2023 Bericht Tour des Gorges / Frankreich

TouR des gorges / Frankreich 2023

========================================================

Winter 2022/2023

Nach unserer letztjährigen Balkantour und den witterungsbedingten Ausfällen mancher Strecken und Ziele war das Reiseziel für 2023 schnell gesetzt: Es muss nochmal über den Balkan gehn!

Geplant war wieder einmal eine Anreise bis Venedig (siehe Balkan-Tour 2.0 / 2019), dort auf die Fähre nach Igoumenitsa , dann Landweg über Albanien (in der Hoffnung, dass uns das Wetter nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht wie in 2019) -> teilweise Griechenland -> Nord-Mazedonien -> Montenegro und natürlich Bosnien wieder Richtung Heimat. Der Zeitraum (Start Ende Mai) ist gesetzt, Urlaub beim Arbeitgeber eingereicht und genehmigt und so blieb uns also nur noch die Buchung der Fähre, doch da hieß es erstmal abwarten – die kann man erst 4-5 Monate vor Abreise buchen.

Daher konnten wir uns über den Winter erstmal mit diversen Videos und Reiseberichten anderer balkanbegeisterter Moped-Fahrer auf die Tour einstimmen.  Natürlich ist das Valbona-Tal und der Teth in Albanien mit eingeplant – ist ja klar. Horror-Videos davon gibt es zu Genüge und Rocco meinte nur auf meine skeptischen Blicke „Ach was, Du schaffst das schon!“ – na, der hat ja eine sehr positive Meinung meiner Off-Road-Fähigkeiten, aber gut. Ich lasse mich schon lange nicht mehr durch solche Bilder/Videos verrückt machen (ok… zugegeben – manchmal schon… vielleicht ein bisschen… aber ich bekomme zumindest keine Schnappatmung mehr so wie früher…)

Irgendwann gehen dann aber auch die Horror-Videos zu Neige, anderes Material muss her und so schauen wir auch mal Berichte über die Grandes Alpes in Frankreich an. Rocco ist davon so begeistert, dass er immer wieder neue Videos hochlädt und wir an Samstag- und Sonntagnachmittagen regelmäßig in diverse „Gorges“ und „Coles“ mit phantastischen Felsformationen, Ausblicken, Flüssen und Landschaften nach Frankreich mitgenommen werden. So kommt es während einer dieser Sessions zu folgendem Dialog:

(Rocco sitzt auf der Couch mit sehnsüchtigem Blick auf die Bilder im Fernsehen) – Ich: „Ähm, ich sehe Deine Hirnwindungen hektisch arbeiten“ – Rocco: „Nein, alles gut“ – Ich: „Sollen wir den Balkan dieses Jahr sich selbst überlassen und die Grandes Alpes in Angriff nehmen – Rocco (mittlerweile mit Sternchen in den Augen) : „Hmm, meinst Du wirklich? (als ob er darüber nachdenken müsste, hahaha) Ich: „Haja, der Balkan läuft uns nicht davon“ – Rocco: „Ok, wenn Du meinst“ (innerlich macht er Jubelsprünge und ruft „Strike, hab sie doch rumgekriegt“  und stellt im Kopf schon mal die Tour zusammen – soweit nicht schon geschehen) und SCHWUPP ist er einen Stock höher im Büro und plant mal schnell um (oder plant weiterhin an seinem Geheimprojekt, das ja jetzt nicht mehr versteckt werden muss?).

Guuuut, dass wir die Fähre noch nicht buchen konnten! 

Aaalso, jetzt muss nur noch die genaue Route her. Schnell hat sich herausgestellt, dass wir die Grandes Alpes nicht „grande“ fahren können, sondern nur „petit“, da in unserem Zeitraum die Grandes noch gar nicht alle befahrbar sind.  Rocco möchte aber unbedingt die „Balkone“ abfahren und die sind wirklich grandios! Ziele also dieses Jahr:  die Gegenden Verdon und Vercors. Und dazwischen noch ein bisschen Sightseeing und Wandern. Wandern? Ja, richtig gelesen, WANDERN – und zwar in der Schlucht von Verdon. Und da wir schon in Frankreich sind, darf ein bisschen TET Frankreich auch nicht fehlen. Klingt nach einem guten Plan.

Die grobe Route steht, an dem Feintuning feilt Rocco jeden Tag, der Name der Tour steht auch und so sieht es also dieses Jahr (geplant!) aus:

„TouR des gorges (Vorschau)

Frühjahr 2023

Da wir dieses Jahr nicht die ganzen Grandes Alpes fahren können ist jetzt schon klar, dass wir zu einem anderen Zeitpunkt (August/September) nochmal da hin müssen – ob das jetzt dieses Jahr noch klappt, wage ich zu bezweifeln. Zumal Rocco ja schon viel weiter in die Zukunft plant. So steht 2024 Marokko auf dem Plan und für 2025 dann wieder der Balkan (siehe Anfang des Blogs, haha).

Aber jetzt erwartet er erstmal von mir, dass ich Französisch lerne… nur gut, dass es Google-Übersetzer gibt!  Ja, das ist schon anders als die letzten Jahre – einer von uns hat immer irgendwas verstanden (italienisch, kroatisch). Da dieses Mal aber keiner von uns beiden die Sprache spricht, wird es spannend, denn die Franzosen sind ja bekanntlich stur, was ihre Sprache angeht – wenn Du zu denen kommst, hast Du gefälligst französisch zu sprechen und zu verstehen… compris?

Was haben wir gelernt bei der letzten Tour?

  • eine Drohne ist super – ABER es muss auch eine gute Drohne sein, sonst macht es nur halb soviel Spaß. Also -> alte Drohne vercheckt, neue Drohne (aktuelles Modell) gekauft.
  • die GoPro ist super – ABER nur eine GoPro ist zu wenig. Also -> eine zweite GoPro zugelegt
  • Beauty-Case am Moped sieht sch… aus, ist allerdings auch praktisch für das ganze Zubehör. Also -> Beauty-Case entsorgt und dafür gescheite Top-Cases zugelegt. Und weil ich mich immer darüber geärgert habe, dass mein Soft-Top-Case beim Aus- und Einpacken so unhandlich ist, hat jetzt auch die Prinzessin ein Top-Case bekommen

  • Zubehör wie Drohne,  GoPro(s), Speicherkarten, usw. sollten griffbereit sein, so dass man bei spontanen Foto-/Video Stopps nicht immer erst in diversen Taschen oder Kartons rumfingern muss.  Also -> Roccos Top-Case mit Schaumstoff so ausgekleidet und Aussparungen ausgeschnitten, dass alles griffbereit und gleichzeitig sicher versorgt ist. Mein Case hingegen ist für Dinge gedacht, die nicht in die Packtasche passen und vorher meist bei Rocco in einer der Seitentaschen waren – also eigentlich als Beauty-Case 😉 )
  • Da sich die Halbstollen-Reifen bewährt hatten, haben wir nochmal dieselben neu bestellt 🙂

Was ist neu?

  • Auf ein Top-Case müssen natürlich Aufkleber drauf, ist ja klar. Da wir den TET in Teilen in Kroatien, Slovenien, Bosnien und Montenegro bereits gefahren sind, ist es nur recht und billig, wenn ein TET-Aufkleber auf dem Case prangt. Noch cooler ist es aber, wenn man EIGENE Aufkleber mit EIGENEM Logo hat. Also hat Rocco sich hingesetzt und was Nettes kreiert:
  • Um ein Fahrzeug in Frankreich fahren zu dürfen, benötigt man eine Umweltplakette. Da wir das Teil aber nicht ans Moped kleben wollen, um es danach wieder mühsam abzupulen, hat Rocco eine Halterung dafür bestellt – Plakette ausschneiden, reinlegen und am Moped (irgendwo) festschrauben.

Alors –  jetzt heißt es nur noch, auf trockenes Wetter mit moderaten Temperaturen zu warten, damit wir vorher noch ein bisschen „trainieren“ können– aber hey, es ist ja erst Anfang April. Bis zum Beginn unserer Tour geht bestimmt noch das ein oder andere. Vor allem muss ich noch Touren-Shirts machen lassen …

Mai 2023

So, jetzt sind es nur noch 18 Tage bis zum Abflug ! Wie haben wir die letzten Wochen genutzt?

Rocco hat natürlich immer wieder an der Tour gefeilt, ist ja klar. Und mit der neuen Drohne muss er sich auch noch vertraut machen.

Es gab auch tatsächlich mal zwei Wochenenden, an denen es mal NICHT geregnet und NICHT so kalt war, so dass wir die als „Training“ nutzen konnten. Dies haben wir dieses Mal jedoch nicht einfach nur zum Fahren genutzt, sondern auch zum „Sightseeing“ im Schwarzwald. Das war richtig schön! Man vergisst immer wieder, dass es auch in unserer Gegend tolle Stellen und Naturwunder gibt, die es zu besuchen lohnt. Man muss nicht in fremde Länder fahren, um etwas zu erleben, vieles ist „gleich um´s Eck“ – man muss sich nur ein bisschen schlau machen und sich darauf einlassen.

Aber ja, auch das war Training, denn geplant sind unterwegs auch ein paar Wanderungen und da muss man erstmal testen, wie das mit dem Schuh- und Klamottenwechsel funktionieren kann, wohin mit dem Helm und der Jacke und so weiter. Kurz und gut: alles machbar ;-). Allerdings gab es auch die ein oder andere leichte Blessur und der Muskelkater war auch nicht zu verachten – tja, wir sind halt nimmer die Jüngsten, gell.

Außerdem sind die Touren-Shirts designed, bestellt, gewaschen und fertig zum Einpacken.

Und einen neuen Helm hab ich auch 🙂

Gestern hat die Prinzessin noch neue Outdoor-Schuhe und Bremsbeläge hinten bekommen, jetzt ist sie wieder schick.

Der Magarac brauchte nur hinten eine neue Sohle aber leider hat Rocco dabei festgestellt, dass die Bremsscheibe gewechselt werden muss – jetzt hoffen wir, dass die im Laufe der Woche kommt, denn am Freitag müssen wir mit den Mopeds noch zum TÜV…

LÄUFT!

24.05.2023 / 1 Tag vor der Tour

So, jetzt steigt der Adrenalin-Spiegel so gaaaanz langsam an. Wobei ich dazusagen muss, dass wir dieses Mal sehr viel entspannter sind als vor der letzten Tour. Mag wohl daran liegen, dass wir mittlerweile wissen, wie es geht…

Der TÜV war wider erwarten problemlos. Wir dachten schon, dass es wieder Schwierigkeiten mit der Lenkererhöhung gibt wie letztes Mal, aber alles fein.  Rocco musste allerdings einen Aufkleber anbringen, dass er nicht schneller als 190 km/h fahren darf, da er M&S-Reifen vorn drauf hat, hahaha

Wir konnten auch noch ein paar kleinere Touren machen – zwar bei frischen Temperaturen (selten über 12-14°C) und teilweise im Regen, aber so konnten wir gut die neuen Reifen testen und uns auf schlechteres Wetter einstellen. Zwar soll es die nächsten Tage trocken und wärmer werden, aber ich trau dem Frieden irgendwie nicht so richtig. Wenn´s so bleibt, ist es prima, wenn nicht, dann isch´s halt so. Kennen wir ja alles (Stichwort: albanische Verhältnisse…)

Rocco hat neue Lautsprecher für die Helme rein gemacht – irgendwie passte das alles noch nicht so wirklich – scheint aber jetzt wohl in Ordnung zu sein. Aber hey, Operationen am offenen Helm mitten in der Pampa sind wir ja auch schon gewohnt, also alles gut.

Desweiteren probiert Rocco eine neue Navigations-Software aus (TomTom) – nicht sooo schlecht, wenn man weiß, dass man das WLAN am Handy (Navi) ausschalten muss, damit die elektronische Wegfahrsperre am Moped nicht aktiviert wird (ja, auch wir hatten riesengroße Fragezeichen über uns schweben, als wir in Schramberg standen und nix mehr ging, bis das WLAN  aus war). Mal sehn, wie es sich bewährt – aber keine Sorge, Doris ist auch dabei und springt dann ein, wenn Tom es nicht schafft – griiins.

Also, worüber mache ich mir am meisten „Sorgen“? Über die Sprache – immer noch… aber Google ist mein Freund, der macht das dann zur Not für mich 😉 .

Die Autos sind in diversen Garagen untergebracht, die Mopeds stehn gesattelt in der Garage (ein erneutes Hoch auf die RokStraps!) und wenn es nach Rocco ginge, würden wir gleich los fahren. Aber auch das kennen wir ja schon, gell. Heute Abend noch gemeinsam Essen gehen  (hab keine Lust noch zu kochen – ist gerade alles so schön sauber und aufgeräumt), letzte Instruktionen an Damian erteilen (Blumen gießen, Mülltonnen rausstellen u.ä.), die letzte Nacht im eigenen Bett genießen (ja, mein Kissen ist auch wieder eingepackt) und morgen geht es so gegen 9:00/10:00 Uhr auf die Piste – YESSSSS !!! Spannend !!!

Uiiii, fast hätte ich es vergessen:  die Pässe in Frankreich sind auch schon (fast) alle geöffnet – chacka !

Tag 1 / 25.05.2023

Wir sind also unterwegs. Heute morgen konnten wir bei bedecktem Himmel und frischen 10 °C starten – ohne Stress und Hektik. Wenn ich da an unsere letzte Tour denke – da waren wir total aus dem Häuschen – und dieses Mal: die Ruhe selbst, total gechillt.

Zumindest die ersten paar Meter – genauer gesagt bis zur ersten Kurve – da hat Rocco dann das zusätzliche Gewicht gemerkt. Dann war er richtig wach. Und es wäre auch alles gut gewesen, wenn der Magarac nicht an der ersten Ampel nach 3 Kilometern einfach ausgegangen wäre… einfach so… keine Lust mehr… „Nicht gut“ meinte Rocco nur. Der Esel (also das Moped) machte auch ganz komische Geräusche beim Gas geben. Kurz dachte ich „ok, das war´s, zurückfahren, Problem lösen, später losfahren“ – merkwürdigerweise ging dann aber doch noch alles gut und so konnten wir aufmerksam aber gechillt unsere Tour starten. Über Feldberg, Wiesental Richtung Basel und schwupps waren wir auch schon in Frankreich.

Unsere erste Pause legten wir nach knapp 3 Stunden und ca. 160 km ein (jahaaaa, hab es ganz ohne Pipi-Stopp ausgehalten!) – da sind wir doch beide ziemlich steif vom Moped gestiegen. Hmm, wir sind halt auch nimmer die Jüngsten, gell. Nachricht von Damian: „Viel Spaß. Mama, schmeiß Dein Bike nicht so oft um“ – pfft, was denkt der denn von mir, hä? Irgendwo im Nirgendwo kleines Vesper und vor allem was trinken und dann ging es auch schon weiter.

Rocco hat wieder einmal eine tolle Strecke ausgesucht. Natürlich immer schön abseits der Hauptstraßen, so dass wir fast keinen Verkehr hatten. Kreuz und quer durch diverse Wälder, Wiesen, Kuhweiden – meistens durch irgendein Tal an irgendeinem Fluss entlang, so dass es nie langweilig wurde und die Streckenführung sehr kurvenreich war. Die Natur in den schönsten frischen Grüntönen, zwischendurch Flecken von gelben, lila- und pinkfarbenen Blüten, hier und da einige graue Felsen – einfach schön! Deshalb genießen wir diese Jahreszeit für unsere Touren, da ist alles noch frisch und bunt.

Den ersten Kaffee durften wir in Saint Hippolyt (oder so) genießen. Ein schönes Örtchen mit einem historisch-malerischen Ortskern. Der Espresso war lecker und mit ein bisschen Englisch/Deutsch/Französisch haben wir die erste sprachliche Barriere mit Einheimischen überwunden. Und erst so richtig registriert, dass wir Urlaub haben und auf Tour sind!

Weiter ging es abseits der Hauptstraßen, immer an einem Fluss entlang und gerade wenn Du denkst, jetzt wird die Straße wieder größer, biegt Rocco natürlich wieder rechts ab in eine noch kleinere Straße, die sich in die Hügel hoch windet.

Und dann – völlig unerwartet kurz vor einer Kehre eröffnet sich vor uns plötzlich: eine Wand aus Moos, Büschen und Bäumen und herab gießt sich ein Wasserfall – was für ein überirdischer Anblick!

 

Die Cascade du Moulin de Vermondans – sooo schön! Selbstredend, dass wir anhalten mussten – Foto, Video, Drohne und auch ein paar Klettereinlagen – ich kann es halt nicht lassen… Auch das Geplauder eines alten Männleins, der mit seinem E-Bike vorbeikam, konnten wir uns nicht entgehen lassen – er hat uns nicht verstanden und wir ihn nicht. Aber egal, es war nett mit ihm den Anblick der Cascade zu genießen.

Weiter ging es über Wege, die kaum breiter als ein Auto waren – wenn einem dann ein solches entgegenkam, wurde es mitunter ganz schön eng. Aber das kam ja wie gesagt kaum vor. Und die Umgebung? So schön, dass es fast schon kitschig anmutete. Wir haben es trotzdem genossen. Und als sich vor uns dann plötzlich ein Tal eröffnete, bekamen wir einen ersten Eindruck unserer Tour des gorges. Herrlich.

Doch so langsam wurde es Zeit, eine Unterkunft zu suchen.

