2019 C3-Tour (Südtirol / Dolomiten)

 

August 2019

 Bei unserer letzten großen Tour über den Balkan haben wir gelernt, dass Spontanität etwas außerordentlich Schönes und Spannendes sein kann. Und nach einer Tagestour vor zwei Wochen befiel uns auch wieder die Sehnsucht, etwas länger unterwegs zu sein.  Der eine Gedanke („wie viel Urlaub hast Du eigentlich noch?“) ergab den nächsten („wie wär´s mit einer Tour durch die Dolomiten?“). Und da Vater und Sohn sowieso gemeinsam fahren wollten, entstand ein vager Plan, dass wir alle drei Continos ja eine Tour unternehmen könnten. Auch ein Name für die Tour war schnell gefunden: „C3-Tour“ *grins*

Also Urlaub beantragt – genehmigt – und los geht die Planung.    Start: Sonntag, 18.08.2019 – Ende: Freitag, 23.08.2019

Wir fanden auch tatsächlich ein „annehmbares“ Hotel 😉

wo wir uns für 5 Nächte einbuchen können, um von dort aus unsere Touren zu starten (nicht ganz so selbstverständlich um diese Jahreszeit und so kurzfristig) An- und Abreisetag werden unspektakulär (o.k. bei uns weiß man das nie so wirklich * griiins*) – schnelle Strecke über die Autobahn.

So bastelte Rocco mal schnell 6 Tages-Touren zusammen – wie wir diese in 4 Fahrtagen bewältigen sollen, ist mir allerdings ein Rätsel ……    Es fällt auf, dass wir immer über den Mendola (Mendel-Passe) fahren müssen – liegt einfach daran, dass das Hotel dort oben liegt *uiuiuiuiui*

Immer wieder spannend, die Contino-Touren !!!

Samstag, 17.08.2019 / 15:50 Uhr

Die Klamotten sind gepackt und auf den Mopeds verzurrt – es kann los gehen. (Rocco wäre am liebsten schon am Donnerstag losgefahren). Bei Damian hatten wir ein paar Schwierigkeiten, da sein Moped ja nicht wirklich auf Touren mit Gepäck ausgelegt ist.  Wie groß darf die Tasche sein und vor allem wo mach ich die Spanngurte fest?  Wird wohl alles halten. Bei mir und Rocco ist das ja quasi schon Routine *griins*

Voraussichtlich werden wir wohl nass werden – aber so ist das halt, da mach ich mir nicht so große Gedanken darüber. Ich fürchte eher die Kälte…bei der letzten Tour habe ich ja definitiv für mich entschieden, dass Frieren schlimmer ist als Schwitzen. Aber weil wir ja nicht allzuviel Gepäck benötigen, passt viel Thermo-Zeug in die Tasche und da wir dieses Mal auch nicht jeden Tag das Gepäck rauf- und runterschnallen müssen, seh ich das entspannt.

GEspannt bin ich auf die Straßenverhältnisse bei Regen – ob wir die Touren alle so machen können, wie geplant?  Rocco´s Kommentar daraufhin:  „Schlimmer als unsere Regenfahrt in Albanien kann es nicht werden“ – man wird sehen…

Planmäßige Abfahrt morgen früh:  nach dem Frühstück ca 9:00 Uhr (da es vorher noch zu kalt zum Fahren ist – sagt Rocco !!!  Hahaha)

Sonntag, 18.08.2019

Heute morgen schaute ich bange zum Fenster und sah – STRAHLEND BLAUEN HIMMEL !!!  Juhuuu, entgegen allen Vorhersagen war uns der Wettergott hold! Und ich habe mir Sorgen um´s Frieren gemacht….

Kurz vor 9:00 Uhr starteten wir bei moderaten 18°C und Sonnenschein – das perfekte Reisewetter. Und ab dem Hegau zauberte mir der Blick auf die Alpen zum zweiten Mal heute morgen ein Lächeln ins Gesicht. Einfach schön dieser Anblick!

Leider war die Fahrt am Bodensee entlang wie immer zäh, aber dennoch hatten wir großes Glück – bis zum Schluss hatten wir nicht wirklich viel Verkehr, das hatten wir bei unserer letzten Tour gaaaanz anderst erlebt. Aber soll uns ja recht sein. Auch dieses Mal machten wir einen kurzen Abstecher durch Samnaun und bei der Fahrt dorthin ist auch Damian endlich aufgewacht, der bis dahin irgendwie total unmotiviert über die Autobahn gedüst ist ( ok, kann ich wirklich verstehen, ist auch echt total öde).

