenik gefahren. Dort wollten wir die Burg „Stari Grad“ besichtigen. Doris hat uns dann wieder mal auf einen Weg geführt, der mich an ihrem Verstand hat zweifeln lassen – wenn sie denn einen hätte.

„…dieser Weg – wird kein leichter sein…“

Zunächst ein schottriger Weg, der dann steil bergauf ging und sogar Rocco fast zu Fall gebracht hätte. Ich bin dann leider in einer Mulde stecken geblieben und nicht mehr weiter gekommen, so dass es Rocco mal wieder übernehmen musste, die Prinzessin aus einer misslichen Lage zu retten – dafür sind schließlich die Ritter mit ihren Eseln da, oder nicht?

Aber immerhin habe ich es geschafft, das Moped nicht wieder schlafen zu legen, jahaaaa! Weiter ging es also den Schotterweg entlang, bis wir wieder auf einer richtigen Straße waren.

Kurz vor dem Ziel (die Burg) dann Verwirrung – wo geht es lang? Da rein? Nein falsch, wenden, wieder zurück. Dort rein? Nein, Einbahnstraße. Also absteigen, Menschen befragen. Ich bin auf einen älteren Mann gestoßen, der uns dann gesagt hat, wir sollten hier gleich auf dem Schotterparkplatz die Mopeds abstellen und dann hinlaufen, es sei nicht weit. Wo wir denn her seien – aaah, Deutschland, er hätte 40 Jahre in Recklinghausen gelebt und seine Familie sei immer noch dort. Haha, ich liebe diese Zufälle! Also gut, wir hören natürlich (fast) immer auf die Einheimischen, stellen die Mopeds ab und laufen hin. Puuuuh, erstmal ging es in sengender Hitze (zumindest gefühlt) bergab – aber man muss ja wieder zurück und das alles dann bergauf!

Doch die Burg und der Ausblick waren es wert. Die Burg war zwar nicht groß und nach einer halben Stunde war alles gesehen und abgelaufen aber dennoch interessant.

Also alles wieder zurück (bergauf bei gefühlten 45°C!) sind wir dann klatschnass wieder bei den Mopeds angekommen. In dem kleinen Laden dort haben wir dann noch Wasser zur Abkühlung kaufen müssen und uns noch ein bisschen mit einer sehr freundlichen Verkäuferin unterhalten, bevor es dann wieder weiter gehen konnte.

Stets abseits der Hauptstraße über enge Wege durch Wald und Wiese, hoch und runter, kreuz und quer.

Unterwegs musste Rocco mehrfach die Route ändern, weil Doris uns auf Wege geführt hat, die unmöglich zu fahren sind – so standen wir beispielsweise nach einem schottrigen Stück plötzlich vor einer Wiese – also wenden und wieder zurück.

Aber auch immer wieder Schotterpisten, die richtig Spaß gemacht haben. Zwischendurch haben wir dann unser restliches Frühstück aufgevespert

und dann ging es ganz plötzlich einen richtig geilen Weg hoch über einen Berg. Super Belag, breite Straße, tolle Streckenführung mit engen und weniger engen Kehren, sicherlich 20 davon nach oben und ebensoviele wieder runter – wir kamen uns schon fast vor wie in den Alpen mit den verschiedenen Pässen. Das war Spaß pur! Kurz danach dann wieder ab durch Wald und Wiese bis der Weg plötzlich mit zwei matschigen Fahrspuren endete, die selbst Rocco nicht fahren wollte.

Also wenden, zurückfahren und wieder auf die Hauptstraße zurück in Richtung Tuzla, aber das war nicht UNSER Weg – kurz danach wieder abbiegen und auf eine geile Schotterpiste, die dann jedoch unterbrochen wurde von einem FLUSS! Ohne Brücke! AAAAAHHHHH.

Wenden war unmöglich, also MUSSTEN wir da durch. Rocco hat die Lage gepeilt, einen Weg gefunden und ist durchgeflutscht. Das sieht ja einfach aus! Ja, das heißt aber nicht, dass ich das auch schaffe. Oder doch?

Einmal (oder zwei-, drei-, vier-, fünfmal) tief durchatmen – auf Roccos Anweisungen horchen – den ganzen Mut zusammennehmen – versuchen, nicht zu hyperventilieren sondern zu konzentrieren – Gas geben – Stolpern – Mut verlieren – nochmal konzentrieren und dann –

JAHAAA, WIE GEIL IST DAS DENN !!! Ich war drüben, bin nicht ins Wasser gestürzt, ich hab´s geschafft, CHACKAAAAA. Mann, war ich mal wieder stolz auf mich selbst!

… Flussdurchfahrt

Weiter ging es durch Tuzla hindurch, ein paar Mal noch auf kleine Wege abgebogen und dann waren wir auch schon am See.

Den See braucht man nicht wirklich, nicht schön, nicht sauber und es riecht hier streng

Die Städte dort sind allerdings recht hässlich – geprägt durch die Schwerindustrie, die auch dem See zu schaffen macht (hab ich gelesen). Dafür ist das Hotel Milenium in Lukavac richtig klasse – zum ersten Mal seit einigen Tagen, dass wir so gar nichts zu beanstanden hatten. Garage für die Mopeds hinterm Haus mit Tor und kameraüberwacht – perfekt. Leider haben die hier zwar ein tolles Café mit Terrasse aber kein Restaurant. Also auf Empfehlung 10 Minuten Fußweg zu einem Einkaufszentrum, wo uns ein geniales Restaurant sehr angenehm überrascht hat – wieder einmal, das hatten wir in der Vergangenheit schon.

Abendessen in einem Einkaufcenter, echt top.

Nun sitzen wir hier in diesem Café auf der Terasse, die Temperaturen kühlen ein bisschen ab. Heute waren es in Spitze mal wieder 31°C, die Moped-Klamotten riechen inzwischen nicht besonders angenehm, so dass wir in dem Einkaufszentrum vorhin noch einen Textil-Erfrischer gekauft haben ;-). Die Klamotten werden zwar immer durchgelüftet, aber das nutzt irgendwie nicht wirklich viel. Unterwegs ist uns übrigens hier in Bosnien extrem aufgefallen, dass es in jedem Ort mehrere Auto-Waschanlagen gibt. Waschen tun die Bosnier ihre Autos offensichtlich oft und gern, hahaha. An Tankstellen mangelt es auch nicht, die gibt es ebenfalls in jedem Ort (außer in Wald und Wiesen, hmmm). Und sollte man mal zwischendurch vergessen, dass man in Bosnien ist, dann wird man spätestens im nächsten Ort daran erinnert, wenn man ein Minarett gen Himmel ragen sieht.

So, das war mal wieder ein anstrengender, heißer aber sehr schöner Tag mit einem „ich hab´s geschafft!“-Erlebnis. Morgen geht es Richtung Banja Luka und unser Aufenthalt in Bosnien neigt sich so langsam dem Ende zu.

08.06.2022 (Mittwoch / 14. Fahrtag )

Lukavac (BiH) nach Ploce (HR)

Nach einer angenehmen Nacht hat uns heute Morgen der Regen geweckt. Gestern Abend, als ich auf der Terrasse des Cafés saß, hat es schon gewittert. Leider hat sich dieses Gewitter nicht verzogen, sondern hat wohl seine Kreise über dem See gezogen.

Jedenfalls hatten wir für den heutigen Tag nichts Gutes zu erwarten. Laut Wetter-App sollte es den ganzen Tag immer mal wieder und die nächsten beiden Tage sowohl in Banja Luka als auch in Bihac (unsere nächsten beiden Ziele) Katzen und Hunde regnen (oder Pferde und Kühe hier in Bosnien?).

Aussicht für morgen

Also was tun? Augen zu und durch? Heimreise antreten und die nächsten drei Tage in strömendem Regen fahren? Irgendwo einquartieren und den Regen abwarten? Wenn Letzteres, dann wo am besten, ohne dass es richtig ätzend wird? Guter Rat war grad echt teuer. Also erstmal frühstücken, vielleicht gelingt eine Entscheidung mit vollem Magen und vor allem (für mich zumindest) mit Kaffee. Ich warf die Frage in den Raum, wie das Wetter wohl an der Küste sein würde? Für heute relativ gut, morgen dann auch Regen, aber dafür übermorgen wieder gut – wäre das eine Option?

Was tun?

Irgendwo am Meer für zwei Tage was zu buchen, den einen Regentag auszuharren und auszuruhen, um dann an der Küste entlang wieder Richtung Heimat zu fahren? Klingt doch eigentlich ganz verlockend – zumindest besser, als drei Tage im Dauerregen nach Hause zu fahren und dort noch eine Woche „rumzuhängen“ oder im tiefsten Bosnien drei Tage im „Irgendwo“ zu verbringen, bis sich der Regen legt, oder? Rocco hat eine Route ausgesucht, die uns nach 300 km bis Ploće an die Küste Kroatiens bringt – schnellster Weg. Ein Appartement für 2 Tage wurde auch gefunden und gebucht und so haben wir unsere weiteren Pläne für Bosnien verworfen (bzw. für eine andere Tour auf Eis gelegt), haben die Mopeds gesattelt und uns auf den Weg gemacht.

Die ersten 10 km bei leichtem Regen auf der Hauptstraße Richtung Sarajevo waren so richtig ätzend und haben für den weiteren Weg nichts Gutes versprochen. Als Doris dann auch noch sagte „folgen Sie der Route für 110 km“ (wusste gar nicht, dass sie solche Sätze im Repertoire hat, haha) kam nicht wirklich Freude auf. Doch als wir dann den See mit den unzähligen Industriegebieten verlassen hatten, wurde der Verkehr immer weniger, bis wir die Straße nahezu für uns hatten. Und was soll ich sagen – sie war einfach nur schön zu fahren. In ständigen Kurven ging es am Fluss Krivaja entlang bis nach Olovo, der Himmel zwar bewölkt aber es blieb trocken, immer mal wieder ins Gebirge rein/hoch und wieder raus/runter. Im Großraum Sarajevo sind wir dann kurz auf die Autobahn gefahren, nur um voll in eine Regenwand zu geraten.