Wir hatten die Wahl zwischen einem Bauernhof (bäh!), Hotels ab €170 aufwärts oder 20 km zurück nach Pontarlier (ja, die Partnerstadt von Villingen) in ein Ibis Budget – die Entscheidung war dann nicht so schwer. Also zurück – doch Doris meinte, sie müsste uns wieder einmal auf direktem Weg (als ob) über diverse Hügel und durch Wiesen und Wälder dort hin lotsen. Aus den 20 km wurden dann doch ein paar mehr, aber der Weg hat sich gelohnt, es war einfach ein Genuss.

Beim Parken der Motorräder ist es dann passiert – hab die Prinzessin ganz sanft abgelegt, die war halt auch schon müde. Fu…. Mensch Damian!

Ein schönes Lokal zum Abendessen fanden wir auch fußläufig, wobei wir uns bei der Speisenauswahl nicht so recht entscheiden konnten zwischen Burger oder Katzenmischung – hahaha brüll.

Also, schön war es heute – mal sehn, was uns der morgige Tag bringt. Wie immer spannend.

Tag 2 / 26.05.2023

Die Nacht war gut, wir waren früh wach und nach einem petit-dèjeuner mit Croissant, Saft und Kaffee waren wir schon um 8:15 Uhr gesattelt und bereit für den heutigen Tag.

Die ersten 30-40 km waren eigentlich einfach nur Weg – völlig unspektakulär. Danach wurde es wieder richtig schön. Hauptsächlich sind wir im Gebiet Auvergne-Rhone-Alpes gefahren, wieder einmal meistens an irgendeinem kleinen Fluss entlang und durch kleinere und größere Schluchten und Wälder. Aber wir konnten heute das Wedeln so richtig auskosten, denn selten ging es längere Zeit geradeaus. Und wie immer abseits der Hauptstraßen wenn möglich – was leider nicht immer möglich war.

Im Prinzip hätte man alle paar Kilometer anhalten können, um Wasserfälle und Bilderbuch-Flussläufe zu fotografieren und die Drohne steigen zu lassen. Wobei steigen lassen relativ ist – meistens darf sie nicht höher als ein paar Meter fliegen, aber ich denke, die ein oder andere gute Aufnahme ist uns heute gelungen.

Zum Mittagessen haben wir uns kurz in einem Supermarkt mit Brot, Salami, Tomaten, Oliven und Käse eingedeckt und genossen unser kleines Vesper in der Pampa, begleitet von intensivem Vogelgesang und Frosch-Gequake – das hat sich fast schon wie in einem Dschungel angehört!

Weiter ging es also, am Lac du Bourget entlang und durch den ätzenden Verkehr durch Aix-les-Bains , um wieder hinauf ins Gebirge zu gelangen, wo wir nachmittags wieder einen Wasserfall fanden und Rocco die Drohne steigen lies. Nur blöd, dass bei dieser der Akku fast leer war und sie im Wasser landen wollte. Rocco hat dann einen Stunt hingelegt, um sie vor der Wasserlandung zu retten und wäre dabei fast selbst den Anhang runtergerutscht. Nur gut, dass ich das nicht gesehen hatte, da ich gerade anderweitig beschäftigt war – entweder wäre mir das Herz in die Hose gerutscht oder ich hätte mich umgeschmissen vor Lachen…

Unbeschadet konnten wir weiterfahren und der Weg führte uns durch die ein oder andere Gorge und dann durch den Foret Domaniale des Grande Chartreuse. Immer schön kurvig und schattig – das war auch gut so, denn die Temperaturen am Nachmittag bewegten sich im mittleren 20er Bereich und das sind wir noch so gar nicht gewohnt.

Am Wegesrand fanden wir dann eine Höhle – leider konnte man die aber nicht begehen, da es ziemlich rutschig war und das wollten wir heute dann doch nicht riskieren.

Also weiter – nach einem Tunnel dann ein „lost place“ – das war mal ein uraltes Wasserkraftwerk, das bereits Mitte des 1300 Jhr.  erbaut wurde und den Fluss Chartreux gestaut hat.

Wir wären gern noch weiter rein, aber eigentlich war der Zugang verboten – wir trauten uns nur auf die Brücke, um ein paar schöne Fotos und Drohnenaufnahmen zu machen. Als die Maschinerie dann quietschend zum Leben erwachte, wurde es Rocco dann doch zu mulmig und wir zogen uns zurück.

Zwischenzeitlich war es schon später Nachmittag und die letzten 30 km bis zu unserer Unterkunft haben wir uns dann durch einige größere Städte durch den Feierabendverkehr quälen müssen, was echt nicht angenehm war.

Gegen 17:30 Uhr sind wir dann nach einiger Verwirrung an unserer Unterkunft angekommen – eine nette Ferienwohnung in Sassenage im Großraum Grenoble.

Nach kurzer Orientierung in der Wohnung und schneller Dusche sind wir zum nächstgelegenen Supermarkt gefahren, um noch ein paar Kleinigkeiten einzukaufen – auch unser Abendessen: Pizza to go

Besonders aufgefallen ist uns heute, dass es in jedem Ort alle paar Meter einen Kreisverkehr gibt und man 30er Zonen besser beachtet. Denn diesen geht immer eine Bodenschwelle voraus – und die sind echt nicht zu verachten, die fährt man besser vorsichtig an!

Schön war es heute – morgen stehen dann also ein paar Gorges auf dem Plan – spannend!

Tag 3 / 27.05.2023

Nach dem Frühstück ging es heute so gegen 9:00 Uhr auf die Straße. Ein kurzes Stück hier im Tal, wo übrigens die Isére fließt, an der Hauptstraße entlang, bis uns der Weg nach nur ein paar Kilometern in die Berge führte. Den ganzen Tag fuhren wir durch den Regionalen Naturpark Vercors (Parc naturel régional du Vercors) . Unterwegs sind wir an etlichen Walnussplantagen vorbei-, manchmal auch hindurchgefahren – offensichtlich gedeihen die hier sehr gut.

Immer wieder sind wir von einer Landstraße in eine noch kleinere Straße abgebogen – manchmal dachte ich schon, dass wir gar nicht mehr auf einer Straße für motorisierte Fahrzeuge sondern auf einem Wanderweg sind. Aber wir sagen ja sowieso immer, dass wir nicht Motorrad fahren, sondern Motorrad wandern… Die Natur drumherum einfach nur schön und die Ausblicke (wenn man mal durch die Bäume weiter als 10 Meter blicken konnte) genial.

Oft mussten wir aufpassen, dass wir vor lauter Staunen und Gucken die Straße vor uns nicht verfehlen. Schnell sind wir allerdings nicht gerade vorangekommen, da der Weg kurvig, holprig und durchsetzt mit einigen sehr engen Kehren war, so dass wir größtenteils mit nur max.  40 km/h unterwegs waren. Der Weg nicht breiter als 2 Meter und in der Mitte eine glitschige Schicht aus Moos und Split. Also ist Vorsicht geboten.

Dann fuhren wir durch einen Tunnel und dahinter öffnet sich plötzlich eine Schlucht

Einfach so, aus dem Nichts – so ging das ständig. Du denkst, da kommt jetzt nichts Interessantes und dann plötzlich SCHLUCHT oder WASSERFALL oder etwas anderes Grandioses! Und an einer Schlucht ist die Streckenführung dann immer so:

Das können manchmal nur ein paar Meter sein oder auch ein paar hundert Meter – aber egal wie viel es jeweils ist, man kommt aus dem Staunen einfach nicht raus. Wenn man dann unter diesen überhängenden Felsen fährt, ist das ein ganz eigenes, erdrückendes aber dennoch beglückendes Gefühl!

Nun also weiter durch diverse Wälder, so z.B. Foret Domaniale des Coulmes oder Foret Communale de Presles – die Routen lauten dann z.B. Route Forestiére de Pretelang oder Route Forestére des Croisettes – kann sich alles keiner merken, deshalb musste ich alle paar Kilometer an so einem Schild anhalten und ein Foto machen, hahaha

Wir sind über den Col de Romeyère (1069 m) gefahren und hatten irgendwann eine so schöne Aussicht auf eine Schlucht in der Ferne, dass nur ein Gedanke zählte:  „da will ich unbedingt hin!“ – und dann waren wir auch schon dort. Was soll ich sagen – grandios! Die  Gorges du Nan:

Beim Blick nach unten konnte einem schon etwas mulmig werden…

Auf dem Weg nach unten sind wir noch an einem interessanten Ort mitten auf dem Berg vorbeigekommen – muss wohl ein Tibetisches Zentrum gewesen sein und gut besucht dazu – es standen etliche Autos da… Dem Himmel sind sie da oben zwar auch recht nahe, aber ein Stückchen fehlt noch würde ich sagen 😉

So, jetzt wurde es aber Zeit für eine Pause – wieder irgendwo hoch oben im Wald oder Wiese wird es ja wohl was geben, oder? Ja, gab es tatsächlich, einen netten Ort mit einer kleinen Kirche, einem kleinen Kiosk und einem sehr netten jungen Mann, der uns gern ein lecker belegtes Brot mit einheimischem Käse und Walnüssen (!) , Cappuccino und Limonade verkauft hat.

Da war es kurz vor 13:00 Uhr und wir hatten gerade mal ein Drittel unserer geplanten Strecke geschafft. Aber das ist doch auch kein Wunder, ständig müssen wir anhalten, glotzen, fotografieren, drohnen, staunen, genießen – tststs.

Also weiter, die Temperaturen stiegen auch immer mehr an und es lag noch so viel Strecke und so viel zu Staunen vor uns! Hinunter ging es wieder, aber natürlich nicht einfach auf irgendwelchen Wegen und Straßen – nein, die müssen dann mindestens so aussehen und so eine Aussicht haben:

Selbstredend, dass die Drohne hier hoch muss, oder?

Und als ob das nicht schon schön genug wäre, kommt im Tal dann auch noch sowas:

Da kann man doch nicht einfach so daran vorbeifahren, da MUSS man anhalten und staunen, drohnen und fotografieren!

Klatschnass geschwitzt ging es aus dem Tal dann wieder hinauf über den Col de la Machine zur Combe Laval – dort konnte Rocco auch endlich mal einen unserer Aufkleber anbringen – chacka!

So – und hier war dann tatsächlich unser Highlight des Tages – ich lasse die Bilder sprechen, denn das ist einfach unbeschreiblich – nur so viel – wir sind im Schritttempo die nächsten Kilometer gefahren, denn alles andere würde nur ein blinder, ignoranter und gefühlloser Mensch tun.

 

Beim Hinabfahren über dein Col de Pionnier haben sich dann schon die ersten Wolken zusammengezogen – und die ersten Tropfen fielen schon zaghaft vom Himmel. Leider wurde es immer düsterer und der Regen nahm zu – und da wir dafür heute gar nicht ausgerüstet waren (Sommer-Kombi…) haben wir kurzerhand beschlossen, unsere Route zu kürzen – um ganze 15 Kilometer, haha – aber die wären genau durch die Gewitterzone gegangen und das wollten wir uns ersparen. So sind wir immer vor dem Gewitter her gefahren, den ein oder anderen Donner und ein paar Tropfen haben wir zwar noch abbekommen, aber alles fein soweit.

Jetzt waren wir wirklich müde, es war schon nach 17:00 Uhr, der Hunger hat uns so langsam wieder eingeholt und wir wollten nur noch zurück in die Unterkunft – aber vorher sind wir noch durch eine tolle Schlucht gefahren – die Gorge de la Bourne:

Diese möchten wir in ein paar Tagen von der anderen Seite her noch einmal fahren, denn die Grotten, die wir besuchen möchten, liegen hier auf dem Weg (sozusagen).

Ein toller Tag heute !!!

Und lehrreich noch dazu:  ich/wir haben heute gelernt, dass man RokStraps, die man gerade nicht braucht, am besten abmacht – oder aber so befestigt, dass nichts runterhängt, sonst kann es passieren, dass sich der Gurt in die Kette wickelt und das ist gaaar nicht gut!!! In meinem Fall hat sich der Gurt „nur“ um die Nabe gewickelt und ich konnte diesen dann problemlos entfernen. Den Ruck, als die Schnalle nachgegeben hat, hab ich zwar gemerkt, mir allerdings nichts weiter dabei gedacht und das Ergebnis erst nach einigen Kilometern bei unserem ersten Stopp gesehn… Nicht drüber nachdenken, was hätte schief gehen können…

Ich sitze hier schon wieder seit fast zwei Stunden und schreib  an diesem Blog. Und ich hab noch nicht mal alles erzählen können – z.B. von dem kleinen „Tunnel“, durch den ich unbedingt fahren musste oder den wandernden Mädels mit dem Packesel und dem netten Herrn, der uns zweimal erklärt hat, wie wir wieder auf die richtige Straße kommen, nachdem wir bei ihm auf dem Grundstück gelandet sind… Aber für heute reicht es mir – nach diesem tollen Tag mit diesen vielfältigen und grandiosen und phänomenalen Eindrücken und Ausblicken!

Tag 4 / 28.05.2023

Rocco hat heute Nacht sehr gut geschlafen – aber nur deshalb, weil er in ein anderes Bett gezogen ist… Leider sind die Betten hier in der Ferienwohnung nicht besonders gut – und in Frankreich von vorn herein mit 140cm nicht wirklich breit. Und überall müssen wir nach einer zweiten Decke fragen, weil das hier auch unüblich ist in einem Doppelbett. Und hier in der Wohnung war sogar das Kissen durchgehend – geht gar nicht! So war die erste Nacht nicht sehr angenehm… Nur gut, dass es auch ein Kinderzimmer gibt, so dass Rocco ausweichen konnte. Ja, das sind Luxusprobleme, aber guter und erholsamer Schlaf ist auf so einer Tour schon wichtig.

Wir sind übrigens in einem seeeehr alten Haus untergebracht – erbaut so um die 1880er.

Links am Haus führt ein Schotterweg hinters Haus, wo sich ein Hof befindet – die Wohnung ist sozusagen eine Einliegerwohnung. Auf dem Bild sieht das recht winzig aus, in Wirklichkeit ist es aber ziemlich groß – und von außen sehr alt – von innen ist es in Ordnung – bis auf die Betten eben 🙁

Und bevor man in hierher kommt, liegt an der Straße ein kleines Schloss – Chateau de Sassenage – welches zwischen 1662 und 1669 für Baron Charles-Louis-Alphonse de Sassenage erbaut wurde und erst im Jahr 1971 von der letzten Vertreterin der Familie Pierrette Elisa de Bérenger an die Fondation de France als Schirmherr gestiftet.

Drumherum ist noch eine riesige Parkanlage und nebenan das ebenfalls erhaltene Wirtschaftsgebäude. Leider konnte man das Schloss heute nicht besichtigen – vielleicht haben wir ja noch Gelegenheit, so lange wir da sind. (Nachtrag: leider hatten wir keine Gelegenheit mehr dazu)

Soviel zur Geschichte…

Aaaalso – heute hatten wir Fahrpause – dafür haben wir eine Wanderung gemacht – man könnte auch sagen, wir sind geklettert, denn der Weg hatte es ganz schön in sich. Wo wir waren? Im Canyon du Furon de Sassenage mit den Cascade du Furon und Cascade des Cuves – das ist hier quasi gleich um´s Eck, der Zugang keine 5 Minuten zu Fuß von hier entfernt. Bei schönstem Wetter ging es also nach dem Frühstück gegen 10:30 Uhr los.  Hier mal ein paar Eckdaten vom heutigen Tag:

Ja, schnell waren wir nicht unterwegs und hatten auch viele Standzeiten, dafür haben wir 232 Höhenmeter überwunden und die haben wir auch gemerkt! Und so sind wir gelaufen:

Klar, oder?

Normalerweise finde ich immer Worte, die die Situation treffend beschreiben. Hier jedoch fällt es mir schwer, es so auszudrücken, dass man es nachvollziehen kann. Mit Wörtern wie „krass“ – „geil“ – „überirdisch“ – „traumhaft“ ist es nicht getan. Wir hatten die ganze Zeit das Gefühl, immer noch weiter zu wollen und wie auch bei den Fahrten mit dem Moped:  wenn Du denkst, das war es jetzt, läufst Du doch noch ein Stück weiter, es könnte ja noch was kommen – und das war auch immer der Fall! Es wurde einfach immer besser und immer schöner und obwohl wir heftig schwitzen mussten und uns total verausgabt hatten, konnten wir nicht aufhören, immer weiter hoch zu steigen. Und steigen ist hier wörtlich gemeint!

Hier liegt auch die Grottes les Cuves de Sassenage, die aber leider vorübergehend geschlossen war – sehr schade, denn das war mit einer der Gründe, warum Rocco gerade hierher wollte.

Aber jetzt lasse ich einfach ein paar Bilder sprechen:

Man könnte meinen, dass es irgendwann langweilig wird; aber jede Stelle, jede Stufe der Wasserfälle hatte ihren eigenen Charakter und es sah immer irgendwie anders aus. Auch “ lost places“ waren dabei – man kam sich fast schon vor wie in einem Dschungel, wenn da plötzlich Ruinen alter Maya-Stätten herausragen und man unbedingt rein möchte, um diese zu erkunden…

Irgendwann hoch oben kam aber auch für uns der Moment, wo wir nicht mehr weiter konnten – nicht weil wir müde waren, sondern weil es kein Weiterkommen mehr gab – es sei denn, wir hätten Kletterausrüstung dabei gehabt… die wir gerade heute leider vergessen hatten, hahaha.