Also kurzer Tank- und Zigarettenstopp und schon ging es weiter. Zwischendurch waren leider immer mal wieder Baustellen mit Ampeln, aber alles halb so wild. Ich hab die Jungs vorfahren lassen und als wir wieder mal an einer Ampel standen, sagt doch mein Sohn zu mir: „Hey, Mama, ich hab noch gar nicht mit Dir gerechnet, Respeeekt !“ – PFFFFFT. Bin zwar nicht so schnell wie die Jungs, aber sooo lang dackel ich nun auch wieder nicht hinterher… nochmal: PFFFFFT!!!

Am Reschensee stellten wir fest, dass dieser wieder richtig viel Wasser hatte, nicht so wie Ende Mai bei unserer Balkan-Tour – da war ja kaum was vom See zu sehen. Und ab da wurde es auch richtig warm. Zwischendurch hatten wir tatsächlich zwischen 28-32°C, da sind wir richtig ins Schwitzen gekommen.

Nach ein paar Espresso-Pausen zwischendurch kamen wir dann an der Auffahrt zu unserem Hotel an – wie der Name ja schon sagt, ist es ein Panorama-Hotel. Und um zu diesem zu gelangen, muss man über den Mendelpass. Was an sich ja schon herausfordernd ist nach einem ganzen Tag auf der Autobahn, auch wenn die Straße dort hinauf einen perfekten Belag hat.


Doch auf dem Pass oben angekommen ging es rechts ab in den Wald – Rocco und ich hatten so ein Deja-vu (keine Ahnung, wie man da schreibt…) – die Auffahrt war so ähnlich wie letztes Jahr, als wir irgendwo im Nirgendwo über dem Comer See übernachtet hatten (bei dem Vikinger da). Teilweise hängen die Büsche direkt in die Straße rein und wenn Gegenverkehr kommt, wird es ECHT eng. Aber die Auffahrt lohnt sich, die Aussicht ist echt grandios!
Und dort oben sind auch die Temperaturen sehr angenehm. Die Zimmer sind sauber und ordentlich und das Essen im Restaurant  ist auch lecker – was will man mehr?


Der Gedanke, dass wir jeden Tag diesen Weg wieder runter und abends wieder rauf müssen, bereitet mir jedoch etwas Bauchschmerzen – aber wenn wir das oft genug machen, dann wird es wohl auch gaaaanz normal, oder?

Heute musste ich auch lernen, mit Damian UND Rocco zu fahren. Rocco und ich sind ja schon eingespielt, aber mit Damian dazwischen ist das nochmal was gaaaanz anderes. Aber ich denke, in ein-zwei Tagen ist alles gut. Ich muss ihn einfach machen lassen, nicht immer so genau hinsehen (um keinen Herzkasper zu kriegen, wenn´s mal wieder weng knapp war) – er macht das schon.

Für morgen ist „nur leichter bis mittlerer Regen“ angesagt – also fahren wir in die Dolomiten (so in die Mitte irgendwo) – ist doch logisch, oder?  *griiins*


Montag, 19.08.2019

Wie immer konnte ich nicht so besonders gut schlafen – so geht es mir immer, wenn wir unterwegs sind. Im Gegensatz zu den Jungs, die damit überhaupt kein Problem zu haben scheinen… Beim Aufstehen ein banger Blick nach draußen – noch war alles trocken – zwar bewölkt und neblig hier oben aber relativ warm. Nach dem Frühstück starteten wir dann Richtung Bozen, um dort in die Dolomiten reinzufahren. Aber zunächst hieß es natürlich, den Mendelpass und davor den Waldweg, der zum Hotel führt, wieder hinunter zu fahren.


War eigentlich gar nicht so schlimm. Wir haben es aber auch langsam angehen lassen – Reifen kalt, Straße kalt – lieber auf Nummer sicher gehen.

Die Fahrt durch Bozen durch war wie immer sehr zäh, aber nachdem das geschafft war, ging es auch schon flott durch die Dolomiten durch.


Unser erster längerer Stopp war auf dem Sella – wie eigentlich überall auf den Pässen in den Dolomiten genossen wir eine tolle Aussicht. Wir gönnten uns einen Espresso und ein Hörnchen,  als es zum ersten Mal anfing zu tröpfeln. Doch dem Regen sind wir entkommen und weiter ging es über den Pordoi und Falzarego. Auch dort immer mal wieder ein paar Tröpfchen, aber nicht der Rede wert.