Das kam so plötzlich und heftig, dass wir bis auf 40-50 km/h runterbremsen mussten, um überhaupt etwas zu sehen. Die ganze Autobahn stand unter Wasser und man hat regelrecht eine Bugwelle hinterlassen. Der Regen kam so heftig runter, dass es richtig weh getan hat – wie wenn man mit Kügelchen beschossen wird! Nach 10 Minuten und zwei-drei Tunneln war dann aber auch das vorbei und wir dafür erstmal nass. Kurz darauf endete auch die Autobahn, die Maut wurde entrichtet und es ging Richtung Mostar. Toller Weg durch das Neretva-Tal bis zum „Jablanićko Jezero“ – bis dahin waren wir schon fast wieder trocken geföhnt und der Himmel riss auf und da es Zeit fürs Mittagessen war, hielten wir am See an einem schönen Restaurant, um etwas zu Essen. Und was sahen Roccos glitzernde Augen da?

Ein Lamm, das sich am Spieß dreht! „Gibt es denn schon fertigen Lammbraten?“ musste ich den Typen am Drehspieß dann fragen „Ja klar!“ antwortete dieser und Rocco hat schon fast angefangen zu sabbern *griiins*.

Während wir also so auf der Terrasse sitzen

und auf das Essen warten, fängt es schon wieder an zu blitzen und zu donnern, um kurz darauf einen kleinen, kurzen aber heftigen Regenguss abzulassen. Unseren Tisch und die Stühle konnten wir jedoch rechtzeitig unter den Schirm schieben, so dass wir trocken das Essen (Rocco natürlich Lamm vom Spieß und für mich gab es Forelle vom Grill – lecker) genießen konnten. Beim Bezahlen fragt uns der freundliche Kellner noch, ob es uns nichts ausmachen würde, im Regen zu fahren. Ich hab nur die Schultern gezuckt und gesagt „nutzt ja nichts und irgendwann ist es einem egal“. Er hat nur gelacht, wir haben uns ein bisschen unterhalten und wie so viele Kellner/Wirte/Gastgeber hat auch er uns beneidet und gemeint, dass wir es genau richtig machen würden! Es geht im Leben nicht immer nur ums Arbeiten, sondern man muss es auch ausleben.

Also weiter geht´s und kaum auf den Mopeds, öffnet sich auch schon wieder der Himmel –

erst tröpfchenweise und dann eimerweise. Vor uns ein Kleinwagen, den wir normalerweise überholen würden, doch nachdem er durch riesige Wasserlachen auf der Straße gefahren und uns damit mehr oder weniger angezeigt hat, was auf uns zukommt, haben wir ihn als Indikator für die Straßenverhältnisse genutzt – und das war gut so! Stellenweise ging es durch richtige Seen hindurch, von oben kam es so heftig, dass ich nicht mal die (ohnehin nicht vorhandenen) Scheibenwischer für das Visier benötigt habe, so rann das Wasser direkt runter. Der Weg immer an der Neretva entlang ist eigentlich richtig toll zu fahren. Der Fluss zieht sich türkisblau an der Straße entlang und man muss stellenweise (wie auch schon im Pliva- und Tara-Canyon) extrem aufpassen, dass man den Blick nicht ständig auf die Landschaft anstatt auf die Straße richtet.

Nach ca 45 Minuten hat es dann sogar kurz mal gehagelt, doch da sind wir zum Glück in einen längeren Tunnel gefahren, an dessen Ende es dann nur noch leicht geregnet hat. Aber ja, nass waren wir dann auch wieder und dieses Mal so richtig durch und durch. Nur gut, dass die Klamotten und die Schuhe wasserdicht sind (bis zu einer gewissen Regenmenge) sonst wäre es schlimmer gewesen. So aber waren wir schon kurz vor Mostar, der Regen hörte auf, die Temperaturen stiegen wieder auf eklige 30°C, so dass bald schon alles wieder vergessen war.

Von Mostar bis Ploće ging es dann sehr gemütlich – und das Wetter wurde auch immer besser.

Grenzübergang Metkovic war wie immer, aber eigentlich unkompliziert. Ich steig dann jedesmal vom Moped ab, öffne meinen Helm, warte bis Rocco fertig ist, geb meine Papiere ab, bekomme sie zurück, wünsche einen schönen Tag und manchmal bekomme ich sogar eine freundliche Antwort ;-). Danach wieder Helm zu, wenn möglich Handschuhe wieder anziehen und weiterfahren. Dauert zwar weng länger, aber ich hab dann kein Rumhantieren auf dem Moped und muss mir keine Sorgen machen, dass ich den Motor abwürge, das Moped umschmeiße oder ähnliches. Früher hab ich mir immer um die nachfolgenden Fahrzeuge Sorgen gemacht, von wegen ich muss mich beeilen, damit die nicht so lange warten müssen – pffft, warum? Die sollen gefälligst einfach warten, bis ich durch bin!

Nach dem Grenzübergang ging es dann noch 40 km weiter an der Neretva entlang bis nach Ploće. Wir haben gleich gemerkt, dass wir nicht mehr in Bosnien sind. Zum einen gab es keine Moscheen mehr in jedem Ort. Desweiteren nicht mehr so viele Waschanlagen und Tankstellen wie bisher. Und was ich so gar nicht vermisse, sind die Schilder auf kyrillisch. Zwar kann ich die Schrift tatsächlich lesen und verstehen (hab ich nämlich mal gelernt vor 45 Jahren!), brauche dazu aber etwas länger. Und meistens ist das Schild dann auch schon vorbei, bevor ich es (während der Fahrt) entziffern kann. Und mal ganz ehrlich und offen: die Häuser hier sind älter / schäbiger und baufälliger als in Bosnien – dort stehen unheimlich viele neue Häuser, an jeder Ecke wird gebaut und renoviert, alles ist viel strukturierter und geordneter als hier unten. Hätte vor Antritt unserer Reise nie gedacht, dass ich das mal sagen würde! Also haben wir hier in Ploće unser Appartement gesucht – die Adresse war auch schnell gefunden, direkt am Hafen, aber irgendwie sah das sehr schäbig aus…! Ein typischer sozialistischer Klotz, grau in grau, unten die Hafenmeisterei. Wäre nicht ein kleines DIN A 4 großes Schild mit „Appartements“ angebracht gewesen, wären wir weiter gefahren. So also erstmal schauen, durch einen Seiteneingang in den 2. Stock laufen und da ist tatsächlich eine Tür mit der Aufschrift „Appartement Sanja“ :-). Wir sind wohl richtig, aber leider keiner da, auf mein Klingeln hat keiner reagiert, also erstmal anrufen und nachfragen. Wir waren natürlich zu früh dran…. Dann kam Sanja, eine etwas aufgetakelte aber sehr nette und aufgeschlossene Frau, die uns begrüßt und das Appartement gezeigt hat – und das ist echt der Hammer! Zwei Schlafzimmer, Bad, Küchenzeile, Wohnzimmer, Balkon – alles relativ neu und überall Laminat. Hand- und Duschtücher in Hülle und Fülle und sehr geschmackvoll eingerichtet. In dem Fall gilt das Sprichwort anders herum: „Außen pfui, innen hui“ !

Hier sind wir nun also für die nächsten beiden Nächte eingebucht und lassen die Mopeds einfach mal stehen. Morgen soll es auch hier wettermäßig sehr ungemütlich werden. Der Plan ist jetzt, hier zu chillen, Bilder und Videos einzustellen in den Blog und am Freitag an der Küste entlang bis nach Zadar zu fahren. Dort noch einmal zu übernachten, um dann wieder auf unsere ursprüngliche Route Richtung Slowenien und dann nach Hause zu kommen. Wie gesagt, das ist der PLAN – was die Realität mit uns macht, steht auf einem ganz anderen Blatt, hahaha. Wir haben uns mit Brot, weng Vesperzeug, Burek, Tomaten, Gurken, Chips und Pivo eingedeckt, ein paar Restaurants, Lebensmittelläden, Eisdielen, Cafés sind auch in der Nähe, so dass wir eigentlich gut versorgt sind.

Es war die richtige Entscheidung, hier an die Küste zu fahren und so freuen wir uns auf das, was noch kommen wird. Man sollte jetzt eigentlich meinen, dass die Fahrt heute echt ätzend war mit dem vielen Regen und so, aber so hab ich das gar nicht empfunden. Es war halt einfach ein Teil des Weges und irgendwie hat es auch Spaß gemacht!

09.06.2022 (Donnerstag / 15. Tag)

Regentag in Ploće (HR)

Der Geräuschkulisse nach zu urteilen und beim Blick durch das Fenster heute Morgen war uns schnell klar: wir haben alles richtig gemacht! Wo gestern Abend noch Gebirge zu sehen war, war heute alles verschleiert von den Regenwolken

und dem immer wieder sintflutartigen Regen, der sich den ganzen Vormittag mal mehr mal weniger über uns ergossen hat. Blitz und Donner waren genauso mit dabei wie kurzzeitige Stromausfälle.

Doch das hat uns gar nichts ausgemacht, damit hatten wir ja gerechnet und konnten das ganze Drama vom sicheren Balkon aus und im Trockenen verfolgen.

Die vorhergesagten nachmittäglichen heftigen Güsse sind dann allerdings ausgeblieben – haja, au recht.

Sell goht net *hmmmpf*

Rocco hat die Zeit damit verbracht, Bilder von den Handys und der Kamera auf´s Tablet zu übertragen – leider alles nicht so einfach mit der wenigen technischen Ausrüstung, die wir dabei haben. Eigentlich dachten wir, eine Bilder-Galerie machen zu können, doch leider gestaltet sich das unverhofft als fast unmöglich. Nach stundenlangem Hin- und Her-Probieren, hat Rocco es letztendlich aufgegeben. Wir behalten uns das dann für zu Hause vor, wo wir es bequem vom PC aus machen können.

Da wir hier direkt am Fähr-Anleger sind, haben wir heute morgen recht früh beobachtet, wie 16 Wohnmobile von der Fähre fuhren, die hier zwischen den Inseln Peljeśac und Korćula verkehrt – die meisten mit deutschem Kennzeichen. Die wollten das Donnerwetter wohl lieber vom Festland aus erleben, als exponiert auf einer Insel, hahaha. War aber wirklich interessant zu beobachten.