Und so ging es an den Abstieg, der es nochmal ganz schön in sich hatte – aber man sah die ganze Schlucht noch einmal aus einer anderen Perspektive und das war auch wiederum unheimlich interessant. Sogar die Drohne konnte Rocco das ein oder andere mal fliegen lassen – zwar nur bedingt, aber immerhin. Beim Abstieg kamen uns auch immer mehr Menschen entgegen – also alles richtig gemacht, rechtzeitig losgegangen und so dem Trubel entkommen. Dafür kamen wir völlig erschöpft aber total glücklich und zufrieden wieder unten an. Und Rocco wollte sich nicht mehr bewegen, der Arme…

Den Kaffee, die Limonade und das Eis im Anschluss haben wir uns redlich verdient!

Übrigens sind überall im Canyon Schilder angebracht, dass der Wasserstand ganz schnell hoch gehen und es somit sehr gefährlich werden kann. Der Grund dafür ist: wenn der Wasserstand zu niedrig und für die Stromerzeugung (!) nicht mehr ausreichend ist, wird der Staudamm oben geöffnet, um mehr Strom erzeugen zu können – Yepp.

Aber hier noch ein paar Ausschnitte in bewegter Form:

Während ich hier sitze und schreibe grummelt der Donner hier um´s Haus – ich fürchte, heute wird das Gewitter nicht so einfach vorbeiziehen wie gestern…

Schön war es heute – auf eine andere Art und Weise anstrengend und ich bin gespannt, wie es uns morgen geht – Muskelkater und so…

Tag 5 / 29.05.2023

Das Gewitter hat sich gestern, wie vermutet, mit voller Wucht bestimmt eine Stunde lang über uns entladen – Blitz, Donner, heftiger Regen – das volle Programm eben. Dafür sah und roch danach alles wie rein waschen aus.  Und zur Belohnung gab es auch noch einen Regenbogen.

Heute also wieder motorisiert unterwegs – Abfahrt um 9:00 Uhr durch Grenoble in Richtung Chamrousse – das ist ein Skigebiet und in drei Orte aufgeteilt: Chamrousse 1650, Chamrousse 1700 und Chamrousse 1750 – die Zahlen stehen für die Höhenmeter, hahaha. Wir haben uns noch über die Schneeflecken am Straßenrand gewundert, die auf dem kurvenreichen und  mit einigen Kehren gespickten Weg vereinzelt da lagen…  Der Ort selbst war für uns uninteressant, daher sind wir einfach hindurchgerauscht und wieder talwärts hinab gefahren.

Und prompt hat Rocco dann eine Abfahrt verpasst – die war aber auch wirklich unscheinbar. Erst als Doris (ja, Tom ist bisher noch nicht wirklich zum Einsatz gekommen – sorry Tom) gemeckert hat, durften wir wieder einmal das tun, was wir schon fast perfektioniert haben auf unseren Touren – WENDEN. Und dann waren wir auf einem typischen Contino-Weg:  keine zwei Meter breit, mitten durch den Réserve naturell nationale du lac Luitel .  Allerdings haben wir vom „lac“ nichts gesehen, dafür aber den Col du Luitel auf 1262 m überquert – wussten wir aber auch erst, als wir wieder unten waren und ein entsprechendes Schild sahen. Der Weg war jedoch sehr contino-mäßig – also mit max 40-50 km/h zu fahren –  und das hat so richtig Spaß gemacht.

Unten angekommen, kurz vor dem Orteingang von Séchilienne, machte mich Rocco rechterhand auf zwei Türme aufmerksam: „Das ist der Grund, warum wir von der Hauptstraße abgewichen sind“ – FREU! Mopeds also abgestellt und auf zur Entdeckungstour. Es war das Chateau de Séchilienne – genau hier ist das Märchen von Dornröschen entstanden, ich schwör!

Alles komplett zugewachsen mit Dornenbüschen und anderen Ranken, keine Chance an das Gebäude selbst heranzukommen. Zugänglich war lediglich der seitliche Bereich mit einer parkähnlichen Fläche und einem kleinen See, aus dem es lautstark quakte – hmm, wenn ich so drüber nachdenke, könnte hier auch der Froschkönig entstanden sein…

Oder aber auch Rapunzel?

Trotz meines Kampfes durch eine brusthohe Wiese (also für normal-gewachsene Menschen durch eine hüfthohe Wiese) haben wir keinen Zugang zum Gebäude gefunden – schade, ich hätte es sehr gern näher erkundet – so bleibt nur die Spekulation, ob die Gebrüder Grimm hier eine Zeit lang gelebt haben…

Also weiter – auf einer richtig breiten Straße am Fluss Romanche entlang bis zur Abzweigung zum Col d´Ornon auf 1.360 m Höhe. Richtig schöne Straße dort hoch – wenn nicht die vielen Radfahrer gewesen wären… eigentlich war das Fahrrad-Wochenende in Frankreich ja schon vorbei, warum also waren hier noch so viele unterwegs??? Und dann auch noch eine ganze Gruppe Wanderer, die auf der Straße nach oben liefen – können die nicht Wanderwege benutzen? Schade, da hätte man so richtig schön wedeln können mit den vielen Kurven und Kehren. So aber:  immer Obacht vor den Fahrrädern und Wanderern.

Zu unserem nächsten Ziel ging es dann wieder einmal auf einem recht abenteuerlichen Weg – bergauf mitten durch einen Wald, kurvig, schattig, glitschig und mit Splitt gespickt – mehr als 30 km/h war nicht drin. Aber der Weg lohnte sich: die Cascade de Confolens im Parc National des Ecrins – Ja, ich weiß, schon wieder ein Wasserfall. Aber jeder Wasserfall hat seinen eigenen Charakter und seine ganz eigene Faszination – man kann sich da nicht satt sehen!

Ich muss wohl nicht erwähnen, dass Rocco die Drohne ausgepackt hat…

Jetzt aber auf zum nächsten Col : dem Col de Parquetout auf 1.382 m Höhe.  Der Weg dort  hoch war schön kurvig, die Straße nicht immer ganz so glatt und die Aussicht – wie fast überall in der Gegend – einfach schön. Und der Pass war wohl bei Radfahrern nicht ganz so beliebt, denn wir hatten die Straße komplett für uns allein – was auch ganz gut war, denn die Kehren waren ziemlich eng und recht schnell aufeinanderfolgend – also Spaß pur! Oben angekommen mussten wir dann erstmal was Essen – denn Mittagszeit war schon vorbei. In absoluter Stille haben wir unsere Brotzeit eingenommen – herrlich.

Ja, der Koffer hinten drauf ist schon sehr praktisch – da passt einiges rein ;-). Ein paar Meter weiter unten wäre allerdings ein richtig schöner Picknick-Platz gewesen – das war dann auch der „richtige“ Pass, hahaha

Dermaßen gestärkt ging es nun weiter – wir haben noch einige Cols überquert, aber die Namen kann ich hier gar nicht alle wiedergeben – zumal sie auch nicht wirklich relevant sind und ich sie gar nicht weiß… Dann fuhren wir einen Pass bergwärts und passierten ein Schild:  „3 Bodenwellen hintereinander“ – uiuiui!  Wir hatten nur 50-60 km/h auf dem Tacho, wären aber drei Mal fast abgehoben – was für ein irres Gefühl! Gelächter und Jauchzen unsererseits!

Etwas später war dann so eine große Brücke vor uns – die Pont de Ponsonnas, die den Fluss Le Drac und das Tal überspannte – das sah sehr interessant aus. Also mussten wir anhalten, um ein paar Aufnahmen von der Brücke aus zu machen.

Als wir die Brücke dann überquerten und der kurvenreichen Schlucht entlang fuhren, hat sich erst deren ganze Schönheit offenbart! Daher MUSSTEN wir nochmal wenden, bis zur Hälfte wieder herunterfahren, einen sicheren Platz für die Mopeds finden und die Drohne auspacken, um diese Schönheit einzufangen – ich bin so gespannt auf die Aufnahmen!

Den ganzen Tag sind wir an duftenden Wiesen mit etlichen Farbtupfern vorbeigefahren – auch Mohnfelder waren dabei, was nochmal so richtig ins Auge stach. Immer wieder haben sich schneebedeckte Gipfel in unser Blickfeld geschoben und wir dachten nur „ok, da ist noch ziemlich viel Schnee und der ist nicht erst in 2.000 Metern Höhe…..“. Frisch war es heute den ganzen Vormittag, in den Höhenlagen fiel die Temperatur teilweise auf 10°C, in den Tälern jedoch stieg sie am Nachmittag auf bis zu 28°C an! Da dies aber perfekte Bedingungen für Gewitter sind, war es gar nicht verwunderlich, dass uns gegen 15:00 Uhr dann die ersten Regentropfen benetzten – naja, also eigentlich so richtig TRAFEN. So mussten wir also an einer Snackbar kurz vor der Autobahn nach Grenoble erstmal einen Kaffee trinken und uns überlegen, ob wir die Tour abkürzen – es lagen immerhin noch ca. 90 km vor uns und wir würden direkt in die dunkelgraue Regenwand hineinfahren. Oder aber wir fahren an der Autobahn entlang (NICHT darauf!) Richtung Grenoble und somit nach Sassenage. Die Entscheidung fiel eigentlich recht schnell – wenn man Regen vermeiden kann, dann sollte man das auch tun. Und wir konnten es, also taten wir es. Bis auf die letzten 600 Meter vor der Unterkunft – da sind wir mal kurz so richtig durch und durch nass geworden – die Tropfen haben teilweise richtig Weg getan. Dieses Mal konnten wir leider keine Punktlandung hinlegen, tststs.  Dabei musste ich auch leider feststellen, dass meine Jacke nicht ganz dicht ist – am linken Ärmel war ich von innen nass – hmmm…

Abends hatten wir weder Lust, schon wieder zu Vespern wie die letzten beiden Abende zuvor, noch wollten wir kochen. Also welches Restaurant in Laufnähe können wir anpeilen? Wie sich herausgestellt hat: KEINS. Heute ist nämlich auch in Frankreich Feiertag (Pfingsmontag – war uns so nicht bewusst und erklärt auch die vielen Radfahrer) – oder aber die Restaurants haben grundsätzlich montags Ruhetag? Nur gut, dass 5 Minuten von hier eine mobile Pizzeria steht (bei uns würde man Food-Truck sagen, hahaha) und wir dort was geholt haben, nachdem sich das Gewitter nach fast 2 Stunden ausgetobt hatte.  Diese mobilen Pizzerien gibt es hier übrigens überall – die Leute rufen an und holen es dann ab – ganz einfach und ist bestimmt während Corona entstanden…

Die erste Maschine Wäsche ist gewaschen und aufgehängt und nun wissen wir auch, wie das mit dem Müll in Frankreich funktioniert: in jeder Straße stehen Container, in denen die Anwohner ihren Müll entsorgen – von wegen eigenen Mülltonne und so – is nich. Muss man aber wissen (haben wir auch erst hier erfahren dürfen).

Morgen ist der Plan folgender:  bis 15:00 Uhr noch eine Runde fahren (u.a. den Col de la Machine nochmal und die Gorge de la Bourne) und nachmittags haben wir dann Karten für eine Führung durch eine Grotte reserviert – uiuiui, das wird guuuuut !

 

 

 

Tag 6 / 30.05.2023

Da es jetzt schon nach 22:00 Uhr ist, heute nur ein paar Stichwörter mit Bildern:

Gorges de la Bourne von der anderen Seite als am Samstag gefahren – sooo beeindruckend mit den überhängenden Felsen über der Fahrbahn!

Rocco hat in einer vielversprechenden Schlucht die Drohne fast verloren – aber alles gut gegangen 😉

Kaffee-Stopp in einem Bergdorf mit netter Plauderei über Mopeds mit ein paar Leuten aus Konstanz.

Cole da la Machine erneut gefahren – geiler Pass, geile Straße, geile Ausblicke von einem versteckten Ausguck sehr nahe am Abgrund…

Die Cirque de la Combe Lavall erneut gefahren – und wieder zurück – und wieder vor – mit hoffentlich coolen Drohnen-Aufnahmen

Kleiner Mittags-Snack in einem kleinen Bergdorf – einfach aber sehr lecker!

Das Dorf Pont-en-Royans – beeindruckende Architektur!

Grotte de Choranche – unser eigentliches Highlight heute – Karten hierfür bereits von zu Hause aus gebucht – soooo schön, auch wenn wir den französischen Guide nicht verstanden hatten – dafür gab es eine deutschsprachige Broschüre, die uns im Nachhinein alles erklärt hat 🙂

…mit einem phantastischem Klang- und Lichtspektakel in der Kathedrale, die eine monumentale Dimension von 50×80 Metern hat!

 

Col de la Croix-Perrin gefahren

Und nochmal die Gorges de la Bourne – aber von der anderen Seite und komplett von vorn bis hinten durch

Abendessen wieder mal Pizza – hier gibt es sonst nix… von wegen cuisine francaise….

Morgen ist Abreise von hier, also noch alles packen und dann:  „au revoir Vercor“  und „bienvenue l´inconnu“ 😉

Gute Nacht (22:40 Uhr!) – toller Tag heute – DANKE Rocco !!!

 

Tag 7 / 31.05.2023

Und wieder ist es nach 22:00 Uhr, daher hier die Kurzfassung:

  • der Tag hat nicht so gut angefangen – ich bin Rocco hinten drauf gefahren und gestürzt – kleinere Blessuren am Material (und Stolz), ansonsten alles soweit ok
  • tolle Strecken und Pässe tagsüber gehabt, so gut wie kein Verkehr und nur wenig Regen

Jetzt sind wir leider in einem Bergdorf gestrandet, weil Rocco´s Moped mal wieder nicht mehr will – entweder Benzinpumpe oder Steuergerät hinüber – der Esel hat keine Lust mehr – der wird morgen (hoffentlich) irgendwann abgeholt und (hoffentlich) in eine BMW Werkstatt gebracht. Mal sehn, wie es morgen weiter geht und ob wir mal wieder einen Abhol-Service von zu Hause benötigen werden oder nicht… haja, haben wir ja schon Erfahrung darin, hahaha

Hier haben wir tolle Hilfsbereitschaft von Einheimischen bekommen, eine völlig unerwartet schöne Unterkunft bei Catherine und Christian bezogen und endlich ein richtiges Abendessen mit diesen zwei lieben und sympathischen Menschen –  genießen dürfen.

Für Näheres werde ich morgen vielleicht die Zeit finden, jetzt bin ich einfach nur müde – BONNE NUIT

Tag 8 / 01.06.2023

Kurzes Update auf die Schnelle:

wir können am Samstag weiterreisen :-).

Chacka !

Näheres folgt…

Tag 9 / 02.06.2023 und UPDATE Tag 7 und 8

So, jetzt habe ich ein bisschen Zeit, die letzten drei Tage Revue passieren zu lassen… also, wo fang ich an? Hmm, am besten mit der Abreise aus Sassenage:

Zunächst mussten wir uns wieder durch den morgentlichen Berufs-Verkehr quälen – da war es kurz vor 9. Die ersten 5 Kilometer liefen völlig ereignislos, und dann plötzlich – lag ich auf der Straße – wie konnte das nur passieren? Ganz einfach: ich war beim Abbiegen kurz unaufmerksam und bin Rocco hinten ins Moped gekracht. Was für ein Krach das macht! Und da lag ich dann links vom Moped, nachdem ich den Asphalt vor der Nase habe schrabbeln sehen – überhaupt nicht lustig! Beim Aufstehen hab ich dann zum ersten Mal im Leben Sternchen gesehen! Ist mir ein Rätsel, wie ich auf der Straße NEBEN dem Moped gelandet bin? Doch es schien soweit alles ok zu sein, Rocco blieb standhaft und dann mussten wir erstmal die Prinzessin aufrichten und von der Straße runter kommen! Da waren so viele Menschen und haben geglotzt und nur einer (!) hat gefragt, ob alles in Ordnung ist… das war im Nachhinein schon irritierend… Naja, das Ergebnis war: das Kleid der Prinzessin zerrissen, Helm zerkratzt, Visier zerkratzt, Blinker angeknackst, Roccos Nummernschild zerknautscht – doch sonst alles soweit ok.

Ein paar Kilometer weiter hielten wir dann erstmal kurz an, damit ich das Angst-Wässerchen loswerde, Rocco die Visiere tauschen konnte (Zitat Rocco: „Du bist so empfindlich mit dem Visier, mir macht das nichts“) und ich erstmal richtig checken konnte, ob bei mir körperlich alles noch am richtigen Platz ist… War es (der Muskelkater überall hat sich erst später bemerkbar gemacht…) – Rocco machte noch den Vorschlag, auf direktem Weg zur nächsten Unterkunft zu fahren, das lehnte ich jedoch ab – wir machen wir geplant weiter und wenn ich unterwegs schlapp machen sollte, können wir immer noch irgendwie abkürzen, oder?  Also weiter.

Die nächste Stunde allerdings herrschte in den Helmen etwas schlechte Stimmung – Rocco hat bestimmt in sich rein gegrummelt „So, das kommt jetzt davon, ich hab ihr so oft gesagt, dass sie auf die Straße schauen soll und nicht irgendwo in der Gegend umeinander glotzen soll! Jetzt ist es passiert, nur weil sie nicht auf mich gehört hat! Selber Schuld! Kann froh sein, dass nicht mehr passiert ist!“ – naja, ganz so Unrecht hat er ja wirklich nicht… Egal, abgehakt, alles gut gegangen!