Irgendwo dazwischen mussten wir durch ein paar Dörfer fahren und hatten nur noch Stop-and-Go. Soooo viele Menschen, Autos, Busse – das war echt nervig.


Rocco und ich sind ja bisher immer außerhalb der Touri-Saison in den Dolomiten gewesen, da waren die ganzen großen Hotels noch geschlossen. Und das bedeutete, dass auch nicht so viele Menschen unterwegs waren. Wir hatten uns immer gefragt, wie das wohl ist, wenn Saison ist – jetzt wissen wir es:  total überlaufen und als Moped-Fahrer echt ätzend !!! Rocco´s Fazit: „Memo an mich selbst: nie wieder Dolomiten Tour im August!“ – hahaha.


Aber bald schon standen wir auf meinem Lieblingspass – dem Giau und aller Ärger war erstmal verflogen. Immer wieder geil, diesen Pass zu fahren! Damian ist ja das erste Mal in den Dolomiten, doch ich muss sagen, er hat es echt klasse gemacht!!! Besser als ich bei meiner ersten Tour (ok, das ist jetzt kein wirklicher Vergleich *griiins*), dennoch musste auch er mit den Schmerzen kämpfen: Hintern, Hände, Ellbogen, Knie, Rücken, usw. usw. Die Jugend macht das eben auch nicht auf der linken Arschbacke!


Bisher also alles ohne Regen – bis zum Passo Fedaia. Als wir ankamen, war noch alles gut, ich brauchte jedoch eine Pause, weil mein Blutzucker zwischendurch mal in den Keller abgesackt ist (aber da war es auch schon nach 14:00 Uhr!) Also bestellten wir was zum Essen und währenddessen fielen schon die ersten Tropfen. Als wir gegessen hatten, kam von Damian die Frage, ob wir die Regenkombis anziehen sollen – Blick zum Himmel: „ach was, das ist nur die eine Wolke“ – ja, richtig, aber dass sich diese eine Wolke exakt in dem Moment über uns komplett entleert – nun ja, so war das nicht gedacht…. Wir sind also richtig schön nass geworden, aber das ging nur 10 Minuten (ausgerechnet den Pass hinunter und dann auch noch mit  Stau….)  und danach waren nur noch die Straßen nass, aber von oben kam zumindest nichts mehr.

Zwischendurch wieder zwei drei Dörfer mit seeeehr zähem Verkehr und Kolonnen-Hopping (Damian hatte dann mittlerweile auch den Dreh raus ;-), so dass wir bald echt keine Lust mehr hatten.


Aber wenn man mitten in den Dolomiten ist, kann man nicht mal schnell die Tour abkürzen und einen anderen Weg nehmen – da gibt es halt leider nicht so viele. Nur gut, dass der Karer- und der Nigerpass auf einer „Nebenstraße“ lagen, so dass wir diese beiden Pässe zum Schluss noch schön in Ruhe und ohne größere „Störungen“ fahren konnten.

Die Rückfahrt führte uns dann wieder durch Bozen (mit Stau) durch und ich für meinen Teil hatte echt genug für heute…. Doch da war noch die Sache mit dem Mendelpass und der Waldstraße zum Hotel, die wir ja jeden Tag fahren müssen… Die Jungs sind dann mal vorgefahren und hatten es offensichtlich richtig krachen lassen und hatten einen Heidenspass dabei. Ich dagegen konnte und wollte da nicht mehr mithalten. Also bin ich den Pass ganz gemütlich hinaufgewedelt und war überzeugt davon, dass er seit heute morgen um einige Kilometer und etliche Kehren gewachsen ist! Wie lange sich doch so ein Pass ziehen kann, wenn man keine Kraft und Ausdauer mehr hat…

 Aber beim Radler auf der Terasse war das alles wieder wie weggeblasen.

Gefahrene Strecke heute: ca 285 km (war übrigens die geplante Runde 03).


Jetzt sitze ich hier in der Lobby, wo es das beste Netz gibt, und kann gerade noch so die Augen offen halten (obwohl es erst kurz nach neun Uhr ist), weil es echt anstrengend war – Damian ist auch total platt und nach dem Abendessen gleich auf´s Zimmer gegangen. Ich glaube, er wird heute Nacht noch besser als die letzte schlafen – ich hoffe, so wird es mir auch ergehen.

Es war heute ein seeeeeehr schöner aber auch echt anstrengender Tag.

Die Prognose für morgen : so wie heute, Ä WÄNG Regen. Also wieder Dolomiten, da für Südtirol VIEL Regen angesagt ist ;-).