Sanja hat uns ein paar Bananen und Orangen da gelassen – sp konnte ich uns mit dem Apfel, den ich seit unserer Abfahrt von zu Hause herumgefahren habe (*brüll*) einen Obstsalat machen und mit den restlichen Vesper-Zeugs von gestern gab es dann einen Brunch. Und alles total entspannt und relaxt, ohne Stress und Hektik. Morgens und zwischendurch einen Instant-Kaffee – „richtigen“ Kaffee gibt es dann wieder, wenn wir unterwegs sind. Hier im Appartement kann man es echt gut aushalten, der Aufenthalt ist total angenehm. Das Bett ist super bequem und wir haben sehr gut geschlafen. In jedem Zimmer eine Klima-Anlage und das war gestern und heute Nacht auch gut so! Jetzt hat es abgekühlt und die Klima ist aus. Es fehlt eigentlich an nichts, außer einer Büroklammer… Ja, sowas braucht man, wenn man eine SIM-Karte aus dem Handy/Tablet holen will – kennt doch jeder. Als wir nachmittags dann auf einen Spaziergang mal aus der Bude raus sind, dachten wir, dass wir im Müller-Markt ums Eck (ja, den gibt es hier auch) vielleicht fündig würden. Leider nicht. Als uns die Verkäuferin fragte, was wir denn suchen würden, ich ihr mit Händen und Füßen gezeigt hab, was ich will (denn ich hab keine Ahnung, was Büroklammer auf kroatisch heißt), konnte sie mir im ersten Moment auch nicht helfen – hätten sie nicht im Sortiment. Aber im Büro doch, oder? Ob ich denn nur eine einzige haben könnte, mehr bräuchte ich ja gar nicht? Haja, da hat sie mir doch tatsächliche eine einzige Büroklammer in die Hand gedrückt. Ich habe diese feierlich in Rocco´s Obhut übergeben mit der Bitte, diese wie seinen eigenen Augapfel zu hüten *grins*.

Nach einem kurzen Schlenker durch den Ort, wurde es dann auch schon Zeit für das Abendessen, das wir direkt am Fähr-Anleger in einem netten Restaurant bekamen. Sehr sehr lecker – Rocco Grilled Mix (was sonst) und für mich einen Garnelen-Spieß – mjam.

In Bosnien haben wir so richtig günstig gelebt – Essen, Trinken, Übernachten – alles war überwiegend gut und vor allem sehr sehr günstig. Ich bin jedes Mal wieder aus allen Wolken gefallen, wenn wir für Getränke, Hauptgericht und evtl. Dessert für uns beide umgerechnet gerade Mal 20-25 € bezahlt haben – und dann war es teuer… Ich war immer versucht, zu viel Trinkgeld zu geben – bei 32 KM wollte ich auf 40 KM aufrunden, doch das ist im Verhältnis gesehen viel zu viel und kam selbst in meinen Augen so richtig überheblich rüber. 10% Trinkgeld sind auch völlig ausreichend. Doch das günstige Leben ist hier jetzt wieder vorbei – die Preise in Kroatien geben sich nicht viel im Gegensatz zu uns – naja, wenigsten konnten wir 1 Woche sehr gut leben für unser Geld 🙂 . Die Bezahlung und Verabschiedung bei Sanja ist auch schon persönlich erledigt – morgen früh noch ein bisschen Aufräumen und nach dem Reste-Frühstück können wir dann ausgeruht und hoffentlich trocken (!) Richtung Zadar aufbrechen – freu mich schon drauf, wieder an der Jadranska Magistrala entlang fahren zu dürfen – dieses Mal ohne Windböen und Blitz und Donner. Und die Pause hat auch ganz gut getan. Schade nur, dass das mit den Fotos nicht geklappt hat – aber gut, man kann nicht alles haben, gell.

10.06.2022 (Freitag / 15. Fahrtag / 16. Tag )

Ploće nach Rovanjska / Starigrad (HR)

Heute morgen lief eigentlich alles wie am Schnürchen – rechtzeitig aufgewacht, löslichen Kaffee getrunken (…), gefrühstückt, Müll runtergebracht, das Gröbste aufgeräumt und dann ging es ans Moped packen. Plötzlich fällt mir auf „wo ist eigentlich mein Schlüssel?“ Bestimmt in der Tasche – nix. Ok, dann in der Jacke – nix. Tankrucksack – nix. Ah, genau, auf der Ablage im Flur – nix. Mir ist schon ganz anders geworden – „Rocco, hast du ihn eingesteckt beim Moped umparken?“ – „Nö, bei mir ist nix“ – Sch….. So langsam bin ich in Panik geraten. Der muss doch irgendwo sein! Also nochmal von vorn. Tasche, Tankrucksack, Jacke, Waschbeutel – nix. Rocco ist runter ans Moped, vielleicht hab ich ihn ja stecken lassen – nix. Jetzt hab ich fast geheult – das kann doch nicht wahr sein! Ich hab uns schon vollgepackt auf nur einem Moped nach Hause fahren sehen – oder Gino anrufen, dass er mich abholen soll – und noch viele andere Horror-Szenarien. Ruhig Tanja, Durchdrehen bringt Dich auch nicht weiter – Also nochmal Tasche, Tankrucksack, Jacke, Waschbeutel, Rocco´s Jacke, Rocco´s Hose, meine Hose… Moment mal! Meine Hose! Die hatte ich bei unserer Ankunft über das Geländer gehängt, natürlich mit den Taschen nach draußen…. Rocco ist runter gegangen – vielleicht liegt der verdammte Schlüssel dort irgendwo auf dem Weg oder in der Wiese? NIX ! Arrrggghhhh! Denk nach Tanja – wenn der Schlüssel runter gefallen ist, dann hat ihn ja vielleicht jemand gefunden – und vielleicht mit ganz viel Glück unten bei der Hafenmeisterei abgegeben. Also schnell runter, Verzweiflung pur! Ein netter älterer Herr an der Infothek – „Ähm T´schuldigung, hat ZUFÄLLIG jemand einen Schlüssel bei Ihnen abgegeben“ – „Ach, SIE sind das!“ – Hä? Dann musste der Herr erstmal ans Telefon und ich hing total in der Luft – ja oder nein, Schlüssel da oder nicht? Als er auflegte, nahm er einen Schlüssel vom Board hinter ihm und kam um den Tresen herum „Folgen Sie mir!“ – öhm, oookeeee. Er ging raus vor die Tür, da hängt ein Schaukasten mit Bekanntmachungen und was hängt da nicht im Eck unten rechts? MEIN MOPED-SCHLÜSSEL angepinnt mit einer Stecknadel!!! Jetzt hat den doch tatsächlich ein ehrlicher Mensch gefunden und in der Hafenmeisterei abgegeben! Er wurde in den Schaukasten hinter Glas gehängt, falls jemand vorbeiläuft und ihn als seinen erkennt! Ich hätte fast angefangen zu heulen vor lauter Erleichterung und Glück – „Ist das Ihrer?“ fragt der Herr mich lächelnd. „Jahaaaa, und wie!“ Ich hab mich tausend Mal bei ihm bedankt und wäre ihm fast um den Hals gesprungen und hätte ihn abgeknutscht – hab dann aber nur den Schlüssel gaaaaanz fest in der Hand gehalten und hab mein Glück einfach so hingenommen. Und dann konnte ich endlich mein Moped packen, ohne Gino anrufen zu müssen – UAAAAHHH, sowas brauch ich echt nicht nochmal! Rocco hat nur gegrinst und mit den Schultern gezuckt „dann wär´s halt so gewesen“ – ist aber auch klar, dass ich mir für den Rest des Tages die Frage gefallen lassen musste: „häsch au de Schlüssl?“ (und wahrscheinlich noch für den Rest unserer Reise) – naja, berechtigt…

Nachdem Sanja noch eine SMS bekommen hat, dass wir jetzt losfahren und der Schlüssel im Appartement liegt, konnten wir dann endlich los. Zurück auf die Jadranska Magistrala ging es erst weng zäh los, dann aber konnten wir es (meistens) laufen lassen. Ab und zu wieder ein paar Windböen, aber nichts Nennenswertes. Die Straße windet sich immer noch an der Küstenlinie entlang und wie immer musste ich aufpassen, den Blick nicht allzu oft von der Straße auf die grandiose Aussicht zu wenden. Kurz vor Split dann Stau – also Kolonnen-Hopping. Nicht immer ganz einfach aber machbar – die meisten machen ja dann auch weng Platz für uns. Die erste Kaffeepause gab es dann in einer netten kleinen „Strand-Bar“ –

Zwischendurch eine Kaffeepause

kaum Gäste und leider nichts zu Essen – Fast-Food macht erst um 12:00 Uhr auf, aber dann könnte der Kellner uns was bestellen. Nett, aber danke nein, in der Stunde bis dorthin kommen wir ein gutes Stück weiter. Wieder auf der Straße wollten wir dann um die Mittagszeit irgendwo einkehren – doch kein einziges Restaurant am Straßenrand hatte geöffnet – sind wir zu früh für die Jahreszeit? Oder haben die die Pandemie nicht überlebt? Hmmm. Der Wind hat mehr und mehr zugelegt und kurz nach Śibenik wurde es teilweise richtig ungemütlich…

Kurz vor Zadar mussten wir dann ohnehin tanken und dort gab es dann auch die uns schon bekannten abgepackten Sandwiches – au recht erstmal, dann essen wir halt heute in der Pension ordentlich. An der Tanke gab es auch Heets – und da die hier wesentlich günstiger sind als bei uns (€37/Stange anstatt €65/Stange), hab ich mich gleich mit der maximalen erlaubten Anzahl eingedeckt (800 Stück bzw. 4 Stangen/Person). Und wie wir so da stehen und der Wind uns bei strahlend blauem Himmel um die Ohren gepfiffen und die Mopeds zum Wackeln gebracht hat, konnten wir die grauen Wolkentürme über den Bergen beobachten –

nur gut, dass wir jetzt nicht da oben sind. Ein Blick auf das Wetter-Radar hat uns bestätigt, dass dort echt die Welt untergeht – wären wir nicht von unserer Route abgewichen, hätte es uns schon vorgestern voll erwischt und wir wären wohl irgendwo in Bosnien gestrandet – oder wären bei der Weiterfahrt klatschnass geworden. So aber konnten wir einen Tag ausruhen und die Fahrt an der Küste entlang genießen (mehr oder weniger). Unterwegs hab ich immer mal wieder Schotterwege gesehen – die reizen mich ja schon sehr. Leider fehlt mir jedoch noch weng die nötige Erfahrung dafür aber auch die richtigen Beine und Schuhe für die Prinzessin. Immerhin bin ich auf dieser Tour ein gutes Stück gewachsen, was solche Wege angeht.