Dafür war die Strecke richtig schön. Wir sind über den Col de Rousette (1.254 m) gefahren – eine sehr schöne Passstraße. Oben angekommen fährt man durch einen Tunnel und gleich danach ist ein View-Point mit einer phantastischen Aussicht – man sieht genau den Verlauf der Straße, die nach unten führt und freut sich schon, diese Straße gleich fahren zu dürfen! Und Rocco hat hier natürlich auch die Drohne steigen lassen 😉

Unten im Ort angekommen, war ein Bäcker, bei dem wir uns erstmal mit Brot für´s Vesper unterwegs eingedeckt haben. Bei der Gelegenheit gönnten wir uns auch einen Kaffee & Croissant (die können die Franzosen wirklich!) und während wir so dort saßen und den Spatzen beim Krümel aufpicken zusahen, sahen wir die ersten Moped-Fahrer vom Pass runterfahren – ziemlich nass. Beim Blick den Pass hinauf sahen wir auch die Wolken, die sich da gerade entluden – da hatten wir aber Glück gehabt! Doch kurz darauf fielen auch schon bei uns die ersten Tropfen und wir schauten zu, dass wir weiterkamen.

Der Weg führte uns weiter über den Col de Menée (1.457m) – die 14 Kilometer bis zur Passhöhe waren wieder einmal ein richtiger Genuss. Die Straße schmal, die Kehren eng und an der Felswand bunte Flecken unterschiedlichster Pflanzen – man muss sich das vorstellen, wie einen Steingarten – über 14 km Länge! Die Felswand ist ja nicht glatt, sondern sozusagen terassenartig und auf jeder freien Ebene wachsen blühende Pflanzen. So schön! Und die ganze Zeit überhaupt kein Verkehr! So ging es auch über den Col de la Croix-Haute (1.179m). Da hat Rocco so schöne und wenig befahrene Strecken ausgesucht – und genau das macht unsere Touren ja immer aus – schön abseits der viel frequentierten Straßen. Klar, muss man halt weng mehr aufpassen (gell Tanja)  und durch die geringere Geschwindigkeit wegen der unübersichtlichen Straßenführung wird es auch anstrengender, dennoch bevorzugen wir solche Strecken, da man das viel besser genießen kann, als nur über die bekannten großen Pässe zu rauschen.

Der nächste Pass sollte der Col de Grimone (1.380m) werden. Unten jedoch ein Schild „fermet“ – hmm, Rocco hatte das schon vermutet, da das Navi hier eine rote Straße angezeigt hatte. Aber er hatte Plan B im Kopf und als uns von oben ein Auto entgegenkam, dachten wir uns, wir schauen einfach mal, wie weit wir kommen. Kurz vor dem Pass kam uns die Gendarmerie entgegen und wir befürchteten schon kurz, dass wir umdrehen müssten, aber der hat sich gar nicht für uns interessiert und so fuhren wir weiter. Auf der Passhöhe war dann die eigentliche Straße nach unten gesperrt, aber es gab eine Umleitung. Und wieder hatte ich ein dejavu – auf unserer ersten Alpentour sind wir auch eine Umleitung entlang gefahren, das war ein Waldweg… Aber dieses Mal war es nicht ganz so schlimm – die Straße war zwar eng und kurvig, aber dafür sehr idyllisch durch den Wald und an einer Schlucht entlang und vielleicht sogar schöner als die Hauptstraße. Zwischendurch hielten wir im Schatten für ein Vesper an und genossen den Tag.

Unten angekommen fuhren wir durch die Gorges des Gats – überraschend schöne lange Fahrt durch die Schlucht, bevor es etwas später Richtung Col de Pennes (1.040m) ging. Wie auch die Coles vorher eine sehr gewundene und schmale Straße, die Kehren nur im 1. Gang zu nehmen und teilweise überraschende Straßenverläufe – wenn man denkt, es geht gerade aus, kommt plötzlich eine Kurve oder Kehre – aber da ich seit morgens mehr Abstand zu Rocco halte als sonst (*grins*) alles kein Problem. Auf der Passhöhe hielten wir kurz für eine Pause an, denn der Weg war schon ziemlich anstrengend. Dort konnten wir auch unseren zweiten Aufkleber anbringen, denn weit und breit war kein Mensch zu sehen, nur (fast) unberührte Natur, die es zu genießen galt.

Die Abfahrt war so herrlich und überraschend wie die Auffahrt und man hat irgendwann komplett die Orientierung verloren, da man ständig über kleine Brücken fuhr, die Sonne mal im Rücken, mal vor sich oder links oder rechts hatte und der Weg gar kein Ende mehr nehmen wollte.

Doch irgendwann waren wir unten und kamen in einem Bergdorf an – Bouvieres (findet man bei GoogleMaps auf keiner Karte!), wo uns ein Schild „ouvert“  an der Straße  einlud, ein Käffchen in der Bar zu trinken und für die letzten 30 km zur nächsten Unterkunft nochmal durchzuschnaufen.

Ausgeruht kehrten wir also zu den Mopeds zurück – Rocco will seinen Bock starten – nichts geht. Hmm, nochmal – der Esel will starten, macht´s aber nicht. Okeeee, was ist denn jetzt los? Kein Sprit? Kann nicht sein… Nach mehreren Versuchen ohne Erfolg also Gepäck abgeschnallt, Sitz weggemacht und Diagnose-Gerät angeschlossen – Fehler zeigt Benzinpumpe oder Steuergerät an – oioioi, gaaar nicht gut! Jetzt wurde auch klar, warum bei unserem Start der Reise das Moped an der Ampel ausging…

Naja, nutzt nix, aus die Maus, wir brauchen einen Pannendienst. So also die Versicherung angerufen, Problem geschildert, Standort durchgegeben. Die französischen Kollegen würden sich telefonisch bei uns melden. Also taten wir das, was wir  2018 schon so  gut konnten: WARTEN! Da war es schon 17:00 Uhr – etwa eine halbe Stunde später rief die französische Assecurance an und der Mensch am Telefon sprach zum Glück englisch. Er würde einen Pannendienst organisieren und meldet sich wieder. Ok, weiter warten. In der Zwischenzeit riefen wir schon mal Damian an, ob er uns im Notfall abholen könnte – ja, wir hatten wirklich das Gefühl, in der Zeit zurückversetzt worden zu sein. Anderes Problem, anderer Ort aber dieselbe Situation! Da wir ja dieses Mal aber wissen, wie es laufen könnte, blieben wir eigentlich sehr gelassen. Ändern konnten wir an der Situation ja doch nichts.

Mittlerweile saßen wir wieder in der Kaffee-Bar auf der Terrasse. Anruf bei der Unterkunft, dass wir evtl. später kommen (wenn überhaupt)… Als kurz vor 20:00 Uhr immer noch kein Pannendienst zu sehen war, rief ich nochmal bei der Assecurance an – da teilte mir der nette Mensch mit, dass er immer noch versuchen würde, einen Abschleppdienst zu beauftragen – er hätte schon 16 Dienste angerufen, leider war keiner verfügbar und heute würde das wohl auch nichts mehr werden. WHAT? Und nun? Er fragte uns, ob wir vor Ort einen sicheren Platz für das Motorrad finden könnten und er würde uns ein Taxi organisieren, das uns zur gebuchten Unterkunft bringt und gleich morgen früh würde sich der Kollege um einen Abschleppdienst für uns kümmern. Ööhm, okeeeee…..

Noch während des Telefonats ging ich in die Bar und fragte nach, ob die vielleicht einen sicheren Ort für das Moped wüssten (mit Google-Übersetzer-App!). Die nette Dame überlegte und wollte eine Freundin fragen. Gesagt – getan, an der Straße direkt gegenüber öffnet sich ein Tor, wo wir die Mopeds unterstellen können. Ich dabei immer noch am Telefon mit der Disposition der Versicherung „we found a place!“ – Rocco im Gespräch mit der Dame aus der Bar, der jungen Bedienung und einer älteren Dame mit feuerroten Haaren – gestikulierend und nickend. Jetzt ging es nur noch um das Taxi zur Unterkunft, das ich gerade über den Disponenten in Auftrag geben wollte, als von Rocco kam: „Wir können hier übernachten, da gibt es ein Fremdenzimmer“ – hä? Hier in diesem kleinen Nest? Wie geil ist das denn?

Der Disponent war begeistert, so muss kein Taxi organisiert werden und wollte mit rothaarigen Dame sprechen (auf französisch, das macht die Sache einfacher, hahaha). Rothaar spricht also mit ihm und dann war die Sache geritzt. Was genau eigentlich??? Also: gleich hier auf dem Platz 10 Meter entfernt vermietet eine ältere Dame ein B&B, wo wir auf Kosten der Versicherung übernachten können und am nächsten Morgen werden wir benachrichtigt, wie/wann es weiter geht.

Wieviel Glück kann man eigentlich haben? So große Hilfsbereitschaft von den Einheimischen – und wieviel Glück kann man haben, auf so tolle Gastgeber wie Catherine und Christian zu treffen?

Die erste Frage war, ob wir essen möchten – da sie nicht mit uns gerechnet hätten, gäbe es nicht so viel aber sie würden ihr Abendessen sehr gern mit uns teilen.

So bezogen wir für die Nacht mit Sack und Pack ein richtig schönes und gemütliches Zimmer

und nach der Dusche ließen wir den Abend bei Rotwein, sehr anregenden und interessanten Gesprächen (englisch) mit den beiden älteren Herrschaften ausklingen. Das Witzige war, dass Christian kein Englisch sprach und Catherine immer übersetzen musste – kam mir irgendwie bekannt vor 😉 . Aber das tat der ganzen Situation und Stimmung überhaupt keinen Abbruch! Zwei Reisende treffen auf zwei Künstler! So schön!!!

Am nächsten Morgen also (das war dann gestern) gab es ein gemeinsames Frühstück mit weiteren tollen Gesprächen. Die beiden müssten allerdings vormittags in die nächste Stadt, aber wir könnten so lange im Haus bleiben wie nötig – wenn wir vor ihrer Rückkehr gehen müssten, sollten wir das Haus einfach abschließen und den Schlüssel in der Briefkasten werfen. Schön, dass es Menschen gibt, die einfach Vertrauen haben! Nach einem sehr herzlichen Abschied von den beiden hieß es dann wieder: WARTEN und hoffen…

In der Zwischenzeit hatte auch schon die Versicherung angerufen, dass in einer Stunde (also so gegen 10:00 Uhr) ein Pannendienst käme, der zunächst versuchen würde, das Moped fahrbereit zu machen und es andernfalls zur nächsten BMW Werkstatt bringen würde.

So lernten wir Sebastien kennen…. der kam schon ums Eck geschossen mit seinem Kangoo mit einem Motorrad-Anhänger hinten dran. Erstmal Lage peilen, weng hier und da klopfen und rütteln – nichts geht.

Also kurzerhand Moped auf den Hänger geladen, um nach Valance in die BMW Werkstatt zu fahren.

Das ganze Gepäck (ist mir ein Rätsel, wie das alles auf den Mopeds Platz hat!) durften wir in den Kangoo laden und ich durfte bei ihm mitfahren.

Rocco mit meiner Prinzessin fährt hinterher. Sehr zügig fuhr er also los und ich musste mich erstmal unauffällig am Griff festhalten. Und das erste, was er dann nach zwei Minuten zu mir sagte war: „I am a crazy driver – speed limits are not made for me „ – das war eine Ansage! Und was für eine Fahrt! An manchen Stellen hätte ich mir fast ins Höschen gemacht! Der ist mit dem Anhänger über die Straßen und um die Kurven geschossen, dass ich schon Angst hatte, er würde Rocco auf dem Motorrad abhängen! Und später erfuhr ich von Rocco, der das ja alles von hinten beobachten konnte, dass er an manchen Stellen befürchtet hatte, dass der Hänger umkippt! Was für eine coole Socke der Sebastien! Als ich Vertrauen in seine Fahrkünste gefasst hatte, haben wir uns während der ganzen Fahrt super unterhalten – über Motorräder (er fährt selbst Motorrad!), die Radarkontrollen, Strafen für zu schnelles Fahren (hahaha) die Gegend und seinen Job, so dass die Stunde bis Valance wie im Flug verging (ja, das war wirklich ein Flug!).

In der Werkstatt also angekommen, haben wir uns von Sebastien herzlich und mit einem Trinkgeld verabschiedet.

Zunächst mal müsste also das Moped gecheckt werden, geht aber frühestens um 15:00 Uhr (es war da noch nicht mal 12:00!) – also wieder: WARTEN. Gleich nebenan gab es ein Restaurant, also erstmal den Hunger und Durst stillen. Das Gepäck durften wir jedoch in einem Lager neben dem Büro unterbringen, so dass wir einigermaßen frei waren in der Gestaltung unserer Wartezeit. So sind wir nach dem Essen in einen nahe gelegenen Park gegangen, wo wir etwas an der Rhone entlang liefen,

tiefgreifende Gespräche über Platanen führten, Mutmaßungen über die Gestaltung der Mittagspausen der Franzosen anstellten und Alternativpläne schmiedeten, sollte es zum Schlimmsten kommen und wir abgeholt werden müssten.

Gegen 15:30 Uhr dann der Anruf von BMW, wir könnten kommen. Mit gemischten Gefühlen gingen wir also wieder zur Werkstatt zurück und meine erste Frage war: „bad news?“ – genau damit rechneten wir nämlich. Doch der junge Mann strahlte und sagte, nein, sie könnten das Motorrad reparieren – es sei nicht die Benzinpumpe sondern der Sensor. Sie könnten das Teil bestellen, wäre dann am nächsten Tag bis mittags da und am Nachmittag könnten wir den Magarac wieder abholen. Ob wir den Auftrag erteilen wollen, würde halt knapp €400 kosten – was für eine Frage, klar wollen wir!!! Freudestrahlend und ohne Zögern unterschrieb Rocco also den Auftrag.

Nun hieß es nur noch ein paar organisatorische Dinge zu erledigen: Hotelzimmer für die nächsten beiden Nächte organisieren (B&B-Hotel im Industriegebiet von Valence, nur 5min von der Werkstatt entfernt), Buchung auf dem Campingplatz in Castellane verschieben (kein Problem), Taxi anrufen (hat etwas länger gedauert…),

Versicherung informieren (die übernehmen die Taxi Kosten und die beiden Übernachtungen!)

und überlegen, wie wir den heutigen Tag verbringen, bis das Motorrad fertig ist.

Nach einer Dusche dann erstmal wieder was essen (ja, das Mittagessen war da dann auch schon etwas länger her) und zwar so richtig lecker (und KEINE Pizza!)

um dann um 22:30 Uhr fix und fertig (Ungewissheit und Warten kann auch sehr ermüden!) ins Bett zu fallen.

Heute morgen sind wir dann also nach dem Frühstück ins Stadtzentrum von Valence gefahren – mit dem Bus. Ja, geht irgendwie immer, auch im Ausland, man muss sich nur trauen! Und da stand die Prinzessin ganz allein auf dem Parkplatz, ohne ihren Esel – trauriger Anblick!

Das Zentrum von Valance selbst hat ein paar nette Plätzchen, aber deswegen muss man jetzt nicht unbedingt hierher, auch wenn das eine Provinz-Hauptstadt ist…

War aber trotzdem schön, zumal Rocco ein neues Lieblingseis gefunden hat: Lavendel :-).

Um 12:00 Uhr kam dann der erlösende Anruf der Werkstatt: Moped fertig und fahrbereit für die Weiterreise – juhuuuuuu!

Also auf in den nächsten Bus, zurück zum Hotel, umziehen und die Prinzessin eilt zur Rettung des Magarac!

In der  Werkstatt schnell Rechnung begleichen, tausend Mal für die tolle Abwicklung bedanken und schwupp – da saß der Rocco strahlend wieder auf seinem Esel, der besser als vorher läuft und wir können unsere Reise fortsetzen! Klasse!

Die Prinzessin ist somit wieder glücklich mit ihrem Esel auf dem Parkplatz vereint

Der Nachmittag verging jetzt wie im Flug mit dem Update der Ereignisse und der neuen Routenplanung für die nächsten Tage. Während ich hier draußen vor dem Hotel sitze und schreibe liegt Rocco auf der Bank und schlummert ein bisschen und wir sind beide sehr gespannt, was uns noch so alles passiert! Ach ja, das Departement, in dem wir uns hier gerade befinden, heißt übrigens Drome (nur mal so am Rande erwähnt)

Show will go on !

 

Tag 10 / 03.06.2023

Yepp, heute konnten wir unsere Tour fortsetzen. Schon um 8:30 Uhr nach dem Frühstück ging es los – den ganzen Weg zurück, den wir mit Sebastien zwei Tage zuvor geflogen sind, hahaha. Zwischendurch musste ich Rocco daran erinnern, dass er nicht mehr dem Kangoo mit dem Hänger hinterher rasen muss, so schnell war er unterwegs… Auf meine Frage, was denn heute auf dem Plan stünde, meinte Rocco nur „nichts Aufregendes“ – naja, abwarten…

Als wir wieder durch Bouvieres gefahren sind, mussten wir natürlich an der Kaffee-Bar anhalten, um uns nochmal ganz herzlich bei der Chefin zu bedanken für Ihre Hilfe, die ja nicht selbstverständlich ist – darauf sie: „Doch, für mich schon!“ Was soll man dazu noch sagen? Leider hatten wir Catherine und Christian nicht angetroffen – sehr schade!