Dienstag, 20.08.2019

Gestern Nacht habe ich, wie erwartet, ziemlich gut geschlafen :-). Und heute morgen war der erste Blick natürlich wieder nach draußen. Sah gar nicht mal sooo schlecht aus.


Als wir dann jedoch losfahren wollten, fielen die ersten Regentropfen. Kurzentschlossen zogen Damian und ich dann doch die Regenkombis an. Und das war auch gut so! Den ganzen Weg den Pass hinunter hat es geschüttet wie aus Kübeln! Und dementsprechend sind wir dann auch recht langsam gefahren.


Doch unten angekommen, da war es dann nur noch nass. Aber egal, wer weiß schließlich, was noch kommt.

Unser erster größerer Pass war der Passo Rolle – das ist der Pass, bei dem wir bei unserer Balkan-Tour mitten im Giro da Italia (Radrennen) gelandet sind. Dieses Mal jedoch waren statt der Radfahrer ein Haufen Autos unterwegs – aber das war noch nicht mal so schlimm. So richtig übel waren die Wanderer!

Es gibt in den Dolomiten kilometermäßig sicherlich mehr Wanderwege als Straßen – warum müssen die unbedingt auf UNSERER Straße laufen??? Ich nehm doch auch mit dem Moped nicht die Wanderwege, oder (ok, bis auf das eine Mal in Montenegro, als wir die Grundschulklasse unterhalten hatten…) ?! Die Jungs sind wieder vor gefahren, da ich beim Überholen der Autos (und WANDERER !!!) nicht mehr hinterhergekommen bin.  Und oben auf dem Pass angekommen, hat sich uns dasselbe Bild geboten, wie beim Radrennen – komplett voller Parkplatz (nur die Zelte haben noch gefehlt und natürlich die pinkfarbenen Blümchen und Fähnchen, hahaha).  Wäre Rocco nicht fast auf der Fahrbahn gestanden, um nach mir Ausschau zu halten, hätte ich ihn in dem ganzen Chaos total übersehen!

Und Damian hat dort oben dann gelernt, wie man die italienischen Motorrad-Fahrer von allen anderen unterscheidet: Alle Nicht-Italiener haben Motorrad-Hosen an – die Italiener jedoch fahren ausnahmslos mit Jeans-Hosen. Glaubt man nicht? Ist tatsächlich so. Und im Normalfall auch keine Moped-Schuhe, sondern Halbschuhe oder Sneaker. Jahaaaaa, man muss gut aussehen und die Hose darf ja auch nicht auftragen, damit man ja nicht zu fett darin aussieht ;-).

Nach einem kurzen Mittagsimbiss ging es dann auch schon weiter. Damian hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits seines Regenkomis entledigt, ich jedoch war noch skeptisch.


Aber bei einem kurzen Tankstopp auf dem Weg zum Passo Brocon bin ich schier eingegangen darunter – also weg damit, so schlimm kann es nicht mehr werden und das hat dann auch gepasst. Die Straße zum Passo Brocon war richtig schön zu fahren – klein, eng, kaum gerade Strecken. Unterwegs immer mal wieder volle Holz-Lader.


Auffällig in den gesamten Dolomiten waren die abgeholzten Flächen – aber nicht etwa durch Absicht – da muss wohl ein heftiger Sturm gewütet haben, der in einigen Teilen großflächig die Bäume umgeknickt hat…?

Bisher hatte ich gedacht, dass der Brocon der schönste Pass auf unserer Strecke war – da waren wir aber noch nicht auf dem Manghen.


Ich dachte noch, das klingt so ähnlich wie der Mangart, der uns nicht hochlässt – und ganz so daneben lag ich mit meinen Gedanken gar nicht. Der Weg hinauf: saueng!
Die Straße kaum breiter als ein Auto – d.h. wenn einem ein Auto entgegenkommt, dann reicht es gerade Mal so aneinander vorbei. Problematisch kann es auch werden, wenn die Kühe links und rechts grasen oder halbwegs auf der Fahrbahn liegen und sich überhaupt nicht von Mensch und Maschine stören lassen – ist ja schließlich auch ihr Revier und nicht unserer *griiins*  Aber der Belag war perfekt und es gab wieder kaum gerade Strecken. Die Kehren dermaßen eng, dass man das Moped fast gar um´s Eck hieven musste. Respekt denjenigen, die diesen Weg mit einer Chopper auf sich nehmen! Und obwohl es manchmal echt extrem knapp war, hat es riesigen Spass gemacht. Der Ausblick von oben war genial, wieder mal so, dass man sich gar nicht satt sehen mag.