So, nur noch 40 km bis zum Ziel. Und nach 5 Minuten biegt Rocco plötzlich in eine Seitenstraße ab – die nach 1-2 km in einen Schotterweg übergeht – war das jetzt Zufall?

Der Schotter schon, die Straße war aber geplant, hahaha. Blöd nur, dass sie in einer Sackgasse endete – wieder einmal. Also alles wieder zurück. Doch auch eine andere Nebenstraße ging in Schotter über – sehr schön, also doch noch ein bisschen Schottern! Und dies dann auch noch so richtig mit Wasserlöchern und Matsch, wie es für Off-Road sein muss, jahaaa.

Hehe

Auf einem dieser Wege musste Rocco dann kurz anhalten, um den Akku an der Go-Pro zu wechseln – da kam mir die Idee, wir könnten ja die Straße ein bisschen zurückfahren und die Drohne auf Verfolgungsmodus mitlaufen lassen. Yepp, gute Idee. Also wenden (ohne das Moped hinzulegen!), ein Stück zurückfahren, Drohne bereit machen und los. Blöd nur, dass die Drohne nicht mitgeflogen ist! Ok, anhalten, nochmal gucken – ah, Fehler gefunden. Nochmal los – ähm nö, die hat einfach keine Lust, hängt einfach oben in der Luft. Nochmal checken, andere Einstellung – losfahren und ja, sie verfolgt uns. Cool, dann aber auch so richtig schön posieren, im Stehen fahren und natürlich durch alle Pfützen durch.

Prima. Anhalten, Drohne einpacken. Hoppala, wo ist sie denn? Irgendwann hat sie vergessen, uns zu folgen… oh-oh. Nur gut, dass der Weg nicht ganz so lang war, ein paar Hundert Meter vielleicht. Rocco hat es dann geschafft, sie wieder „zu fangen“ und einzupacken – ob sie was aufgenommen hat? Keine Ahnung, seh´n wir dann zu Hause.

Also los, letzte Etappe. Und für superschöne Aufnahmen mit der GoPro durfte ich dann zur Belohnung (hahaha) vorneweg fahren und alle noch vor uns liegenden Pfützen durchfahren, egal wie tief die sind und wie nass / dreckig wir und die Mopeds auch werden!

Das war richtig klasse!!! So hatten wir nochmal richtig Spaß auf den letzten Kilometern nach über 200 km Jadranska Magistrala – die zwar schön ist, aber doch anders.

Unterwegs entdeckten wir dann in Posedarje beim Abbiegen auf die befestigte Straße am Biogradsko More eine kleine Insel mit einer alten Kapelle darauf – das war so malerisch, dass wir da anhalten mussten. Über einen kleinen Steg konnte man da sogar drauf laufen, was wir uns natürlich nicht nehmen ließen.

Ein paar Fotos gemacht, den Augenblick genossen, den immer heftiger werdenden Wind um die Ohren pfeifen lassen und beim Rückweg feststellen, dass da ja eine Strandbar ist – Kaffee gefällig? Na klar. Die Bar echt einladend aber bis auf zwei Gäste menschenleer, der Strand davor ebenso – wo sind denn die ganzen Menschen??? Hat die Saison noch nicht angefangen? „Doch schon, aber tja…“ meinte der Besitzer. „Das kommt bestimmt noch, oder?“ entgegnete ich „Hmm, weiß nicht, mal sehn…“ meinte er wiederum. Oha, läuft hier in der Gegend grad nicht so? Wir haben zwar schon im Gegensatz zu vor 10 Tagen deutlich mehr ausländische Kennzeichen gesehen, vor allem aus Deutschland, aber die sind dann wohl eher in den Brennpunkten direkt an der Adria in Split, Dubrovnik, Makarska, ˋSibenik, Zadar, Trogir und so? Schade, ehrlich, es war richtig einladend dort!

Also hopp, Endspurt, nur noch 10 km bis zum Ziel.

Kurz bevor wir über die Brücke Maslenićki Most auf der Jadranska Magistrala weiterfuhren Richtung Starigrad, wurde der Wind dann so richtig böse. Orkanartige Böen haben uns fast von der Straße geweht, wir mussten extremst aufpassen, nicht unversehens in Schräglage zu geraten, sonst hätte es uns hingelegt! Das war richtig heftig – ähnlich wie bei Rijeka, nur ohne Regen! Und dieses Mal kam der Wind von den Bergen – die „Bura“ mal wieder! Nur gut, dass wir nicht mehr so weit fahren mussten, unsere Pension war nur ein paar Minuten von der Brücke entfernt. Als wir dann die Mopeds abstellten und absteigen wollten, hat es uns fast von den Füßen gerissen, solche Böen haben an uns gerüttelt. Rocco´s Magarac ist ja ordentlich bepackt, aber selbst der wäre fast über den Seitenständer umgekippt! Das musste Rocco natürlich filmen – als dann der Gastgeber rauskam und meinte, er solle lieber nicht „spielen“, haben wir das dann auch ernst genommen, denn das war kein Spaß mehr! Zum Glück konnten wir die Mopeds in der Garage unterstellen, aber die paar Meter bis dorthin waren bei dem Wind wirklich Schwerstarbeit – wenn selbst Rocco zusehen muss, dass er nicht umkippt bei dem Wind, kann man sich ja vorstellen, wie es mir mit meiner Prinzessin ging… Als alles untergebracht war, hab ich den netten jungen Mann gefragt, ob das denn normal sei? „Tja, das ist die Bura – die kommt heute aus den Bergen und das ist normalerweise nur im Winter so heftig. Aber heute geht das schon den ganzen Tag so und je weiter Richtung Rijeka sie fahren, desto heftiger wird es“ – Bitte was? NOCH heftiger??? Naja, dann isses ja gut, dass wir nimmer weiter müssen!

Mopeds gut untergebracht, tolle Pension, super leckeres Essen, schöner Meerblick vom Balkon aus (windgeschützt 🙂 ) – sehr zu empfehlen die Pension „Odmor“ in Rovanjska. Wieder mal alles goldrichtig gemacht. Natürlich mussten wir auch noch kurz zum Strand runter, um dieses Naturschauspiel direkt am Wasser zu erleben – grandios!

WENN man nicht auf dem Motorrad sitzt und gegen die Naturgewalt kämpfen muss! Laut unserem Gastgeber soll sich die „Bura“ heute Nacht beruhigen und für morgen ist „irgendein anderer Wind“ gemeldet worden. Tja, mal sehn, was uns auf dem Weg über die Berge Richtung Novo Mesto erwartet. Jetzt grad pfeift der Wind noch ganz schön – „Pfeifen“ im wortwörtlichen Sinn!

11.06.2022 (Samstag / 16. Fahrtag / 17. Tag)

Rovanjska / Starigrad (HR) nach Novo Mesto (SLO)

„Nachts soll der Wind nachlassen“ hat er gestern noch gesagt …“Morgen wird es besser“ hat er gesagt – hmmm, davon habe ich heute Nacht überhaupt nichts gemerkt! Erst konnte ich nicht einschlafen, weil der Wind ständig geheult und an allem gerüttelt hat, dann bin ich alle zwei Stunden wach geworden, weil der Wind wieder so heftig war. Heute Nacht schon hatte ich Zweifel, ob das heute alles so funktionieren wird, wie wir uns das vorgestellt hatten mit der Tour. Heute Morgen dann der Blick vom Balkon: heftige Windböen, die alles was nicht niet- und nagelfest ist heftigst durchschüttelten.

Mir ist ganz anders geworden… Rocco, wie sollen wir denn so fahren? Irgendwie halt! Also erstmal die Mopeds aus der Garage holen – irgendwie. Vor dem Haus abstellen zum Beladen und zwar so, dass der Wind sie nicht gleich wieder umschmeißt -irgendwie. Das hört sich jetzt übertrieben an, aber das war es ganz und gar nicht! Also nicht wie geplant über die Berge Richtung Slowenien, denn da soll es NOCH HEFTIGER sein (whaaaat???), sondern an der Küste entlang. Lt. Wetterradar soll die Bura im Laufe des Vormittags an der Küste eher nachlassen als im Gebirge, dann können wir auch weiter oben an der Küste noch die Berge reinfahren. Somit wäre zwar ein weiteres Highlight („lost place“ Flughafen) unserer Reise gestrichen, aber besser als von der Straße gefegt zu werden. Wie auch bei den anderen Orten: das steht noch eine Weile und wartet auf uns.

Doch jetzt erst mal frühstücken. Beim Frühstück dann von einem anderen Pärchen die Aussage, dass die Küstenstraße wohl gesperrt sei. OK, Sch…, dann also doch gleich ins Gebirge rein…. Auch die Chefin meinte, dass an der Küstenstraße entlang die Bura ab Starigrad noch heftiger ist… oh Mann, mir war es ganz mulmig zumute! Aber wie so oft, Jammern nutzt nix, da muss ich jetzt durch. Rocco nahm es recht pragmatisch – natürlich, Rocco halt. Also rauf auf die Mopeds und gleich mal durchgeschüttelt – noch nicht mal richtig angefahren! An der Brücke sahen wir schon, dass die Autobahn für LKWs, Anhänger, Motorräder und Busse gesperrt ist.

Nicht schlimm, da wollten wir ja auch nicht hin, wir wollten auf die Landstraße – dieselbe Richtung aber anderer Weg. Bei der Abzweigung dann ein Schlagbaum und Wächter davor: ebenfalls kein Durchkommen für ebendiese Fahrzeuge, also auch für uns…Und nun?

Also doch die Küstenstraße probieren, mal sehn, wie weit wir kommen. Und wir kamen weit! Wie geplant bis nach Senj. Aber in diesen zweieinhalb Stunden wurden wir dermaßen durchgeschüttelt! Manchmal regelrecht von der Straße gedrängt bzw. zur Straßenmitte. Jetzt meint man, man müsste langsam fahren – aber das ist genau der Fehler! Je schneller man fährt, desto eher „flutscht“ man durch die Böen! Schräglage ist sehr mit Vorsicht zu genießen, aber war alles machbar. Manchmal kam es einem vor, als ob man gegen einen unsichtbaren Feind kämpft. Schlag von vorn, dann wieder von der Seite, von hinten, dann packt er einen an der Schulter und schüttelt einen einfach mal kurz durch. Oder er stellt einem ein Bein, damit man stolpert. Und dabei muss man immer zusehen, dass man das Moped noch im Griff hat und nicht von der Straße abkommt. SEHR ANSTRENGEND UND NICHT ZU EMPFEHLEN!