So haben wir also unseren Weg über verschiedene kleine Cols durch den Drome fortgesetzt – leider kann ich sie hier nicht alle aufzählen, da ich mir zum einen nicht alle merken konnte, zum anderen sind die Namen auch nicht gerade geläufig. Der Weg durch den Parc Naturel Regional des Baronnies Provencales (Schild abfotografiert!) war sehr abwechslungsreich, die Straßen schön kurvig, es ging hoch und runter und wir hatten wieder mal kaum Verkehr auf der Straße, trotz Wochenende. Am Wegesrand immer mal wieder die schönen bunten Steingärten und je mehr wir gen Süden fuhren, gab es auch immer mehr Lavendelfelder – kurz vor der Blüte. Ach, ich würde die wirklich gern in voller Blüte sehen – das muss ein unheimlich schöner Anblick sein – vom Duft ganz zu schweigen!

Und der nächste etwas größere Pass, der dann nicht „auf dem Weg“ lag, war der Col de Perty (1.302m) – so schön zu fahren und so eine überraschend tolle Aussicht!

Auf der Passhöhe musste Rocco dann wieder die Drohne steigen lassen, während ich einen kleinen Trampelpfad fand, der noch weiter hinauf führte – selbstredend, dass ich da nicht widerstehen konnte. Von oben konnte man in (fast) alle Richtungen blicken und da sah ich Rocco, ganz klein ziemlich weit unten – ich war mir gar nicht bewusst, dass ich soooo weit hoch gelaufen war… Während Rocco sich dort mit einem Radfahrer unterhielt, der es toll fand, dass Rocco mit der Drohne Aufnahmen machte, der hier irgendwo wohnt und täglich mindestens einen Pass und im Durchschnitt täglich 70 km fährt, machte ich mich wieder an den Abstieg. Kurz unaufmerksam und schon saß ich auf dem Hintern – aua. Die Moped-Stiefel haben halt kein Profil, das hatte ich so nicht bedacht… Der Pass, der Weg dorthin und die Aussicht war so schön, dass das einen Aufkleber wert war 😉

Wieder in der Zivilisation angekommen, trieb uns ein Hüngerchen in dem kleinen Örtchen Ribiers in eine Bar – die hatten leider nichts zu Essen, dafür hatte der Kirchturm einen interessanten Einwohner… (ganz oben unterm Fenster)

Weiter ging es in die Berge – mittlerweile waren wir schon fast im Parc naturel regional du Verdon – vorher jedoch fuhren wir Richtung Col de Fontbelle (1.304m) durch den Unesco Geoparc de Haute-Provence – Wow, was für eine Landschaft – so vielfältige Felsformationen! Mal kam man sich vor, wie im Velebit-Gebirge, mal dachte man, man sei im Durmitor-Nationalpark. Hier waren die Felsen grau und schroff, dort rötlich-braun, um die Ecke sahen sie dann aus, wie schwarze Sanddünen – einfach irre. Dort sind wir sicherlich 1,5 Stunden gefahren, haben die Gegend und den Weg einfach nur genießen können.

In der Ferne jedoch sahen wir bereits dicke schwarze Wolken, genau in unserer Richtung – das verhieß nichts Gutes… Die ersten dicken fetten Tropfen trafen uns jedoch zum Glück erst, als wir kurz vor der Hauptstraße waren. Vorher hatten die sich schon mit Blitz und Donner angekündigt und als wir fast schon im nächsten Ort waren, riss der Himmel auf und der Regen klatschte fast schon mit schmerzhafter Wucht auf uns runter! Wir retteten uns auf einem Parkplatz unter einen leeren Einkaufswagen-Unterstand und dachten uns, wir warten das Gewitter ab, wird ja nicht so lange gehen, so heftig wie das runterkommt…

Irrtum!  Das Gewitter hat sich immer im Kreis gedreht und wir waren der Mittelpunkt – heftiger Regen, der wieder etwas nachließ, nur um dann NOCH HEFTIGER zu werden in Begleitung mit Hagel, Blitz und Donner! So ging das auf und ab – immer wenn wir dachten, jetzt lässt es nach, kam wieder ein Blitz mit direkt anschließendem Donner und es wurde immer heftiger, die Hagelkörner immer größer! So harrten wir unter dem Unterstand aus, machten Witzle und Fotos und Videos und waren nur froh, dass uns das nicht oben in den Bergen erwischt hat. Dann deutete Rocco plötzlich auf die Straße –  da schwamm gerade eine 240 Liter Mülltonne vorbei! Der Parkplatz lag etwas erhöht von der Straße und als wir durch den Regen hinliefen, sahen wir, dass die komplette Straße überschwemmt war – die Straße, auf der wir dann nachher fahren müssen! Als dann das erste Auto durchfuhr, staunten wir nicht schlecht – wie in den Nachrichten, wenn irgendwo ein Unwetter tobt  und die Dörfer überschwemmt sind… Aber man konnte wenigstens noch darauf fahren…

Rocco packte die Abenteuerlust und er meinte nur „da fahr ich jetzt auch durch!“ – schwang sich  aufs Moped, ist die Straße vor und wieder zurück gefahren und hatte einen Heidenspaß dabei – was für ein irrer Anblick das war! Und im Anschluss musste er seine Stiefel erstmal ausleeren, hahaha.

Nebenbei bemerkt mussten wir feststellen, dass ich unsere regenfesten Klamotten kaputt-gewaschen habe. Von wegen man kann die mit Spezialmittel waschen und alles gut. Stimmt nicht – die sind nicht mehr dicht und somit waren wir nass bis auf die Knochen – arrggghh.

Hat der Stimmung jedoch keinen Abbruch getan und nach zwei Stunden Ausharren ohne Aussicht auf Besserung, wagten wir in einer leichteren Regenphase die Weiterfahrt – schließlich mussten wir noch 70 km bis zur Unterkunft fahren. Nochmal durch die überflutete Straße (jahaaa, was für ein Spaß!!) aber nach 500m ging dann gar nichts mehr. Weiter vorn sahen wir in einer Senke ein Auto im Wasser fast bis zu den Fenstern versunken. Ein Mann lief daran vorbei – das Wasser war kniehoch! Und davor bahnte sich schon ein Verkehrschaos an, da die Autos alle wenden mussten  oder sich einen anderen Weg bahnen wollten – also umdrehen, neue Route suchen und immer noch heftiger Regen. Dieser lies erst nach etwa einer halben Stunde nach, hörte zwischendurch auf, kam wieder und dann war es vorbei – da waren wir 20 km vor unserem Ziel, noch nasser als vorher ohnehin schon und total durchgefroren. Sogar die Sonne kam wieder raus. Auf einem Parkplatz hielten wir dann nochmal kurz an, schauten in den Himmel – lachten erstmal ausgiebig und dachten nur „war was?“

Kurz vor dem Ziel fuhren wir dann in den Naturpark Verdon ein – vor uns eine überwältigende Schlucht und als wir hindurch waren, die reine Schönheit des Parks! In der Ferne eine Kirche auf einem Felsen und noch weiter hinten springt einem ein türkisfarbener See ins Auge. Gern hätte ich ein Foto gemacht, aber ich konnte meine Handschuhe nicht ausziehen (das Leder wurde zur zweiten Haut…).

Um fast schon 18:00 Uhr kamen wir dann auf dem Campingplatz an, wo wir für die nächsten 5 Tage in einem Mobil-Home untergebracht sind – gerade noch rechtzeitig, um den Schlüssel zu bekommen, denn die Rezeption ist nur bis 18:00 Uhr besetzt. Glück gehabt. Das Haus Nummer 92 fanden wir dann auch und wollte nur noch unter die heiße Dusche und was Essen. Doch leider waren nirgends Handtücher und Bettwäsche zu finden – arrrggghhh, hatten wir doch bestellt!  Naja, dann halt einfach nur in trockene Klamotten steigen und Essen gehen. Aber was ist dann? Irgendwie konnte ich per Mail eine Nachricht an die Rezeption senden und auf dem AB eine Nachricht hinterlassen in der Hoffnung, dass vielleicht doch noch was geht – und keine 10 Minuten später kamen zwei Damen mit den Wäschepaketen „now you can take a shower and sleep“ – Merci ! Aber hier lässt es sich wirklich aushalten – jetzt muss nur noch das Wetter weng mitspielen – bitte.

So, was für ein Tag mal wieder! Die ersten paar Tage der Tour dachte  ich noch so: „haja, schöne Tour, nichts Aufregendes“ – doch die letzten Tage zeigten mir mal wieder, was es bedeutet, mit Contino-Tour unterwegs zu sein

*MUHAHAHA *

 

Tag 11 / 04.06.2023

Aufgrund der Wetterprognosen (ab mittags Regen) entschieden wir uns heute, in der Gorges du Verdon wandern zu gehen.

Zunächst jedoch musste ich einen Kampf mit der Nespresso Maschine ausfechten – ich hatte noch drei Kapseln von Sassenage übrig, zwei davon wurden von der Maschine gefressen und zerknautscht – bei der dritten hat es dann endlich geklappt und ich konnte mir noch einen Kaffee zum wach werden genehmigen.

Anschließend mussten wir bzw. Rocco noch einen Kampf mit den örtlichen Gegebenheiten hier führen, um die Mopeds vom Platz zu bekommen. Der Campingplatz ist terrassenartig angelegt und ziemlich abschüssig – wir sind ungefähr in der Mitte. Es führt ein Hauptweg durch das Gelände, von dem sich Wege mit Stellplätzen oder Mobile-Homes links und rechts abzweigen Wir haben das letzte Häuschen am Ende der unbefestigten Sackgasse und vor dem Haus geht es nochmal etwas bergab. Da wir gestern direkt darauf zu gefahren sind und Magarac und Prinzessin mit dem Gesicht zum Abgrund die Nacht verbracht hatten, hieß es heute erstmal wenden – irgendwie. Auf rutschigem, durchgeweichtem Waldboden, nur mäßig bedeckt mit Schotter. Aber Rocco ist ein ganzer Mann und hat das dann mal geschwind gewuppt (schweißtreibend…).

Nachdem wir uns im Market beim Eingang noch mit Getränken und kleinem Frühstück und Vesper eingedeckt hatten (und Brot und Croissants für morgen bestellten – das muss man nämlich), ging es also kurz nach 8:00 Uhr schon los

Das Wetter gut, frische 14°C, blauer Himmel – alles bestens für einen schönen Vormittag.

Durch den Ort Castellane hinauf in die Clue de Chasteuil – eine vielversprechende Schlucht mit tollen Ausblicken – allerdings werden wir die noch einmal fahren, daher haben wir sie recht zügig durchquert, um so schnell wie möglich zur Verdon-Schlucht zu kommen, so lange das Wetter noch anhält.

Im Dorf La Palud sur Verdon ging es dann links ab zur Route des Cretes Verdon. Die Straße ist eine Gratroute über 23 km und nur in eine Richtung befahrbar – sie folgt einem Rundgang entlang der Kämme der Verdon-Schlucht und ist mit sehr vielen verschiedenen Aussichtspunkten (belle vedere) versehen. Irgendwann macht sie eine Kurve und man landet wieder am Ausgangspunkt im Dorf La Palud – oder aber man fährt weiter, um eine große Runde um die ganze Schlucht zu machen – was jedoch nicht unser heutiger Plan ist – dies haben wir uns für Dienstag vorgenommen, mit gaaaaanz viel Zeit, da wir wohl an jeden belle vedere werden anhalten müssen, hahaha – das heute war nur der Apetizer sozusagen – der jedoch die Vorfreude auf Dienstag erhöht hat!

Unser Ziel heute lag etwa in der Mitte der Kammstraße: das Gasthaus Chalet de la Maline, wo der Einstieg für Wanderer in die Schlucht ist. Dort stellten wir die Motorräder ab, zogen unsere Wanderschuhe an, packten die Rucksäcke mit Vesper, Trinken und Technik auf den Rücken und zogen gutgelaunt abwärts Richtung Schlucht. Bereits nach den ersten Metern bekamen wir schon einen ersten Eindruck, wie die nächsten Stunden verlaufen werden. Ziemlich steil und eng ging es den Weg hinab, mal schottrig, mal felsig und immer anstrengend. Rocco meinte nur, so hätte er sich das nicht vorgestellt – er war der Meinung, dass dies eher ein Waldweg wird und kein Ziegenpfad 😉 . Egal, die Stimmung war gut, wir hatten ein Ziel und der Weg war sehr abwechslungsreich.

Nach ca. 1/3 des Weges kam ein erster View-Point, wo Rocco die Drohne steigen lassen konnte – und wo wir einen ersten Eindruck davon bekamen, wieviel Weg noch vor uns lag.

Der wand sich weiterhin in Kehren und Stufen und Schotterwegen und über Felsen und Wurzeln bergab, so dass man extrem aufpassen musste, wo man hintritt, um nicht auszurutschen. Links und rechts des Weges die typische Steingarten-Vegetation und man (oder vielmehr ICH)  möchte eigentlich noch mehr umeinander schauen, aber der Weg war tückisch. Nur gut, dass es noch nicht so warm und schön schattig war. Nach ca. 1,5 Stunden kamen wir dann am Ziel an: Passerelle de l´Estellier – das ist eine Metall-Brücke (keine Ahnung, wie man diesen BrückenTyp nennt), die beim Betreten schwingt – ähnlich wie eine Hängebrücke, nur ist diese umgekehrt!). Sie führt auf die andere Seite der Schlucht über den Fluss Verdon, der hier an riesigen Felsen vorbei darunter vorbei rauscht – kein Wunder, dass man den schon von oben gehört hat!

 

Hier musste Rocco natürlich drohnen, ist ja klar – war aber auch ein toller Anblick von hier unten! Nachdem das erledigt war, hieß es erstmal Vespern. Wir fanden ein Plätzchen auf einem Felsen fast direkt am Wasser, wo der (oder die?) Verdon gurgelte und spuckte – ein ziemlich lautes Spektakel, aber dennoch irgendwie meditativ.

Wir wollten gar nicht mehr aufstehen – der Gedanke, den ganzen Weg wieder nach oben zu laufen, trug nicht dazu bei, voller Euphorie aufzuspringen, hahaha.

Nachdem sich jedoch die ersten grauen Wolken über den Grat hoch über uns schoben und es entfernt auch schon grummelte, überwanden wir uns dann doch und machten uns auf den Rückweg. Man muss dazu sagen, dass wir eigentlich noch weiter wollten, aber es war schon fast Mittag, wir waren ziemlich erschöpft und das Wetter macht auch nicht mit. Nicht auszudenken, wenn wir hier solche Verhältnisse bekommen, wie wir sie gestern unterwegs hatten…

Bereits nach den ersten 500m waren wir außer Puste – ohje, das kann ja was werden… alle paar hundert Meter mussten wir durchschnaufen, kurz ausruhen, um uns dann weiter hoch zu quälen – es ging zwar leichter, als abwärts, mit weniger Stolpergefahren, jedoch ging es eben bergauf und das ist wesentlich atemberaubender (das meine ich im wahrsten Sinne des Wortes). Die Stimmung war auch nicht mehr so ausgelassen, wie beim Abstieg, was aber auch nicht verwunderlich war….

Teilweise mussten wir uns mit beiden Händen festhalten, um über die felsigen Stufen nach oben zu gelangen

und bald schon wurde es Rocco schwindlig – leider hat er ja ein bisschen mehr Gewicht hochzustemmen als ich…

Die Pausen wurden öfter und länger, sonst wäre einer von uns noch umgekippt. Und zwischenzeitlich donnerte es immer öfter, so dass wir schon Sorge hatten, es nicht rechtzeitig vor dem Gewitter zum Ausgangspunkt zu schaffen.

Dennoch hatte ich das Gefühl, dass wir ziemlich rasch oben angekommen sind. Gegen 13:00 Uhr erreichten wir ohne Regenfälle aber dafür völlig durchgeschwitzt das Chalet und wurden nochmal mit einer grandiosen Aussicht über die Schlucht, die wir gerade erklommen hatten und den Fluss belohnt.

Jetzt erstmal einen Espresso, was zu Trinken und nochmal kurz durchschnaufen (und die Stimmung wieder weng aufbessern 😉 ), bevor wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz machen wollten.

Der Rückweg war nicht weniger interessant – nach der Schleife fuhren wir noch ein bisschen kreuz und quer im Naturpark umeinander und natürlich sind wir dem Regen nicht ganz entgangen. Wieder durch die Clue de Chasteuil, die von dieser Seite aus einen phänomenalen Eindruck hinterlies. Diese werden wir, wie gesagt,  am Dienstag fahren, also weiter geht’s, bevor der Regen uns noch komplett durchnässt.

Gegen 14:00 Uhr kamen wir dann auf dem Campingplatz wieder an – gerade rechtzeitig, bevor der Himmel wieder seine Schleusen öffnete – alles richtig gemacht!

Fazit des heutigen Tages: die Wanderung war zwar sehr, sehr schön, aber für Anfänger und ungeübte definitiv nicht unbedingt zu empfehlen. In diversen Reiseberichten heißt es immer: „Muss man unbedingt machen!“ – doch keiner sagt einem, wie der Weg wirklich ist.

Dennoch war es eine tolle Erfahrung und wir hatten trotz allem sehr viel Spaß!

Die Strecke betrug 5,6 km; der Höhenunterschied 364 m; die maximale Steigung betrug 29° (!) ; 2 Std und 12 min haben wir uns bewegt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 1,61 km/h (hahaha).