Wir sind natürlich nicht nur 3 Pässe gefahren – manche nimmt man einfach so mit und merkt es gar nicht, wenn nicht gerade ein Schild darauf hinweist. Aber manche Pässe hinterlassen einfach mehr Eindruck als andere. Und viele Moped-Fahrer versäumen so viel, weil sie sich immer nur an die großen und bekannten Pässe halten – ich selbst habe auf unseren Touren festgestellt, dass die kleinen und eher unbekannten Pässe viel mehr Spass machen – zwar oft nicht so viele Kehren, aber die Strecke und oft auch die Aussicht sind einfach schöner !

Den Mendelpass „durfte“ Damian heute ganz allein hochfahren. Rocco und ich haben ihn dieses Mal gaaanz gechillt genommen und ehe wir es uns versahen, waren wir auch schon oben. Ich bin überzeugt davon, dass der Regen heute morgen einige Kilometer und Kehren weggeschwemmt hatte! Gestern abend war der noch vieeeeel länger! Oben angekommen wollten wir eigentlich nur kurz einen Cappuccino trinken, jedoch wurde daraus dann doch ein Abendessen, denn die Karte sah recht vielversprechend aus.

Und nun sitzen wir in der Bar im Hotel bei der Lobby, wo es ja bekanntlich den besten Empfang gibt und gönnen uns noch ein „Feierabend-Bierchen“.

Der Plan für morgen?   KEIN PLAN !!! Es gibt mehrere Optionen:

  • Chillen, da das Wetter ganztägig Regen bringt
  • Chillen, weil Damian seine Schmerzen kurieren will
  • Fahren und nass werden, weil dafür sind wir schließlich hier.

Ich würde sagen, das entscheiden wir dann morgen früh nach dem Frühstück ganz spontan.

Mittwoch, 21.08.2019

Trotz aller widriger Wetterprognosen hatten wir uns entschieden, Option drei für heute zu nehmen: Fahren – dafür sind wir ja schließlich da. Auch wenn der Blick aus dem Fenster nicht gerade motivierend war… Ziel: STILFSER JOCH (ja, ich geb´s zu, schon allein beim Gedanken daran mach ich mir ins Höschen!!!)

Also Regenkombi an (zumindest ich für meinen Teil) und los geht´s. Wie immer den Waldweg vom Hotel zum Mendelpass runter (den fahren wir bis Ende der Woche auch noch im Dunkeln, wenn´s denn sein muss 😉 ) und den Mendelpass dieses Mal auf der anderen Seite hinunter. Natürlich im Regen – mal mehr mal weniger – aber dafür stetig.


So stetig, dass sich Damian unterwegs dann doch entschlossen hatte, sein Regenzeug anzuziehen, haja. Da ich ja bekanntlicherweise ein Primaner-Bläschen habe, fehlte auch der Pipi-Stopp mitten in der Pampa kurze Zeit später auch nicht. Man beachte: ich habe über den Moped-Klamotten einen EINTEILIGEN Regenkombi an – für Männer ja eigentlich weniger ein Problem, aber für die Damenwelt etwas umständlich…. vor allem, wenn das Gelände abschüssig und rutschig ist, es regnet und man den Helm auch nicht unbedingt abziehen möchte. Schweißausbrüche bei dieser Aktion sind garantiert! Aber mit ein bisschen Übung geht auch das *griiiins*.


Also weiter in Richtung Passo Tonale, auf eigentlich recht gut ausgebauten Straßen (nur nass halt) und relativ wenig Verkehr. Ich bin ja im Regen ziemlich vorsichtig, war aber auch überrascht und beruhigt, dass Damian ebenfalls so besonnen gefahren ist. Da wurden die Kurven nicht bis zum letzten ausgefahren wie sonst, sondern gern auch mal geschnitten. Aber gut so!

Oben nach dem Pass fuhren wir dann durch das Dorf Tonale – überrascht hat uns dann der erste Blick darauf:  einige ziemlich markante Hochhäuser – so etwas erwartet man nun gar nicht in so einem Bergdorf, da sollten es dann schon die klassischen Häuser aus Holz sein, höchstens zwei- bis dreistöckig; die Hotels dürfen dann schon größer sein, aber bitte schön doch im klassischen Stil mit Schrägdach und so!