Bei einem kurzen Pipi-Stop musste ich auch feststellen, dass man sich sehr genau überlegen sollte, in welche Richtung man in die Hocke geht, wenn es so heftig windet, hahaha. Und Rocco musste feststellen, dass es keine gute Idee ist, Handschuhe einfach irgendwo draufzulegen, anstatt sie festzuklemmen – einer seiner Handschuhe ziert jetzt irgendwo an der Küstenstraße wahrscheinlich einen Olivenbaum oder so, hihihi.

Uiuiui, ä weng windig …

Immer wieder mussten wir langsame Autos, Camper, LKWs überholen, denn langsam hinter denen herfahren war verheerend! Da war die Gefahr, vom Wind umgeschmissen zu werden schlimmer, als Gas zu geben und zu überholen! Und Rocco hat es sogar geschafft, nebenher noch mit der GoPro zu filmen, Bilder zu machen und ich konnte auch die Landschaft ein bisschen genießen.

Kurz vor Senj hat die Bura dann langsam mal nachgelassen, nur ab und zu hat sich noch eine Böe getraut, uns in den Weg zu springen. Bis dahin hatte ich mich aber schon daran gewöhnt und es war gar nicht mehr so schlimm. Zwar waren der Nacken, die Schultern, die Arme und Hände total verspannt, aber eigentlich alles erträglich. In Senj sind wir dann Richtung Zagreb abgebogen und da war dann so gut wie gar kein Wind mehr! Hä, wie jetzt, eigentlich hatten wir mit noch mehr gerechnet! Aber haben wir uns beschwert und wollten wieder zurück? Mitnichten! Und wir sind in eine komplett andere Welt eingetaucht.

Weg war die typische karge Küsten-Vegetation, hier war alles grün, saftig, satt. Und die Straße hat sich in schönen Kurven und Kehren nach oben gewunden. Nervig waren nur die Autofahrer und Camper die da hoch geschlichen sind. Und dann ging es wieder runter und unseren ersten Kaffee bekamen wir in Brinje. Die Pause hat echt gut getan, jetzt konnte es ja wohl nur noch besser werden.

Den Weg hat uns übrigens dieses Mal Lena gewiesen, nicht Doris. Rocco war der Meinung, dass Doris uns sonst wieder auf irgendwelche Schmugglerwege führt, die wir bei dem Wetter gar nicht gebrauchen konnten. Doch schnell stellten wir dann fest, dass auch Lena Schmugglerwege kann.

So hatten wir noch einige Kilometer richtig schöne kleine Straßen. Kurz vor der Grenze zu Slowenien, haben wir dann noch unsere Kuna bis auf die allerletzte Lipa ausgegeben. Das war so witzig: beide Mopeds voll getankt und für den Rest noch Getränke aufgefüllt. Uns haben dann eigentlich noch 0,49 Kuna gefehlt, doch die Verkäuferin meinte nur lächelnd „verkauft!“. Die Kroaten haben uns an der Grenze einfach durchgewunken – die Slowenen wollten wieder das volle Programm. Aber eigentlich müsste es das jetzt gewesen sein mit dem Papieren vorzeigen *grins*, da wir uns (voraussichtlich) nur noch innerhalb der EU-Grenzen bewegen. Und jetzt heißt es auch endlich wieder: keine Währungsumrechnung mehr! Juhuuu!

Das erstbeste Cafè nach der Grenze haben wir dann eigentlich nur deswegen angesteuert, um in Euro bezahlen zu können. Noch eine kleine Weile schön gewundene Straßen ohne eine längere Gerade hoch und runter und dann waren wir auch schon in Novo Mesto, unserem Tagesziel. Dort haben wir auch noch die letzten freien Plätze in den Taschen mit Cedevita gefüllt.

Unsere Reise neigt sich jetzt endgültig dem Ende zu und beim Abendessen haben wir noch ein bisschen resümiert, was gut war (eigentlich alles) und was schlecht war (eigentlich fast nichts). Neben dem Hostel hier ist noch eine Bar, wo wir beim Radler noch weng chillen, um uns dann morgen Richtung Österreich zu wenden.

12.06.2022 (Sonntag / 17. Fahrtag / 18. Tag)

Novo Mesto (SLO) nach Spittal a.s.D (A)

Sagte ich gestern noch, dass sich unsere Reise dem Ende zuneigt? Hmmmm…

Nach einer eigentlich recht angenehmen Nacht ging es heute Morgen Richtung Österreich weiter. Von Novo Mesto aus erst Richtung Trebnje, dann Richtung Litija. Selbstredend, dass wir NICHT auf der Bundesstraße gefahren sind, oder? Das wäre ja echt langweilig gewesen.

Nein, wir sind auf schönen, kleinen, gewundenen Straßen wieder einmal über Wiesen, Dörfer, Wälder und fast durch manch ein Wohnzimmer gefahren. Temperaturen perfekt zum Cruisen. Irgendwann hab ich mir die Frage gestellt, ob Slowenien überhaupt Bundesstraßen hat? Wenn ja, dann haben wir höchstens 10% all unserer Wege durch Slowenien auf solchen Straßen befahren – und das ist auch gut so.

Die Menschen wissen gar nicht, was ihnen entgeht, wenn sie sich immer auf den gut ausgebauten, sicheren Straßen bewegen. Viel schöner und spannender ist es doch, wenn man mal vom Weg abweicht – nicht immer den kürzesten und einfachsten nimmt, sondern auch mal den, der sich windet, der bucklig ist. So sieht man auch mal andere Dinge, man erkennt und sieht die Schönheit der Natur – oft wild und chaotisch aber dafür so, wie sie tatsächlich ist und nicht, wie wir sie uns machen – eben wie das Leben ist!

Durch Litija durch und immer mal wieder am Fluss Sava entlang Richtung Ljubljana. Landschaftlich ist das hier wie bei uns zu Hause –

wenn man nicht immer mal wieder Schilder und Beschriftungen auf Slowenisch sehen würde, würde man tatsächlich keinen Unterschied sehen. Doch da wir auch den Schwarzwald lieben gelernt haben, seit wir Motorrad fahren, haben wir uns sehr wohl gefühlt. Ljubljana haben wir weiträumig umfahren und das hat ewig gedauert. Nervtötend waren auch die Kreisverkehre, die alle paar Kilometer die Straße wieder unterbrechen (wir kamen uns vor wie in Holland…). Jedoch hat sich da schon rechter Hand das Gebirge geformt und vor uns in der Ferne sahen wir auch wieder schneebedeckte Gipfel.

Dann ging es rechts ab Richtung Kranj, immer mal wieder hat sich die Sava gezeigt, bevor es dann wieder rechts abging Richtung Grenze zu Österreich – natürlich kein normaler Grenzübergang, nein, vorher ging es entlang des Flüsschens Kokra, die sich durch ein schönes und wildes Tal wand in Richtung Seebergsattel. Am Eingang des Tals war ein Schild angebracht „Durchfahrt für Wohnmobile verboten“ – uiui, das verspricht ja spannend zu werden. Und der Aufstieg zu diesem kleinen aber sehr schönen Pass war wieder Spaß pur – enge Kehren und Kurven, schöne Straßenführung.

Jetzt ist auch klar, wieso die Camper hier nicht fahren dürfen – die wären niemals um die Kehren gekommen! Aber gut für uns, so hatten wir bis auf ein paar Baustellen mit Ampeln (an denen tatsächlich gearbeitet wurde, trotz Sonntag!) nur ein paar Sonntagsfahrer und Schnarchnasen auf dem Motorrad, die wir dann aber flott überholen konnten. Oben am Pass war der Grenzübergang, aber nur formal – einfach drüber fahren ohne anzuhalten – das war zu den letzten beiden Wochen wieder richtig merkwürdig. Aber daran kann man sich wieder gewöhnen, ohne Probleme *grins*. Und den Pass runterzufahren war noch viel geiler als hoch! Noch mehr und engere Kehren und es nahm kein Ende! Diesen Pass sind wir schon gefahren, aber von der anderen Seite her. Ich erinnere mich noch sehr gut, dass wir auf dem Pass eine kurze Pause machten und ich total begeistert war.

Nun also waren wir wieder in Österreich. Um das zu „feiern“ und um wieder deutsch sprechen und bestellen zu können, haben wir im erstbesten Cafe an der Straße in Bad Eisenkappel einen Kaffee und ein kleines Vesper genossen. Weiter ging es dann durch die Berge hinunter in Richtung Villach. Unterwegs fiel mir dann auf, dass es hier immer noch zweisprachig zugeht. Die meisten Schilder waren österreichisch aber auch die slowenischen Bezeichnungen waren darunter angebracht. Durch Kärnten ging es dann wieder auf einer Bundesstraße, die sich meistens entlang der Drau (Drina) dahingezogen hat. Hätte sich der Fluss nicht immer mal wieder gezeigt und den Blick somit von der Straße gezogen, wäre es noch langweiliger gewesen, als ohnehin schon.

Villach haben wir dann nur kurz angerissen, um Richtung Spittal zu fahren, was unser heutiges Tagesziel war und wo wir gestern schon ein Zimmer in einem interessanten Hotel gebucht hatten. Dort sitzen wir jetzt auf dem Balkon, nachdem wir ein paar hundert Meter weiter im „Kasperle“ unseren Hunger stillen konnten.