Der Regen hat jetzt endlich aufgehört (17:00 Uhr), Rocco hat die Heizung angemacht, damit die nassen Klamotten (und vor allem seine Moped-Stiefel) endlich mal trocken werden, wir sind geduscht und ich denke, später werden wir mal sehen, ob wir im Restaurant noch was Essen gehen. Die Anlage hier ist richtig schön, mit einem ziemlich großen Swimming-Pool, den wir bei dem Wetter wohl leider nicht werden nutzen können – schade. Für die nächsten Tage sind für nachmittags Gewitter und Regen angesagt, so dass wir auf jeden Fall jeden Tag um 8:00 Uhr losfahren wollen, um den Vormittag zu nutzen.

Tag 12 / 05.06.2023

Die Terrasse unseres Mobile-Homes liegt mit Blick auf den Wald und ein Tal dahinter. Als wir gestern nach dem Abendessen so auf der Terrasse standen, schob sich plötzlich ganz lautlos eine Wolke durch das Tal – das war so mystisch und bewegend! Und hat uns dann eine grandiose Abendstimmung beschert.

Und während wir noch so da standen und den Anblick genossen, kamen Geräusche aus dem Wald, die nicht von dieser Welt waren – irgendein Tier hat geheult, so was hab ich noch nicht gehört… Ich will aber auch nicht wirklich wissen, was da nachts so über den Campingplatz schleicht…

Heute morgen dann beim Blick aus dem Fenster: Nebel! Man hat keine 20 Meter weit gesehen. Aber damit ist im Wald und in den Bergen ja schon ab und zu mal zu rechnen, gell. In der Hoffnung, dass der Nebel sich auch bald verzieht, fuhren wir wieder so gegen 8:00 Uhr vom Campingplatz. Kurz nach Castellane hat es sich dann auch schnell gelichtet und der stahlend blaue Himmel hat uns begrüßt.

Unser erstes Ziel war heute: Tunnel du Baou. Der Tunnel ist Teil einiger Wanderwege. Er ist unbeleuchtet und wurde zusammen mit weiteren Tunneln Anfang des 20. Jahrhunderts für ein nie realisiertes Wasserkraftprojekt gebohrt – dafür ist er jetzt eine Attraktion bei Wanderern und Menschen wie uns 🙂 .

Auf dem Weg dorthin fuhren wir jedoch erstmal durch die Clue de Chasteuil, die wir auch morgen noch fahren wollen und da gerade so wenig los war, nutzten wir die Gunst der Stunde, um ein paar Drohnenaufnahmen zu machen.

 

Und dann ging es ein paar Kilometer weiter bis zu einem der Einstiege in den Wanderweg und zu dem besagten Tunnel. Wieder ging es erstmal ein steilen Weg hinab in die Schlucht, dieses Mal jedoch nur ca. 800m weit, daher ließen wir die Moped-Stiefel an – was sich als sehr schlau erwies…

Zum Tunnel gelangt man letztendlich vom Grund der Schlucht über einige sehr steile Treppen nach oben und als wir drin waren, staunten wir nicht schlecht. Es war zappenduster – klar – und ich hatte natürlich meine Taschenlampe vergessen. Nur gut, dass Rocco entsprechend ausgerüstet war. Die Wände schroff und unbefestigt, der Boden auch nicht wirklich eben. So liefen wir also los, keinerlei Ahnung habend, was da auf uns zukommt und wie weit es da durch geht. Schon nach den ersten Metern waren wir froh, die Moped-Stiefel anzuhaben, denn breite Pfützen zogen sich immer wieder durch den ganzen Tunnel, so dass man extrem aufpassen musste, wohin man tritt. Mit unseren Outdoor-Schuhen hätten wir da wohl ziemlich nasse Füße bekommen. So aber trauten wir uns immer weiter hinein, wie auch andere Wanderer vor und hinter uns. Zwischendurch war der Tunnel durchbrochen mit einem „Fenster“, so dass man einen Blick in die Schlucht werfen konnte. Dann jedoch kam eine Biegung und vorher eine Pfütze, die sehr viel größer und tiefer war als die anderen – fast schon ein See. Da wir nicht wussten, was weiter vorn noch kommt und wir keine Ahnung hatten, wie lange dieser Tunnel noch ist, machten wir uns wieder auf den Rückweg, immer Obacht, wohin man tritt, denn es war ziemlich rutschig. Das war wirklich ein spannendes und lustiges Erlebnis! Aber das Schicksal herausfordern wollten wir nicht und wir hatten heute ja noch ein bisschen was vor uns. Am Eingang wieder herausgekommen, die steile Treppe wieder hinabgeklettert, machten wir es uns mit einem Croissant und Wasser direkt am Fluss bequem, um dem wilden Rauschen des (oder der?) Verdon zu lauschen und den Moment zu genießen.

Wieder oben am Parkplatz angekommen, ging es weiter zum nächsten Ziel: Chateauneuf-les-Moustiers. Das Dorf gibt es bereits seit dem Jahr 1000. Anfang des 19. Jahrhunderts gab es rund 600 Einwohner, aber die Abgeschiedenheit, Wassermangel und Hungersnöte verringerten die Einwohnerzahl sehr stark. Der 1. Weltkrieg gab der Dorfgemeinschaft dann den Todesstoß: 20 Männer kommen nicht zurück und das Dorf wurde letztendlich aufgegeben. Die Ruinen und die Lage sind wirklich einen Abstecher dort hoch wert.

Es regt die Abenteuerlust an, sich dort umzusehen und sich vorzustellen, wie das Leben in der damaligen Zeit dort war. Die Natur hat sich natürlich einen großen Teil bereits zurück erobert, aber das macht den Charme und die Magie des Ortes erst richtig aus.

Aber um dorthin zu gelangen, mussten wir natürlich wieder: LAUFEN – dieses Mal jedoch zogen wir unsere Lauf-Schuhe an und das war auch gut so. Leider durfte man mit dem Motorrad nicht bis hoch fahren – schade. Doch es hat sich gelohnt. Die Aussicht ist sensationell und die Natur duftend, bunt und einfach nur schön.

 

Nach dieser schweißtreibenden Aktivität um die Mittagszeit, hätten wir einfach wieder zurückfahren können, zumal ab mittags ja wieder Gewitter angekündigt waren. Aber, wie das so ist bei Contino-Tours: einfach geht mal gar nicht! Schon gar nicht, wenn wir eigentlich noch Schottern wollten, eine Baustelle uns aber den Weg dorthin verwehrt. Und wie es der Zufall so will, biegt doch da etwa einen Kilometer vom Chateau entfernt ein Schotterweg rechts ab – hmmm, wagen wir es? Check auf´m Navi – yepp, müsste gehen. Also nichts wie rein – ich vorneweg wie den ganzen Tag schon und dann hatten wir so richtig Spaß! Grober und feiner Schotter im Wechsel, teilweise tiefe Rillen und größere Steine, die es zu umfahren galt. Der Weg nicht breiter als ein Auto und teilweise ziemlich zugewuchert mit Gestrüpp. Tiefe und rutschige Pfützen, die durchquert werden wollten – möglichst ohne Hinzufallen. Bodenwellen dass man Angst bekam, gleich mit dem Motor aufzusetzen. Dicke durchgesägte Baumstämme am Rande und auf dem Weg Äste und Laub, so dass man ahnen konnte, dass der Weg vor Kurzen noch nicht fahrbar war. Hab ich geschwitzt? Ja! War ich verkrampft? Naja, wenn Kribbeln in den Fingern die Anzeichen dafür sind, dann war ich das wohl…Hatte ich Angst ? Eigentlich nicht… Hab ich´s gemeistert? Aber sowas von! Rocco hinter mir hatte genauso zu kämpfen wie ich, das hat mich beruhigt 😉 . Von mir aus hätte das noch ein paar Kilometer so weiter gehen können, ich fühlte mich jeder Herausforderung gewachsen. Doch leider hat uns eine Schranke den Weg versperrt und wir mussten wieder mal wenden. Also das ganze wieder zurück – mit dem Vorteil, dass wir ja jetzt wussten, wo die Tücken sind und da quasi mal durchgewuppt sind und der Spaßfaktor noch ein paar Kilometer angehalten hat.

Wieder an der Kreuzung mussten wir aber trotzdem kurz anhalten, um uns auszuschütteln vor Lachen, uns gegenseitig auf die Schulter zu klopfen und den Moment zu feiern. Und entsprechend des Weges sahen die Mopeds danach aus, griiiiins – so muss Enduro!

Jetzt aber wieder Richtung Campingplatz. Vorher jedoch einen Kaffee zur Belohnung in Castellane,

wo wir auch beschlossen, für heute Abend ein paar Kleinigkeiten zu kaufen, um nicht wieder Essen gehen zu müssen. Es war kurz vor 14:00 Uhr als wir aus dem Supermarkt rauskamen – in der Zwischenzeit hat sich der Himmel dunkelgrau verfärbt und es blitzte und donnerte bereits heftig und fing schon an zu tröpfeln. Also schnell auf die Mopeds – vielleicht schaffen wir es noch bis zum Campingplatz? Nichts da, bei Contino-Tour gibt es immer das volle Programm, halbe Sachen werden nicht gemacht! Auf den letzten 3 Kilometern sind wir voll im Gewitter gelandet und waren bei der Ankunft wieder einmal klitsch-klatsch-nass – da hatten wir die Klamotten gerade trocken bekommen und nun das – alles andere wäre ja einfach gewesen, haha.

Den ganzen Nachmittag hat es nun geregnet, mehr oder weniger tut es das jetzt um 18:00 Uhr immer noch. Die Hosen hängen am Fenster an der Gardinenstange über der Heizung, die wieder auf vollen Touren läuft und die Jacken hängen über den Stühlen davor.

Ich war gerade an der Rezeption, um ein paar Marken für die Waschmaschine und den Trockner zu kaufen, denn vor unserer Abfahrt am Donnerstag müssen wir unbedingt noch Wäsche waschen, sonst reicht es nicht bis zum Ende der Tour. Nachher noch gemütlich essen und dann auf den morgigen Tag freuen.

Heute sind wir zwar nicht viel gefahren, aber der Tag war dennoch voll mit interessanten Eindrücken und zum Schluss sogar noch mit meinem persönlichen Highlight für heute: bin wieder mal über mich selbst hinausgewachsen beim Off-Road-Fahren und sehr Stolz über meine Leistung – CHACKA!

Tag 13 / 06.06.2023

Die Wäsche ist gewaschen (2 Ladungen) und getrocknet – und das innerhalb von 2,5 Stunden – ich will auch so Maschinen für zu Hause haben! Man muss wissen, dass der Platz eine extreme Steigung hat – und natürlich ist die Rezeption, das Restaurant, der Müllplatz, die Wäscherei und alles was man sonst noch so braucht am Eingang – also von unserem Schlafplatz meilenweit entfernt und gaaanz weit oben . Für die erste Waschladung sind wir noch den ganzen Weg nach oben gelaufen. Für die zweite Ladung Waschen und erste Ladung Trocknen wollte Rocco nicht mehr laufen, also haben wir den Prinzessinen-Shuttle-Service in Anspruch genommen, ebenso wie für die dritte Fahrt, um die erste Ladung Trocknen rauszuholen, die zweite Ladung Waschen in den Trockner zu laden und den Müll zu entsorgen – und das gerade noch, bevor sich das Gewitter entladen hat. Für die letzte Fahrt konnten wir eine Regenpause nutzen, was sich als recht hektisch herausstellte, da es direkt über uns schon wieder blitzte und donnerte und die ersten Tropfen schon fielen. Doch die Prinzessin hat uns trocken wieder zurück gebracht – das nennt man „timing“, hahaha

Wenn es hier in den Bergen donnert, dann wackelt die ganze Bude! Alles was wir von zu Hause kennen ist ein leises Grummeln dagegen. Und das Echo des Donners schiebt sich dann durch sämtliche Täler und hallt somit noch einige Sekunden nach. Spannend.

Nun also zum heutigen Tag: der Star und das Ziel des heute war die Umrundung der Verdon-Schlucht.

Heute wollten wir einfach nur schöne Ausblicke und tolle Drohnen-Aufnahmen haben. Also ging es wieder zur RD 23 Routes des Cretes, die wir ja bereits an unserem Wandertag am Sonntag befahren hatten. Der Weg war nicht zu verachten – er schlängelte sich fast immer an der Kante entlang und vor lauter Staunen über dieses gigantische Phänomen Verdon-Schlucht musste man ständig aufpassen, auf dem Weg zu bleiben. Für die ersten 15-20 Kilometer an der Schlucht benötigten wir jedoch bestimmt 2 Stunden, da wir alle paar Kilometer anhalten mussten, um den Ausblick zu bestaunen und zu genießen.

Und obwohl wir bereits um 8:00 Uhr losfuhren, kamen wir erst mittags am Lac de Sainte-Croix an – das ist der Stausee, in den der Verdon hineinfließt und von wo aus man mit Tret-, Paddelboot oder Kajak in die Schlucht hinein kann.

Da wir jedoch nichts dergleichen vorhatten, ließen wir diesen relativ schnell rechts vorbeiziehen, um auf der „anderen“ Seite der Schlucht den Rückweg anzutreten. Man muss jedoch dazu sagen, dass diese Seite bei weitem nicht solche Einblicke in die Schlucht gewährt wie jetzt die Route des Cretes.

Dennoch war es sehr schön zu befahren – kurvig, eng, kaum eine längere Gerade, also immer aufmerksam bleiben. Nachdem wir die Schlucht dann „umrundet“ hatten, führte uns der Weg noch durch so manche verborgene Schlucht. Das ist hier so – immer wenn man denkt, jetzt kommt nichts Großartiges mehr, fährt man plötzlich durch eine kleine Gorge, die es mit den großen und bekannten Gorges in jedem Fall aufnehmen kann.

So kamen wir also voller Eindrücke gegen 16:00 Uhr wieder am Campingplatz an. Schön war es – anders und weniger ereignisreich als die letzten Tage, aber das tut auch mal gut zwischendrin ;-). Allerdings hat sich Rocco beim Drohne aus der Luft fischen den Finger verletzt 🙁 .

Tja, das passiert eben Drohnen-Anfängern (Zitat von Rocco)

Hier noch ein paar weitere Eindrücke vom heutigen Tag (incl. unserem Lieblingsgetränk hier in France 😉 – wobei man dazu sagen muss, dass die Bilder bei weitem nicht den richtigen Eindruck dieser überwältigenden Gegend ausdrücken…

Tag 14 / 07.06.2023

Heute morgen haben wir mal kurz ein Palaver abgehalten, wie wir die nächsten Tage weiter machen wollen. Eigentlich ist die Abreise von hier aus für morgen weiter in Richtung Süd-Osten, dann ein Stück Italien und einige Pässe der Grand Alpes geplant – leider macht uns aber das Wetter wieder einmal einen Strich durch unsere Planung – viel Regen und Gewitter für die nächsten Tage auf unserer Route angesagt, hmhmhm. Die Frage ist, ob wir uns das antun wollen oder ob wir uns auf den Rückweg machen? Ich denke, das werden wir morgen früh ad hoc entscheiden – eine Route für die ungeplante Rückreise hat Rocco schon einmal vorbereitet.

Unser heutiger Plan geht auch nicht so ganz auf – ab 12/13 Uhr sind wieder Gewitter mit einigem Regen angesagt, so dass wir schauen wollen, bis mittags wieder am Campingplatz zu sein. Geplant ist ein Abstecher zur Cite Sainte de Mandarom Shamhasalem – das ist in Ort der Aumismus-Sekte, der recht interessant aussieht.

Auf dem Weg dorthin mussten wir kurz vor Castellane rechts abbiegen und nach kaum 5 km Fahrt erwartet uns nach einem kleinen Tunnel ein völlig skurriler Anblick:

Ist das eine Staumauer? Hmm…

Ein weiterer kurzer Tunnel und direkt danach dann das hier:

Wow, wie schön! Der Lac de Chaudanne. Rocco musste gleich die Drohne auspacken, um diese Stimmung einzufangen.

Dies davor ist tatsächlich eine Staumauer gewesen und zwar für Barrage de Chaudanne – eines der vielen Wasserkraftwerke in Frankreich. Dieser hier wird vom Fluss Verdon gespeist.

Die Route de Chaudanne schlängelt sich am Ufer des Sees entlang. Ein richtig schöner und kurviger, enger Weg führt dann nach oben, allerdings musste man teilweise aufpassen, da die Unwetter der letzten Tage einiges an Dreck, Schotter und Blättern auf die Straße gespült hatten. Doch bald schon kamen wir an eine Kreuzung, von wo aus man einen schönen Blick auf den See unten bekam.

Auch das war ein paar Drohnen-Aufnahmen wert. Und wie ich mich so in der Gegend umschaue, höre ich plötzlich von Rocco „Fu…!“ Oh je, was ist denn jetzt? Die Drohne hat kaum noch Ladung und Rocco verlor das Signal – OH NO! Rocco wurde ganz hektisch, hat geflucht und schwang sich schnell auf das Moped, um den Weg wieder zurück zu fahren in der Hoffnung, sie irgendwo wieder zu finden. Und gerade als er ein paar Kehren weiter unten war, höre ich plötzlich über mir die Drohne – sie hat den Rückweg von selbst gefunden, hahaha.