Das Wetter hatte sich dann auch mittlerweile soweit gebessert, so dass wir uns unseres Regenzeugs bei einem Tankstopp entledigen konnten – was für eine Erleichterung! Damian hatte kurz Sorge, dass wir die Tanke nicht rechtzeitig erreichen, denn seine Tank-Anzeige hat schon ganz hektisch geblinkt. Er hat sich sogar schon Szenarien ausgedacht, was er tun könnte, wenn es denn so kommen würde, hahaha. Aber so konnte es voll getankt und frisch gestärkt mit einem Espresso in Richtung Gavia-Pass gehen – dachten wir zumindest…


Bei der Auffahrt eine Schranke und ein Schild – natürlich auf italienisch, aber „ciuso“ hatten auch wir verstanden 🙁  . Anscheinend kommt man bis zum nächsten Dorf und dann ist Ende. Tja, was nun? Das war nun einmal unser Weg! Den Weg zurück und Schluss für heute oder einen Umweg fahren? Es war mittlerweile allerdings schon 11:00 Uhr und der Umweg bedeutete noch weitere 240 km !!! Ach was, sch….drauf, wir fahren den Umweg!

Wie sich herausstellte, war das gar nicht so schlimm – wir sind fast den ganzen Weg auf einer Schnellstraße gefahren und somit gut vorangekommen. Damian und ich hatten sogar Zeit, weng Blödsinn zu machen – ich hab ihn überholt, er wieder mich, ich wieder ihn usw. – ging jedoch nur, weil wirklich kaum Verkehr war ;-).

Und da war sie dann – die Straße zum Stilfser Joch hoch! Jedoch von „hinten“, also von Bormio aus. Diese Straße wird meistens nicht gezeigt, wenn man Bilder vom Stilfser Joch sieht, aber ich für meinen Teil kann sagen, dass ich sie schöner zum Fahren finde, auch wenn ich echt Schiss davor hatte. Jedoch alles halb so schlimm. Damian ist vorgefahren und Rocco ist es ganz gemütlich mit mir angegangen.


Oben angekommen – proppevoll mit Menschen, Motorrädern, Autos, Fahrrädern, Souvenir- und Würstel-Ständen.


Also erstmal das obligatorische Foto als Beweis, dass ich oben war und dann eine leckere Salsiccia 🙂 . Dabei haben wir von den Jungs am Stand erfahren, dass die Dolomiten letztes Jahr tatsächlich von einem Sturm heimgesucht wurden – der dauerte wohl nur 15 Minuten, hat aber immense Schäden am Wald angerichtet – es soll wohl 80-120 Jahre dauern, bis sich die Natur davon erholt… Das erklärt tatsächlich die ganzen Kahlschläge, die uns die letzten Tage aufgefallen sind.

So, jetzt war ich also oben und musste auch wieder vom Pass runter kommen. Rocco hat Damian wieder vor geschickt und ist mit mir gemütlich runter gefahren.


Unterwegs ein paar Stopps für Fotos und ein erzwungener Stopp, weil zwei Motorräder in einer Rechtskehre (von unten) gestürzt sind. Laut Rocco passiert das wohl öfter hier… Da darf man gar nicht genau darüber nachdenken. Aber ein paar Autofahrer haben geholfen, die Mopeds wieder aufzustellen und bis auf ein paar Schrammen an den Maschinen scheint wohl alles ok gewesen zu sein und die beiden sind weiter gefahren. Nur gut, dass kaum Verkehr geherrscht hat – Rocco meinte, er sei den Pass schon gefahren, da war alles voll mit Autos, Bussen und Campern! Ein Albtraum!

Damian hat unten auf uns gewartet (7 Minuten!) mit überhitzter Bremse, hahaha. Da hat er mal kurz einen Schreck bekommen, als nix mehr ging und doch lieber vorher auf uns gewartet, statt bis zum Schluss durch zu fahren. Aber alles gut, Bremse abgekühlt und alles wieder normal funktionsfähig.

Auf dem Rückweg nahmen wir noch den Gampenjoch mit und waren eigentlich trotz kurzem Cappuccino-Stopp zwischendrin bereits um 17:30 Uhr am Hotel. Und den Waldweg haben wir fast schon im Schlaf genommen *griiins*.