Rocco ist gerade dabei, die Routen für die Heimfahrt neu zu planen – und mit neu meine ich wirklich neu – womit wir wieder bei meinem ersten Satz von heute wären 🙂 : wir sind zwar auf der Heimreise ABER nicht wie geplant über die Autobahn durch Österreich bis Großraum München und den Rest ebenfalls über die Autobahn bis nach Hause… Recht früh heute Vormittag kam bei uns schon die Idee auf, wir könnten ja noch einen Tag dranhängen, um nicht diese elends langweilige Rückreise zu haben. Hmmm, vielleicht nochmal in die Dolomiten rein? Hmmm, das ist doch eine Überlegung wert, oder? Und nachdem wir heute nach dem geilen Seebergsattel nur noch öde Bundesstraße hatten, wurden diese Überlegungen konkreter und drängender. Doch stellt sich auch die Frage: haben wir genügend Socken, T-Shirt, Unterwäsche dabei? Nicht ganz unwesentlich, oder? Also bei Ankunft im Hotel erstmal Bestandaufnahme gemacht. Bei mir alles im grünen Bereich, Rocco müsste unterwegs noch ein paar Socken und T-Shirts kaufen. Also, Entschluss gefasst! Morgen geht es in die Dolomiten rein, dort übernachten wir (nicht ganz so günstig wie bisher, aber egal!), dann weiter bis Pfunds/Tirol, nochmal übernachten (auch nicht so günstig, aber egal!) und von dort aus dann in einem Rutsch nach Hause. Klingt doch gut, oder? Wir haben die Zeit und wir haben die Möglichkeit und schließlich leben wir JETZT! Und Pläne und Routen ändern – dieses Thema hatten wir ja schon zu Genüge…

FREU !!!

13.06.2022 (Montag / 18. Fahrtag / 19. Tag)

Spittal a.s.D (A) nach Arabba (I)

Gestern kurz vor 22 Uhr: gerade am Einschlafen gewesen dann plötzlich Geschrei und Gerumpel und Getöse aus dem Nachbarzimmer. Dort war eine Familie untergebracht, deren jüngstes weibliches Familienmitglied gerade ausgetickt ist… Entweder war das Mädel einfach hyperaktiv, hat ADHS und die Medikamente nicht genommen oder einfach nur rotzfrech. Nur gut, dass nach einer halben Stunde Ruhe eingekehrt ist. Rocco und ich haben dann gemutmaßt, dass sie jetzt gefesselt und geknebelt auf dem Stockbett liegt oder aber ihre Medikamente bekommen hat, die zum Glück gleich angeschlagen hatten… Ich musste dann dankbar an meine Kinder denken – mit denen hatten wir echt Glück, denn die haben nie solch ein Galama gemacht und wir konnten sie immer und überall hin mitnehmen!

Frühstück gab es schon ab 6:30 Uhr und da wir für heute morgen den Wecker gestellt hatten, um früher losfahren zu können als sonst, hatte ich meinen ersten Kaffee erfreulicherweise bereits vor 7 Uhr. Und wie jeden Morgen haben wir das Gepäck verzurrt, gefrühstückt und noch ein bisschen mit der sehr netten und sehr gesprächigen 🙂 Chefin geplaudert – da hat es bereits angefangen zu regnen. Eigentlich sollte es ja trocken bleiben, aber gut – Sommerjacken gegen wetterfeste Jacken ausgetauscht und los ging es. Durch Spittal durch und raus aus der Stadt, eine ganze Weile über die Bundesstraße und dann abbiegen Richtung Nassfeldpass und Friaul / Italien. Doch vorher noch ein kurzer Stop beim KIK, um Rocco mit 3 T-Shirts und Socken auszustatten, damit er die vorhandenen Shirts und Socken nicht umdrehen und nochmal tragen muss 🙂 .

Der Aufstieg zum Nassfeld war schon sehr eng und kurvenreich, doch hinunter ging es noch besser: mehrere Tunnels, die sich als Kehre erwiesen, haben die Abfahrt sehr interessant und manchmal recht schwierig gestaltet.

Weiter über den Sella di Razzo auf 1.760m. Dieser wunderschöne Pass hat uns dann so richtig in die Dolomiten versetzt.

Und da waren wir froh, diesen Weg anstatt der Autobahn für die Rückreise gewählt zu haben. Diesen Pass herunter zu fahren war allerdings eine Herausforderung -wir sind ihn zwar schnell hochgefahren aber hinunter war die Straße so schlecht, dass wir uns kurz nach Bosnien zurückversetzt fühlten, hahaha. Und die Kehren waren dermaßen eng, dass man echt kämpfen musste, diese richtig anzufahren – immerhin lag das Gefälle bei 15% und das ist echt gewaltig.

Unseren ersten Espresso in Bella Italia nahmen wir dann in Domegge di Cadore an einer Cafe-Bar direkt an der Straße ein. Zwar gab es auf dem Pass auch einige Cafes, doch die sind sehr selten unser Ziel. Wir wollen nicht mit all den anderen Touristen sitzen, sondern mischen uns gern unter die Einheimischen. Und weiter ging es über den Passo die Cibiana auf 1.536m, wo ich dann mein Langarm-Shirt ausgezogen habe – was ich ein paar Kilo- und Höhenmeter weiter bereits bereute… erst fing es an zu Tröpfeln und dann wurde es auch kälter. Irgendwie passt es nie mit den Klamotten…

Aber egal, denn schon ging es hinauf auf den Passo di Staulanza auf 1.773 m, der bereits in Venetien liegt. Bei der Abfahrt waren wir noch nicht ganz unten, als ich das erste Schild sah „Passo di Giau“ und Freude kam auf, dass ich meinen Lieblingspass fahren werde – aber Rocco wird doch wohl nicht einfach daran vorbeifahren, oder? Spannung steigt, eine Abfahrt zum Pass ist in Sicht, Rocco blinkt aber noch nicht und ich denke schon „hey, tu mir das nicht an!“ – und dann endlich der ersehnte Blinker nach rechts – „JIIIIPIIIEEEE“ frohlocke ich dann laut ins Mikro – Rocco müssen die Ohren geklingelt haben, hahaha. Und dann das Schild „29 tornante“ – oha, aber egal! Erst zaghaft und dann immer flüssiger ging ich die engen Kehren an. Rocco meinte noch „das Stilfser Joch ist leichter zu fahren“ – ja, mag ja sein, aber ich mag das Stilfser Joch nicht, auch wenn alle danach lechzen, DAS HIER ist meiner!

Giau – mi amore !!!

Und oben angekommen auf 2.236m bietet sich das gewohnte Bild: Parkplatz voller Motorräder. Doch der Rundumblick von dort oben einfach nur überwältigend und sagenhaft schön! Ich denke dann immer, das ist die Belohnung für den mühsamen Aufstieg. Man möchte einfach nur da stehen und den Blick schweifen lassen und alles in sich aufsaugen in der Hoffnung, dass dieses Glückgefühl noch lange anhält!

Interessanterweise waren die Parkplätze direkt auf dem Pass für Wohnmobile gesperrt. Dies haben wir in letzter Zeit schon öfter gesehen – wir vermuten mal, dass dort einfach das wilde Campen mit der Pandemie Überhand genommen hat und die damit versuchen, dem einen Riegel vorzuschieben. In der Hütte noch einen schnellen Teller Spaghetti (€13/Person !!!)  zum Mittagessen und schnell wieder auf die Maschinen – denn ein Motorradclub mit etlichen Teilnehmern machte sich gerade zur Abfahrt bereit und denen wollten wir nicht unbedingt hinterher fahren müssen. Auf dem Weg nach unten die üblichen Radfahrer und einer davon hat mich doch ernsthaft vorbeigewunken. Jetzt fahr ich mal schön anständig, um keine Gefahr für diese verrückte Art darzustellen und der winkt mich durch *pfffft*.

Den Giau hinunter zu fahren war dann auch entspannter und nicht ganz so schwierig und fast unten angekommen, ging es schon zum nächsten Pass: Passo di Falzarego auf 2.105m . Auch nicht so einfach mit den engen Kehren und vielen Kurven. Zumal es da schon wieder angefangen hat zu regnen. Mal mehr, mal weniger, je nach dem, in welche Richtung uns die nächste Kehre gebracht hat, aber dafür stetig. Kurz danach kamen wir dann auch schon etwas triefend in Arabba an, unserem Ziel für heute.

Rocco hat ein nettes Hotel Garni gebucht – wie gesagt zwar teurer, aber dafür das sauberste, das wir bisher hatten; alles piccobello, groß genug, dass wir uns ausbreiten können, einen Balkon und einen Schreibplatz für mich ; aber das wichtigste: eine Garage für die Mopeds und die ist sogar mit Teppich ausgelegt! Als ob man sein Moped ins Wohnzimmer stellen würde, hahaha.

Und auch geil: von der Garage aus durch einen Gang zum Fahrstuhl (!), so dass wir das Ganze Kladderadatsch nicht die Treppen in den ersten Stock schleppen müssen – ja, man wird im Alter etwas bequemer… Die Wirtin ist eine total nette alte Dame – klein und schmächtig, man könnte sie glatt wegpusten aber dafür umso herzlicher und gesprächiger.

Hier in Arabba sind wir übrigens Mitten in der „Sellaronda“ – bei Motorradfahrern sehr bekannt und beliebt. Von hier aus fährt man eine zusammenhängende Runde über die 4 Pässe rund um das Sellamassiv: Grödner Joch, Campolongo, Pordoi und Sellajoch. Wir sind diese Runde schon mehrfach gefahren, mal ganz und mal nur halb und sie macht wirklich Spaß. Morgen auf unserer Heimreise werden wir auch nur einen der Pässe überqueren: den Pordoi. Und das direkt nach dem Frühstück – uiuiui!!! Außerdem hatten wir mal wieder großes Glück: vorgestern waren diese Pässe wegen der „Sellaronda Bike Days“ für alle motorisierten Fahrzeuge gesperrt – Chacka!

Von den ca 260 km heute gefahrenen Kilometern waren bestimmt 220 km NICHT gerade – soooo geil !!! Die Dolomiten sind einfach einmalig und traumhaft schön!

14.06.2022 (Dienstag / 19. Fahrtag / 20. Tag)

Arabba (I) nach Nauders (A)

Nach einer eigentlich guten Nacht in dem sehr empfehlenswerten Hotel Garni Royal, dem „täglich grüsst das Murmeltier“ mit Gepäck & Co und dem Frühstück ging es wie schon angekündigt direkt auf den Pordoi auf eine Höhe von 2.239m – und ja, „uiuiui“ ! 33 teilweise sehr enge Kehren hinauf und noch nicht mal richtig wach – das war nicht so einfach (für mich). Nachdem die erste Hälfte recht zögerlich ging und ich mir vorkam wie ein blutiger Anfänger, wurde es mit jeder Kehre eigentlich besser. Und das war auch gut so, denn auf dem letzten Stück muss man das Moped einfach nur von einer Seite auf die andere „schmeissen“, so dicht aneinander lagen die Kehren.