Aber wie informiere ich jetzt Rocco darüber? Hinterherjagen mit dem Moped bringt ja nichts. Ich dachte, vielleicht schaut er zwischendurch mal, wo sie gelandet sein könnte und hab in die Kamera der Drohne gewunken – so als Zeichen „hey, wenn Du mich siehst, dann weißt Du ja, dass die Drohne hier bei mir ist“ – hab auch mehrfacht versucht, Rocco telefonisch zu erreichen, leider erfolglos. Irgendwann dachte ich mir, er wird schon wieder zurück kommen – verzweifelt und fluchend. Als er nach einigen langen Minuten dann angefahren kam, war er tatsächlich verzweifelt – aber als ich ihm die Drohne zeigte, da ist ihm wohl der ganze Berg, den wir hoch gefahren sind, von den Schultern gefallen 😉 . Er stieg vom Moped runter, zog den Helm ab, fasste sich an an die linke Seite und meinte nur „Mein Herz!“ – was hab ich gelacht! Sorry, das ist gemein, aber das war so ähnlich wie meine verzweifelte Suche nach dem Moped-Schlüssel in Kroatien letztes Jahr.

Als der Ausreißer dann wieder sicher im Koffer verpackt war, blieb er den Rest der Fahrt da drin.

Weiter ging es also auf der Route de Castillon. In der Ferne sah man schon wieder einen türkisblauen See schimmern, dieses Mal jedoch etwas größer als vorher. Unterwegs auf einem Pass dieses Kreuz:

Und der Weg schlängelte sich in Serpentinen zum See hinunter, eine Kehre nach der anderen. Unten angekommen fuhren wir dann über die Staumauer. Auch dieser See, der Lac de Castillon wird vom Verdon gespeist und treibt das Wasserkraftwerk Barrage des Castillon an. Hinter der Staumauer eine wunderschöne Schlucht, dort fließt der Verdon also weiter in den Lac de Chaudanne

Den See haben wir dann rechts liegen lassen und sind Richtung La Baume und weiter zum „Kloster“ Cite Sainte de Mandarom Shamhasalem (was für ein Name!). Der Weg dorthin gewunden und schmal und schon von weitem sah man die riesigen Statuen dort stehen.

Davor dann ein Besucher-Parkplatz, doch als wir hineinwollten, sahen wir, dass man nur am Wochenende, Feiertagen und in den Ferien von 15:30-16:15 Uhr hinein kann. Hmm, also ein paar Bilder von außen schießen, man konnte ja bis vor das Tor laufen. Doch als wir kurz davor waren, kam ein „Mönch“ und verbot uns das Filmen und Fotografieren (steht ja schließlich auch auf dem Schild am Eingang! Außerdem darf man nicht Rauchen, nicht Telefonieren und keine Hunde mit hinein nehmen) – also gut, dann eben nicht. Pffft.

So zurück gewiesen traten wir also den Rückweg an und fuhren nach Castellane, um uns dort mal umzuschauen – Castellane ist nämlich eine sehr alte Stadt (oder Dorf?), was ich aber erst gestern abend gegoogelt hab… So schlenderten wir also durch die kleinen Gassen der Altstadt, immer abseits der Touri-Routen und fanden das ein oder andere nette Plätzchen dort.

Um die Mittagszeit ließen wir uns in unserer „Stamm-“Kaffee-Bar nieder, gönnten uns Panini, Eistee und Kaffee und genossen es, heute einige unerwartet schöne Eindrücke und Adrenalin-Shots gehabt zu haben.

Allerdings trieb uns das Wetter recht schnell wieder zum Campingplatz zurück und pünktlich um 13:00 Uhr zog auch schon das erste Gewitter über uns hinweg. Heute also blieben wir, dank Wetter-App und Flexibilität, ausnahmsweise mal trocken.

Jetzt bleibt zu hoffen, dass die Wäsche endlich durchgetrocknet ist – gestern kam sie noch klamm aus dem Trockner – der war wohl etwas zu voll… Irgendwie wird hier nichts richtig trocken – die Luft ist so feucht und schwül!

Auf den Bildern sieht das Wetter auch immer so schön und warm aus – das täuscht! Wenn wir morgens um 8:00 Uhr losfahren, sind es meist nicht viel mehr als 8-9°C – tagsüber erreichen wir selten die 20°C-Marke, meistens bewegen wir uns um die 15-18°C. Wenn wir denken „BOAH, ist das warm“, dann zeigt das Thermometer an den Mopeds gerade mal 16°C an – verrückt, oder?

Es ist jetzt 14:30 Uhr, der Regen hat aufgehört, es zeigt sich zaghaft blauer Himmel, wird etwas wärmer und die Luftfeuchtigkeit liegt bei gefühlten 150%.

Nachtrag 20:30 Uhr

Lt. Wetterprognosen würden wir Donnerstag und Freitag wohl nur gegen Ende des Tages nass werden, ab Samstag bis Dienstag sieht es dagegen echt übel aus: Gewitter, Regen, Unwetter, bäh.  Daher haben wir beschlossen, die Rückreise bereits morgen anzutreten. Wir werden also nicht wie geplant Richtung Süd-Osten, sondern Richtung Norden und Grenoble fahren, um in mehreren Etappen (also Tagen)  und hoffentlich nicht ganz so nass zu Hause anzukommen. Natürlich wählen wir nicht den direkten Weg, sondern Rocco hat noch ein paar nette Strecken ausgewählt.

Also, spannend bleibt es dennoch 😉

 

Tag 15 / 08.06.2023

Heute sind wir also wieder auf dem Weg in Richtung Norden und somit quasi nach Hause. Pünktlich um 8:00 Uhr verließen wir den Camping-Platz, den man wirklich empfehlen kann (wenn man täglich mehrfach 20 Höhenmeter mit 15% Steigung bewältigen kann, puuuh)

Ein letztes Mal durch Castellane und am heute smaragdgrünen Lac de Castillon vorbei ging es hinauf in die Berge. Unterwegs so schöne Plätze wie die alte Brücke Pont de la REINE JEANNE

um in die 7 km lange  Gorges de Daluis, durch die sich der Fluss Var gräbt, zu gelangen. Zunächst fuhren wir durch das Tal, rechter Hand die Var, die sich durch ein breites, steiniges Flussbett schlängelt.

In der Schlucht dann angekommen: einfach nur WOW ! Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Berge so komplett anders als noch ein paar Minuten zuvor – rötlich-braun anstatt grau und orange.

Wir mussten alle paar Meter wieder anhalten, um den An- und Ausblick zu genießen. Und die Straße war ein Genuss! Immer wieder ging es über „Balkone“ an den Felsen vorbei bis an die Kante heran – lediglich geschützt durch eine höchstens 50 cm hohe Steinmauer. Man hatte keine einzige Gerade, sondern nur Kurven und man musste ständig aufpassen, wohin man fuhr. Mehr als 20-30 km/h war absolut nicht drin.

Auf dem Weg dann phantastische View-Points wie z.B. die

Tete de Femme (Wächterin der Schlucht)

die Cascade d´Amen

Pont de la Marièe

Rocco hätte so gern die Drohne fliegen lassen, doch leider war der Akku der Steuerung fast leer – schade.

Und als wir aus der Schlucht draußen waren, hatten wir wieder das gewohnte Bild vor uns. Die Schlucht ist wirklich einzigartig, muss man gesehen haben!

So waren wir jetzt also auf der Route des Grand Alpes (RDGA) und auf dem Weg zu unserem ersten Pass – den Col de la Cayolle (2326m) – und wieder nur WOW – Ehrfurcht vor der Natur und dem Phänomen Seealpen!

Dort sah ich auch zum ersten Mal Alpenveilchen „in freier Wildbahn“ (eigentlich ja dort, wo sie auch hingehören) und wunderschöne blaue Blumen (keine Ahnung, wie die heißen) – ganze Teppiche voller Blumen – herrlich!

Wieder vom Pass herunter war es kurz vor Mittag, also unterwegs noch gevespert, um dann den nächsten Pass anzufahren – Col de Vars (2.108m). Sehr schön zu fahren, allerdings sind wir ohne Pause drüber, da sich der Himmel bereits zugezogen hat und wir schon die ersten Tropfen abbekommen hatten.

Weiter ging es auf der RDGA zum Col D´Izoard (2.360m) und da dachte man, man sei auf einem anderen Planeten!

Schon die Auffahrt dorthin war phantastisch – die Felsen schroff und als ob sie aus einer Sanddüne aufragen würden.

Direkt gegenüber wiederum sattes Grün zwischendrin

Bevor wir auf den eigentlichen Pass gelangen, packte Rocco noch die Drohne aus (Akku wieder voll 🙂 ) und da kam eine alte Dame, die mit ihrer Kamera Aufnahmen der Berge machte und schaute ihm ganz interessiert über die Schulter. Das Omchen war ganz allein mit ihrem kleinen Auto und Spiegelreflex-Kamera unterwegs, sie war bestimmt um die 70-80 Jahre alt – Respekt! Oben auf dem Pass angekommen, mussten wir natürlich noch einmal anhalten, um die spektakuläre Aussicht und die frischen Temperaturen (10°C) noch ein bisschen zu genießen und uns den auffrischenden Wind um die Nase wehen zu lassen.

Und dann kam die Abfahrt: so kurvig, dass man das Moped einfach nur von einer Seite auf die andere stemmen musste – geil!

Doch das Wetter trieb uns wieder weiter Richtung Col du Lautaret (2.058m), wo wir uns auf der Passhöhe unseren ersten Kaffee und ein Stück Kuchen (€8,00/Stück !!!) gönnten, denn da war es schon 16:00 Uhr durch und das kleine Vesper schon etwas länger her. So genossen wir die exklusive und sehr leckere Tarte, sowie den Ausblick auf die schneebedeckten Gipfel der Grand Alps, bevor uns auch hier die aufziehenden dunklen Wolken weiter nach unten trieben.

Wir fuhren an dem kleinen Stausee Lac du Chambon vorbei in das Dörfchen Le Freney-d´Oisans, wo wir uns in einem kleinen, feinen Hotel für diese Nacht eingebucht haben und uns nun auf das Abendessen freuen.

Die Mopeds sind in der einzigen Garage trocken untergebracht, wir haben lediglich ein paar Tropfen Regen abbekommen und sind gespannt, ob wir auch morgen so schöne Momente und tolle Ausblicke wie heute genießen dürfen.

 

Tag 16 / 09.06.2023

Nach einem erstaunlich guten Frühstück fuhren wir erst um 9:00 Uhr los, da war es schon ziemlich diesig und sah verdächtig nach Regen aus. Aber das kann und darf uns natürlich nicht an der Weiterreise hindern.

So landeten wir recht schnell wieder auf kleinen Straßen und Sträßelchen, die uns auf diverse Cols der Grand Alps bringen sollten.

Heute jedoch standen tatsächlich die Straßen im Vordergrund – diese waren mitunter sehr anspruchsvoll, mit sehr vielen Kurven und Kehren, so dass man kaum Zeit hatte, die Natur drumherum zu genießen oder zu bewundern – was aber auch nicht schlimm war, denn da sich die Sonne heute überhaupt nicht gezeigt hat und die Weitsicht wolkenverhangen war, war das vielleicht auch ganz gut so.

Auf dem Weg zum Col de Glandon und Col de la Croix de Fer war zunächst leider ziemlich viel Verkehr, was mit zahlreichen Kehren die ganze Aufmerksamkeit erforderte. Und dass wir eine Ausfahrt verpassten, weiter oben wenden mussten, um den halben Weg wieder zurück zu fahren, hat die Situation nicht unbedingt erleichtert. So viel Verkehr sind wir gar nicht mehr gewohnt, hahaha. Was müssen wir auch immer abseits der Hauptstraßen fahren, tststs.

Es gibt auch nur zwei Arten von Fahrern bei den Franzosen: diejenigen, die vor sich hin trödeln und einen auf „Mimimi“ machen und diejenigen, die fahren wie die Henker! Als Mopedfahrer kommt man bei uns eigentlich immer schneller voran und wird selten von einem Auto überholt – hier in Frankreich hingegen wurden wir ständig von Autos oder Sprintern überholt, die sich wahrscheinlich gedacht haben: „Die ollen Touris! Aus dem Weg, ich muss zur Arbeit, was schleicht ihr hier so rum?“ Tempolimits sind hier wohl tatsächlich nur eine Empfehlung…

Als wir also wieder auf der richtigen Straße waren, ging es hinauf in die Berge auf 2000 Metern. Kurz vor dem Col de la Croix de Fer öffnete sich vor uns eine Landschaft, die wir hier oben nicht erwartet hatten – es sah aus, wie in den Highlands (sagt Rocco) oder in Neuseeland (sage ich) und als ich mich umdrehte, hatte ich das Gefühl, ich sei in Norwegen.

Wir waren wieder in einem Gebiet, das sich „Reserve nationale de chasse et de faune sauvage de Belledonne“ (was für ein Name mal wieder!) nennt. Hier oben war es richtig schön!

Kurz vor dem Pass bogen wir jedoch ab und fuhren über den Col du Glandon (1.924m), um den nächsten Pass anzufahren: Cole de la Madeleine (2.000m). Auch diese Auffahrt sehr anspruchsvoll und ca. 4 km vor dem Pass ein typischer Touri-Ski-Ort – die Häuser nur für die Touristen erstellt, zahlreiche Läden und Restaurants, Skilifte und Bars – das volle Programm eben. Und die Gegend drumherum? Sattgrüne Wiesen (die im Winter wohl Skipisten sind) gespickt mit bunten Flecken oder aber ganze Felder voller weißer Blüten, Kühe und Schafe, die friedlich grasen. Der Pass hat uns dann mit einer tollen Weitsicht auf die schneebedeckten Gipfel der Alpen belohnt – zwar wolkenverhangen aber dennoch ein toller Anblick (oder vielleicht gerade deshalb?)

Auf einer Schotterpiste, die noch weiter hoch führte, kamen ein paar Mopeds herunter – die hatten sichtlich Spaß dabei. Rocco so: „Hmm, geht das?“ und ich so „Ne, Rocco, lass mal, nicht heute“ – das hätte ich mir eher nicht zugetraut…

Dafür durfte Rocco die Drohne steigen lassen.

Also weiter an kleineren und größeren Schneefeldern vorbei und immer mal wieder regnete es ein bisschen, wir wollten nicht schon wieder so nass werden…

Unten angekommen (die Abfahrt nicht minder anstrengend) führte uns die Straße plötzlich auf die Schnellstraße nach Albertville – ich hab kurz überlegt, ob Rocco sich nicht verfahren hat… Aber nein, hat er nicht. Es ging auch nicht lange und dann bogen wir ab zum nächsten Col. Bevor wir diese gewundene, mit zahlreichen Kehren gespickte Auffahrt angingen, lenkte uns ein Hüngerchen um die Mittagszeit in eine Brasserie am Straßenrand, während es schon wieder tröpfelte. Auf dem Weg immer wieder diese vielen Wasserfälle, die wir schon gar nicht mehr registrieren, die aber dennoch auffallend sind, denn es gibt so viele davon! So viele Wasser-Zuläufe zu den Flüssen, dass es einfach schon zum Bild dazugehört. Und immer mal wieder an einem Stausee vorbei, wo ein Wasserkraftwerk nicht fehlen darf. Auch die gibt es in Frankreich zuhauf – ich gehe nicht davon aus, dass den Franzosen der Strom so schnell ausgeht…

Gestärkt und begleitet von leichtem Nieselregen konnten wir dann die Auffahrt zum Col de Saisies (1.650m) angehen – diese war nicht minder anstrengend und spannend als alle anderen, die wir heute gefahren sind. Unterwegs fielen uns dann mehrere Camper, Autos und Lieferwagen am Straßenrand auf – davor Leute sitzend auf ihren Campingstühlen, meistens bestückt mit Kameras oder Handys. Weiter vorn an einer Abzweigung zum Col ein leuchtend gelbes Schild, dass HEUTE die Straße zum Col de Saisies von 15:30-16:45 gesperrt sei. Haja, alles gut, es ist ja erst 15:00 Uhr und es sind ja nur 15 km bis dort hin, das schaffen wir locker. Von oben kamen uns schon Radfahrer entgegen – nichts neues hier in der Gegend, auf die müssen wir eigentlich täglich achten. Dennoch hatten wir den Eindruck, dass hier wohl ein Radrennen durchführt, denn uns kamen auch Autos und Transporter mit Fahrrädern auf dem Dach entgegen – das sah schon profimäßig aus. Und am Straßenrand immer mehr Streckenposten und Gendarmerie, die uns aber fröhlich durchgewunken hatten. Na also, alles im grünen Bereich – dachten wir…

Kurz vor dem Pass standen schon etliche Autos, Fahrräder, Camper, Transporter und Menschen am Straßenrand, da schwante uns Böses. Und als auf dem Pass dann auch noch die Gendarmerie da stand und uns auf den Parkplatz lotste, wussten wir, dass wir nicht weiterfahren konnten. Jetzt hat Rocco bei der Routenplanung immer aufgepasst, dass wir nicht irgendwo in ein Radrennen geraten – dieses hatte er jedoch wohl nicht auf dem Plan…

Ok, nutzt alles nichts – Mopeds parken und uns darauf einlassen. Eine nette Dame der Gendarmerie klärte mich dann auf Anfrage auf, dass es wohl 1 Stunde dauern würde, bevor wir wieder weiter fahren könnten. Ok, dann können wir auch einen Kaffee trinken, zumal es wieder anfing zu regnen. Schade eigentlich, dass hier so viele Menschen waren, denn die Umgebung sah sehr vielversprechend aus – doch wegen der ganzen Hektik um das Radrennen, hat man das gar nicht so richtig registriert…

Aufgeregte Menschen standen auch hier mit gezückten Kameras, diversen Nationalflaggen und Fähnchen am Straßenrand.