Ich hatte solch einen Respekt vor diesem Stilfser Joch! Jedes mal, wenn ich daran gedacht hatte, dass ich ihn fahren werde, ist mein Adrenalin-Spiegel in die Höhe gegangen. Ich habe meinen Kindern immer den größten Respekt gezollt, dass sie ihn bereits mit 16 (Deborah) und 17 (Damian) Jahren beide mit der 125er (!) gefahren sind. Aber jetzt muss ich folgendes Fazit ziehen: Ja, er ist nicht ganz so einfach mit den engen und vor allem steilen Kehren.  Die Anzahl (47 Kehren runter oder hoch – je nach dem, von welcher Seite man das Joch anfährt) schüchtert einen doch ganz schön ein. Dennoch finde ich ihn jetzt nicht soooo toll. Also ich für meinen Teil muss ihn nicht nochmal fahren. Wahrscheinlich würde ich für meine Worte von allen Motorrad-Fahrern gelyncht werden, würden sie das hier lesen, schließlich muss man als Moped Fahrer das Stilfser Joch bezwingen ! Aber so empfinde ich nun einmal. Es gibt sehr viel schönere Pässe und ich bin auch schwierigere gefahren (meiner Ansicht nach erst gestern den Manghen). Aber ich hab es getan und nun isses abgehakt – chacka –

Morgen steht voraussichtlich das Timmelsjoch auf dem Plan – egal wie das Wetter wird! Mal sehn. Jetzt erstmal was essen (warum haben wir immer solchen Hunger abends???)

Donnerstag, 22.08.2019

Heute wollten wir eigentlich zum Timmelsjoch – aber beim Abendessen gestern fragte Damian: „Warum nehmen wir den denn nicht auf dem Heimweg?“  Es wäre ein Mehrweg von 10 km im Gegensatz zur ursprünglichen Route (denselben Weg wie bei der Hinfahrt). Warum nicht einfach eine kleine Runde „um ´s Stürzle“ drehen mit kleiner Shopping-Tour in Bozen oder Meran? Ja, warum eigentlich nicht? Also hat Rocco für heute eine kleine feine „Contino-Tour“ zusammengestellt.


Heute morgen hatten wir auch zum ersten Mal einen klaren Blick auf die Ortler-Gruppe. Das hieß jedoch auch, dass es kälter war als die letzten Tage. Heute Nacht hatte es auch geregnet, so dass die Luft schön klar war.


Dementsprechend angenehm war die Fahrt heute:  kreuz und quer, hoch und runter durch Wiesen, Wälder, Apfelplantagen und auch das ein oder andere Dorf mit engen Sträßelchen, wo teilweise kaum zwei Fahrzeuge aneinander vorbeikommen.

Unterwegs hat Damian den Vogel abgeschossen – im wahrsten Sinne des Wortes! Von links kam ein Vogel angeschossen und ist ihm voll ins Moped reingekracht – und das bei 80 km/h, die wir unterwegs waren! Das war vielleicht ein Anblick! Ich musste sofort an den Greifvogel denken, der Rocco in Montenegro angreifen wollte ;-).  Damian wusste gar nicht, was passiert war und war total irritiert und hatte Angst, dass irgendwelche Vogelteile noch am Moped kleben. Aber nichts dergleichen, das arme Ding lag an einem Stück auf der Straße, jede Hilfe kam zu spät und ich musste aufpassen, dass ich nicht noch drüber fahre…uiuiui.

Bei einer kurzen Pause machte ich die Jungs darauf aufmerksam, dass in dieser Gegend, in der wir uns gerade befanden, hauptsächlich Golden und Red Delicious angebaut werden. ZUFÄLLIG hingen da doch ein paar Äpfel direkt in Damian´s Höhe, so dass er gleich mal einen probieren musste (mit bangem Blick nach links und rechts, ob ihn nicht einer beim Mundraub beobachtet) . Boah, war der gut! Man kennt das ja: frisch vom Baum schmeckt´s halt doch am besten.

Wir fuhren über den Brezer Joch, wo uns auf dem Pass einige Autos und Förster aufgefallen sind. Die Männer dort wurden wohl darauf kontrolliert, wie viele Pilze sie gesammelt hatten – erlaubt sind lediglich 4 kg pro Person, alles darüber hinaus geht wird teuer bezahlt…. Im nächsten Ort tranken wir einen kleinen Espresso, um wieder denselben Weg zurückzufahren – wo wir oben noch mehr Förster bei der Kontrolle sahen – uiuiui…. ob das für den ein oder anderen Folgen haben wir ???


Auf dem Rückweg hinunter erlebten wir dann auch, wie ein Sattelschlepper die engen Straßen und Kehren fährt – vor jeder Kehre mehrfach hupen (und die Hupen sind wirklich laut!), damit entgegenkommende Fahrzeuge gewarnt werden – funktioniert tatsächlich. Ein Auto musste rückwärts bis zur nächsten Einfahrt zurücksetzen, damit der LKW (und wir) vorbeikonnten. Respekt den Fahrern, also ehrlich!