Als wir dann oben waren, war ich wach, hahaha. Die 24 Kehren wieder hinunter waren dann eigentlich kein Problem mehr, auch wenn sie es teilweise ganz schön in sich hatten. Und dadurch, dass so gut wie kein Verkehr herrschte, weder hinauf noch hinunter, war auch alles relativ entspannt.

Anstatt die Sellaronda weiter zu fahren, bogen wir rechts in Richtung Bozen ab und schon warteten die nächsten Pässe auf uns – zuerst der Nigerpass auf 1.690m und dann der Karerpass (Passo di Costalunga) auf einer Höhe von 1.752m.

Im Gegensatz zur Passstraße zum Pordoi , die sich an der Bergflanke hinaufwindet, führt einen diese Passstraße eher um den Berg herum. Nicht weniger schön, im Gegenteil, man kann mehr in die Gegend gucken (was ich ja bekanntlich ganz gern tue, hihi). Als wir über den Pass drüber waren und eine kurze Pause machten, fiel mir beim Blick in den Wald hinein auf, dass alles so sauber war – kein Müll, keine Flaschen, nichts! Das haben wir leider sowohl in manchen Teilen Montenegro als auch in Bosnien (dort leider überall) ständig so erlebt – schade eigentlich…

Und schon ging es auch wieder hinunter in Richtung Bozen. Dort unten dann im Tal das bekannte starke Verkehrsaufkommen um Bozen herum. Wir kennen das eigentlich gar nicht anders, aber es ist dann auch gleich immer gefühlt 20 Grad wärmer als oben im Gebirge und das macht das Ganze dann umso ätzender. Haja, aber auch das ging wieder vorbei und schon waren wir durch und in Richtung Mendelpass unterwegs. Den Mendelpass kennen wir von unserer C3-Tour 2019 mit Damian zu genüge – da wohnten wir oberhalb des Passes 5 Tage in einem Hotel mit wunderschöner Aussicht über das ganze Tal und mussten jeden Tag diesen Pass runter- und wieder hinauffahren. Und wie damals hat er sich auch heute ewig lang hingezogen. Aber immerhin war die Straße teilweise neu geteert, was es etwas einfacher machte. Oben auf der Passhöhe, gleich am Ortseingang, hatten wir in 2019 des Öfteren gut und gern gegessen und da es Mittagszeit war, lag es Nahe, dort einzukehren. Die Bedienung war sehr gut gelaunt trotz der aufkommenden Hektik durch etliche Motorrad- und Radfahrer. Und ihre gute Laune war echt ansteckend und hat Spaß gemacht.

Nach der Pause ging es den Mendelpass auf der anderen Seite wieder hinunter und nach ein paar typischen italienischen Bergdörfern und Abzweigungen wurde die Straße dann plötzlich mal wieder richtig klein und eng.

Auffahrt zum Brezerjoch

„Es muss doch auch mal wieder Contino-Tours-Feeling aufkommen“ war Roccos Kommentar. Yepp, das ist wirklich aufgekommen. Und erstaunlicherweise und für Rocco völlig überraschend sind wir über einen Pass gefahren – Brezerjoch (Forcella di Brez), der sich übrigens auf 1.387m befindet und sicherlich nicht vielen Motorradfahrern bekannt ist. Im Gegensatz zu den anderen Pässen, wo uns ungezählte Mopeds entgegenkamen, etliche überholt werden mussten, wir selbst von einigen überholt wurden und sich auf der Passhöhe ein Motorrad ans andere gereiht hatte, kamen uns hier auf dem Brezerjoch bei der Abfahrt gerade mal 2 Mopeds entgegen. Ehrlich gesagt, war uns das auch sehr recht, denn die Auffahrt war sau-eng und die Abfahrt auch nur unwesentlich breiter. Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass wir diesen Pass bereits auf unserer ersten Alpentour dabei hatten 😉

Und dann waren wir nach etlichen Kurven hoch und hinunter durch Weinberge und Obstplantagen irgendwann auch wieder auf der Hauptstraße Richtung Lana, wo der Kurvenspaß dann für heute auch vorbei war und wir an Meran vorbei Richtung Reschenpass mussten. Bei Forst, wo dann die 4-spurige Schnellstraße von Meran aus endet, natürlich gleich mal Stop and Go. Auch das hinreichend bekannt von vergangenen Touren und immer wieder ätzend. Wir haben uns schon auf mehrere Stunden für die 60 km bis zum Reschenpass eingestellt, doch erstaunlicherweise (bzw. zum Glück) herrschte kaum Verkehr.

Wir konnten es richtig laufen lassen und sind in knapp einer Dreiviertelstunde bereits am Reschensee gewesen. Dort hat sich uns ein interessanten und für uns erstaunliches Bild geboten: der See war „zweigeteilt“.

Im hinteren Bereich der ganz normale See und im vorderen Bereich ein separater kleiner See mit dem allseits bekannten Glockenturm drin. Beide sind durch einen „Damm“ getrennt, auf dem man auch spazieren kann, was wir uns natürlich trotz der Hitze nicht entgehen lassen konnten. Aus der Vergangenheit kannten wir das ganz anders! Wir vermuten, dass der niedrige Wasserspiegel des Sees, der uns vor einigen Jahren bereits aufgefallen war, die Gemeinde dazu veranlasst hat, aus der Not eine Tugend zu machen. Und ich kann sagen, dass das echt gelungen ist! Und in der Ferne sah man die schneebedeckten Berge (fehlte nur noch die lila Kuh, meinte Rocco, hahaha) – unter anderem die Ortlergruppe.

Stefano, unser Gastgeber aus Arabba, hatte ja angedeutet, dass es letzte Woche in den Höhenlagen nochmal geschneit hatte… Dann hat mich auch nicht mehr gewundert, dass das Stilfser Joch noch bzw. wieder gesperrt war…

Nach einem Kaffee und Wasser ging es dann an die letzten paar Kilometer bis Nauders, wo ein Zimmer UNTER einem Restaurant mit Musikbar (!) auf uns wartete.

Abendessen gab es auch, sogar mit Nachtisch. Und nun schreibe ich gerade meinen vorletzten Bericht – irgendwie kann ich noch gar nicht glauben, dass wir morgen die letzten ca. 300 Kilometer fahren und um diese Zeit schon zu Hause sind *SEUFZ*. Man soll dann aufhören, wenn es am schönsten ist, sagt man – hmm, warum? Warum nicht noch weiter machen? Warum nicht noch mehr Eindrücke sammeln, Dinge erleben, Leute kennenlernen, den Horizont erweitern, über sich hinauswachsen, seine Grenzen kennenlernen? Weil – ja WEIL eben…

15.06.2022 (Mittwoch / 20. Fahrtag / 21. und letzter Tag)

So, da ist er jetzt – unser ALLERLETZTER Tag *SEUFZ*. Eigentlich könnte jetzt hier stehen: siehe letzter Tag Alpentour – siehe letzter Tag Balkantour 2.0 – siehe letzter Tag C3 Tour. Die Heimreise und das letzte Stück bis nach Hause ist nämlich bei vielen Touren ein und dasselbe. Schnellster Weg bedeutet meistens über die Autobahn bis Bregenz und dann am Bodensee entlang bis Villingen. Oft mit viel Verkehr behaftet und somit auch Stau. Doch erstaunlicherweise war kaum Verkehr und wir kamen sehr zügig voran. Den Arlberg wollten wir nicht überqueren und sind daher durch den Tunnel gefahren. Die unzähligen Tunnels vorher mit 1.000 – 8.000 Metern Länge gaben einen ersten Vorgeschmack auf die knapp 14.000 Meter durch den Arlbergtunnel. Ich hatte mir schon überlegt, welche Geschichte ich Rocco erzählen soll, damit die Zeit schneller vergeht durch den Tunnel. Denn wenn man nur stur geradeaus fährt und sich auf den Vordermann fixiert, dann versteht man erst den Ausdruck „Tunnelblick“. Das ist so stumpfsinnig und man läuft Gefahr, die Augen zumachen zu wollen, weil einfach nichts das Hirn irgendwie fordert. Doch leider wollte Rocco kein Märchen von mir hören 🙁 und so fing ich an, die roten Signallichter am Fahrbahnrand zu zählen – ich kam auf 562 Stück hahaha. Und ehe ich mich versah, waren wir auch schon durch.

Und weil der Verkehr sich in Grenzen hielt, konnte man trotz der Geschwindigkeit auf der Autobahn auch mal den Blick in die grandiose Landschaft Österreichs schweifen lassen. So ging es bis Bregenz also richtig zügig voran, so dass wir dort schon um die Mittagszeit ankamen.

Kurz vor der Grenze zu Deutschland dann plötzlich Stau – war ja irgendwie klar, dass es nicht so glatt laufen kann. Ein Schild am Rand: „Haben Sie einen negativen Corona-Test? Bitte testen lassen“ Hä, was ist das denn jetzt??? Auf der rechten Spur nur LKWs soweit das Auge reicht, auf der linken Spur Autos soweit das Auge reicht und eine schöne Rettungsgasse, die wir ganz frech genutzt haben, um langsam durch den Stau zu fahren. Unsere Bedenken zwischendurch mal, dass dort vorn hoffentlich nicht wirklich ein Unfall war und ständige Blicke in den Rückspiegel, falls ein Rettungsfahrzeug naht, erwiesen sich zum Glück als unbegründet – es war „lediglich“ eine groß angelegte Polizeikontrolle, an der wir dann einfach kurz (nein, nicht winkend) vorbei sind.

Einen Test wollte auch keiner sehen, also alles gut. Und so hieß es nach 3 Wochen wieder „Welcome to good old Germany“. Und „welcome to the ätzende Fahrt am See entlang“. Es wird wirklich Zeit, dass dieser Weg endlich bis zum Schluss ausgebaut wird. Egal zu welcher Tages- oder Jahreszeit man diesen Weg fährt, er ist IMMER voll.