Im Inneren der Bar war ein Großbildfernseher, in dem ein Radrennen live übertragen wurde – könnte das sein, dass wir genau da drin stecken? Yepp, am unteren Bildschirmrand stand „Col de Saisies“, na prima.  Und dann wurde es plötzlich hektisch – alles strömte aus der Bar raus an den Straßenrand, Gendarmie fuhr auf Motorrädern mit Blaulicht vorbei, TV Übertragungswagen schossen vorüber, Begleitfahrzeuge aller Herren Länder sausten vorbei. Die Leute ganz aufgeregt, bis auf uns motorisierten Bikern, die wir einfach nur runter vom Pass wollten…. Auf Nachfrage erfuhr ich dann, dass wir tatsächlich mitten im bekannten Rennen „La course de Dauphin“ gelandet sind. „That is before Tour de France“ klärte mich die Bedienung auf – was auch immer das heißen mag. Es schien jedoch wichtig zu sein, denn plötzlich kam Bewegung in die Menge, ein Hubschrauber flog vorbei und die ersten Fahrer rasten über den Pass, begleitet von „Allez! Allez!“-Rufen der Menge!

Wir hatten solche Situationen ja schon mehrfach auf unseren Touren. Einmal sind wir mitten in der Giro d´Italia gelandet und ein anderes Mal war unsere Route durch die Giro gesperrt und wir mussten einen 140 km langen Umweg in Kauf nehmen. Aber so wie heute – das war neu :-). Und die Franzosen toppen das Ereignis Radrennen vor allen anderen. Was für ein Aufwand, sich bereits Stunden vorher zu positionieren, Essen und Trinken mitzunehmen, Banner, Fahnen, Bowflags und sonstiges Werbematerial aufzubauen, nur um die Fahrer für 10 Minuten vorbeirauschen zu sehen und anzufeuern!

Als nach knapp einer Stunde dann abzusehen war, dass der letzte Fahrer den Pass passierte und auch keine Begleitfahrzeuge mehr in Sicht waren, die letzten Gendarmerie-Mopeds mit Blaulicht an uns vorbeirauschten und wir somit bald losfahren könnten, schwangen wir uns auf die Mopeds und machten uns bereit – so wie viele andere Radfahrer, Autos, Camper, Fußgänger und sonstige beweglichen Teile. Entsprechend hektisch war dann die Abfahrt, als die Gendarmerie die Straße dann endlich frei gab.

Uns war während der Wartezeit schon klar, dass wir heute nicht mehr viel weiter als bis Annecy kommen würden, so hat Rocco in der Zwischenzeit ein Doppelzimmer in einem Ibis-Budget in einem Vorort der Stadt gebucht. Dorthin gelangten wir über den Col de la Croix Fry (1.467m), doch diesen nahmen wir nur noch am Rande wahr, denn es regnete immer noch mal mehr mal weniger und wir wollten nicht schon wieder klatschnass irgendwo ankommen. Und tatsächlich haben wir es (fast) trocken bis zum Hotel geschafft, nachdem wir uns durch den (vermutlich) Feierabendverkehr vor Annecy quälten. Nur gut, dass die Franzosen (so wie die Italiener auch) immer rechts ausweichen, wenn ein Mopedfahrer von hinten kommt – das wäre bei uns kaum denkbar. So konnten wir uns meistens an den langen Staus vorbeimogeln. Doch die Franzosen lieben Kreisverkehre! Die sind in jedem kleinen Dorf zu finden und in den größeren Städten gleich mehrere hinter und gefühlt übereinander, so dass man schnell die Orientierung verliert. Und so passierte es auch, dass wir eine Ausfahrt verpassten, am Hotel vorbeifuhren und das ganze nochmal von vorn machen mussten – doch da hatte sich der Verkehr zum Glück schon etwas beruhigt. Also am Hotel angekommen und gerade das Zimmer bezogen, fing es auch schon kräftig an zu regnen – chacka, wieder mal alles richtig gemacht, trotz dem Zwischenstopps beim Radrennen und der weiträumigen Umfahrung des Hotels 😉

Direkt neben dem Hotel befindet sich ein Italienisches Restaurant, perfekt! Auf Empfehlung des Mitarbeiters am Empfang gingen wir also abends dort hin. Ein winziger Tisch für zwei war dann auch frei. Rechts von Rocco ein deutsches Pärchen – alles gut. Links von Rocco zwei Asiaten – und der kaum einen Meter von Rocco entfernte Mensch war die ganze Zeit am Rülpsen, Schmatzen und andere unappettitliche Geräusche machen. Und noch bevor wir die Karte studieren und etwas zu Trinken bestellen konnten, hatte Rocco schon die Nase (oder Ohren) voll und wir standen auf und haben kommentarlos das Restaurant verlassen – sowas geht gar nicht! Bäh! Keinen Anstand die Jungs. Mag ja sein, dass solches Benehmen in ihrem Land normal ist und dazugehört, aber hier geht das einfach nicht – Diversität und Toleranz hin oder her!

So nahmen wir uns kurzerhand ein Taxi und fuhren in die Altstadt, um dort in Ruhe -ok, der Geräuschpegel dort war schon ziemlich laut, daher sagen wir lieber anständig –  unser Abendessen genießen zu können. Die Altstadt ist sehr interessant, allerdings war uns nicht der Sinn danach – vielleicht ein anderes Mal?

Morgen ist leider nicht so gutes Wetter angesagt – Rocco meinte, wir würden wohl schon bei der Abreise von hier nass werden. Aber das war ja auch irgendwie klar bei den Prognosen. So nehmen wir es einfach hin, auch wenn das bedeutet, dass wir den TET nicht wie geplant fahren können, da wir ja auch nicht wissen, was da auf uns zukommt. Voraussichtlich werden wir am Sonntag zu Hause ankommen – irgendwie.

Jetzt ist es schon wieder 22:45 Uhr – Rocco schläft schon und ich sage jetzt auch „Guet´s Nächtle“

Tag 17 / 10.06.2023

6:30 Uhr, der Himmel wolkenverhangen und leichter Nieselregen. Na toll, heute werden wir wohl nicht trocken bleiben. Aber war uns ja eigentlich klar, trotzdem hofft man immer, drumherum zu kommen.

Kurz vor 8:00 Uhr konnten wir nach dem Frühstück schon los. Hinaus aus Annecy und hinein in den Parc naturel regional du Haut-Jura – auch als Jura-Gebirge bekannt. Fast derselbe Weg zurück, wie wir ihn auch am 1. und 2. Tag gefahren sind. Nach etwa einer Stunde stand irgendwo auf einem Parkplatz ein Audi S4 mit einer Reifenpanne. Da wir wissen, wie wertvoll Hilfe in der Not sein kann, wendeten wir kurzerhand, um diese anzubieten. Ein Ersatzrad war nicht vorhanden,  also galt es, das Loch irgendwie zu stopfen, damit die Familie bis zum nächsten Ort weiterfahren kann. Und da Rocco für solche Fälle (könnte uns ja auch passieren…) entsprechendes Equipment dabei hatte, probierten die Männer, das Problem irgendwie zu lösen. Währenddessen sind Frau und Sohn schon mal zu Fuß losmarschiert. Der Mann erzählte uns dann, dass das gar nicht sein Auto sei, sondern das seines Bruders, der heute an einem Rennen teilnimmt und sie auch dorthin wollten. Nach langem Hin und Her mit Stopfen, Aufpumpen, wieder Stopfen und wieder aufpumpen konnten sie den Reifen dann soweit richten, dass er zumindest bis ins nächste Dorf fahren kann, das gar nicht so weit entfernt war. Er fuhr also los und nachdem wir unsere Sachen verstaut hatten, wir hinterher. Wir sahen ihn dann nicht mehr, vermutlich hat er es wohl doch irgendwie weiter geschafft – sehr schön.

Im Dorf dann schon viele Menschen, es herrschte Volksfest-Stimmung, Absperrungen und Hütchen – etwa schon wieder ein Radrennen? Von wegen! Als wir aus dem Dorf hinaus fuhren, sahen wir auf der Gegenfahrbahn Läufer – oha, das war neu, nicht mit dem Velo sondern per pedes! „Die spinnen die Franzosen“ meinte Rocco nur. Im nächsten Dorf einige Kilometer weiter wieder Volksfest-Ambiente und Streckenposten, die zur Not die Straße absperrten, wenn gerade ein Läufer rechts den Berghang hinunterkam. Also das war nicht einfach eine normale Strecke, sondern da ging es hinauf, hinunter, auf der Straße und im Gelände! Respekt!

Wir fuhren also weiter Richtung Pontarlier, immer am Fluss Doubs entlang. Immer wieder fiel Regen, der aber nie wirklich lange anhielt, so dass wir zwischendurch wieder trockengeföhnt wurden, nur um einige Kilometer weiter wieder nass zu werden. Die Wolken so tief unten, dass man gar nicht wusste, wie die Umgebung beschaffen war. Waren das Berge? Oder sind wir gerade im Flachland?

Nachdem wir Pontarlier passiert hatten, ging es wieder auf kleineren Wegen weiter. Auffallend war, dass die Wiesen, die uns zu Beginn unserer Reise so bunt und lebendig begleitet hatten, abgemäht und zu Heuballen geformt da lagen. Aber wir sind doch erst vorgestern hier durch gefahren! Oh Moment, das ist ja schon über zwei Wochen her – wie schnell die Zeit verging… Plötzlich meinte Rocco „Wir müssen wenden!“ – oh, wieder falsch abgebogen? Nein, meinte er nur, er hätte da einen Weg gesehen, den wir probieren sollten, wir hätten ja Zeit. Okeeee, also wenden und auf den klitzekleinen Weg einbiegen. Na das kann ja spannend werden… Aber erstmal was trinken, eine rauchen und Mut sammeln für das, was kommen könnte. Es ging um´s Eck, in eine Senke, wo ein Gasthof stand, wieder hoch, um dann – wieder auf die Hauptstraße zu gelangen, hahaha, das war wohl nix! Von wegen spannend.

Also weiter Richtung Heimat, auf „normalen“ Straßen, immer noch am Fluss Doubs entlang, der jedoch irgendwann einen merkwürdigen Eindruck auf mich machte – das Wasser (wenn vorhanden) träge, die Steine im Flussbett mit bräunlichem Moos bedeckt – irgendwie schien der nicht zu fließen, sondern zu stehen – wie kann das sein? Ist das ein Sumpfgebiet? Das war so ein merkwürdiger Anblick nach all den rauschenden und tosenden Flüssen und Wasserfällen, die wir die letzten Tage hatten…

Der Regen hatte sich verzogen, die Sonne kämpfte sich tapfer durch die Wolken und der Himmel wurde von grau zu blau. So fuhren wir kurz vor Mittag dann in den Ort Morteau ein – und wurden von deutsch-französischen Fähnchen über der Straße begrüßt (sah aus wie bei uns die blau-weißen Fähnle an Fasnet) – ok, hier sind wir wohl willkommen ;-). Da das Frühstück schon einige Zeit her war, kehrten wir in das erstbeste Restaurant am Straßenrand ein. Und gerieten in ein Feinschmecker-Lokal. Auf der Karte recht ausgefallene Dinge, die man sonst wohl nicht unbedingt findet. Egal, jetzt hatten wir schon Getränke bestellt und hatten auch Hunger, also irgendwas bestellen in der Hoffnung, dass es für unseren Gaumen auch verträglich ist – war es im Großen und Ganzen dann auch, der Geldbeutel hat jedoch erheblich gelitten…

Bis dahin hatten wir schon 200km Strecke hinter uns gebracht, als uns der Gedanke kam, wir könnten ja eigentlich bis nach Hause durchfahren? Es ist eigentlich nicht mehr allzu weit, wir sind schon gut vorangekommen und eine weitere Übernachtung kurz vor zu Hause muss ja nicht unbedingt sein. Während Rocco also die schnellste Route berechnete (240 km in 4 Stunden, also durchaus machbar), googelte ich mal den Ort hier. Und meine Vermutung mit dem Sumpfgebiet war gar nicht so falsch: der Ortsname leitet sich von „eau morte“ (totes Wasser) ab, da der Fluss hier eine ruhende Strömung hat. Und die Partnerstadt ist Vöhrenbach – das erklärt auch die Fähnchen, hahaha. (Nachtrag: die deutsch-französischen Fähnchen waren auch in anderen Ortskernen vorzufinden und haben den Hintergrund, dass an dem Wochenende das 60-jährige Jubiläum der deutsch-französischen Freundschaft begangen wurde)

Die Temperaturen stiegen über die 20°-Marke, der Regen hat sich ganz verzogen und so fuhren wir also unter strahlend blauem Himmel auf Schnell- und Hauptstraßen Richtung Belfort, dort auf die Autobahn Richtung Mulhouse, wo wir dann die 30° erreichten – das waren wir gar nicht gewohnt! Das war richtig heiß! Zwischendurch mussten wir mal anhalten, ich musste mich in einem Gebüsch der überflüssigen und warm haltenden Kleidung entledigen und tanken könnten wir auch wieder. Und wie Rocco den Magarac starten will, bockt der wieder – oh no! Kann doch jetzt so kurz vor dem Ziel nicht sein, oder? Der Esel beruhigte sich wieder und als der Tank wieder voll war, war er auch wieder zufrieden– hmmmm, ist wohl doch nicht alles ok wie wir dachten?

Aber er hielt durch und so fuhren wir auf der Autobahn Richtung Freiburg (ja, das Freiburg in BW) und passierten unspektakulär die Grenze nach Deutschland. Wir quälten uns durch die 30er Zone in Freiburg, um über den Thurner, Urach, Vöhrenbach nach Hause zu gelangen. Unterwegs fielen uns dann die trockenen Wiesen auf – das war so ein unwirklicher Anblick nach der sattgrünen und feuchten Vegetation der letzten Tage… Und zum Abschluss nahmen wir  noch den staubigen Schotterweg (ist ja leider zu kurz gekommen auf der Tour) nach Unterkirchnach mit, um zu Klaus auf einen Kaffee zu gelangen.

Landung zu Hause war letztendlich dann um 18:00 Uhr nach 440 km Strecke und unsere Tour somit zu Ende – leider vorzeitig 🙁

Die nächsten Tage jetzt also erstmal noch ein bisschen Wäsche waschen (allzu viel ist es ja durch die zwei Mal Waschen zwischendurch zum Glück nicht) und das ganze Equipment verräumen, Daten und Bilder aufarbeiten und das ganze sacken lassen. Vor allem müssen wir uns hier an die Hitze gewöhnen!

 

Diese Tour war anders als unsere vorherigen Touren – woran lag das? Wir konnten es lange nicht greifen, doch unser Fazit war dann, dass wir mit bestimmten Zielen und Vorstellungen nach Frankreich gefahren sind:  wegen der Ein- und Ausblicke in Gorges und Coles. Bei den Balkantouren waren es eher Land und Leute, auf die wir gespannt waren – es war das Unbekannte, was die Touren ausgemacht hat. Schade nur, dass wir nicht alle geplanten Routen fahren konnten – so fehlen noch einige Pässe der Route de Grand Alpes (RDGA), was uns jedoch einen weiteren Grund liefert, erneut nach Frankreich zu fahren.

Dennoch hat uns Frankreich sehr gefallen. Die Landschaft, in der wir unterwegs waren, war einfach so schön, so monumental, phänomenal und gigantisch. Dass wir so positiv überrascht von der Herzlichkeit und Offenheit der Menschen waren, hat die Reise umso schöner gemacht. Und sie haben sogar extra für mich überall öffentliche Toiletten geschaffen – schon allein dafür muss man sie gern haben ;-).

Entgegen all meiner Befürchtungen hat sich die mangelnde Kenntnis der Sprache nicht als Problem erwiesen – wenn man die grundlegenden Wörter in der Landessprache beherrscht, dann merken die Menschen, dass man sich Mühe gibt und helfen einem durch Englisch (ja, die meisten können das wirklich)  und oft auch durch Google-Übersetzer 😉 über diese Hürde hinweg.

Die Koffer haben sich bewährt  – nie wieder Reisen ohne. Ob für mein Beauty-Case, die Schuhe zum Wandern unterwegs, Wechselklamotten oder Proviant – sehr praktisch. Auch für Rocco, der seinen Koffer ja für das Equipment für die Drohne genutzt hat – wobei es da im Innenleben noch Verbesserungspotential gibt.

Apropos Drohne – die Aufnahmen mit der neuen Drohne sind teilweise leider nicht so gut gelungen – auch da gibt es noch Potential bei den Einstellungen (muss man wissen…)

Die Umwelt-Plakette hat keinen interessiert und wir haben niemanden gesehen, der so eine Plakette am Fahrzeug hat…

Unser Erlebnis mit dem heftigen Regen hat  die Wetterumschreibung „albanische Verhältnisse“ ersetzt – wenn es nun Unwetter und Regen gibt, dann sind das „französische Verhältnisse“. Mein „Kaputtwaschen“ der regenfesten Klamotten hatte übrigens zur Folge, dass wir uns jetzt neu eingekleidet haben – mit HELLER Kleidung, was ich mir ja schon lange vorgenommen hatte, also eigentlich gut, dass die anderen „kaputt“ sind, hahaha. Die neuen Klamotten können sich dann nächstes Jahr auf dem Balkan gewähren.

Und somit ist auch klar, wohin wir nächstes Jahr wollen. Bis dahin vergeht aber noch einige Zeit und bekanntlich kann sich da ja noch gaaanz viel ändern – gell Rocco 😉