Weiter ging es kreuz und quer, rauf und runter, bis wir an einem Stausee wieder eine kurze Pause einlegten – Rocco hat extra eine Stelle ausgesucht, wo man direkt an´s Wasser konnte – und Damian musste auch unbedingt das Wasser aus dem See kosten….und einen auf Captain machen…

Rocco und ich hatten nur darauf gewartet, dass er im Wasser landet – nur Blödsinn im Kopf der Bub *griiiins*.

Und dann waren wir plötzlich schon in Meran – bei kuscheligen 28°C sind wir in Moped-Klamotten durch´s Städtle gebummelt (nein, wir haben offensichtlich nicht aus unserer Erfahrung in Venedig gelernt, haha ). Damian kaufte sich direkt erstmal ein Tank-Top, damit er nicht davonfließt. Nach längerer Suche nach einem geeigneten (und bezahlbaren) Restaurant, wurden wir auch tatsächlich fündig, aßen zu Mittag und dann ging es auch schon wieder auf den Rückweg zum Hotel. Aber nicht, ohne dass Damian noch eine Begegnung mit einem Meraner Original hatte *griiins*.

Diesmal schafften wir es auch tatsächlich, auf dem Mendelpass ANZUHALTEN und nicht einfach darüber zu rauschen.

Allerdings auch nur, weil ich ja unbedingt noch einen Magneten haben wollte. Kann ja wohl nicht sein, dass wir den Pass jeden Tag zwei Mal fahren und ich nichts davon mit nach Hause nehme, oder?!

Jetzt gerade braut sich über dem Gebiet, wo wir heute gefahren sind, ein ganz schönes Unwetter zusammen – da haben wir heute wirklich Glück gehabt! Die Straßen waren zwar nass heute morgen, aber wir sind den ganzen Tag trocken geblieben, trotz aller negativer Wetterprognosen.

Und nun etwas, was schon längst fällig ist:

  • Danke Rocco,  dass Du immer so tolle Touren für uns zusammenstellst!
  • Danke, dass Du auch spontan auf unsere Wünsche reagierst!
  • Danke, dass Du immer so geduldig mit uns bist!
  • Danke, dass Du diese Tage wieder einmal unvergesslich gemacht hast!
  • Du bist der Beste und wir lieben Dich !!!

Morgen fahren wir dann also wieder nach Hause 🙁

Freitag, 23.08.2019

Heute morgen also ein letztes Mal in unserem Panorama-Hotel Penegal frühstücken, Mopeds packen und satteln und dann ging es auch schon auf den Heimweg.

Der Penegal liegt übrigens auf 1737 m Höhe und der Höhenunterschied zum Mendelpass liegt bei 358 Metern.

Den Waldweg also zum Mendel-Pass hinunter gefahren  (3,9 km lang und wenn ich richtig gezählt habe, dann waren es 46 Kurven incl. Kehren 😉 ) und auf der Autobahn Richtung Meran „geflogen“, um dort rechts Richtung Timmelsjoch abzubiegen.


Der Aufstieg zum Timmelsjoch wie immer wunderschön zu fahren und auch landschaftlich gab es einiges zu sehen. Aber man muss aufpassen, dass man vor lauter Glotzen und Staunen auf die Straße achtet. Mir passierte es, dass ich dermaßen abgelenkt war, dass ich fast eine Kehre übersehen hätte und voll in die Eisen steigen musste…

 


Auf der Passhöhe dann noch eine kurze Pause und dann ging es auf der Ösi-Seite Richtung Autobahn wieder hinunter. Auch die Abfahrt ist sehr schön, aber von der Strecke und vom Fahrspass her nicht ganz so spektakulär wie der Aufstieg auf italienischer Seite.  Und das war auch schon quasi das Ende unserer Motorrad-Tour, denn alles was danach kam, war nur noch ein „Nach-Hause-Fahren-und-Ankommen“.

So sind wir also nach ca 2.000 km gut wieder zu Hause angekommen. Wir sind insgesamt 27 verschiedene Pässe gefahren (wobei da die Kleineren gar nicht gezählt sind).

Es war wie immer anstrengend, aber dennoch sehr schön und ich bin froh, dass wir diese Tour gemeinsam gemacht haben!

Alle Bilder unserer Tour findet man hier.

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