Und immer heißt es dann für uns „Kolonnen-Hopsen“. Und das kann sehr anstrengend sein! Nur gut, dass die meisten Auto- und LKW-Fahrer Verständnis für unsere Situation auf dem Motorrad haben und bis auf ein paar Ausnahmen („ne, ich lass Dich net vorbei – wenn ich net vorkwärtskomm, dann DU au net, motz und hup“) machen die meisten auch Platz und lassen einen vorbeifahren oder vor sich noch kurz einscheren. Aber nach einer Stunde, etlichen Adrenalin-Schüben wenn einem ein LKW beim Überholen entgegenkommt und Krämpfen in der linken Hand (Kupplung) waren wir dann schon beim Hegau-Blick, wo wir die erste Pause nach über zwei Stunden einlegten. Kurz was gegessen und schwupps – da standen wir doch ganz plötzlich vor unserer Haustür!

Wir saßen dann erstmal auf unseren Mopeds, Motoren ausgemacht, haben uns angeschaut und mit den Schultern gezuckt „So, das war´s, jetzt ist unsere Tour zu Ende“ *HEUL*. Etwas wehmütig stiegen wir dann also ab, zurrten sämtliche Taschen, Koffer und sonstiges vom Moped und kamen nach Hause.

Mein erster Spruch, als ich die Tür öffnete war dann „Boah, Rocco, guck mal, heute haben wir aber ein großes Appartement gebucht!“ hahaha. Und weil wir so früh dran waren, beschlossen wir, dem Magarac und der Prinzessin ein Vollbad zu gönnen. Mann, kam da eine Brühe runter!

Unterwegs haben die beiden ja schon manchmal sehr viel Wasser abbekommen, aber durch die Off-Road-Einlagen hatte ich eher das Gefühl, dass da immer mehr dran hängen blieb. Was für ein Vorher-Nachher Anblick! Jetzt stehen die beiden wieder ganz sauber und schlank in der Garage, bereit für die nächsten Abenteuer.

UNSER Abenteuer bestand dann erstmal darin, die Taschen auszupacken, die ersten Ladungen Wäsche zu waschen (ist mir ein Rätsel, wo das alles auf den Mopeds Platz gefunden hat!), die Bilder von Handys, Kamera, Drohne und GoPro auf den PC zu laden, sämtliche Taschen/Beutel/Gurte und sonstiges Equipment zu versorgen.

Beim Espresso vor dem Haus am späten Nachmittag von Nachbars gegenüber „Hey, schon lange nicht mehr gesehen“ – „Ja, wir waren ja auch drei Wochen nicht da…“ – „Oh, ok, jetzt wo Du es sagst…“ . Bald kam auch schon Damian nach Hause, der hier gewissenhaft die Stellung und alles in Schuss gehalten hat und kurz darauf auch Deborah auf einen kleinen Plausch. Nach zwei Ladungen Wäsche und Pizza vom Lieferdienst hieß es dann, im eigenen Bett zu schlafen. Und ab dem Moment war dann wirklich klar:

!!! VORBEI !!!

Ein Paar Dinge haben wir dieses Mal anderst gemacht. Hier ein kurzes Feedback dazu:

  • ROK-Straps: eine dermaßen geniale Erfindung! Nie wieder anders! Einmal angebracht gilt es nur noch, die Tasche hinzumachen, Gut drumlegen, einklicken, festziehen und fertig. Tasche runter: Gurt lockern, ausklicken, Tasche runternehmen – fertig. GENIAL!

  • Eigene Kissen:  Also ICH für meinen Teil bin froh, es mitgenommen zu haben. Bin überzeugt, dass ich besser geschlafen habe, als sonst auf unseren Touren. Rocco´s Kissen wurde eingepackt und diente eigentlich nur als Dämmung für die Technik J

  • Sommerjacken:  und ob wir die gebraucht haben !!!

  • Technisches Equipment: leider hat die Drohne nicht das gemacht, was wir uns erhofft hatten. Wenn wir das mal wieder in der Art machen möchten, muss auf jeden Fall ein anderes Kaliber her. Die GoPro allerdings war ein echter Gewinn!

  • BeautyCase für den Magarac: hat das gemacht, was es machen muss – die Technik sicher und abgeschlossen aufbewahrt.

  • Wasserdichte Kleidung: Wieso hab ich das Geld nicht schon viel früher investiert??? Das war so entspannt – ich bin auch beim größten Platz- und Dauerregen (fast) trocken geblieben. Nie wieder anderst !

  • Reifen: genial! Nie wieder andere!

Was würden wir nächstes Mal anderst machen?

  • Nicht so viele Medikamente mitnehmen! Es genügt völlig, für den Notfall ein paar Schmerztabletten mitzunehmen, alles andere gibt es IMMER und ÜBERALL vor Ort!
  • Keine Regenkombis mitnehmen: siehe wasserdichte Kleidung und außerdem nimmt es auch Platz weg!
  • Zwei paar Schuhe sind total unnötig, ebenso die zusätzlich eingepackten Langarm-Shirts

Wenn wir den Leuten erzählt haben, dass wir nach Bosnien fahren, war die erste Reaktion meist zweifelnd. Aber wer glaubt, dass dieses Land rückständig oder gar hochgradig kriminell sei, der irrt sich gewaltig! Die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit, wir hatten nie Angst, unsere Mopeds oder die Taschen irgendwie speziell sichern zu müssen, um Diebstahl oder Vandalismus vorzubeugen. Ja, ok, die Straßen sind teilweise echt übel, um nicht zu sagen „katastrophal“, aber die sonstige Infrastruktur ist um Welten besser als bei uns im „Westen“. So braucht man sich selbst im ländlichen Raum in Bosnien keinerlei Sorgen zu machen, ob man irgendwo tanken kann (in JEDEM Ort mind. eine Tankstelle mit mind. einer Waschanlage 😉 !) ; ob man verhungert/verdurstet (in JEDEM Ort mind. ein Market, der zumindest das Allernötigste vorrätig hat und außerhalb – egal auf welchen Straßen man unterwegs ist – alle paar Kilometer ein Brunnen). Restaurants und Cafés sind IMMER geöffnet und nicht nur zur Saison (und es gibt immer mal wieder direkt an der Straße auch Lammbraten vom Spieß für Rocco ). Was die Menschen jedoch sowohl in Bosnien aber auch in Montenegro noch lernen müssen ist, ihren Müll nicht überall zu entsorgen. Leider sahen wir nur allzu oft bei unseren Pausen im Wald/Wiese/Gebirge am Wegesrand die Abfälle liegen  – das war aber das einzig Negative, das uns aufgefallen ist.

Bosnien wurde durch den letzten Krieg übelst gebeutelt und die Geschichte und damit immer noch herrschenden Umstände machen den Menschen auch heute noch zu schaffen, doch mitnichten ist dieses Land ein „Entwicklungsland“ – im Gegenteil – wir „Wessis“ könnten einiges lernen (ich sag nur Netzabdeckung !) und Rocco und ich können jedem nur empfehlen, sich auf dieses Land einzulassen. Es hat, nicht nur für Motorradfahrer, landschaftlich und kulturell unheimlich viel zu bieten.

Diese Reise war so unbeschreiblich schön! Es stellt sich auch gar nicht die Frage, ob es schöner als beim letzten Mal war – nein, es war einfach anderst. Und auch dieses Mal haben wir unheimlich viel gesehen und gelernt. So mussten wir unter anderem erfahren, dass es vier „Grenzkategorien“ gibt, die man auf solchen Reisen beachten sollte, da man sonst unter Umständen lange und mühselige und manchmal unnötige Umwege in Kauf nehmen muss.

Die Pandemie hat in jedem der Länder ihre Spuren hinterlassen – sei es dadurch, dass keine Arbeitskräfte zu finden sind oder dadurch, dass einige Unterkünfte und Restaurants schließen mussten. Es ist zwar überall ein Thema, doch ansonsten war bis auf Abstands-Empfehlungen (an die sich kaum jemand gehalten hat)  und Desinfektionsmittel (das meist ignoriert wurde)  nichts davon zu sehen / merken. Vereinzelt sah man Masken im Gesicht, aber niemand wollte einen Impfnachweis, Test oder sonstiges von uns. Wir hatten eher das Gefühl, dass die Leute froh sind, endlich wieder „normal“ leben zu können – so wie wir alle! 

Beide Mopeds haben alles durchgehalten und mitgemacht, ohne irgendwelche technischen Probleme (wie in der Vergangenheit ja schon zu genüge erlebt, hahaha). Durch meinen Umfaller auf dem Parkplatz braucht die Prinzessin allerdings einen neuen Lenker (wieder mal – arrrggghhh), da der sich ja verbogen hat. Und beim Off-Road-Fahren muss ich aufpassen, da ich ja keine Speichen- sondern Alu-Felgen habe und diese ja nicht wirklich jeder Belastung gewachsen sind beim Schottern. Leider gibt es aber für meine Prinzessin keine anderen Füße…

Unser kurzfristiger und spontaner Abstecher in die Dolomiten hat die ganze Reise noch komplett abgerundet. Somit hatten wir eigentlich alles dabei, was ein Motorradfahrer-Herz höher schlagen lässt: angefangen von den kleinen und kurvigen Straßen in Slowenien, wunderschönen Ausblicken am Meer an der Küstenstraße in Kroatien über waldreiche und manchmal schroffe Berge in Bosnien zu grandiosen Ausblicken in Montenegro. Durch zahlreiche kurvenreiche, beeindruckende Canyons, „Schmugglerstraßen“, Wald- und Wiesenwegen und Schotter- und Off-Road-Pisten in nahezu jedem dieser Länder bis hin zu den majestätischen Gipfeln und Pässen der Dolomiten.

Wir haben :

  • 847 Bilder mit Handys und Kamera gemacht
  • 715 Videos aufgenommen
  • 491,2 GB an Daten produziert, die es jetzt zu bearbeiten gilt
  • an 20 Fahrtagen 5.528 km auf den Mopeds zurückgelegt
  • 7 Länder bereist
  • 14 Mal die Grenzen überquert
  • mit 3 verschiedenen Währungen hin- und herjongliert
  • in 19 verschiedenen Betten geschlafen
  • in 24 verschiedenen Restaurants gegessen

Wir durften:

  • Geschichte, Tradition und Religion hautnah erleben
  • „Lost-“ und „Secret Places“ erkunden
  • Naturgewalten trotzen
  • Naturphänomene bestaunen
  • Wetterkapriolen erdulden
  • an unsere Grenzen stoßen
  • über uns selbst hinauswachsen

Wir können uns nicht vorstellen, jemals wieder auf eine andere Art und Weise zu Reisen und freuen uns jetzt schon auf unser nächstes Abenteuer – wo und wann auch immer das sein wird!